Hypertexte im Unterricht der Grundschule
Unterrichtseinheit
Herkömmliche Texte sind linear angeordnet und werden von oben nach unten gelesen. Ein Hypertext besteht dagegen aus einzelnen Textbausteinen, die in unterschiedlicher Reihenfolge miteinander verknüpft werden können.Der Fortgang einer Hypertext-Geschichte hängt von der Entscheidung des Lesenden ab. Eine solche Geschichte mit Grundschulkindern herzustellen ist eine reizvolle Aufgabe, bei der Gemeinschaftssinn, Erzähl- und Leselust gefördert werden. In Partner- oder Gruppenarbeit schreiben die Kinder die einzelnen Teile der Geschichte, die dann beurteilt, ausgewählt und zusammengefügt werden. Der fertige Hypertext wird am Computer in der Programmiersprache HTML umgesetzt. Spezielle Kenntnisse benötigt man dafür nicht. Es gibt einfach zu bedienende Programme, die diese Arbeit übernehmen.Der literarische Hypertext, den ich mit meinen Schülerinnen und Schülern im Grundschulunterricht entwickelt habe, ermöglicht die Zusammenführung einzelner Schülerarbeiten zu einem gemeinsamen Ganzen. Dazu muss sich jeder/jede intensiv mit allen Teilen befassen (lesen, bewerten, auswählen), um dem Ganzen eine Struktur zu geben. Die Verzweigungen (Links) werden zunächst auf einem Plakat dargestellt und dann mithilfe eines Softwareprogramms - hier: Microsoft Publisher - als Webseite gestaltet und veröffentlicht. Basisinformation: Hypertexte Was sind Hypertexte? Verschiedene Formen, Einsatzmöglichkeiten im Unterricht und didaktisch-methodischer Nutzen. Verlauf des Unterrichtsprojekts Erarbeitung eines literarischen Hypertext: Strukturierung der Arbeitsabläufe, fächerübergreifendes Arbeiten, Umsetzung am Computer und geeignete Software. Erfahrungen aus der Praxis Organisatorische Hinweise zur Computernutzung im Unterricht, Erfahrungen mit offenen Unterrichtsformen und Projektorganisation. Arbeitsblätter Die einzelnen Arbeitsblätter im PDF-Format sowie eine Zusammenstellung zur eigenen Weiterbearbeitung im DOC-Format. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen gemeinsam an einer Geschichte schreiben. die Ergebnisse diskutieren, Beurteilungskriterien entwickeln und bei der Überarbeitung anwenden. geeignete Erzählstränge auswählen. die Texte illustrieren. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen in einem Textverarbeitungsprogramm arbeiten. mithilfe einer Software (zum Beispiel Microsoft Publisher) eine Webseite mit Texten, Hyperlinks und Illustrationen anlegen. Bilder einscannen und bearbeiten. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen paarweise oder in Gruppen ein Gemeinschaftswerk erarbeiten. differenzierte Kritik üben und annehmen. Gruppenentscheidungen akzeptieren. Thema Hypertexte im Unterricht der Grundschule Autorin Margret Datz Fächer Deutsch, Kunst Zielgruppe Viertes Schuljahr Zeitraum Eine Schulwoche im geöffneten Unterricht (kleiner Hypertext) Technische Voraussetzungen Computerraum oder Medienecke im Klassenzimmer mit Zugang zum Internet oder Intranet, Scanner Software Software zur Webseiten-Erstellung (beispielsweise Microsoft Publisher, Netscape Composer, Microsoft Frontpage) Erforderliche Vorkenntnisse Genereller Umgang mit dem Computer (Tastatur, Maus, Klicken, Menü) Planung Verlaufsplan Hypertexte Was sind Hypertexte? Hypertexte im ursprünglichen Sinne bestehen aus einzelnen Textfragmenten, die durch Knotenpunkte (Links) zu einem netzartigen Gebilde verknüpft sind. Am Computer sind diese Links oft als Schaltflächen oder als unterstrichene Textstellen dargestellt. Meist ändert sich auch die Form des Cursors (Mauszeigers) bei ihrer Berührung. Die einzelnen Dokumente sind so gestaltet, dass sie für sich alleine stehen können, aber auch offen sind für frei anwählbare Erweiterungen in Text-, Ton- oder Bildform. Die Leserinnen und Leser stellen also die Abfolge und Anordnung der gewünschten Textteile selbst zusammen. Hypertexte wurden entwickelt, um umfangreiche Informationen in Datenbanken zu organisieren, zum Beispiel im Internet oder auf CD-ROMs. Einsatzmöglichkeiten im Unterricht Hypertexte können im Unterricht eingesetzt werden in Form von multimedialen Lerneinheiten, als Beteiligung der Schülerinnen und Schüler am Bau der Klassen- oder Schulhomepage oder im Deutschunterricht zur Herstellung einer Geschichte mit unterschiedlichen Erzählsträngen (literarischer Hypertext). Didaktisch-methodischer Nutzen Multimediale Lerneinheiten ermöglichen uns eine differenzierte Aufbereitung des Lernstoffes: genügt für das eine Kind die kurze Darstellung einer bestimmten Sache, ist das andere an umfangreichen Informationen interessiert und kann sie aufnehmen und verarbeiten. Texte können in verschiedenen Schwierigkeitsgraden angeboten werden, abhängig von der Lesefähigkeit der einzelnen Schülerinnen und Schüler. Der unterschiedlichen Aufnahmefähigkeit tragen zusätzliche Bild- und Tondokumente oder interaktive Übungsmöglichkeiten Rechnung. Selbstgesteuertem, entdeckendem Lernen ist hier die Tür geöffnet. Eine Beteiligung am Bau der Klassen- oder Schulhomepage gibt den Kindern die Möglichkeit, Projekte und die eigenen Leistungen dabei einem breiteren Publikum vorzustellen. Literarischer Hypertext Beim literarischen Hypertext ist im Gegensatz zur herkömmlichen Printversion die Struktur einer Geschichte nicht linear angeordnet, sondern verzweigt. Der Verlauf des Geschehens ist abhängig vom jeweils gewählten Link. Der Lesende hat die Möglichkeit, sich durch Hyperlinks für verschiedene Pfade zu entscheiden. Die Gesamtstruktur bleibt ihm dabei verborgen; er weiß nie, an welcher Stelle der Geschichte er sich befindet. Führt ihn der nächste Link weiter oder zum Ende? Inzwischen gibt es kollaborative Schreibprojekte im Internet, die entweder nur einer ausgewählten Autorengruppe zugänglich oder ganz offen sind. Wichtig: Untergliederung in Arbeitsschritte Einen literarischen Hypertext als Gemeinschaftsprojekt mit Grundschülern zu erstellen ist eine reizvolle, aber auch anspruchsvolle Aufgabe, bei der die Schülerinnen und Schüler gemeinsam eine komplexe Textstruktur entwickeln sollen. Damit dies gelingt, ist eine starke Untergliederung in einzelne Arbeitsschritte notwendig. Ein geeigneter Ablauf ist im Unterrichtsablauf Hypertexte dargestellt. Fächerübergreifende Arbeit Während das Schreiben und Bearbeiten der einzelnen Erzählabschnitte als Papierversionen oder mit dem Textverarbeitungsprogramm des Computers eine Aufgabe des Deutschunterrichts ist, können andere Arbeiten auf verschiedene Fächer verteilt werden. Der Kunstunterricht bietet sich dafür an, entsprechende Illustrationen zu erstellen, die anschließend eingescannt und in den Text eingefügt werden. Das Übertragen der Texte in den Computer kann von den Schülerinnen und Schülern arbeitsteilig in Freiräume während des gesamten Unterrichts (unter Umständen ist hier Absprache mit Kolleginnen/Kollegen nötig) oder in die Freiarbeit verlegt werden. Das Scannen und Einfügen der Illustrationen und Erstellen der Hyperlinks kann schließlich im Sachunterricht oder während einer möglichen Computer AG erfolgen. Die Aufgabe der Lehrerin / des Lehrers Lehrerin oder Lehrer müssen entsprechendes Material bereit stellen und die Aufgaben so strukturieren, dass alle Kinder ein Betätigungsfeld finden und keine Leerräume entstehen. Hier bietet sich fächerübergreifendes Arbeiten an: zum Thema der Geschichte lassen sich Sachaufgaben finden oder entwickeln, die Illustrationen müssen auf Papier vorgezeichnet werden, Rechtschreib- und Grammatikübungen, die zum Thema passen, können bearbeitet werden, während andere Gruppen am Computer arbeiten. Darstellung im Browser Um Hypertexte im Internet für alle lesbar zu machen, werden sie in einer plattformunabhängigen Sprache geschrieben, in der Hypertext Markup Language (HTML). Die Darstellung erfolgt mit Browsern, die die Navigation ermöglichen. Die zurzeit bekanntesten Browser sind der Microsoft Internet Explorer und der Netscape Communicator, inzwischen auch recht verbreitet und ebenfalls kostenlos ist Mozilla. Die neusten Versionen kann man unentgeltlich aus dem Internet herunterladen. Man benötigt heutzutage keine HTML-Kenntnisse mehr, um einen Hypertext herzustellen, denn es gibt eine Reihe von einfach zu bedienenden Programmen, die diese Arbeit für uns übernehmen. Noch einfacher und ganz ohne spezielle Software geht es mit einem Homepage-Generator. Hier gibt es speziell für die Grundschule Primolo . Geeignete Software Hypertexte lassen sich beispielsweise mit dem Netscape Composer, mit Microsoft Frontpage oder mit dem Microsoft Publisher herstellen. Den Netscape Composer gibt es zwar als Bestandteil des Netscape Communicators umsonst, er bietet aber geringere Gestaltungsmöglichkeiten. Microsoft Frontpage dagegen ist für die meisten Etats zu teuer und die Anwendung für Kinder nicht ganz einfach. Microsoft Publisher ist Bestandteil der Officeversionen Office Small Business und Office Professional. Außerdem gibt es das Programm als Schulversion zu einem relativ geringen Preis (circa 85 Euro) zu kaufen. Seine Handhabung ist auch für Kinder einfach nachzuvollziehen. In dieser Projektbeschreibung wird der Publisher 2000 vorgestellt. Die Versionen 98, 2000 und 2002 unterscheiden sich nur geringfügig in der Darstellung und Benennung. Während des Projekts findet eine intensive Auseinandersetzung mit den Texten statt. Die Zwischenergebnisse der einzelnen Gruppen werden im Plenum besprochen, beurteilt und korrigiert. Die Texte werden verglichen, eine Auswahl geeigneter Abschnitte muss getroffen und begründet werden. Dabei wird der Sinn für die Qualität von Texten geschärft, was sich positiv auf das Schreibverhalten der Kinder auswirkt. PC-Nutzung gerecht organisieren Bei der Integration des Computers in den laufenden Unterricht tauchen immer wieder die gleichen organisatorischen Fragen auf: Alle Kinder sollen und wollen am Computer arbeiten; allerdings kann die Zahl der Computer-Arbeitsplätze den Bedarf in der Regel nicht decken. Um Konflikte und Ungerechtigkeiten zu vermeiden, sind genaue Absprachen zur Benutzung nötig. Wir haben von Anfang an (das heißt: schon ab dem ersten Schuljahr) genaue Regeln festgelegt, wer wann mit wem und wie lange an den vorhandenen Geräten arbeiten darf und wann gewechselt wird. So ist gesichert, dass alle möglichst die gleichen Chancen haben. Meine Erfahrung ist: Wenn die Kinder diese Regeln selbst aufstellen und nicht von der Lehrkraft "diktiert" bekommen, achten sie automatisch auch auf die genaue Einhaltung. Fortschritte beim sozialen Lernen Je selbstverständlicher die Arbeit mit dem Computer wird, desto automatischer findet dieser Wechsel statt. In meiner Klasse (mittlerweile viertes Schuljahr) ist eine punktgenaue Festlegung nicht mehr nötig, weil die Schülerinnen und Schüler selbst darauf achten, wann ein Computer frei wird oder gegebenenfalls die Mitschüler um Freigabe bitten. Die Atmosphäre in der Klasse muss natürlich von gegenseitigem Respekt und Verständnis getragen sein. Wochenplan, Stationenlernen, Werkstatt- und Projektarbeit Um anspruchsvollere Unterrichtseinheiten wie das Hypertext-Projekt durchführen zu können, sollten die Schülerinnen und Schüler an offene Unterrichtsformen gewöhnt sein. Lehrende, die Wochenplan, Lernen an Stationen, Werkstattunterricht und Projektarbeit eingeführt haben und neben der Einzelarbeit regelmäßig Sozialformen wie Partner- oder Gruppenarbeit praktizieren, haben auch bei der Durchführung von Computerprojekten wenig Probleme. Vorteile der Projektarbeit Projektarbeit an sich begünstigt die Lesefähigkeit der Kinder, da hier viele schriftliche Anweisungen erteilt werden, die von den Schülerinnen und Schülern selbstständig zu erledigen sind. Diese Anweisungen sollten so klar wie möglich formuliert sein, um unnötige Nachfragen zu vermeiden. Sobald die Kinder meiner Klasse lesen konnten, habe ich Nachfragen zum reinen Leseverständnis nur noch in begründeten Ausnahmefällen zugelassen. Was anfangs als hart empfunden wurde, wirkte sich letztendlich sehr positiv aus, wie die Ergebnisse der projektorientierten Arbeit immer wieder zeigen. Microsoft Publisher 2000: Schritt-für-Schritt-Anleitung für Lehrkräfte Die Arbeitsblätter sind als Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Arbeit mit dem Programm Publisher für Lehrerinnen und Lehrer konzipiert. Da sehr viele Bilder in die Seiten eingebettet sind, haben wir uns entschieden, sie als PDF anzubieten, denn damit ist die Dateigröße und damit Dauer der einzelnen die Downloads gering. Eine gezippte Zusammenstellung aller Arbeitsmaterialien finden Sie auf der Startseite des Unterrichtsprojekts. Nutzung im Unterricht Sie können die Materialien auch für den Einsatz mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht verwenden, müssen dazu allerdings Anpassungen vornehmen. Dafür steht Ihnen weiter unten auf der Seite ein Archiv mit allen Blättern im DOC-Format zur Verfügung.