Alles, was im Internet steht, stimmt, oder?
Unterrichtseinheit
Ziel dieser Unterrichtseinheit ist es, Jugendliche zu befähigen, eine kritische Einstellung gegenüber Informationen aus dem Internet zu entwickeln und zwischen vertrauenswürdigen und weniger glaubhaften Seiten unterscheiden zu können. Die hier vorgeschlagene Einheit eignet sich besonders für den Einsatz im Deutsch- und Politikunterricht der Klassen 7 und 8. Die Schülerinnen und Schüler prüfen das Informationsangebot der modernen Medien kritisch und werten gezielt Informationen aus unterschiedlichen Quellen aus. Sie sollen durch ihre eigenen Recherchen und Bewertungen eine differenzierte Haltung zum Informations- und Wahrheitsgehalt von Medien entwickeln. Klare Kriterien zur Bewertung der Glaubwürdigkeit Für viele Jugendliche ist das Internet eine wichtige Informationsquelle. Antworten auf alltagsrelevante Fragen, die nichts mit Schule oder Ausbildung zu tun haben, werden laut JIM-Studie 2010 von mehr als einem Drittel regelmäßig im Internet recherchiert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass die Jugendlichen nicht nur wissen, wie sie bestimmte Informationen im Internet suchen, sondern vor allem, wie sie seriöse Beiträge von unglaubwürdigen unterscheiden können. Sie benötigen klare Kriterien, mit denen sie die Glaubwürdigkeit von Internetseiten selbst bewerten können. Wichtig ist dabei, dass die Kriterien altersgemäß formuliert und auf wenige Punkte beschränkt sind, da die Analyse sonst für die Lernenden zu langwierig und für eine regelmäßige Anwendung demotivierend wäre. Glaubwürdigkeit von Internetangeboten Anhand verschiedener Kriterien können die Lernenden seriöse Websites und Informationen von weniger glaubhaften Angeboten unterscheiden. Ablauf der Unterrichtseinheit Einstieg und Hinführung In dieser Phase erarbeiten die Lernenden, woran sie erkennen können, ob eine Information im Internet glaubwürdig ist oder nicht. Erarbeitungsphase In der Erarbeitungsphase vergleichen die Lernenden in Kleingruppen verschiedene Internetseiten und bewerten diese mithilfe der erarbeiteten Kriterien. Präsentation und Abschluss Die Schülerinnen und Schüler präsentieren ihre Arbeitsergebnisse und halten die "guten Internetseiten" auf einem Plakat fest. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, dass die Informationen, die sie im Internet finden, nicht grundsätzlich als richtig und objektiv angesehen werden dürfen. Kriterien zur Beurteilung der Qualität von Internetseiten erarbeiten. verschiedene Internetangebote vergleichen und mithilfe der erarbeiteten Kriterien beurteilen. Qualifikation der Anbieter entscheidend Es sollte deutlich werden, wer für den Inhalt der Website verantwortlich ist und welche Qualifikation die Autorin oder der Autor besitzt. Homepages von privaten Person enthalten häufiger Fehler als offizielle Internetseiten, zum Beispiel von öffentlichen Einrichtungen und Ministerien, da es auf privaten Websites nicht üblich ist, eine externe Überprüfung der Inhalte vorzunehmen. Firmen verfolgen eigene Interessen und rücken vor allem sich selbst oder ihre Produkte ins rechte Licht. Informationsseiten von Zeitungen oder Sendeanstalten unterliegen dem Presserecht und sind daher in der Regel geprüft. Internetseiten ohne Verfasserangabe kritisch betrachten Internetseiten, auf denen kein Herausgeber genannt wird, sollte man kritisch betrachten. Seriöse Anbieter identifizieren sich und geben ihre Ziele bekannt. Die Autorinnen und Autoren stehen oft unter den Menüpunkten "Impressum", "Anbieter", "Verantwortlich" oder "Kontakt". Übersichtlich und verständlich Eine qualitativ hochwertige Internetseite ist häufig sorgfältig und übersichtlich gestaltet und nicht übermäßig mit Bildern und Werbung ausgestattet. Die Nutzerinnen und Nutzer können sich problemlos orientieren, zum Beispiel durch klar gegliederte Links, eine Sitemap oder eine Suchfunktion. Die Sprache ist verständlich und der Zielgruppe angemessen und der Text fehlerfrei geschrieben. Technische Qualität nicht immer Kriterium für Seriösität Die technische Qualität einer Seite sagt allerdings nicht unbedingt etwas über deren Seriosität aus: So kann eine schlecht gestaltete Website durchaus seriös sein, während auch optisch ansprechende und gut gestaltete Internetangebote unseriös sein können. Gleichzeitig bietet nicht jede fehlerfreie und prägnante Website gleichzeitig glaubhafte Inhalte. Quellen überprüfen Richtige Informationen lassen sich immer auf mehreren voneinander unabhängigen Websites finden und mit Hilfe anderer Quellen, wie zum Beispiel Büchern, überprüfen. Auch ein Abgleich mit der eigenen Erfahrung ("Kann das sein? - Ist das plausibel?") kann wichtige Hinweise auf die Glaubwürdigkeit einer Website geben. Meinungen anderer User einbeziehen Um die Glaubwürdigkeit einer Internetseite einzuschätzen, können auch die Meinungen anderer Internetnutzerinnen und -nutzer hilfreich sein. Gibt es auf anderen Websites vielleicht Meinungsäußerungen zu der besuchten Internetseite? Wie wird das Internetangebot von anderen Nutzerinnen und Nutzern bewertet? Regelmäßig aktualisierte Seiten sind glaubhafter Internetseiten, die regelmäßig aktualisiert werden, sind in der Regel glaubhafter als Angebote, die viele veraltete Informationen und sogenannte "tote Links" enthalten. Natürlich müssen Informationen über ein Thema nicht zwangsläufig aktuell sein, denn auch auf lange bestehenden Websites können richtige Informationen zu finden sein. Dennoch lohnt sich oft ein aktueller Vergleich. Ziele der Internetseite prüfen Auch wenn es oft nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, haben Internetseiten immer ein Ziel: Sie können informieren und bilden, aber auch Meinungen oder Produkte verkaufen. Auf vielen Websites mit kleinen Online-Spielen verstecken sich Werbespiele von bekannten Marken. Aber auch politisch radikale Vereinigungen versuchen mit unscheinbar wirkenden Internetangeboten ihre Meinung zu verbreiten. Manipuliertes Bild als stummer Impuls Die Lehrkraft zeigt der Klasse als stummen Impuls das manipulierte Bild einer Jugendlichen. Die Schülerinnen und Schüler bekommen nun die Gelegenheit, sich frei zu dem Gezeigten zu äußern. Die Lehrkraft hält sich bei der Diskussion bewusst im Hintergrund und lässt die Äußerungen kommentarlos stehen. Die Schülerinnen und Schüler können sich in Form einer Meldekette gegenseitig aufrufen. Alles, was im Internet steht, stimmt, oder? Vermutlich wird die Mehrzahl der Jugendlichen die Meinung vertreten, dass das Bild nicht echt sein kann. Am Ende der Diskussion notiert die Lehrkraft das Thema der Stunde als Frage an die Tafel: "Alles, was im Internet steht, stimmt, oder?" Die Schülerinnen und Schüler werden wahrscheinlich mit dem Hinweis auf das Bild Einspruch erheben und unter Umständen weitere Beispiele nennen, warum dies nicht der Fall ist. Wenn die Klasse nicht wie erwartet reagiert, ist es die Aufgabe der Lehrkraft, durch gezielte Impulsfragen das Gespräch voranzutreiben. Studie zur Glaubwürdigkeitsprüfung In dieser Phase sollen die Schülerinnen und Schüler erarbeiten, wie man erkennt, ob eine Information im Internet glaubwürdig ist oder nicht. Studien des Paderborner Medienpädagogen Gerhard Tulodziecki haben ergeben, dass es für Jugendliche jedoch sehr schwer ist, eigene Glaubwürdigkeitskriterien zu formulieren. Der Satzanfang "Wenn ich entscheiden soll, ob eine Nachricht glaubwürdig ist, achte ich auf folgende Punkte" führte unter anderem zu folgenden Äußerungen der Befragten: ob andere diese Nachricht auch senden da fällt mir nichts ein ob sie logisch klingt weiß ich nicht ob Beweise wie Fotos da sind weiß nicht, ich vertraue meinem Instinkt von wo kommt sie, wo ist sie noch zu finden? meine weibliche Intuition Beispiele aus dem "echten" Leben Da Jugendliche also nur teilweise wissen, wie sie eine Glaubwürdigkeitsprüfung durchführen können, soll die Erarbeitung von entsprechenden Kriterien über einen kleinen Umweg geschehen. Den Schülerinnen und Schülern werden Beispiele aus dem realen Leben präsentiert. In einem gemeinsamen Unterrichtsgespräch entscheiden sie, ob die dargestellten Informationen glaubwürdig sind oder nicht und welche Aspekte dafür oder dagegen sprechen. Schema mit Glaubwürdigkeitskriterien In einem nächsten Schritt übertragen die Schülerinnen und Schüler die gesammelten Antworten auf Informationen, die im Internet verbreitet werden. Parallel dazu notiert die Lehrkraft an der Tafel die genannten Kriterien, dabei entsteht ein Schema. Bei Bedarf ergänzt die Lehrkraft die Antworten der Schülerinnen und Schüler. Bezug zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen Jede Gruppe erhält von der Lehrkraft ein bestimmtes Thema zugeteilt. Die Themen sind so gewählt, dass sie sich an der Lebenswirklichkeit der Schülerinnen und Schüler orientieren, indem sie in ihrer Freizeit von Bedeutung oder in der Schule relevant sind. Folgende Themenschwerpunkte werden von den einzelnen Gruppen bearbeitet: Nachrichten Wissen Recht Freizeit Hilfe und Beratung Download Themen beliebig erweitern Diese Themen sind nur als Vorschlag aufzufassen und können beliebig erweitert oder geändert werden. Denkbar wäre auch, dass die Schülerinnen und Schüler ganz frei zu einem Thema ihrer Wahl recherchieren, das sie privat interessiert. Passendes Suchwort überlegen Die einzelnen Gruppen haben nun die Aufgabe, empfehlenswerte Internetseiten zu ihrem Thema zu finden. Sie gehen dabei folgendermaßen vor: Zunächst überlegen sie sich ein passendes Suchwort zu ihrem Thema, das sie in eine Suchmaschine eingeben. Aus der Ergebnisliste wählen sich die Gruppen drei bis fünf Angebote heraus, die sie überprüfen. Alternativ Internetseiten vorgeben Selbstverständlich kann die Lehrkraft auch gezielt verschiedene Internetseiten zu den einzelnen Themen vorgeben, die die Klasse dann beurteilen muss. In dem Fall bietet es sich an, mehr als zwei Websites anzugeben, damit die Schülerinnen und Schüler nicht automatisch auf eine "gute" und eine "schlechte" Homepage schließen. Internetseiten vergleichen Mithilfe des erarbeiteten Kriterienkatalogs vergleichen die Lernenden anschließend die aufgerufenen Internetseiten. Innerhalb der Gruppe entscheiden sie sich, welche Website ihnen qualitativ am besten gefallen hat. Zuletzt tragen die Jugendlichen in einen Auswertungsbogen ihre wichtigsten Beobachtungen und Argumente für ihre Entscheidung ein. Variante 1: Vortrag vor der Klasse Die Schülerinnen und Schüler bekommen am Ende die Gelegenheit, ihre Arbeitsergebnisse zu präsentieren. Dies ist auf zwei Weisen möglich. Wie traditionell üblich, kann jede Gruppe ihr Ergebnis vor der gesamten Klasse vorstellen. Mithilfe eines Beamers präsentieren die einzelnen Gruppen ihren Mitschülerinnen und -schülern die Internetseite, die ihnen zu ihrem Thema am besten gefallen hat. Die Auswahl begründen sie mithilfe ihres Auswertungsbogens. Wichtig ist, dass dieser nicht einfach vorgelesen wird, sondern den Jugendlichen lediglich als Gedächtnisstütze und "psychologischer Rückhalt" dient. Der oder die Vortragende sollte den Bogen als eine Art Rettungsanker oder Reservefallschirm ansehen, falls er an einer Stelle des Vortrags eine solche Hilfe benötigt. Variante 2: Expertenrunde Alternativ kann die Präsentation in einer sogenannten Expertenrunde stattfinden. Dazu wird die Klasse in neue Gruppen aufgeteilt. Die Aufteilung erfolgt nach dem Prinzip, dass sich in jeder Gruppe mindestens eine Expertin oder ein Experte zu jedem bearbeiteten Thema befindet. Die jeweiligen Expertinnen und Experten übernehmen nun nacheinander die Präsentation in ihrer neuen Gruppe. Dies geschieht wie oben beschrieben, nur findet die Präsentation nicht über den Beamer, sondern an den Schülercomputern statt. Vorteil dieser Methode ist, dass jeder an der Präsentation beteiligt ist und nicht nur einzelne - meist leistungsstarke - Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe übernehmen. Plakat mit guten Internetseiten Zum Ende der Unterrichtsstunde werden die "guten" Internetseiten auf einem vorgefertigten Plakat notiert und sichtbar aufgehängt. Das Plakat stellt eine Sammlung besonders gelungener, nicht-kommerzieller Internetangebote zu den erarbeiteten Themen dar. Hieran können sich die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf orientieren. Falls die Jugendlichen in ihrer Freizeit oder in der Schule auf weitere "gute" Websites stoßen, kann das Plakat beliebig ergänzt werden. Natürlich ist es auch möglich, neue Themengebiete aufzunehmen. Ergänzungen und Variationen Sollte am Ende der Unterrichtseinheit noch Zeit sein, empfiehlt sich eine Diskussion über mögliche negative Folgen beziehungsweise Auswirkungen in Bezug darauf, alles Mögliche veröffentlichen zu können. Das Internet kann zum Werkzeug werden, um andere Menschen bloßzustellen oder zu beleidigen. Ergänzend können die Lehrkräfte beispielsweise das Thema "Recht am eigenen Bild" behandeln.
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Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben / Politik / WiSo / SoWi
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Sekundarstufe I