17. Juni 1953: Der Volksaufstand in der DDR – Arbeitsmaterial in Einfacher Sprache

Unterrichtseinheit

Die Unterrichtseinheit "17. Juni 1953: Volksaufstand in der DDR" wurde gemeinsam mit der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur anlässlich des 70. Jahrestages des Aufstandes entwickelt und bündelt Arbeitsmaterialien in Einfacher Sprache zur Plakatausstellung "17. Juni kompakt" der Bundesstiftung Aufarbeitung.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi / Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Fächerübergreifend
  • Sekundarstufe I
  • 6 Unterrichtsstunden
  • Präsentation, Übung
  • 7 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Die Plakatausstellung "17. Juni kompakt" der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur umfasst sechs Plakate und bündelt verschiedene Materialien und Informationen. Sie finden hier neben Darstellungstexten auch Illustrationen, Infografiken, zeithistorische Fotos und weiterführende Medienhinweise in Form von Video- und Audioquellen. Die Plakatausstellung vermittelt Grundlagenwissen über den Volksaufstand in der DDR am 17. Juni 1953 und macht das Thema auch für junge Menschen zugänglich. Die Materialien zur Ausstellung bearbeiten und vertiefen die Plakatinhalte. Schülerinnen und Schüler setzten sich hier mit der Vorgeschichte, dem Verlauf, den (europäischen) Folgen und der Bedeutung des Volksaufstands 1953 auseinander. Die Bearbeitung kann in die übergeordnete Fragestellung nach den Chancen und Grenzen von politischem Protest in Demokratien integriert werden und Schülerinnen und Schüler aktivieren, sich im Rahmen der Demokratiebildung mit freiheitlich demokratischen Werten auseinanderzusetzen.

Unterrichtsablauf

Inhalt
Sozial- / Aktionsform

Didaktisch-methodischer Kommentar

Einführung in das Thema: Der Volksaufstand 1953

Am 17. Juni 1953 protestierten eine Million Menschen in über 700 Städten und Gemeinden in der DDR gegen das kommunistische Regime. Sie bestreikten über 1.000 Betriebe und erstürmten über 250 öffentliche Gebäude. Der soziale Arbeiteraufstand entwickelte sich schnell zu einem Volksaufstand, der nicht nur vereinzelte Großstädte, sondern die gesamte DDR erfasste. Die Demonstrierenden forderten politische und persönliche Freiheiten wie freie Wahlen, die Wiedervereinigung, den Rücktritt Walter Ulbrichts sowie die Freilassung politischer Häftlinge. Die sowjetische Regierung verhängte den Ausnahmezustand und übernahm in weiten Teilen der DDR die Regierungsgewalt. Gemeinsam mit der Volkspolizei schlug sie den Aufstand militärisch nieder. 15.000 Menschen wurden festgenommen und 50 starben.

In der DDR galt der Volksaufstand von 1953 als "faschistischer Putschversuch", der Bundesrepublik hingegen diente er als "legitimatorischer Schub" für die eigene Demokratie. Der Volksaufstand steht "symbolisch für ein Ereignis, in dem die Gesellschaft versuchte, Freiheit zu erlangen" und ihm kommt "in der nicht gerade reichhaltigen deutschen Freiheitsgeschichte ein besonderer Platz [zu]". Der Aufstand als Teil der deutschen Demokratiegeschichte erinnert an die Bedeutung demokratischer Werte. Allerdings werden in der deutschen Erinnerungskultur die Massenaufstände in der DDR um den 17. Juni 1953 als "demokratische Glanzpunkte" zu wenig beziehungsweise gar nicht gewürdigt. In der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch im schulischen Kontext spielen diese Ereignisse im Vergleich zur Friedlichen Revolution 1989/1990 und der deutschen Einheit noch immer eine untergeordnete Rolle. Die Behandlung des Aufstands kann jedoch einen wertvollen Beitrag zur Demokratie- und Menschenrechtsbildung darstellen und als Teil der zeitgeschichtlichen Geschichtsvermittlung einen Beitrag zur Orientierung in unserer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft leisten. 

Vorwissen 

Die Schülerinnen und Schüler sollten sich schon im Vorfeld bereits im Geschichtsunterricht mit der Teilung Deutschlands 1949 (etwa Besatzungszonen und Staatsgründung) auseinandergesetzt haben und Vorwissen zu den politischen und wirtschaftlichen Systemen der DDR und Bundesrepublik besitzen. 

Didaktische Analyse 

Das Angebot lässt sich insbesondere in die Fächer Geschichte und Politik integrieren. Es eignet sich aber auch für einen fächerübergreifenden Unterricht – etwa im Rahmen von Projekttagen oder -wochen. Die deutsch-deutsche Geschichte 1945–1989 ist fest in den Lehr- und Bildungsplänen verankert (Geschichte, 9./10. Klasse). Im Fokus steht die Entwicklung der beiden deutschen Staaten nach 1945 (Demokratie und Diktatur) im Vergleich. Ebenso werden nationale und internationale Prozesse und Ereignisse betrachtet, die zur deutschen Einheit führten (etwa Herrschaftsformen, Menschen- und Bürgerrechte, Umgang mit Opposition und Widerstand, Friedliche Revolution als Herausforderung und Prozess). Das Fach Politische Bildung vermittelt Fähigkeiten und Kenntnisse, damit Schülerinnen und Schüler das Leben in einer Demokratie mitgestalten und gesellschaftliche Fragen und Probleme verstehen und beurteilen können. Sie sollen in der Entwicklung ihrer politischen Mündigkeit unterstützt werden. Schülerinnen und Schüler behandeln in der 9./10. Klasse unter anderem die Mitwirkung an der Willensbildung und an Entscheidungen (Wahlen, Parteien, Regierung und Opposition, Formen der Bürgerbeteiligung). Ein Schwerpunkt hier ist die Auseinandersetzung mit gefährdenden Elementen für die Demokratie und die wehrhafte Demokratie (Vergleich mit DDR-Diktatur).

Das Arbeitsmaterial richtet sich insbesondere an:

  • Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte ab Klasse 9 an integrierten Gesamtschulen, Gemeinschaft- und Sekundarschulen, Förderschulen,
  • Schülerinnen und Schüler mit Sprach- und Lernschwierigkeiten in heterogenen Lerngruppen,
  • Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt Lernen oder Sprache, Deutschlernende und weitere. 

Methodische Analyse 

Zur schulischen Einbindung der Plakate stehen Arbeitsmaterialien in Einfacher Sprache bereit. Zu jedem Plakat wurde ein Arbeitsblatt in Einfacher Sprache entwickelt, das die medial vielfältigen Inhalte bearbeitet. Die Arbeitsblätter können je nach Lerngruppe und zeitorganisatorischen Rahmenbedingungen angepasst werden und stellen Impulse und Ideen für den Unterricht dar. Neben Aufgaben zum Textverständnis, inhaltlichen Reproduktion und Sicherung der historischen Prozesse, finden Sie auch produktions- und handlungsorientierte Aufgaben.

Weitere didaktisch-methodische Hinweise finden Sie im Leitfaden, den Sie im Download-Bereich herunterladen können. 

Unterrichtsmaterial "17. Juni 1953: Der Volksaufstand in der DDR" zum Download

Vermittelte Kompetenzen

Fachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler 

  • können die Vorgeschichte, den Verlauf, die Akteure und die Auswirkungen des Volksaufstands 1953 nachvollziehen und strukturiert beschreiben.
  • erschließen die Folgen und Auswirkungen des sozialistischen Aufbaus auf die Menschen.
  • kennen die Forderungen des Aufstands und ordnen sie in den historischen Sachverhalt ein.
  • können (historische) Fachbegriffe definieren, erklären und einordnen (z.B. Sozialismus, Volksaufstand, Demonstration).
  • entwickeln eigene Fragestellungen zu historischen Ereignissen und Prozessen.
  • bewerten die Niederschlagung des Volksaufstands, die darauffolgenden politischen Maßnahmen und deren Auswirkungen auf das Leben der Menschen.
  • kennen die europäischen Dimensionen und Entwicklung der Rebellionen im Ostblock.
  • erkennen die historische Bedeutung des Aufstands und bewerten diese aus heutiger Sicht.
  • wissen, wie heute dem Volksaufstand gedacht wird und diskutieren Formen der Erinnerung.

Medienkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • üben, umfassende Informationen in wenigen Worten zusammenzufassen und die wesentlichen Inhalte zum Verständnis zu erfassen.
  • recherchieren eigenständig Informationen und nutzen bereitgestellte Informationen, um reproduktive Fragen zu beantworten, Transferaufgaben zu lösen und bewertend historische Entwicklungen zu erörtern.
  • interpretieren schriftliche, bildhafte und audiovisuelle Quellen zum Zeitgeschehen.
  • analysieren Zeitzeugenaussagen und ordnen diese in den historischen Sachverhalt ein.
  • nehmen einen Video- oder Audioclip auf, in dem sie aus der Perspektive eines Zeitzeugen oder einer Zeitzeugin ihr Fachwissen anwenden können.
  • entwerfen Ideen für eine Protestbewegung mithilfe moderner Kommunikationsmittel.

Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • stärken in der gemeinsamen Erarbeitung ihre Teamfähigkeit und üben sich im sachlichen und konstruktiven Diskutieren in einer Gruppe.
  • gehen wertschätzend und respektvoll mit den Erfahrungen und Meinungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler um.
  • stärken ihr Empathievermögen durch die Übernahme anderer Perspektiven.
  • reflektieren, dass historische Ereignisse unterschiedlich rezipiert werden.

Die Ausstellung "17. Juni kompakt" ist ein Beitrag zum 70. Jahrestag des DDR-Volksaufstands von 1953. Herausgeberin der Ausstellung ist die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Die Texte und Illustrationen stammen von Clara Marz, die das Projekt gemeinsam mit Dr. Ulrich Mählert in der Bundesstiftung Aufarbeitung verantwortet. Das didaktische Begleitmaterial zur Plakatausstellung wurde von der Eduversum GmbH, Wiesbaden entwickelt und stellt Arbeitsmaterialien in Einfacher Sprache zur Verfügung.

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Lizenzinformation

Frei nutzbares Material
Die von Lehrer-Online angebotenen Materialien können frei für den Unterricht genutzt und an die eigene Zielgruppe angepasst werden.

In Kooperation mit

Bundesstiftung Aufarbeitung

Dieser Beitrag wird in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung angeboten.

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