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Welthunger-Index: Hungerbekämpfung aussichtslos?

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit zum Thema Welthunger setzen sich die Lernenden kritisch damit auseinander, warum das Thema Hungerhilfe weltweit so viel Ablehnung hervorruft.Das Thema Hunger löst bei vielen Menschen Schuldgefühle, wenn nicht sogar Abwehr und Verdrängung aus. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie dem Problem lieber aus dem Weg gehen. Darüber nachzudenken, warum das Thema so viel Ablehnung hervorruft, wäre ein wichtiger Schritt für alle Lernenden. Das dieser Unterrichtsidee zugrunde liegende Arbeitsblatt wirft die Frage auf, ob Hungerbekämpfung wirklich aussichtslos ist. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten ihre subjektiven Einstellungen mithilfe eines fiktiven Blog-Eintrages. Einzel- und Kleingruppenarbeit Das zum Download angebotene Arbeitsblatt sollte von allen Schülerinnen und Schülern individuell bearbeitet werden, da es hierbei um subjektive Einstellungen geht. Zusätzlich können Kleingruppen Spots (zum Beispiel von der Plattform YouTube) zusammenstellen, die sich mit dem Thema Hunger oder mit einzelnen Aspekten der Welternährung befassen und diese zur kritischen Reflexion in den Unterricht einbringen. Entwicklungserfolge kommunizieren Die meisten Hungerbilder scheinen die Botschaft zu verkünden, dass alles immer nur noch schlimmer wird. Dem sollte etwas entgegengestellt werden, zum Beispiel Hinweise auf die unbestreitbaren Entwicklungserfolge in vielen Teilen der Welt. Welternährungstag am 16. Oktober Grundlegende und aktuelle Fakten zur Welternährung sowie Materialien, Plakate und Trailer werden jedes Jahr zum Welternährungstag (World Food Day) am 16. Oktober von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zusammengestellt. Dieser Tag könnte auch für Schule und Erwachsenenbildung ein Anlass sein, sich dem Thema besonders zuzuwenden. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler analysieren Globalisierungs- und Entwicklungsprozesse mithilfe des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung fachlich. beschaffen und verarbeiten themenbezogen Informationen zu Fragen der Globalisierung und Entwicklung. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler schreiben einen fiktiven Blog-Eintrag, der verschiedene Positionen zum Thema Welternährung aufgreift und kommentiert. recherchieren im Internet Spots zum Thema Welternährung und stellen die wichtigsten Ergebnisse heraus. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erkennen und reflektieren eigene und fremde Werteorientierungen. beziehen durch kritische Reflexion zu Globalisierungs- und Entwicklungsfragen Stellung und orientieren sich dabei an der internationalen Konsensbildung, am Leitbild nachhaltiger Entwicklung und an den Menschenrechten. erkennen Bereiche persönlicher Mitverantwortung für Mensch und Umwelt und nehmen sie als Herausforderung an.

  • Geographie / Jahreszeiten
  • Sekundarstufe II

Astrid Lindgren - eine ganz besondere Kinderbuchautorin

Unterrichtseinheit

Die Schwedin Astrid Lindgren zählt wohl zu den bekanntesten, beliebtesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. In der Unterrichtseinheit lernen die Schülerinnen und Schüler das Leben Astrid Lindgrens sowie ihre Bücher kennen und stellen ihr Lieblingsbuch der Autorin vor. Viele von Astrid Lindgrens Büchern zählen zu den Klassikern der Kinderliteratur. Sie wurden in mehr als 70 Sprachen übersetzt und erscheinen in über 90 Ländern. So kennen Millionen von Kindern weltweit die Lindgren-Bücher mit ihren unverwechselbaren Hauptfiguren. Seit 1945, als ihr bekanntestes Buch "Pippi Langstrumpf" erschien, ließen sich in aller Welt Große und Kleine von Astrid Lindgrens Kindergeschichten begeistern, und die Beliebtheit dieser Kinderbuchautorin ist bisher ungebrochen geblieben. Es ist ein bisher einzigartiges Ereignis, dass in Deutschland ein ganzes Jahr zum Gedenkjahr einer ausländischen Schriftstellerin proklamiert wird. Da es sich dabei um eine zu Weltruhm gelangte Kinder- und Jugendbuchautorin handelt, kann und soll dies im Schulunterricht nicht unberücksichtigt bleiben. Aus der Feder Astrid Lindgrens gibt es für alle Jahrgangsstufen geeignete Bücher und Geschichten, deren zentrales Thema "Kinder und ihre Welt" hervorragend dafür geeignet ist, sich mit sich selbst und der Welt auseinander zu setzen, wie es der Lehrplan fordert. Astrid Lindgren schildert in ihren Büchern die kindliche Lebenswelt einfühlsam aus der Perspektive des Kindes und erzählt Geschichten, in denen die Kinder sich auch mit schwierigen Themen wie Ausgrenzung, Gewalt, Krankheit und Tod auseinandersetzen können. Da die meisten Bücher auch in anderen Sprachen greifbar sind, können Mitschülerinnen und Mitschüler mit weniger guten Deutschkenntnissen diese sogar in ihrer Muttersprache lesen. In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schülerinnen und Schüler sich vorrangig mit dem Leben der Astrid Lindgren auseinandersetzen und sie kennen lernen. Darüber hinaus soll durch das erste Vorstellen des Gesamtwerks der Schriftstellerin auch in den Kindern der von Astrid Lindgren beschriebene "Lesehunger" erwachen. Projektverlauf Unterrichtseinheit "Astrid Lindgren" Die Kinder lernen Lebenslauf und Gesamtwerk von Astrid Lindgren kennen. Bei der Texterarbeitung werden verschiedene Arbeitstechniken im Wechsel angewandt. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen eine Auswahl an Büchern von Astrid Lindgren auf einem Büchertisch zusammenstellen. auf den Webseiten nach Informationen über die Schriftstellerin recherchieren. aus Texten Informationen entnehmen. selbstständig wichtige Stationen aus dem Leben der Autorin erarbeiten. in Lückentexte (Arbeitsblätter und PowerPoint-Folien) ihre Ergebnisse einfügen. in verschiedenen Übungen ihre Kenntnisse einbringen und überprüfen. auf Bücher neugierig werden. zum (außerschulischen) Lesen von Astrid-Lindgren-Büchern angeregt werden. ihr Leseinteresse weiterentwickeln. in ihrer Lesefertigkeit gefördert werden. Lieblingsbücher der Autorin vorstellen (eine besondere Textstelle vorlesen oder erzählen). Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen den Umgang mit dem Computer und dem Internet festigen. im Internet verschiedene Webseiten aufrufen können. im Internet gezielt nach Informationen suchen und diese auswerten. in eine vorbereitete PowerPoint-Präsentation eigene Texte einfügen. verschiedene interaktive Übungen (Hot Potatoes) am Computer selbstständig bearbeiten. Motivation Die Kinder erzählen zum Einstieg, welche der Figuren sie bereits kennen: Pippi Langstrumpf, Karlsson, Michel et cetera. Die Lehrkraft stellt das Astrid-Lindgren-Projekt mit seinen einzelnen Stationen (Bücher lesen, Bücher vorstellen, Leselilli, Hörnacht) kurz vor. Ausstellung von Büchern Die Kinder bringen entweder eigene Bücher von Astrid Lindgren mit oder leihen sich welche in der Gemeindebücherei aus. Eine Gruppe durchforstet die Schulbibliothek nach Astrid-Lindgren-Büchern. Alle Bücher werden in der Aula ausgestellt, wenn möglich in einer Art Schaufenster oder Vitrine. Ein solches "Bücherfenster" hat sich als großer Leseanreiz entpuppt: Kinder aller Klassen versammeln sich immer wieder davor und verkünden lautstark, welches Buch sie auch zu Hause beziehungsweise bereits gelesen haben. Und immer wieder wurde gefragt, wann man denn die Bücher endlich ausleihen dürfe! Planung Die Schülerinnen und Schüler sammeln Vorschläge, wie man an Informationen über die Autorin Astrid Lindgren kommen könnte (Lexikon, Buchklappentexte, Internet, ...) Einige Kinder tragen die Informationen in Gruppenarbeit aus Büchern zusammen, andere geben in eine Suchmaschine den Begriff "Astrid Lindgren" ein und erhalten Unmengen an Fundstellen. Deshalb wird die Suche auf die Seite www.astrid-lindgren.de der Verlagsgruppe Oetinger eingeschränkt, da dort alle wesentlichen Informationen zu finden sind und auch alle Bücher vorgestellt werden. Als Veranschaulichung der 100 Jahre ist die Zeitleiste auf dieser Seite besonders gelungen. Internetrecherche Die Internetrecherche zum Lebenslauf von Astrid Lindgren findet in sechs Gruppen statt. Die Gruppenaufteilung erfolgt analog zur Zeitleiste nach Jahren (siehe Abb. 1). Die Recherchearbeit kann auch ohne Computer und Internet vonstatten gehen, dafür gibt es Ausdrucke der einzelnen Internetseiten auf Arbeitsblättern ("Internettexte", siehe AB 01 bis AB 06). Anhand der Fragen auf den Arbeitsblättern werden die Lebensstationen Astrid Lindgrens zusammengefasst und in die Arbeitsblätter eingetragen. Präsentation Mithilfe der ausgefüllten Arbeitsblätter tragen die einzelnen Gruppen der restlichen Klasse ihre Ergebnisse vor. Dies kann wahlweise auch mittels einer PowerPoint-Präsentation geschehen. Die fertige Präsentation (mit Lösungen) kann auch noch einmal als Zusammenfassung gezeigt werden. Als Wechsel der Perspektive und zur Vertiefung kann im Anschluss der Text "Astrid Lindgren erzählt über sich selbst" gelesen werden. Zur Kontrolle lösen die Schülerinnen und Schüler ein Textpuzzle. Diese Textarbeit kann auch als Hausaufgabe aufgegeben werden. "Ja, das grenzenloseste aller Abenteuer der Kindheit, das war das Leseabenteuer. Für mich begann es, als ich zum ersten Mal ein eigenes Buch bekam und mich da hineinschnupperte. In diesem Augenblick erwachte mein Lesehunger, und ein besseres Geschenk hat das Leben mir nicht beschert." (Astrid Lindgren, Das entschwundene Land)

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Primarstufe, Elementarbildung

Wanted! Meisterwerke in München

Unterrichtseinheit

Wie die Suche nach Meisterwerken im Kunstareal München zu einem digitalen Kunst-Netzwerk führt, zeigt diese Unterrichtseinheit mit Exkursionsangebot auf. Alle Erkenntnisse und Ergebnisse laufen in einem digitalen Kunst-Netzwerk zusammen, das im Internet als Weblog sichtbar wird. Die Kunst ist immer eingebettet in eine Vision: religiöser Glaube in der Antike und im Mittelalter oder der Mensch als Zentrum der Welt in der Neuzeit; dann die Moderne mit ihrem großen Zweifel an der Richtigkeit dieser Visionen. In dieser Unterrichtseinheit soll diese Geschichte der Kunst in Bildern erzählt werden. Die spannende Reise durch die Jahrhunderte soll ihren Ausgangspunkt im Kunstareal München haben. Jedes Meisterwerk hat einen individuellen "Zugangscode", eine spezielle Art und Weise, mit den Beobachtern zu kommunizieren. Ziel ist es, diesen Code zu suchen und zu entschlüsseln, indem Meisterwerke im Kunstareal München gesucht werden. Während dieser Suche begegnen die Schülerinnen und Schüler bunten Götterfiguren in einem Tempel, arbeiten sich durch den urbanen Raum in die Museumslandschaft hinein und entdecken Schloss, Burg und Betonpalast. Museen erschließen Museen treten heute nicht mehr verteilt im urbanen Raum in Erscheinung, sondern verdichten und vervielfachen sich. Museumsensembels, Inseln, Quartiere oder Areale nennen sich diese Giganten. Wie können Schülerinnen und Schüler diese Orte erschließen? Hier liegt die besondere Aufgabe aktueller Kunstpädagogik. Vermittlungskonzepte, die den Dialog zwischen Antike und Gegenwart, Urbanität und Kunstgeschichte aufnehmen, werden hier vorgestellt. Die Phasen der Unterrichtseinheit Die einzelnen Phasen dieser Unterrichtseinheit bauen aufeinander auf und bedingen sich gegenseitig. Die Phasen schreiten jeweils einen Schritt in der Zeitgeschichte weiter und werden von diversen Gestaltungsarbeiten begleitet. Die Exkursion ins fremde, rätselhafte, labyrintische Museum wird zum Heimspiel für die Schülerinnen und Schüler: Sie führen sich gemeinschaftlich durch das Museum und suchen die besprochenen Meisterwerke von der Antike bis zur Gegenwart. Der öffentliche Raum zwischen den einzelnen Museen wird als Aktionsraum genutzt. Projektbeschreibung Der innere Horizont der Schülerinnen und Schüler wird erweitert. Glyptothek Die Antike erscheint im neuen Gewand. Alte Pinakothek Das Mittelalter und die Neuzeit zeigen sich als Gegenpole. Neue Pinakothek Die Moderne naht - ein Künstlerschicksal nimmt seinen Lauf. Pinakothek der Moderne Jeder Mensch ist ein Künstler - die Frage nach dem Sinn der Kunst. Medieneinsatz Die Ergebnisse des Unterrichtsprozesses werden in einem Weblog veröffentlicht. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler entschlüsseln Meisterwerke aus Antike, Mittelalter, Neuzeit und Moderne und erfassen sie in ihrem kulturhistorischen Zusammenhang. begeben sich mit allen Sinnen, Körper, Geist und Seele auf eine Reise durch die eigene und fremde Kulturgeschichte. verstehen das Prinzip der Kausalität in der Kulturgeschichte, aber hinterfragen dieses auch kritisch. lernen den Lernort Museum kennen. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sammeln Bilder, Texte, Videos und Tondokumente zu Kunstwerken im Internet und archivieren diese in einem Weblog. veröffentlichen eigene Fotos, Videos, Gedanken, Interviews und praktische Arbeiten im Netz. verbessern ihren künstlerisch-gestalterischen Umgang mit digitalen Medien. Wie können Schülerinnen und Schüler diese Orte erschließen? Hier liegt die besondere Aufgabe aktueller Kunstpädagogik. Vermittlungskonzepte, die den Dialog zwischen Antike und Gegenwart, Urbanität und Kunstgeschichte aufnehmen, werden in dieser Unterrichtsanregung vorgestellt. Der Sinn einer solchen Didaktik liegt darin, die historischen Brennpunkte, Wendepunkte und epochalen Highlights im Kunstareal anhand von Meisterwerken offenzulegen um damit epochenübergreifende Zusammenhänge unserer Kulturgeschichte aufzuzeigen. Neue Ideen und Impulse Welche Themen beschäftigten die Menschen in der Antike? In welches Weltbild war das Mittelalter eingebunden? Was war sinnstiftend? Welches Verständnis hatte der Mensch von sich und der Welt? In wenigen Stunden können gezielt ausgewählte Meisterwerke einen Einblick in unsere Geschichte geben, können diese Meisterwerke im Museum verglichen und in Dialog gesetzt werden. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler den inneren Horizont erweitern können und nicht überfrachtet, sondern das Museumsareal am Ende der Unterrichtseinheit beschwingt und voller neuer Ideen und Impulse verlassen. Handeln und Begehen Diese Einheit ist ein Handlungs- und Begehungskonzept für das Kunstareal München. Digitale Wissensvermittlung und Wissensvermittlung vor Ort, ästhetisches Erleben und Handeln im Klassenraum sowie im Museum stehen im Zentrum. Dabei ist es die Aufgabe der Lehrkraft, jeden Einzelnen und die Gruppe als komplexes Ganzes in einem schöpferischen Prozess zu bewegen. Vom Areal zum Weblog Das Kunstareal München ist ein Ensemble mit mehreren Museen und Gebäudekomplexen. Hier können Architektur, Kunst und Design aus Vergangenheit und Gegenwart in Dialog gesetzt werden. Die Unterrichtseinheit begreift das Kunstareal zunächst als komplexes Ganzes unter kunstpädagogisch relevanten Fragestellungen. Danach wird den einzelnen Museen und Werken Aufmerksamkeit geschenkt. Hierdurch werden nicht nur die Meisterwerke, sondern auch der topografische, urbane und öffentliche Raum, in dem dieses Areal liegt, untersucht. Letztlich ist es das Ziel, das besondere Profil des Kunstareals München herauszuarbeiten und in einem eigenen Weblog zu visualisieren. Folgende Meisterwerke werden gesucht und stehen im Zentrum dieser Unterrichtseinheit: Giebelfiguren vom Aphaia-Tempel in Ägina, Glyptothek am Königsplatz Rogier van der Weyden: Columbaaltar 1455, Alte Pinakothek Albrecht Dürer: Selbstbildnis im Pelzrock 1500, Alte Pinakothek Vincet Van Gogh: Sonnenblumen 1888, Neue Pinakothek Joseph Beuys: Erdtelefon 1968, Pinakothek der Moderne "Ich weiß, dass ich nicht weiß" Die geläufige Übersetzung dieses Ausspruchs von Sokrates trifft nicht den Sinn der Aussage. Wörtlich übersetzt heißt er "Ich weiß als Nicht-Wissender" oder "Ich weiß, dass ich nicht weiß". Mit dieser Aussage meint Sokrates also nicht, dass er nichts weiß, sondern dass er die Einsicht gewonnen habe, es gebe kein sicheres Wissen und man könne von seinen Ansichten nur überzeugt sein, aber nichts sicher wissen. Interessanterweise hat dieser Ausspruch einiges zu tun mit Wahrheiten und Tatsachen, die sich im Nachhinein als Unwahrheiten und Fehler herausstellen können. Nicht mehr weiß, sondern bunt Die Antike Welt ist in unseren Köpfen und Kunstgschichtsbüchern jedenfalls eindeutig farblos. Welche Farben hatten die Tempel in Griechenland? Keine! Welche Farbe die Götterstatuen, die Heiligtümer der Griechen? Keine! Blanker Marmor? Kühles Weiß? Nun - ein Irrtum - heute haben wir die Einsicht gewonnen, dass dieses Wissen falsch ist. Bunt waren sie, die Götter, sehr bunt! Wissenschaftliche Untersuchungen haben bestätigen können, dass die Figuren bunt bemalt waren. In München wurde diese sensationelle wissenschaftliche Forschungsarbeit 20 Jahre durchgeführt und mit der Ausstellung "Bunte Götter" reisen nun die antiken "Dressmen" durch die Museen von Paris bis New York. Knallbunte griechische Plastiken Dieser Forschungsbereich nennt sich Polychromie-Forschung und begeistert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt. Die knallbunten griechischen Plastiken sprechen wahrlich gegen die edle Einfalt, die ja den Griechen nachgesagt wurde. Mit dem Beitrag auf der Website der Zeitschrift GEO "Die Götter Griechenlands in Farbe" werden im folgenden praktischen Teil die Muster und Ornamente, sowie Farbqualitäten der gezeigten Exponate fokussiert. Welt: So bunt war die Antike Mit der Wanderausstellung "Bunte Götter" zeigt der Archäologe Vinzenz Brinkmann, dass die Antike alles andere als farblos war. Bunte Farben für die Götter: Künstlerische Praxis Mit Farbkasten, Zeichenstift und Kreide legen die Schülerinnen und Schüler ein Musterblatt im DIN-A3-Format an. Via Beamer werden die einzelnen bunten Götter gezeigt. Welche Ornamente verwendeten die Griechen auf den Plastiken? Welche Farbauswahl trafen sie? Das Musterblatt besteht aus etwa 20 Fenstern, in denen die Details der Bemalung festgehalten werden, zum Beispiel Rautenmuster, Farben, Tierdarstellungen, Mäandermotive, Spiralmotive. Wenn die Lernenden das Musterblatt entworfen haben, gehen sie auf die Internetseite und laden die Bilddatei zur Figurengruppe aus dem Westgiebel des Aphaia-Tempels von Ägina auf den Rechner. Wikipedia: Figurengruppe in der Glyptothek Diese Figurengruppe ist in der Glyptothek im Kunstareal München zu sehen. Die Figuren sind dort in Lebensgröße und im Original zu sehen - nicht bunt. Drucken, Schneiden, Bemalen, Scannen Die Schülerinnen und Schüler drucken die Figurengruppen aus und vergrößern die einzelnen Blätter auf DIN A3. Dann schneiden sie die einzelnen Figuren aus und bemalen diese unter Zuhilfenahme des Musterblattes. Sie kleben die Figurengruppe des Westgiebels des Aphaia-Tempels auf einen Karton und hängen ihn über die Klassenzimmertür. Die einzelnen Figuren werden eingescannt und die Bildwerke in den Weblog gesetzt. Die Musterblätter können natürlich auch eingescannt werden, auch das Resultat über der Klassenzimmertür. Welt, Ordnung und der Heilsplan im Mittelalter Der Columba-Altar von Rogier van der Weyden gibt uns ein vorzügliches Beispiel für die mittelalterliche Denkweise: In der Welt gibt es eine Ordnung, von der in Bildern erzählt wird. Die Intention dieser Bilder war es, die Menschen zu lehren, dass die Welt durch eine chronologische Abfolge von Ereignissen begreifbar ist. Das Handeln der Protagonisten macht die göttliche Absicht klar: Frömmigkeit und Gläubigkeit sind die Fundamente dieser göttlichen Weltordnung. Das Göttliche möglichst anschaulich darzustellen, war oberstes Ziel solcher Bilder. Die Meisterwerke des Mittelalters dienten zur religiösen Andacht, zur Festigung des Glaubens und des Wissens um die Macht, die Allherrlichkeit und Erhabenheit Gottes über alles Irdische. Abbildungen zum Columba-Altar Im Folgenden finden Sie Links zu den einzelnen Gemälden auf dem Columba-Altar. Um die einzelnen Bilder zu betrachten, ist es ratsam, den Schülerinnen und Schülern via Beamer die drei einzelnen Tafeln zu zeigen. Verkündigung an Maria Darbringung im Tempel Der linke Altarflügel: Verkündigung an Maria Erzengel Gabriel verkündet Maria ein Ereignis, das 2.000 Jahre zurück liegt: Gott sendet Maria über einen goldenen Strahl, der im Bild noch durch eine Taube symbolisch verstärkt wird, Gottes Sohn. Diese Tatsache wiederum weist auf ein folgenschweres Ereignis hin, den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies. Im Betstuhl Mariens sehen wir den Verweis auf den Sündenfall: Eva, die "alte" Maria, hat die Unschuld verloren, die "neue" Maria - hier im Bild engelsgleich und anmutig - empfängt nun Jesus. Gott schickt seinen Engel und kommuniziert mit Maria - auf übersinnliche Weise, wie wir hier deutlich sehen können. Das Mittelstück des Tryptichons: Anbetung der Könige Auf dem Mittelstück des Tryptichons sehen wir eine Ruine. In einer sternenklaren Nacht wird von einem weiteren zentralen Ereignis des christlichen Glaubens erzählt: der Geburt Christi mit der Anbetung durch die Könige vor den Toren Bethlehems. Maria hält Jesus zärtlich in den Armen, mit der Hand auf dem Herzen als Geste der Liebe. Das Kind strahlt im göttlichen Glanz und erhellt die Szenerie. Und doch verdunkelt die so besinnliche und feierliche Stunde ein bevorstehendes Ereignis. An der Ruine verweist ein gekreuzigter Jesus auf das Schicksal des Sohn Gottes. Der Tod als einzige Möglichkeit für die Vergebung der Sünden, die durch Adam und Eva in die Welt gesetzt wurden. Der rechte Flügel des Altars: Darbringung im Tempel Mit dem Bild auf den rechten Altarflügel versetzt Rogier van der Weyden den Betrachter an den Ort, an dem er andächtig den Columba-Altar studiert und anbetet: den Kirchenraum. Zu sehen sind der alte Simeon und Hanna, die hier symbolisch für Klugheit und Weisheit stehen. Vergleichen wir die ersten beiden Bilder mit diesem wird deutlich, was das dritte Bild sagen will: In Gottes Kirche sind Weisheit und Klugheit zu Hause - wer diesem Heilsweg in seinem Leben folgt, wird nicht irren. Jenseitige und diesseitige Welt Wie übermittelt Rogier van der Weyden die theologische Botschaft? Es fällt auf, dass die Protagonisten äußerst "up to date" gekleidet sind. Maria lebt in einem höchst exklusiven Interieur, die Heiligen Drei Könige sehen aus wie Vertreter der Brüsseler High Society. Der Detailrealismus ist zudem an der liebevollen Darstellung der Natur abzulesen. Van der Weyden mixt in diesem berühmten Meisterwerk auf geniale Weise zwei Pole: einerseits die theologische Ideenwelt, die das Göttliche anschaulich machen will, und zum anderen die diesseitige Welt, die in der Schönheit der Natur sichtbar wird. In dem folgenden digitalen Lückentext können die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen versuchen, ihr Wissen zum Columba-Altar zu testen. Popstar vor 500 Jahren Wir lassen den Columba-Altar von Rogier van der Weyden hinter uns und verlassen damit auch das Mittelalter, das 1.000 Jahre Geschichte in Westeuropa schrieb. Es ist die Zeit um etwa 1500 nach Christus, es beginnt die Neuzeit. Wir begegnen einem Künstler, der als erster Popstar der Neuzeit gelten kann. Popstar? Vor 500 Jahren? Nun, was macht eigentlich einen Popstar aus? Die Schülerinnen und Schüler sammeln Antworten zu dieser Frage und schreiben sie an die Tafel! Er ist überaus populär, bekannt in aller Welt. Ein bisschen arrogant ist er auch, er denkt von sich, dass er ein Genie ist, unübertroffen, gottgleich. Schön ist er auch, wunderschön sogar. Alles sitzt perfekt: Frisur, Make-up, edle Kleidung. Die Körperhaltung, Mimik und Gestik zeigen, dass der Popstar nicht von dieser Welt ist - er ist etwas Einmaliges, kann von keinem anderen Menschen auf der Welt kopiert werden, er ist ein Star, ein leuchtender Fixstern am Himmel. Das Alltägliche ist das, was wir beim Popstar auf keinen Fall vermuten würden. Via Beamer wird Albrecht Dürers "Selbstbildnis im Pelzrock" projiziert. Der Mensch im Mittelpunkt Das Selbstporträt "Selbstbildnis im Pelzrock" von Abrecht Dürer entstand 1500 und ist ein wichtiger Meilensteine deutscher und europäisch-abendländischer Kunstgeschichte. Der Mensch stellt sich nicht klammheimlich sondern mit einem Paukenschlag in den Mittelpunkt des Weltgeschehens. Nicht mehr Gott ist der Nabel der Welt, sondern das Genie ist Gott überlegen. Deshalb stellt sich Albrecht Dürer auf diesem Selbstbildnis als Jesus dar: die Gestik, die Mimik und die ganze Erscheinung legen diesen Schluss nah. Das mittelalterliche Weltbild fällt in sich zusammen und wie Phönix aus der Asche blickt uns Albrecht Dürer mit unglaublicher durchdringender charismatischer Präsenz an. Wirkung eines Meisterwerkes Wie wirkt dieses Meisterwerk nun auf andere Kulturen wie zum Beispiel den Islam? Gott darf in der islamischen Welt nicht gemalt werden, weil der Mensch sonst zu nah mit dem göttlichem Wesen verbunden wäre. Das Bild würde dann zum Götzenbild und damit zum Objekt der Verehrung, nicht mehr Gott selbst. Diese Argumentation kann gut nachvollzogen werden, und genau aus diesem Grund passierte vor ein paar Jahren Folgendes: Ein geistig verwirrter Mann stach aus Wut und Hass mehrmals auf eines der wertvollsten Bilder in der Alten Pinakothek München ein: auf Dürers Selbstbildnis im Pelzrock. Die Frage an die Schülerinnen und Schüler lautet: Wie könnt ihr Euch das erklären? Was ging in dem Mann vor? An die Frage schließt sich die Aufgabe an: Geht mit dem Camcorder im Pausenhof oder im Lehrerzimmer mit einer Postkarte von Dürers Selbstbildnis bewaffnet gezielt auf "Passanten" zu, und fragt sie nach ihrer Meinung. Fragt die Passanten: Wussten Sie, dass auf Albrecht Dürers Selbstbildnis ein Attentat verübt wurde? Was glauben Sie, waren die Ursachen für die Tat? Sammelt die Ergebnisse und macht dasselbe im Kunstareal mit euch fremden Personen. Fragt euch selbst: Was glauben die Menschen? Welche Statements geben sie ab? Welche Rückschlüsse könnt Ihr daraus ziehen? Veröffentlicht die Forschungsergebnisse in Textform und im Audioformat auf eurem Weblog. Van Gogh auf dem Weg zur Modernen Kunst Wie es im Titel bereits anklingt, bricht wieder eine neue Zeit an. Die Neuzeit wird von der Moderne eingeholt. Die Zeitreise nähert sich der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Vor einer Bildbetrachtung von Van Goghs "Sonnenblumen", soll ein kleines Experiment im Klassenraum durchgeführt werden. Die Schülerinnen und Schüler werden durch das Vorlesen des folgenden Textes zu der Geschriebenen Übungen animiert. Die Lernenden erleben das Wachsen einer Sonnenblume Die Schülerinnen und Schüler kauern sich am Boden zusammen, neigen den Kopf in den Schoß, legen die Arme ganz nah an den Körper und schließen die Augen. So verweilen sie, bis es ganz still wird und kein Geräusch mehr zu hören ist. Wir stellen uns vor, dass wir immer kleiner und kleiner werden, wir sind jetzt nur noch so groß wie ein Sonnenblumenkern. Wir stecken etwa zwei Zentimeter unter der Erde, es ist Frühling, und die warme Sonne und weicher Regen fallen auf die Erde nieder. Langsam beginnt etwas, sich in uns zu regen, wir legen die Hände über Kreuz und beginnen uns zu räkeln und zu strecken. Wir fühlen, wie langsam die Wurzeln in den Boden tief nach unten wachsen und wie wir uns gleichsam nach oben in Richtung Licht aufrichten und die Erde durchstoßen. Die Schultern und Arme hängen locker neben dem Körper. Die Pflanze wächst und wächst, wir heben langsam den Körper und breiten unsere Arme aus. Wir fühlen die Kraft und die Wärme in uns und wiegen uns im Wind hin und her. Monate sind vergangen, wachsend. Die Lernenden spüren das Sterben der Sonnenblume Jetzt ist es Sommer geworden und wir strecken die Arme weit nach oben und atmen ganz tief, um die Sonnenstrahlen in uns aufzusaugen. Wir strecken uns so weit wir können nach oben und spreizen die Finger weit auseinander - die Sonnenblume blüht in einem wunderschönen Gelb und wiegt sich freundlich im Sommerregen. Doch die Sonne brennt erbarmungslos auf unsere Sonnenblume. Kein Regen, die Erde trocknet aus und langsam verliert unsere Blume an Kraft, sie verliert die innere Spannkraft, verliert ihr schönes Gelb und sie lässt Ihren Kopf schwer hängen. Die Pflanze wird schwerer und schwerer, langsam geht sie zu Boden. Von der Übung zur Bildbetrachtung Diese Körperübung steht unmittelbar vor der Bildbetrachtung. Stellen Sie den Schülerinnen und Schülern folgende Fragen: Welche Reaktionen, Gedanken, Gefühle kommen auf? Wie fühlen sich die Sonnenblumen - im übertragenen Sinne? Wie geht es den Pflanzen, die in einem grünschlammigen Wasser stehen? Das Künstlerleben als Exempel Erschöpfung, Aggression, Trauer, Enge, Verzweiflung, vergiftetes Wasser, Absterben und Verdursten sind Worte, die die Schülerinnen und Schüler vor dem Original in der Neuen Pinakothek aussprechen sollten, wenn sie nach der Körperübung vor dem berühmten Sonnenblumenbild Van Goghs ihre Augen öffnen und schauen. In der Tat kann eine Parallele zwischen der Erlebniswelt der Blumen - im übertragenen Sinne - und der realen Welt Vincent Van Goghs gezogen werden. Die äußerst interessante Biografie von Van Gogh ist exemplarisch für viele Künstlerschicksale in der Moderne. Wikipedia: Biografie des Künstlers Vincent van Gogh Die Schülerinnen und Schüler können sich in diese Biografie vertiefen und ein kurzes Theaterstück zu Van Goghs Leben improvisieren oder inszenieren. Die Lehrkraft druckt die Datei aus, und die Schülerinnen und Schüler teilen die einzelnen Lebensabschnitte untereinander auf. Zwei bis vier Personen sind für die Umsetzung einer Episode verantwortlich. Jugend und Ausbildung, Hinwendung zur Kunst Die Holländische Periode Paris und Arles Saint-Rémy Die letzten Monate Erfolg zu Lebzeiten Vorführung und Veröffentlichung Das Improvisationsstück wird am Ende der Stunde abgefilmt und in den Weblog eingestellt. Bitte beachten Sie, dass die einzelnen Episoden nicht zu lang werden. Denn das Dokument im Weblog darf maximal 100 MB Größe haben. Telefon am Erdklumpen Das Erdtelefon von Joseph Beuys aus dem Jahr 1967 ist der Dreh- und Angelpunkt dieser Einheit über die Gegenwartskunst. Bei diesem Multiple steht die Kommunikation im Mittelpunkt. Ein Telefon, Modell 60er Jahre, ist an einem Erdklumpen angeschlossen. Joseph Beuys: Erdtelefon 1967, Multiple Dass dieses Telefon wirklich funktioniert, scheint auf den ersten Blick zu verwundern. Doch chemische Prozesse liefern hierfür genug Energie. Vergleichende Assoziationen quer durch die Geschichte Warum diese Versuchsanordnung in einem Museum für Gegenwartskunst? Wie bei Van Goghs Sonnenblumen ist es hier wieder sehr wichtig, das Werk wirken zu lassen und frei zu assoziieren. Was fällt spontan im Vergleich zu den Bildern der vorangegangenen Einheiten ein? Aufgabe 1: Weltbilder Vergleiche das Erdtelefon mit dem Columba-Altar. In welches Weltbild war das Tryptichon eingebunden? Wo sind heute unsere Götter beheimatet? Wo suchen wir unser Heil? Was ist uns Menschen heute wichtig? Aufgabe 2: Rolle der Natur Vergleiche die Verkündigung von Rogier van der Weyden unter diesem Aspekt: Gott sendet die Inspiration für einen guten Ausgang der Weltgeschichte - was sendet das Telefon? Welchen Stellenwert nehmen Handy und Computer heute ein? Welche Rolle spielt die Natur hier und heute? Aufgabe 3: Genialität Vergleiche mit Albrecht Dürers Selbstbildnis: der Mensch als Genie, der Mensch, der sich über die Natur und Wissenschaft stellt - und heute? Wer ist genial? Die Natur oder der Mensch, oder das neueste Computerspiel? Mit dem kostenlosen Programm Audacity können die Schülerinnen und Schüler mit ihren in den vorhergehenden Unterrichtseinheiten erworbenen Wissen der vorhergehenden Unterrichtseinheiten experimentieren. Mit dem Beamer wird das Erdtelefon im großen Format präsentiert. Welche Gedankenimpulse, Ideen, Bilder, Töne, Gefühle und Informationen fallen bei der Bildbetrachtung ein? Die Schülerinnen und Schüler bilden Kleingruppen und nehmen mit dem Mikrofon Soundcollagen auf. Die einzelnen Text- und Soundcollagen werden zu einem MPEG-Dokument verbunden und im Weblog publiziert. Audacity Audacity ist ein Mehrspur-Audiobearbeitungsprogramm für Radio- und Musikproduktionen. Es kann kostenfrei heruntergeladen werden. Dokumentation und Kommunikation Die Veröffentlichung der Gedankenimpulse, Bilder, Texte, Videos und Audiodateien sind ein weiterer Baustein dieser Unterrichtseinheit. Aufgabe ist es nun, die Daten in eine gelungene Form zu bringen und sie im Internet als Weblog einzustellen. Dieses Weblog steht dann wiederum am Anfang eines Prozesses, denn das Weblog kann kritisiert und natürlich auch gelobt werden. Weblogs als Lerntagebücher Vor und nach dem Museumsbesuch im Kunstareal können Videos, Texte und Bilder von den Schülerinnen und Schülern eingebunden werden. Das Weblog ist eine Art virtuelles Tagebuch, in das Lernende und Lehrende gemeinsam oder auch individuell Einträge einstellen können. Das Weblog ist das Logbuch der Reise durchs Kunstareal im digitalen, aber auch im realen Raum. Aus der Unterrichtseinheit soll eine eigene pulsierende, einzigartige Website entstehen, die den Lernenden ein Feedback dazu gibt, wie sie sich weiterentwickelt haben. Jedes Mal, wenn die Unterrichtseinheit an einer Schule durchgeführt wird, entsteht ein neuer Weblog. Bitte beachten: Verwenden Sie keine Bilder von Meisterwerken aus dem Kunstareal auf dem Weblog - das kann zu urheberrechtlichen Problemen führen. Der Medieneinsatz in dieser Unterrichtseinheit zielt darauf ab, eigene Daten zu produzieren und zu veröffentlichen. Was kann beispielsweise eingebaut werden? Hörbilder, die mit den Schülerinnen und Schülern erstellt wurden, können als MP3-Dateien veröffentlicht werden. Die selbst gemalten "Bunten Götter" der Schülerinnen und Schüler können abfotografiert oder eingescannt und veröffentlicht werden. Kurzvideos, in denen die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel die Figurengruppe des Aphaia-Tempels performen, können gedreht und als MPEG-Dateien gespeichert und veröffentlicht werden. Zeichnungen und hangeschriebene Notizen, wie zum Beispiel persönliche Begehungspläne im Kunstareal mit individuellen, wichtigen Wegmarken, können eingescannt und veröffentlicht werden. Das Weblog hat einen freien Charakter. Es geht nicht so sehr um hochkomplexes theoretisches Formulieren. Es ist vielmehr wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Gefühle und Assoziationen, Gedankenspiele und eigenen Ideen mit Methoden der modernen Kommunikation in die Welt tragen.

  • Kunst / Kultur
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Die Sprache der Romantiker

Unterrichtseinheit

Im literaturgeschichtlichen Unterricht der Sekundarstufe II nimmt die Epoche der Romantik großen Raum ein. Dieser Unterrichtsvorschlag nutzt den Digitalen Grimm, um sprachliche Phänomene der Epoche zu verdeutlichen.Oft wird bei der Arbeit zur Epoche der Romantik auf die Brüder Grimm als die Sammler und Herausgeber der Märchen verwiesen, in deren volkstümlicher Sprache und Gedankenwelt sie die deutsche Volksseele manifestiert sahen. Doch sollten die Grimms auch mit ihrem eigentlichen Hauptwerk im Unterricht zu Wort kommen. Das gelingt im Zusammenhang mit der Arbeit an zeitgenössischen, romantischen Texten. Joseph von Eichendorff: Wünschelrute In Eichendorffs programmatischem Lied kommen einige Begriffe vor, deren Bedeutung mithilfe des Wörterbuches erhellt werden kann. Joseph von Eichendorff: Wünschelrute Schülerinnen und Schüler sollen das Gedicht lesen und problematische Wörter neu definieren. E.T.A. Hoffmann: Lebensansichten des Katers Murr E.T.A. Hoffmanns "Lebensansichten des Katers Murr" zeichnet sich durch mitunter recht vergnügliche Ironie aus, wie der folgende Ausschnitt belegt. E.T.A. Hoffmann: Kater Murr Schülerinnen und Schüler ersetzen romantische durch aktuell gebräuchliche Begrifflichkeiten. Die Schülerinnen und Schüler machen problematische Begriffe in vermeintlich klaren Kontexten aus. schlagen solche Begrifflichkeiten im "Deutschen Wörterbuch" (im Digitalen Grimm) nach. formulieren eigene (zeitgenössische) Definitionen. Wünschelrute Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort. Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort. Zwar ist die Sprache in diesem kurzen Gedicht so einfach, dass gerade darin ein Teil seines Reizes liegt, doch lassen sich zu den Wörtern Wünschelrute, anheben und Zauberwort umfangreiche Erklärungen finden. Begriffsdefinitionen Im Unterricht kann zunächst versucht werden, ungewöhnliche oder besonderen Sinn tragende Begriffe selbst zu definieren. Mit der Aufgabe "Was genau bedeuten Wünschelrute / anheben / Zauberwort?" kommen die Schülerinnen und Schüler zu modernen Umschreibungen dieser Begriffe. Vergleich der Definitionen mit dem Grimm Im zweiten Schritt werden die eigenen Formulierungen mit denen des Grimmschen Wörterbuchs verglichen. Dabei wird deutlich, dass der Informationsgehalt der Wörterbucheinträge meist um ein Vielfaches größer ist als der der eigenen Texte. Mitunter wird auch ein falsches Textverständnis korrigiert. Zwar wird Eichendorff mit seinen Gedichten im Quellenverzeichnis geführt, doch dient das zitierte Gedicht nicht als Beleg für die untersuchten Wörter. Aber über den Gebrauch des Wortes "Sommernacht" - nicht nur bei Eichendorff - informiert der betreffende Wörterbucheintrag. Der großherzogliche Exkapellmeister Kreisler philosophiert über seine Heirats-Chancen bei der Damenwelt. Da begann aber auf Kreislers Antlitz jenes seltsame Muskelspiel, das den Geist der Ironie zu verkünden pflegte, der seiner mächtig worden. »Hoho,« sprach er, »hoho! Ew. Hochehrwürden haben unrecht, haben durchaus unrecht. Ew. Hochwürden irren sich in meiner Person, werden konfuse durch das Gewand, das ich angelegt, um en masque einige Zeit hindurch die Leute zu foppen und, selbst unerkannt, ihnen ihre Namen in die Hand zu schreiben, damit sie wissen, woran sie sind! - Bin ich denn nicht ein passabler Mensch, noch in den besten Jahren, von leidlich hübschem Ansehn und sattsam gebildet und artig? - Kann ich nicht den schönsten schwarzen Frack ausbürsten, ihn anlegen und, was die Unterkleider betrifft, ganz Seide keck hineintreten vor jede rotwangichte Professors-, vor jede blau- oder braunäugichte Hofratstochter und, alle Süßigkeit des zierlichsten Amoroso in Gebärde, Antlitz und Ton, ohne weiteres fragen: 'Allerschönste, wollen Sie mir Ihre Hand geben und Ihre ganze werte Person dazu, als Attinenz derselben?' Und die Professorstochter wurde die Augen niederschlagen und ganz leise lispeln 'Sprechen Sie mit Papa!' oder die Hofratstochter mir gar einen schwärmerischen Blick zuwerfen und dann versichern, wie sie schon lange im stillen die Liebe bemerkt, der ich nun erst Sprache geliehen, und beiläufig vom Besatz des Brautkleides sprechen. Und, o Gott! die respektiven Herrn Väter, wie gern würden sie die Tochter losschlagen auf das Gebot einer solchen respektablen Person als es ein großherzoglicher Exkapellmeister ist! - Aber ich könnte mich auch versteigen in das höhere Romantische, eine Idylle beginnen und der glauen Pachterstochter mein Herz offerieren und meine Hand, wenn sie eben Ziegenkäse bereitet, oder, ein zweiter Notar Pistofolus, in die Mühle laufen und meine Göttin suchen in den Himmelswolken des Mehlstaubs! - Wo würde ein treues ehrliches Herz verkannt werden, das nichts will, nichts verlangt als Hochzeit - Hochzeit - Hochzeit! - Kein Glück in der Liebe? - Ew. Hochehrwürden bedenken gar nicht, daß ich eigentlich recht der Mann dazu bin, um in der Liebe ganz horrend glücklich zu sein, deren einfaches Thema weiter nichts ist als: 'Willst du mich, so nehm' ich dich!' dessen weitere Variationen nach dem Allegro brillante der Hochzeit dann in der Ehe weiter fortgespielt werden. Hoffmann: Lebensansichten des Katers Murr, S. 444 f. Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 86674-86676 (vgl. Hoffmann-PW Bd. 5, S. 444 f.) (Un)bekannte Begriffe In dem Text kommen mehrere heute ungebräuchliche Begriffe vor, die mithilfe des Digitalen Grimm geklärt werden können. Auf Grund ihres Fremdwortcharakters sind die folgenden Begriffe nicht enthalten: "en masque", "Ironie", "Amoroso", "Attinenz", "respektabel" und "Idylle". Dagegen finden sich aufschlussreiche Erklärungen zu "foppen", "passabel", "leidlich", "sittsam", "rotwangicht" (zu rotwangig), "lispeln", "Besatz", "glau", "offerieren" und "Notar". Gerade das alte deutsche Adjektiv "glau", das heute völlig unbekannt ist, wird sehr differenziert erläutert. Arbeitsauftrag Schreibgewandte Schülerinnen und Schüler könnten versuchen, den Abschnitt der Erzählung in modernes Deutsch zu übertragen, indem sie alle ungebräuchlichen oder ungewöhnlichen Wörter durch heute geläufige Begriffe ersetzen. Einsatz des Grimm Bei der Erschließung unbekannter Begriffe leistet der Digitale Grimm gute Dienste. Im Anschluss an die Formulierungsübung vergleichen die Schülerinnen und Schüler ihre unterschiedlichen modernen Textfassungen, begründen ihre Entscheidung für die eine oder andere Wortersetzung und diskutieren, ob der neue Text ebensolchen ästhetischen Ansprüchen genügt wie Hoffmanns ironisch gemeintes Original. Gotthelf: Die schwarze Spinne Alternativ könnte auch der Anfang der Novelle "Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf analysiert oder in Ausschnitten "übersetzt" werden. Suchbegriffe Bei der Lektüre fallen viele unbekannte Begriffe auf, die im Digitalen Grimm eine Erklärung erfahren, zum Beispiel: "Nidel/Nidle", "Anken", "Züpfe", "Götti", "Kachel/Kacheli", "Weinwarm", "Lulli/Luller" oder "tubaken". Dagegen fehlen die Wörter "Einbund", "verbeiständet", "Meyer", "Schlärpli" und "Meitschi". Die meist mehrfachen Belegstellen lassen sich durch die Suchfunktion in der Digitalen Bibliothek leicht auffinden.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe II

Demokratie und Menschenrechte in Deutschland

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit zum Thema "Demokratie und Menschenrechte" wird die Entwicklung der Demokratie in Deutschland von 1871 bis 1989/90 erarbeitet. Mit NS- und SED-Regime existierten im 20. Jahrhundert auf dem Boden des heutigen Deutschlands zwei Diktaturen, die das Menschenbild und das politische System der Demokratie grundlegend ablehnten, bekämpften und vorübergehend beseitigten. Jugendliche nehmen das politische System, in dem sie aufwachsen, als etwas Selbstverständliches wahr. In der Bundesrepublik Deutschland ist dies die parlamentarische Demokratie, die den deutschen Bürgerinnen und Bürgern durch das Grundgesetz umfassende Freiheitsrechte garantiert. Doch war das schon immer so? Durch den historischen Blick auf die deutsche Geschichte von 1871 bis 1989/90 sollen die Schülerinnen und Schülern erkennen, dass Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit zu keinem Zeitpunkt stabil waren - und Verstöße gegen die demokratische Grundordnung auch in der Gegenwart passieren können. Freie Computerarbeit Mithilfe eines historischen Längsschnitts wird die Entwicklung der Demokratie in Deutschland von 1871 bis 1989/90 erarbeitet. Die Epochen der deutschen Geschichte sind in fünf Lernbausteine eingeteilt. Zu jedem Lernbaustein gibt es ein Arbeitsblatt, das von den Schülerinnen und Schülern in Zweiergruppen selbstständig am Computer erarbeitet werden soll. Diese freie Computerarbeit beginnt jedes Mal mit einer Geschichtsdokumentation, die sich die Schülerinnen und Schüler im Internet ansehen können. Auf dem Arbeitsblatt sind Fragen zu den Dokumentationen vermerkt. Medien und Quellen Filme und gerade Dokumentationen wirken auf Heranwachsende sehr authentisch. Doch auch bei audio-visuellen Medien handelt es sich um eine Form der Geschichtsdarstellung. Deswegen ist es notwendig, jeden Lernbaustein um Bild- und Textquellen zu ergänzen. Dadurch können die Schülerinnen und Schüler einschätzen, ob die filmische Darstellung eines bestimmten Themas mit den Quellen übereinstimmt. Darüber hinaus können den Quellen vertiefende Informationen zu einem Ereignis entnommen werden, die in filmischen Umsetzungen oftmals nur unvollständig oder oberflächlich behandelt werden. Ablauf der Unterrichtseinheit "Demokratie und Menschenrechte" Fünf Lernbausteine zur Unterrichtseinheit Anhand von fünf Lernbausteinen erarbeiten die Schülerinnen und Schüler die Entwicklung der Demokratie in Deutschland von 1871 bis 1989/90 in freier Computerarbeit. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler können die Entwicklung der Demokratie in Deutschland von 1871 bis 1989/90 strukturiert zusammenfassen. lernen allgemeine Merkmale einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung kennen: Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit und -vielfalt, Pluralismus der Lebensformen, Reisefreiheit, Pressefreiheit und Selbstbestimmung. erkennen, dass Diktaturen das Wesen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unterdrücken und bekämpfen. erkennen, dass es in allen Epochen der deutschen Geschichte Verstöße gegen die demokratische Grundordnung gegeben hat. leiten daraus ab, dass Demokratie und Menschenrechte aktiv geschützt werden müssen, um diese zu erhalten (historisch-politisches Lernen). Medien- und Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler entnehmen aus Text- und Bildquellen sowie Geschichtskarten und Schaubildern aus dem Internet gezielte Informationen. lernen Geschichtsdokumentationen als eine Form der Darstellung von Geschichte kennen. entnehmen den Dokumentationen zielgerichtete Informationen. lernen, Szenen aus Geschichtsdokumentationen mit Quellen zu vergleichen. sind fähig, alle historischen Quellen und Darstellungen durch Fragen mit unterschiedlichen Anforderungsniveaus (I. Reproduktion, II. Analyse, III. Reflexion) eigenständig oder in Gruppenarbeit zu beantworten. können eigenständig mit Textverarbeitungsprogrammen umgehen. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, in Arbeitsgruppen eigenständig zu arbeiten. können umfangreiches Arbeitsmaterial zu einem Thema untereinander aufteilen. entwickeln aus der historischen Betrachtung der Verletzung von Demokratie und Menschenrechten Zivilcourage und Nonkonformismus für die Gegenwart. Einführung und kurze historische Einordnung Die Gründung des ersten deutschen Nationalstaates 1871 war nicht das Projekt ihrer Bürger, sondern der politischen und ökonomischen Eliten. Durch einen Vergleich von Text- und Bildquellen mit einigen Filmausschnitten aus der Dokumentation "Bismarck und die Deutschen" kann die antidemokratische Grundstruktur des Kaiserreiches verdeutlicht werden. Eine politische Partizipation der (männlichen) Bevölkerung war gegeben, doch sie war stark eingeschränkt. Politische Parteien, die Bismarcks Ansichten nicht teilten und heute ein Teil der demokratischen Grundordnung sind, wurden damals zu "Reichsfeinden" erklärt. Exemplarisch wird das Schicksal der Sozialistischen Arbeiterpartei im Arbeitsblatt thematisiert. Durch das sogenannte "Sozialistengesetz" von 1878 wurden alle sozialistischen Parteien und Gewerkschaften verboten. Einführung und kurze historische Einordnung Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges endete das Deutsche Kaiserreich. Durch die Weimarer Reichsverfassung entstand in Deutschland eine parlamentarische Demokratie. Alle Deutschen, die über 20 Jahre alt waren, durften wählen, erstmals auch Frauen. Doch während des gesamten Verlaufs der Weimarer Republik bestand kein Grundkonsens über die neue politische Ordnung von Freiheit und Demokratie. Mithilfe der Dokumentation und zahlreicher Quellen sollen die Schülerinnen und Schüler Ursachen erarbeiten, weshalb viele Menschen die erste deutsche Demokratie des 20. Jahrhunderts ablehnten. Einführung und kurze historische Einordnung Dieser Lernbaustein thematisiert die Frühphase des Nationalsozialismus von 1933 bis 1935. In diesem Zeitraum vollzogen sich der Bruch mit der Demokratie von Weimar und die Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur. Mithilfe der Dokumentation "Die Gleichschaltung, 1933 bis 1935" und ausgewählter Text- und Bildquellen sollen die Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, wie Adolf Hitler die demokratische Ordnung von Weimar zerstörte: Menschenrechte wurden beseitigt, die Gewaltenteilung abgeschafft. Minderheiten und Andersdenkende wurden verhaftet und entrechtet, was in der offenen Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung gipfelte. Im Reichsbürgergesetz vom 15. September 1935 wurden sie zu "Bürgern minderen Rechts", ein fundamentaler Verstoß gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Menschen. Einführung und kurze historische Einordnung Mit der Unterzeichnung und Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 war die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Der westdeutsche Bundesstaat entwickelte sich zu einer parlamentarischen Demokratie, die bis in die Gegenwart gilt und eine große Strahlkraft besitzt. Die Schülerinnen und Schüler sollen die wichtigsten Artikel des Grundgesetzes erarbeiten und mithilfe der Dokumentation "Die Bonner Republik 1949-1998, Die Ära Adenauer" und ausgewählter Quellen erläutern, warum diese Verfassungsordnung große Akzeptanz fand. Doch im politischen Alltag wurden die im Grundgesetz verankerten Grundrechte verletzt, was exemplarisch an der "Spiegel"-Affäre (1962) aufgezeigt werden soll. Ein Grundrecht der demokratisch-pluralistischen Ordnung, die Presse- und Meinungsfreiheit, wurde während dieser Staatsaffäre verletzt. Einführung und kurze historische Einordnung Nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 7. Oktober 1949 übernahm die Sozialistische Einheitspartei Deutschland (SED) in allen Bereichen von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur die Kontrolle. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, wie die Menschen in der DDR in der Ausübung ihrer Freiheitsrechte eingeschränkt wurden. Durch den Bau der Berliner Mauer 1961 wurden die Bürgerinnen und Bürger ihres Rechts auf Freizügigkeit beraubt. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) schuf einen Überwachungsapparat, in dem die eigene Bevölkerung systematisch überwacht und unterdrückt werden konnte. Mithilfe der Dokumentation "Der Fall der Berliner Mauer, Teil 1" finden die Schülerinnen und Schüler heraus, wie es zur friedlichen Revolution von 1989 kam und welche Ereignisse die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands ermöglichten.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Die Gleichnisse vom Reich Gottes

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit nimmt die "Gleichnisse vom Reich Gottes" in den Fokus, indem an beispielhaften Gleichnissen verschiedene Auslegungsmöglichkeiten und Methoden für den katholischen Religionsunterricht vorgestellt werden. Ein wesentliches Element der Verkündigung Jesu in den Evangelien sind die bildhaften Erzählungen, die man landläufig Gleichnisse nennt. Viele Gleichnisse sind literarisch eigenständige Perikopen, die in der mündlichen Tradition weitergetragen wurden, bis sie ein biblischer Schriftsteller in den Zusammenhang der Reich-Gottes-Botschaft gestellt hat. Neben der literarischen Schönheit müssen der theologische Gehalt und die Wirkung auf die gläubigen Hörer betrachtet werden. In den Gleichnissen Jesu offenbaren sich wesentliche Inhalte seiner Botschaft. Diese bildhaften Erzählungen haben den Sinn, das Unanschauliche den einfachen Zuhörern seiner Zeit begreiflich zu machen. Daher sind die Bilder der Gleichnisse aus dem Alltagsleben des Publikums gewählt, man sagt, sie haben da ihren "Sitz im Leben". Für das heutige Verständnis ist es wichtig, diesen Zusammenhang zu berücksichtigen, um die eigentliche Bedeutung der Gleichnisse richtig erschließen zu können. Davon ausgehend, können weitere gleichnishafte Texte in produktionsorientierter Weise für den Unterricht aufbereitet werden. Am Schluss sollen wesentliche Aussagen über das Reich Gottes aus mehreren Gleichnissen zusammengefasst werden. Ablauf der Unterrichtseinheit Grundidee dieser Einheit ist die Umsetzung von Gleichnissen in Präsentationen - dabei werden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Die Schülerinnen und Schüler lernen Gleichnisse kennen. abstrahieren die eigentlichen Bedeutungen der Gleichnisse. lernen Digitalfotografie und Bildbearbeitung als Interpretationsverfahren kennen. führen Internetrecherchen durch (Bibeltexte, Bilder). lernen Möglichkeiten der Textgestaltung mit Präsentationssoftware kennen. Gleichnisse-Günter Neumann-PP-Präsentation Habe die Einheit ausprobiert - Klasse 10 - Hauptschule: Gute Motivation bei den SuS - empfehlenswert Georg Höing Münster, 29.10.2006 Am beliebtesten unter allen Parabeln der Evangelien war im 13. Jahrhundert die Geschichte von den klugen und törichten Jungfrauen. Wir sehen sie am Westportal der Kathedralen von Amiens, Bourges, Notre-Dame in Paris, Reims, Sens, Auxerre, Laon; die einen rechts, die anderen links vom göttlichen Richter. Sie wohnen dem Jüngsten Gericht bei, in dem sie eine Rolle zu spielen scheinen. Nach den Theologen sind sie wirklich die symbolische Verkörperung der Auserwählten und der Verdammten. Ihre geheimnisvolle und furchtbare Geschichte ist zugleich die Geschichte des letzten Weltabends. Geplanter Zeitbedarf: 1 Unterrichtsstunde Methodische Vorbemerkung Die Lehrkraft bringt zehn Friedhofslichter ("Öllampen") mit ins Klassenzimmer und fragt zunächst, was man mit diesen Lampen machen kann. Neben vielen unbrauchbaren Vermutungen könnte man mit der These weiterarbeiten, dass die Lichter auf jeden Fall der Ehre Gottes dienen sollen. Motivation durch die "Öllampen" Betrachtung von Abbildungen der klugen und der törichten Jungfrauen im Magdeburger Dom Bearbeitung des vorbereiteten Arbeitsblattes Lesen des Bibeltextes im Internet: Matthäus 25, 1-14 Nachstellen des Gleichnisses durch die Lernenden und Aufnahme digitaler Bilder Eventuell muss die Aufnahme von Szenenfotos in einer weiteren Stunde erfolgen. Da das Überspielen der Fotos von der Digitalkamera auf den Computer eine gewisse Zeit erfordern kann, bietet es sich an, mit der weiteren Bearbeitung der "Bildgeschichte" erst in der darauffolgenden Stunde zu beginnen. Im schülerzentrierten Unterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, wie man ein Präsentationsprogramm bedient (Folien erstellen). Bilder und Texte einfügt (Bibeltext, digitale Fotos). Bilder und Texte für die eigenen Bedürfnisse bearbeitet (formatieren, kürzen oder beschneiden). einfache Animationen festlegt (keine Überladung mit grafischem Schnickschnack, sondern den Inhalt unterstreichende, zurückhaltende Animation). und einen computerunterstützten Kurzvortrag hält. Dieser Teil nimmt je nach Vorwissen und Übung zwei bis drei Unterrichtsstunden ein, in denen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Gleichnisses gewährleistet ist. Zum Abschluss der Arbeit mit dem Präsentationsprogramm sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Produktion in der Klasse vorführen. Die gezeigten Werke können besprochen werden. Bewertungskriterien für den Vortrag könnten sein: freier, mündlicher Vortrag des Gleichnisses grafische Umsetzung (Zusammenhang Bild-Text, sinnvolle Animation) überzeugende Interpretation der Kernaussage Menschliche Vorstellungen von Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit Gottes sind manchmal zweierlei. Das lehrt uns das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Dieser Text entlarvt die Unmenschlichkeit eines rein konsumorientierten und leistungsbezogenen Denkens, das dem Schwächeren keine Chancen lässt. Vor Gott jedoch sind alle Menschen gleich, auch der Schwache, Kranke, (reuige) Sündiger, auch der, der ohne eigenes Verschulden erst spät zu Gott findet. Der Lohn dafür ist immer der gleiche: das Reich Gottes, das unteilbar ist und immer nur ganz gewonnen oder aber ganz verloren werden kann. Zeitbedarf: 2 bis 3 Stunden, je nach Anzahl und Dauer der Präsentationsphase Hinführung Zunächst wird erklärt, wie man in der Antike den Tag in Stunden einteilte (Abbildung des folgenden Downloads als Tafelbild oder OHP-Folie). Kreation und Präsentation Dann wird die Aufgabe gestellt, in Kleingruppen den Text des Gleichnisses mit passenden Bildern zu illustrieren, um seine Aussage dem heutigen Publikum anschaulich vor Augen zu führen. Für diese Erarbeitungsphase sind eine bis zwei Unterrichtsstunden anzusetzen. Anschließend erhalten alle Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihre Präsentation der Klasse vorzuführen. Umsetzung des Gleichnisses als Präsentation Rufe den Text des Gleichnisses auf: Mt 20,1-16 . Suche passende Bilder dazu und gestalte damit eine Präsentation des Gleichnisses! Das Gleichnis vom verlorenen Sohn veranschaulicht in unübertroffener Weise die Liebe Gottes zu jedem reuigen Menschen. Es zeigt nicht nur, wohin die Selbstherrlichkeit, das Selbst-Herr-sein-wollen des Menschen führt, sondern auch, dass Gott alle seine Geschöpfe liebt und keinen verstößt, der voller Reue umkehrt, Buße tut und wieder an seine Tür klopft. Deshalb spendet dieses Gleichnis dem Verzweifelten Trost und dem Sünder Hoffnung. Es zeigt aber auch, dass Gottes Geduld und Freude um jeden, der zu ihm zurückfindet, nicht immer von den Menschen verstanden werden. Zeitbedarf: 2 Stunden (Einführung und Bilderrätsel, Herstellung der Präsentation) Methodische Vorbemerkung Das Gleichnis wird im Original gelesen. bibel-online.net: Lukas - Kapitel 15 Vom verlorenen Sohn Internetbasierte Bildersuche Da dieses Gleichnis immer wieder Künstler zu Darstellungen angeregt hat, sollen solche Bilder im Internet ausfindig gemacht werden. Dies geschieht durch eine Bildersuche: Auf dem Arbeitsblatt 3 sind die Namen von berühmten Malern enthalten. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Originalbilder finden, indem sie mithilfe von Suchmaschinen nach Abbildungen zum Gleichnis suchen. Als Suchbegriffe müssen auch die englischen Wörter "lost son" verwendet werden. Auf den gefundenen Webseiten ist jeweils der Name des Künstlers vermerkt, der auf dem Arbeitsblatt eingetragen wird. Präsentation erstellen Nach dieser Suche soll mithilfe eines Präsentationsprogramms eine bebilderte Darstellung des Gleichnistextes hergestellt werden. Auf den einzelnen Folien einer Präsentation soll der Text des Gleichnisses in Abschnitten mit den dazu passenden Gemälden unterlegt werden. Dazu werden die Bilder der Bildersuche verwendet. Bei der Verwendung der Bilder ist sowohl auf den Künstler als auch auf den Inhaber an den Bildrechten, meist ein Museum, hinzuweisen. Ohne schriftliches Einverständnis der jeweiligen Rechteinhaber ist von einer Veröffentlichung der Präsentation außerhalb des Klassenraums abzusehen. Aussagen über das Reich Gottes verstehen "Meine Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt", sagt Jesus im Verhör vor Pilatus. Eigenartigerweise beschreibt Jesus sein Reich nie direkt, sondern immer nur in Bildern. So sind viele wichtige Aussagen über das Reich Gottes über mehrere Gleichnisse verstreut. Arbeit in Gruppen Zum Abschluss der Unterrichtsreihe über die Gleichnisse Jesu sollen wesentliche Aussagen aus diesen Texten zusammengestellt werden. Dabei hilft das Arbeitsblatt 4, auf dem Bildhälfte und Sachhälfte des Gleichnisses von den klugen und den törichten Jungfrauen gegenüber gestellt werden. Zeitbedarf: Ca. 1 Stunde

  • Religion / Ethik
  • Sekundarstufe I

Die Wahl des US-Präsidenten

Unterrichtseinheit

Jubelnde Menschenmassen schwenken blau-weiß-rote Fähnchen und Luftballons, Politiker baden in der Menge: In den Vereinigten Staaten geht der Wahlkampf in den Endspurt. Am 2. November entscheidet sich, wer der nächste Präsident der USA wird.Schon Monate vor dem eigentlichen Wahltermin begann in den USA das riesige Medienspektakel um den Präsidentschaftswahlkampf. In einem komplizierten Verfahren musste sich John Kerry zunächst gegen alle Konkurrenten aus der Demokratischen Partei durchsetzen. Die bestimmenden Themen des Wahlkampfs sind die innere Sicherheit und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Nach dem dritten und letzten TV-Duell von Bush und Kerry bleiben die Prognosen zum Wahlausgang spannend. Meinungsumfragen zeigen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten. Viele Europäer hoffen auf einen Sieg von John Kerry. Allgemeine Anregungen für den Einsatz der Basisartikel zu aktuellen politischen Themen von Lehrer-Online und europa-digital liefert der Politik-Fachberater Ulrich Bauer. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über die Präsidentschaftswahlen und das Parteiensystem in den USA informieren. die allgemeinen Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Wahlsystem erkennen. sich über die politischen Ziele von George W. Bush und John F. Kerry informieren. das Internet als Informations- und Recherchemedium nutzen. die Vor- und Nachteile bei der Wahl der Spitzenkandidaten in den USA erkennen und diskutieren. Thema Die Wahl des US-Präsidenten Autoren Wolfgang Bauchhenß und Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 10 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung mindestens 3 Stunden Medien Computer mit Internetzugang Parteimitglieder in allen Bundesstaaten stimmen ab Während bei uns in Deutschland in der Regel ein Parteitag den Spitzenkandidaten einer Partei bestimmt, organisieren die Parteien in den USA eine Reihe von Vorwahlen (Primaries), um ihre Spitzenkräfte festzulegen. Diese Vorwahlen beginnen bereits ein knappes Jahr vor dem eigentlichen Wahltag. Die Parteimitglieder in jedem einzelnen Bundesstaat entscheiden so über ihren Favoriten. Das Ziel der Vorwahlen ist, die Kandidaten in einem möglichst demokratischen Verfahren zu wählen. Favorit fordert Präsidenten heraus Dabei stehen immer mehrere Personen einer Partei zur Wahl. Nur der Sieger einer solchen Vorwahl hat Chancen, zum Kandidaten der Partei für das Amt des Präsidenten gekürt zu werden. In der Regel wird derjenige Politiker Spitzenkandidat, der in der Mehrzahl der Bundesstaaten bei den Vorwahlen siegt. Damit ist er aber noch lange nicht Präsident - er muss sich bei der abschließenden Präsidentschaftswahl gegen den Kandidaten der Konkurrenzpartei durchsetzen, der in der Regel der amtierende US-Präsident ist. Urwahlen als Alternativmodell In einigen Staaten veranstalten die Parteien statt der Vorwahlen so genannte "Urwahlen" (Caucus). Dabei stimmen Parteimitglieder in drei Stufen über ihren Kandidaten ab: erst auf lokaler Ebene (also in einer Gemeinde), dann auf regionaler Ebene, dann für den Bundesstaat. Sie wählen allerdings nicht direkt einen Spitzenkandidaten, sondern Wahlmänner, die für einen bestimmten Spitzenkandidaten abstimmen sollen. Die Urwahlen erregen weniger Aufsehen als die Vorwahlen: Sie liefern meist keine spektakulären Ergebnisse, gelten allerdings als besonders demokratisches Verfahren. Super Tuesday bringt Entscheidung Der Höhepunkt der Vorwahlen war der so genannte "Super Tuesday" am 2. März. An diesem Termin fanden Vorwahlen in zehn Bundesstaaten gleichzeitig statt. John Kerry ging an diesem Tag als Sieger hervor. Offiziell wurde der Herausforderer aber erst im Sommer auf einem Parteitag der Demokraten zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Spiegel Online: Wie man einen Präsidenten wählt Informationen zu Vorwahlen, Parteitagen, Wahlkampf und Wahltag. Wofür die Parteien stehen Die Republikaner gelten allgemein als konservative, die Demokraten als liberale Partei. Sozialen Fragen kommt im Programm der Demokraten eine größere Bedeutung zu als bei den Republikanern. Insgesamt gibt es jedoch auch inhaltliche Überschneidungen. Nicht in allen Punkten lassen sich klare Grenzen zwischen den politischen Zielen der zwei Parteien ziehen. Zwar gibt es wie bei allen Wahlen noch mehr Bewerber um das Amt des Präsidenten, doch die Kandidaten der großen Parteien sind die einzigen, die überhaupt eine Chance haben. Noch nie ist es einem parteilosen Kandidaten gelungen, Präsident zu werden. Die Republikanische Partei Die Republikanische Partei stellt den aktuellen Präsidenten der Vereinigten Staaten, George W. Bush. Da feststeht, dass Bush auch für eine zweite Amtszeit kandidiert, konnten die Republikaner auf Vorwahlen verzichten. Spiegel Online: Die Republikanische Partei Kurze Geschichte der Republikanischen Partei und ihrer Präsidenten. Die Demokratische Partei Die zweite große Partei in den USA sind die Demokraten. Sie mussten während der Vorwahlen herausfinden, welcher ihrer Kandidaten die größten Chancen hat, den Amtsinhaber Bush zu besiegen. Bald zeigte sich, dass die demokratischen Wähler John Kerry favorisieren. Er gewann am 2. März, dem "Super Tuesday", zum Abschluss neun der letzten zehn Vorwahlen. Spiegel Online: Die Demokratische Partei Kurze Geschichte der Demokratischen Partei und ihrer Präsidenten. Senator John Kerry wird Präsidentschaftskandidat John Kerry vertritt den Staat Massachusetts im Senat der Vereinigten Staaten. In der Öffentlichkeit wurde er schon in den siebziger Jahren bekannt - nach seinem Einsatz im Vietnam-Krieg organisierte er Protestkundgebungen gegen den Krieg. Später arbeitete der Jurist als Staatsanwalt und schlug eine politische Karriere ein. Zu seinen Themen gehören die Außenpolitik und der Umweltschutz. Mit seinen Positionen grenzt sich Kerry auf diesen Gebieten klar vom Amtsinhaber George W. Bush ab. Offizieller Wahlkampfbeginn Ende Juli Offiziell kürte die demokratische Partei ihren Kandidaten im Sommer. Vertreter aus allen Bundesstaaten trafen sich auf einem großen Parteitag (convention) Ende Juli in Boston und bestimmten dort den Präsidentschaftskandidaten. John Kerry stand zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon fest, aber beim Parteitag verkündeten dann auch seine unterlegenen Mitbewerber ihre Unterstützung. Damit begann offiziell der Wahlkampf. In den verbleibenden Monaten bis zum November - die Wahl findet traditionell am Tag nach dem ersten Montag im November statt - muss sich der Herausforderer John Kerry mit dem amtierenden Präsidenten messen. The White House: President George W. Bush Die offizielle Seite des amtierenden Präsidenten George W. Bush. John Kerry for President Die Homepage des demokratischen Herausforderers. Sicherheit über alles Die großen Themen des Wahlkampfes sind die Sicherheit und der Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Bei den ersten Präsidentschaftswahlen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 spielen andere Themen im Wahlkampf kaum eine Rolle. Das scheint aber durchaus die Stimmung der Wähler zu treffen, die sich in Kriegs- und Krisensituationen als einige Nation präsentieren und traditionell eher zu ihrem Präsidenten halten. Die flaue Wirtschaftslage, hohe Arbeitslosigkeit und soziale Probleme treten hinter dem großen Terrorismus-Thema in den Hintergrund. Sowohl George W. Bush als auch John Kerry werden daran gemessen, wie erfolgversprechend ihre Konzepte für die Sicherheit des Landes sind. Mit Verbündeten gegen den Terrorismus John Kerry sieht ebenfalls im Kampf gegen den Terrorismus eine wichtige Herausforderung. Er betont aber in allen außenpolitischen Aspekten, dass er auf die traditionellen Verbündeten der USA setze. Alleingänge der USA, wie sie die Bush-Regierung beim Irakkrieg gezeigt hat, lehnt er ab. Er erwartet von den Verbündeten aber auch militärische Unterstützung: Kerry hat deutlich gemacht, dass er den Terrorismus mit der gleichen Entschlossenheit bekämpfen will, wie sein Konkurrent. Der Kandidat, der als Soldat am Vietnam-Krieg teilgenommen hat, dürfte nicht zimperlich sein, wenn es um US-amerikanische Militäreinsätze in aller Welt geht - als Senator hat er allen Einsätzen der letzten Jahre zugestimmt. Um gegen Bush zu punkten, haben sich er und seine Parteifreunde auf dem Parteitag in Boston als besonders patriotisch und militär-freundlich präsentiert. Soziale Probleme angehen Innenpolitisch will Kerry das hohe Haushaltsdefizit der USA senken. Dafür will er auch unpopuläre Maßnahmen wie Steuererhöhungen ergreifen. Auf dem Parteitag sprach er soziale Probleme deutlich an. Er verspricht einen höheren Mindestlohn, Hilfen bei der Gesundheitsfürsorge, und er will sich auch umweltpolitisch engagieren. DW-World: Viel Rhetorik, wenig Ideen Lange wurde im US-Wahlkampf nur beiläufig über den Irak geredet. Nach zunehmendem Angriffen auf US-Soldaten müssen Kerry und Bush Stellung nehmen. Den Terror weiter bekämpfen Die größten Ziele von George Bush bleiben die innere Sicherheit und der weltweite Kampf gegen den Terrorismus. Auch wenn die Bilanz des Irakkriegs fatal für seine Regierung ist - über 1.000 US-amerikanische Soldaten sind bislang im Irak getötet worden, und die Amerikaner haben die blutigen Aufstände bis heute nicht in den Griff bekommen - will er an seiner Politik festhalten. Die USA sollen unter George W. Bush den Terrorismus weltweit verfolgen und so eine sicherere Welt schaffen. Weniger Steuern, mehr Selbstverantwortung In der Innen- und Sozialpolitik will Bush so weitermachen wie bisher: Er will Bürger und Industrie mit Steuersenkungen entlasten, und er setzt auf die Selbstverantwortung der Bürger: Künftig müssen sie sich noch mehr selbst um ihre Gesundheitsfürsorge sowie die Altersvorsorge kümmern. Die ZEIT: Orange macht blind Mit den jüngsten Terrorwarnungen steht die Regierung Bush im Verdacht, auch unter wahltaktischen Aspekten gehandelt zu haben. Wahlkampf in Zeitung, Fernsehen und Internet Wie bei uns findet der Wahlkampf in den USA vor allem in den Medien statt: Die Kandidaten versuchen, in der Presse die Aufmerksamkeit der Wählerschaft zu wecken und treffen in Fernseh-Duellen aufeinander. In den USA spielt darüber hinaus das Internet eine besondere Rolle im Wahlkampf. Die Kandidaten und ihre Unterstützungsteams werben mit aufwändigen Homepages für sich - und gegen den Kontrahenten. Viele Personen, die einen Kandidaten unterstützen, nutzen die Meinungsfreiheit im Internet (zum Beispiel in Weblogs), um ihre Meinung über die Gegenkandidaten zu verkünden. Auf den Parteitagen der Republikaner und Demokraten wurden zum ersten Mal in großer Zahl auch Weblogger als Berichterstatter zugelassen. Und auch Computerspiele haben ihre Wirkung: Auf der Seite des Kandidaten John Kerry gibt es beispielsweise ein Spiel, in dem man George W. Bush aus dem Weißen Haus vertreiben kann. Sogar Stars aus der Musik- oder Filmszene engagieren sich, um Stimmen für die Kandidaten zu sammeln. DW-World: Mit Konzerten auf Stimmenfang Musik für die so genannten Swing-States: Damit wollen US-Pop- und Rockgrößen wie Bruce Springsteen, R.E.M. und Jackson Browne Stimmung machen. Kein Schritt ohne Medienberater Schon lange bevor sie im deutschen Bundestagswahlkampf eine Rolle spielten, waren und sind Medienberater (sogenannte Spin Doctors) in den USA Bestandteil eines jeden Wahlkampfteams. Sie beraten die Kandidaten und versuchen Themen zu setzen, die bei den Wählern der eigenen Partei ankommen. Ihr Ziel ist es, dem Kandidaten möglichst viel Medienpräsenz zu verschaffen und ihn in den Medien in ein gutes Licht zu rücken. Kaum eine Geste im Wahlkampf ist daher unbedacht, immer geht es um die Inszenierung der Kandidaten und um Werbung für ihre politischen Ziele. Auch Prominente aus Film und Sport werden in den USA bewusst in den Wahlkampf einbezogen, indem sie um eine Stellungnahme für beziehungsweise gegen einen Kandidaten gebeten werden. Kampf um Stimmen und Spenden Für den Wahlkampf brauchen beide Parteien viel Geld. Fernseh-Werbespots werden erst für teures Geld produziert, anschließend muss die Werbezeit bei den unzähligen Fernsehsendern gekauft werden. Die Wahlkampf-Finanzierung ist immer wieder ein Streitpunkt in den USA. Eigentlich darf ein Kandidat Einzelspenden nur bis zur Höhe von 1.000 Dollar annehmen; alle Spender werden auf öffentlichen Listen vermerkt. Fundraising-Dinners: Willkommen ist, wer zahlt Doch haben die Kandidaten wirkungsvollere, indirekte Wege gefunden, um Millionensummen für ihre Kampagnen zu sammeln. Als so genannte Fundraising-Dinners veranstalten die Kandidaten Abendessen, bei denen die Sitzplätze je nach Nähe zum Kandidaten für riesige Summen verkauft werden. Bei einem Abendessen, das schon mal in einer Sporthalle mit über 10.000 Plätzen stattfinden kann, kommen so mehrere Millionen Dollar in die Kasse des Kandidaten. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass sich Industrielle und andere Lobbyisten durch die Teilnahme an den Abendessen vom späteren Präsidenten Gefälligkeiten erhoffen, weshalb die Fundraising-Dinners eine durchaus umstrittene Form der Finanzierung sind. Zu den ersten Plänen von John Kerry nach dem "Super Tuesday" gehörte eine Abendessen-Tour durch 20 Städte - 105 Millionen Dollar will Kerry damit einnehmen, während sein Kontrahent Bush schon etwa 150 Millionen Dollar gesammelt haben soll. Kampagnen beeinflussen Umfragen Im Frühjahr 2004 sah es für Präsident Bush nicht gut aus. Kerry lag damals bei Umfragen vor dem Amtsinhaber. Geschickt setzte Kerry beispielsweise seine Zeit als Soldat in Vietnam als Wahlkampfmittel ein. Während er im Krieg gekämpft habe, hätte sich George W. Bush mit Hilfe einflussreicher Freunde der Familie eine ruhige Stelle im Militärdienst in der Heimat besorgt. Das kam bei Amerikas Wählern nicht gut an. Die Helfer von George W. Bush versuchten sogleich, dem aussichtsreichen Kandidaten eine Affäre mit einer Praktikantin anzuhängen - zwar erfolglos, doch diese Beispiele lassen schon erahnen, mit welchen Mitteln im Wahlkampf gekämpft wird. Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten Im Sommer wendete sich das Blatt. Offensichtlich traf Präsident Bush bei seinem Auftritt auf dem Parteitag der Republikaner die Stimmung seiner Landsleute gut. Nach dieser mehrtägigen "Convention" in New York, die mit einer Rede des Präsidenten und seiner Nominierung endete, stiegen Bushs Umfragewerte deutlich und lagen lange vor John Kerry. Noch Anfang September bezeichneten es die meisten Umfragen als sehr schwierig, dass Kerry in den verbleibenden zwei Monaten den Vorsprung des Präsidenten einholen könnte. Bei den drei Fernsehduellen im Oktober zeigte sich John Kerry jedoch als ebenbürtiger Gegner mit Sachwissen und klaren Positionen. Er wurde in Meinungsumfragen bei zwei Fernsehauftritten zum deutlichen Sieger erklärt. Aktuelle Wahlprognosen sagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Kandidaten voraus. Beide Parteien versuchen in den letzten Tagen vor der Wahl, so viele unentschlossene Wähler wie möglich für sich zu gewinnen. Der Wahltag am 2. November scheint spannend zu werden. Spiegel Online: Wahlkampfspots - Jetzt schlägt Bush zurück Informationen zu den Merkmalen von Wahl-Werbespots des Präsidenten Bush. Spiegel Online: Wahlkampfspot - 30 Sekunden für Bush Den 30 Sekunden-Spot "Safer, stronger" kann man hier online anschauen. DW-World: Verschärfte Töne und ein Punktsieger Bei der Debatte ím letzten von drei TV-Duellen ging es vorwiegend um Innenpolitik - mit leichten Vorteilen für Kerry. DW-World: Wenn die Demokraten dreimal klingeln Wahlentscheidende Wortgefechte gibt es nicht mehr. Was jetzt zählt, ist Organisation. Die Parteien spannen Gott und die Welt für sich ein. Bürger stimmen am 2. November 2004 ab Wenn die US-Bürger am 2. November 2004 ihre Stimme abgeben, wählen sie ihren Präsidenten nicht direkt. Das ist in den Vereinigten Staaten die Aufgabe eines "Wahlmännerkollegiums" (electoral college). Die Bürgerinnen und Bürger geben ihre Stimme für so genannte Wahlmänner ab, die einen Präsidentschaftskandidaten unterstützen werden. Die Wahlmänner sind Abgeordnete der Parteien in den einzelnen Bundesstaaten. Auf jeden Bundesstaat entfällt eine unterschiedliche Anzahl von Wahlmännern, abhängig von der Bevölkerungszahl. Der Kandidat, der in einem Bundesstaat die meisten Stimmen gewinnt, erhält dann sämtliche Wahlmännerstimmen des Bundesstaates. Der Gegner verliert in diesem Bundesstaat alle Wahlmännerstimmen - ganz gleich, wie knapp der Stimmenvorsprung des Gegners war. Wahlmännerkollegium tritt im Dezember zusammen Im Dezember nach der Wahl treten alle Wahlmänner schließlich zusammen und geben ihre Stimme für den Präsidenten und den Vizepräsidenten ab. Jeder Wahlmann hat sich vor seiner Partei verpflichtet, den eigenen Kandidaten zu wählen. Insgesamt braucht der US-Präsident mindestens 270 Wahlmännerstimmen, um gewählt zu werden. Am 20. Januar 2005, mehr als ein Jahr nach den ersten Vorwahlen, werden dann der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und sein Stellvertreter ihren Amtseid schwören. Tücken des Systems Dieses System ist zwar etwas umständlich, funktioniert aber zuverlässig. Allerdings hat es gewisse Tücken, wenn Wahlen sehr knapp ausgehen: Bei den letzten Wahlen konnte der demokratische Kandidat Al Gore in den Bundesstaaten prozentual insgesamt mehr Stimmen sammeln als der Republikaner George W. Bush. Bush aber gewann in mehreren Bundesstaaten alle Wahlmänner und dadurch insgesamt mehr Wahlmänner für sich - und wurde schließlich Präsident der USA.

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Die Wirtschaftslage in Deutschland

Unterrichtseinheit

Was gegenwärtig die Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft sind und welche Prognosen für die Zukunft gestellt werden, erläutert diese aktualisierte Fassung des Basisartikels.Kein Tag vergeht, an dem die Medien nicht über die Lage der deutschen Wirtschaft berichten. Der Einzelhandel klagt über schwachen Konsum, die Arbeitslosenquote steigt, und Jugendliche bekommen die Konjunkturkrise bei der Ausbildungsplatzsuche zu spüren. Die Augen vor den Problemen zu verschließen, hilft nicht. Der Basisartikel informiert über den Zusammenhang von Wirtschaftsflaute und Sozialreformen und über die Erwartungen an die Konjunkturentwicklung im Jahr 2004.Die Schülerinnen und Schüler sollen sich über die aktuelle Lage der deutschen Wirtschaft, über Probleme und Lösungsstrategien informieren. sich der Zusammenhänge von den Problemen der Wirtschaft und des Sozialsystems bewusst werden. das Internet als Informations- und Recherchemedium nutzen. Thema Die Wirtschaftslage in Deutschland - Fakten, Probleme, Aussichten Autoren Wolfgang Bauchhenß und Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 10 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung mindestens vier Stunden Medien Computer mit Internetzugang Finanznot und Reformzwang Seit gut drei Jahren dümpelt die deutsche Wirtschaft mehr schlecht als recht vor sich hin. Die Folge: Das soziale Sicherungssystem ächzt unter der immer drückender werdenden Last, und die Arbeitslosenquote steigt weiter über 4,5 Millionen. Auch wenn Finanzminister Hans Eichel 2003 knapp den Neuverschuldungsrekord des früheren Amtsinhabers Theo Waigel (CSU) aus dem Jahr 1996 knapp verfehlte - eine Neuverschuldung von rund 39 Milliarden Euro ist keine wirklich gute Nachricht. Bundeskanzler Gerhard Schröder muss mit seinem Kabinett viele Löcher stopfen und zahlreiche Reformen angehen, wenn er die Wirtschaft wieder auf Trab bringen will. Einschnitte bei Renten Seit Ende 2003 verkündet die Bundesregierung ständig neue Hiobsbotschaften. Da der Staat 2003 deutlich weniger Steuern eingenommen hat, als der Finanzminister ursprünglich berechnet hatte, läuft die Suche nach neuen Geldquellen. Die findet die Koalition beispielsweise bei den Rentnern, die auf eine bereits eingeplante Erhöhung ihrer Renten verzichten müssen. Auf die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland kommt 2004 also eine Nullrunde zu. Neu ist ebenfalls, dass sie künftig einen höheren Beitragssatz zur Pflegeversicherung zahlen müssen. Einschnitte in Zukunft auch für Studenten Und auch zukünftige Rentner müssen Abstriche hinnehmen: Die Bundesregierung plant, dass von 2009 an Schulbesuch und Studium bei der Rentenberechnung nicht mehr berücksichtigt werden. Dadurch erhielten Akademiker niedrigere Altersbezüge. Diese Einsparungen werden allerdings auch innerhalb der Koalition noch diskutiert. Derzeit werden für Schul- und Universitätszeiten ab dem 17. Lebensjahr bis zu drei Jahre anerkannt. Das dürfte aber nicht die letzte Sparmaßnahme sein, die Bundeskanzler und Finanzminister schweren Herzens verkünden müssen. Situation auf dem Arbeitsmarkt unverbessert Ebenso unsicher ist, ob wieder mehr Menschen Arbeit finden werden. Ende Januar 2004 waren nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit 4,597 Millionen Menschen erwerbslos, die Arbeitslosenquote stieg damit auf 11 Prozent. Inoffiziell liegt die Quote sogar noch höher, da sich die Art der Erhebung geändert hat. Menschen, die an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen oder Bewerbungstrainings teilnehmen, wurden im Januar 2004 erstmals nicht mehr als "erwerbslos" geführt. Damit fallen rund 81.000 Personen aus der Statistik heraus. Der amtierende Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Weise, sagte: "Die Anzeichen für eine Belebung der Wirtschaft sind da, zeigen sich allerdings noch nicht auf dem Arbeitsmarkt". Ähnlich sehen es die Wirtschaftsforschungsinstitute. Nach ihren Angaben wird die Arbeitslosigkeit 2004 durchschnittlich bei 4,45 Millionen liegen. Die Experten sehen erst ab Mitte des Jahres einen Rückgang der Arbeitslosigkeit voraus. Sie bauen auch darauf, dass sich die wirtschaftliche Situation in unseren europäischen Nachbarländern bessert. Statistisches Bundesamt: Arbeitslosenquote Deutschland Prozentuale Angaben zum Anteil der Männer, Frauen und Jugendlichen unter 20 Jahren an den Arbeitslosen. Konjunkturbremse Lohnkosten Warum die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren stagniert, darüber sind sich Experten, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler weitgehend einig: Die Lohnkosten sind im europäischen Vergleich zu hoch, und da sich die Unternehmen in einer globalisierten, weltweit agierenden Wirtschaft die Standorte mit den besten Voraussetzungen aussuchen können, bleibt Deutschland auf der Strecke. Unternehmen wandern aus Um Kosten zu sparen, verlagern viele Unternehmen ihre Produktion ins kostengünstigere Ausland und entlassen Mitarbeiter in ihren deutschen Niederlassungen. Kleine und mittelständische Unternehmen, die nicht ohne weiteres das Land verlassen können, müssen sich gesundschrumpfen und ebenfalls Mitarbeiter entlassen - oder gehen im schlimmsten Fall sogar in Konkurs. Sozialsysteme unter Druck Derzeit finanzieren Arbeitnehmer und Arbeitgeber die sozialen Sicherungssysteme, sei es Renten-, Kranken-, Pflege- oder Arbeitslosenversicherung, durch ihre Abgaben zu gleichen Teilen. Doch da immer mehr Arbeitsplätze abgebaut und so immer mehr Menschen arbeitslos werden, droht dem ganzen System bald der Kollaps. Wenn immer weniger einzahlen, dann kann das System entsprechend weniger auszahlen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Schwarzarbeit zunimmt und die Geburtenrate im Vergleich zu früher deutlich gesunken ist und auf niedrigem Niveau stagniert (aktuell liegt sie in Deutschland statistisch gesehen bei 1,4 Kindern pro Frau). Letzteres ist insbesondere für die Rentenversicherung ein großes Problem, an dessen Lösung sich schon frühere Bundesregierungen versucht haben. Fehlkalkulationen Doch nicht nur das soziale System muss harte Einschnitte verkraften, auch der Haushalt leidet unter der angespannten wirtschaftlichen Situation. In den letzten Jahren ging die Bundesregierung bei der Aufstellung ihrer Haushalte von zu günstigen Rahmenbedingungen aus. Mal fielen die Wachstumsprognosen zu positiv aus, dann wurden die zu erwartenden Steuereinnahmen zu hoch eingeschätzt oder Finanzminister Hans Eichel rechnete mit Einnahmen aus der LKW-Maut, deren Start sich nach immer neuen technischen Schwierigkeiten immer weiter verzögerte. Ursprünglich sollte das Mautsystem Ende August 2003 eingeführt werden. Monatlich entgehen dem Bund seitdem Einnahmen in Höhe von über 150 Millionen €, die bereits in den laufenden Haushalt eingeplant worden waren. Inzwischen hat die Bundesregierung entschieden, den Vertrag über den Aufbau des Mautsystems mit dem Konsortium Toll Collect zu kündigen und stattdessen eine Euro-Vignette einzuführen. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe beziffert den Einnahmeausfall des Bundes auf 6,5 Milliarden €. Nachtragshaushalt Ende Oktober 2003 musste Hans Eichel bei der Vorstellung der Eckdaten für einen Nachtragshaushalt eingestehen, dass er für 2003 eine Neuverschuldung in Rekordhöhe von 43,4 Milliarden € erwartet und das Milliardendefizit im Bundeshaushalt damit wesentlich größer ausfallen würde als angenommen. Letztlich belief sich die Nettokreditaufnahme des Bundes "nur" auf 39 Milliarden €. Als Grund dafür wurden anziehende Steuereinnahmen und Einsparungen bei der Bundesagentur für Arbeit genannt. Der Haushalt 2004 wird womöglich durch den starken Euro belastet. Weil der gegenüber dem Dollar an Wert gewinnt, werden voraussichtlich die Gewinne der Bundesbank schrumpfen, die auch in den Bundeshaushalt fließen. Bundeszentrale für politische Bildung: Online-Lexika Begriffe wie Haushalt, Konjunktur, Soziale Sicherung oder Rentenversicherung erklärt das Politiklexikon oder das Handwörterbuch des politischen Systems der BRD. Verstoß gegen den europäischen Stabilitätspakt Der Finanzminister darf eine bestimmte Schuldengrenze eigentlich nicht überschreiten. Denn bei Einführung des Euro verpflichteten sich alle teilnehmenden Länder, bestimmte Kriterien einzuhalten. So wollten sie sicherstellen, dass der Euro keine schwache Währung wird. Vor allem die damalige deutsche Regierung unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Finanzminister Theo Waigel (CSU) bestand darauf. Die wichtigste Regel ist, dass kein Land mehr als drei Prozent seines Bruttoinlandproduktes (BIP) an neuen Schulden machen darf. So wie es derzeit aussieht, wird Finanzminister Eichel dies 2004 zum dritten Mal in Folge nicht schaffen: Während die Neuverschuldung im Jahr 2002 bei 3,7 Prozent des BIP lag, prognostiziert das Herbstgutachten für 2003 ein Defizit von 4 Prozent und für 2004 eines in Höhe von 3,5 Prozent. Franzosen kennen ähnliche Probleme Deutschland ist dabei nicht das einzige Sorgenkind in Europa: Auch bei unseren europäischen Nachbarn sieht die Lage nicht besser aus. Francis Mer, der französische Amtskollege von Hans Eichel, hat schon angekündigt, dass auch sein Land die Drei-Prozent-Grenze überschreiten wird. Der Finanzministerrat der EU verzichtete Ende 2003 darauf, die Schulden-Sünder in einem Defizitverfahren mit Strafzahlungen und konkreten Vorgaben zu bestrafen. Sie vertraute darauf, dass sich die wirtschaftliche Lage wieder bessert. Wirtschaftsexperten haben jedoch ihre Zweifel, ob Deutschland und Frankreich nach drei Verstößen 2005 die Maastricht-Stabilitätskriterien wieder einhalten werden. europa-digital: EU-Glossar Erklärungen zum Stichwort „Stabilitäts- und Wachstumspakt“ europa-digital: Dossier Verschiedene Artikel zu Stabilitätspakt und Konvergenzkriterien EU-Klage gegen Deutschland Ganz anders beurteilt dagegen die EU-Kommission den permanenten Verstoß gegen den Euro-Stabilitätspakt. Ende Januar reichte sie eine Klage gegen den Ministerrat beim europäischen Gerichtshof (EuGH) ein. Ziel des spanischen EU-Währungskommissars Solbes ist es, mit einer Klage das politische Ansehen und Gewicht der EU-Kommission sowie des Stabilitätspaktes wieder herzustellen. Deutsche Welle: Die EU verklagt sich selbst Artikel vom 13.01.2004 zur Klage der EU-Kommission gegen den Beschluss des Ministerrats. Agenda 2010 - Reform des Sozialsystems Die Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder hat unter dem übergreifenden Stichwort "Agenda 2010" bislang zahlreiche Vorschläge gemacht, um das Sozialsystem zu reformieren und der Wirtschaft so neue Impulse zu geben. Dabei muss man immer bedenken, dass die Regierung selbst keine neuen Arbeitsplätze schaffen kann; dies ist Sache eines jeden einzelnen Unternehmers. Die Bundesregierung Informationen zur Agenda 2010 in einer Broschüre im pdf-Format Steinkohle, Landwirtschaft und Co. Neben der Bundesregierung haben sich natürlich auch andere Politiker und insbesondere die Opposition mit den Problemen befasst. Verschiedene Maßnahmen werden vorgeschlagen. Die Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) aus Hessen und Peer Steinbrück (SPD) aus Nordrhein-Westfalen haben sich beispielsweise in einem gemeinsamen Vorschlag für einen radikalen Abbau von so genannten Subventionen ausgesprochen. Subventionen sind staatliche Hilfen, die bestimmten Branchen zu Gute kommen. Bekanntestes Beispiel sind die Subventionen für die deutsche Steinkohleförderung, die sich im Jahr 2002 auf 3,3 von insgesamt 21,4 Milliarden Euro beliefen. Andere Formen von Subventionen sind beispielsweise die Förderungen für den Wohnungsbau (Eigenheimzulage) oder die Land- und Forstwirtschaft. Die Steuerbefreiung von Flugbenzin fällt ebenfalls unter den Katalog der bestehenden Subventionen. Die Rasenmähermethode à la Koch und Steinbrück Steinbrück und Koch schlagen in ihrem Aktionsprogramm "Subventionsabbau im Konsens" vor, die staatliche Hilfe nach der Rasenmähermethode zu kürzen. Das bedeutet, dass sie keine Subvention komplett abschaffen, sondern überall gleichermaßen kürzen wollen. Sie haben alle bundesrechtlich geregelten Subventionen, sowohl die direkten, das heißt die Finanzhilfen, als auch die indirekten, also die steuerlichen Vergünstigungen, auf den Prüfstand gestellt und kamen zu dem Schluss, dass Bund, Länder und Gemeinden, folgen sie ihren Vorschlägen, in den ersten drei Jahren (2004 bis 2006) rund 15,8 Milliarden € einsparen können. stern.de: Staatliche Subventionen in Deutschland Hintergrundinformationen: Wer bekommt wie viele Fördergelder? Landesregierung NRW: Subventionsabbau Informationen zum Programm der Ministerpräsidenten Steinbrück und Koch Stoiber will Steuersenkungen Der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) verlangt, die staatlichen Hilfen noch stärker zu kürzen. Er hofft, deutlich mehr einzusparen als seine Kollegen Koch und Steinbrück. Mit diesem Geld könnte man nach seinen Vorstellungen dann eine Steuerreform finanzieren - und die Wirtschaft durch Steuersenkungen wieder in Schwung bringen. In seinem eigenen Bundesland geht Stoiber mit gutem Beispiel voran: 2004 will er alle staatlichen Ausgaben um zehn Prozent kürzen. Vorschläge der Herzog-Kommission Die CDU hatte, ähnlich wie die Bundesregierung, eine Kommission eingesetzt, die mittlerweile eigene Vorschläge zur Reform der sozialen Sicherungssysteme erarbeitet hat. Unter Vorsitz des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog stellte die Kommission "Soziale Sicherheit" Ende September 2003 ihren Bericht vor. Er sieht zum Teil so drastische Einschnitte vor, dass sich Teile der CDU dagegen aussprachen und der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm die Herzog-Vorschläge heftig kritisierte: Die Empfehlungen der CDU-Kommission seien "weder solidarisch noch gerecht noch freiheitlich", so Blüm. Rente ab 67 Die Herzog-Kommission schlägt unter anderem die Anhebung des gesetzlichen Rentenalters auf 67 Jahre vor. Außerdem spricht sie sich dafür aus, frühestens ab dem Jahr 2013 bei der Krankenversicherung eine so genannte Kopfprämie einzuführen. Das bedeutet, dass jeder Krankenversicherte den gleichen Beitrag, nämlich 264 € im Monat, bezahlen muss, egal wie viel er verdient. Für Blüm ist die Kopfprämie keine christlich-demokratische Sozialpolitik, sondern der "Gipfel der Gleichmacherei". Doch Parteichefin Angela Merkel konnte sich gegen den parteiinternen Widerstand durchsetzen. Auf dem CDU-Parteitag am 1./2. Dezember 2003 in Leipzig wurde das Programm der CDU zur "Zukunft der sozialen Sicherungssysteme", das auf den Herzog-Vorschlägen basiert, von der Parteibasis verabschiedet. Bundestag gegen Bundesrat Alle Parteien entwickelten Ende 2003 eigene Reformvorschläge, doch niemand besitzt ein Patentrezept für den erhofften Wirtschaftsaufschwung. Wenn die Regierung im Bundestag ihre Sparbeschlüsse durchsetzt, ist sie spätestens im Bundesrat wieder auf die Unterstützung der Opposition angewiesen. Und die ist sich selbst nicht einig darüber, welches der beste Weg ist, und ob man die Regierung unterstützen oder besser gegen die Reformpläne von SPD und Grünen stimmen sollte. Ende 2003 drängte dann die Zeit: Die Bundesregierung wollte unbedingt erreichen, dass ihre Gesetze schon zum Jahreswechsel in Kraft treten. So trafen sich Regierung und Opposition kurz vor Weihnachten zu einer Marathonsitzung im Vermittlungsausschuss. Zur Rolle des Vermittlungsausschusses Der Vermittlungsausschuss tagt, wenn sich die Bundesregierung und die Regierungen der einzelnen Bundesländer nicht einigen können. Wichtigen Gesetzen, die die Interessen der Länder berühren, muss der Bundesrat nämlich zustimmen. Da dort die derzeitige Opposition - die CDU/CSU - eine Mehrheit hat, drohte sie mit einer Blockade der Reformgesetze der Regierung. So saßen sich die 32 Mitglieder des Ausschusses - 16 Vertreter des Bundestages und 16 Vertreter der Bundesländer - in ihrer geheimen Sitzung gegenüber und feilschten um Kompromisse. Schließlich mussten beide Seiten Änderungen ihrer ursprünglichen Vorschläge hinnehmen, doch letztlich man fand eine Einigung, mit der alle Seiten leben konnten. Die Steuerreform Umstrittenster Programmpunkt war die Steuerreform. Regierung und Opposition hatten jeweils eigene Vorstellungen davon, wie man das Steuersystem reformieren müsse, und wie eine Entlastung für die Bürger finanzieren zu sei. Einig war man sich in dem Punkt, dass Steuersenkungen die Wirtschaft beleben würden. Zwar sinken die Steuern nicht ganz so stark, wie die Regierung geplant hatte, doch erzielte man immerhin eine Einigung. 2004 sinkt der Eingangssteuersatz der Einkommenssteuer von 19,9 auf 16 Prozent, der Spitzensteuersatz von 48,5 auf 45 Prozent. Praxisgebühr und Co. Ob durch die Steuersenkung mehr Geld im Portmonnaie bleibt, ist nicht sicher. Schließlich kommen auf viele Verbraucher neue Ausgaben wie die Praxisgebühr oder höhere Zuzahlungen zu Medikamenten beziehungsweise Krankenhausaufenthalten zu, ab 2005 auch eine private Zusatzversicherung für Zahnersatz. Die zehn Euro Praxisgebühr sollen der Finanzierung der Gesundheitsreform dienen. Lockerung des Kündigungsschutzes Auch Arbeitnehmer bekommen die Reformen zu spüren. Sind sie in kleinen Unternehmen tätig, können sie in Zukunft leichter gekündigt werden. Diese Änderung soll die Arbeitgeber dazu bewegen, schneller neue Mitarbeiter einzustellen - wenn sich die Lage des Unternehmens verschlechtert, können sie das überzählige Personal einfach wieder entlassen. Frankfurter Allgemeine Zeitung Entlastungen für Steuerzahler - Belastungen für Sozialversicherte: Informationen zur Steuerreform. Einigkeit beim Kampf gegen Schwarzarbeit Einig sind sich alle Parteien allein dann, wenn es darum geht, die Schwarzarbeit zu bekämpfen. Denn jährlich verursacht die illegale Beschäftigung enorme Einnahmeausfälle in Milliardenhöhe bei den Sozialversicherungen und dem Staat. Daher hat die rot-grüne Mehrheit im Bundestag jetzt ein Gesetz zur intensiveren Bekämpfung der Schwarzarbeit und der damit zusammenhängenden Steuerhinterziehung verabschiedet. Kontrollen auf dem Bau, nicht in Privathaushalten Vor allem gegen Schwarzarbeit in der Bauwirtschaft soll vorgegangen werden. In Privathaushalten wird dagegen nicht kontrolliert werden, ob eine Putzhilfe ordnungsgemäß angemeldet und versichert ist oder nicht. Insgesamt soll das Gesetzespaket das Unrechtsbewusstsein der Bevölkerung schärfen und die gesellschaftliche Akzeptanz von Schwarzarbeit emindern. Schwarzarbeit ist eben kein Kavaliersdelikt, so die deutliche Botschaft aus Berlin. CDU und CSU haben signalisiert, dem Gesetz im Bundesrat zuzustimmen. Ob das Gesetz der Regierung allerdings hilft, ab 2004 Mehreinnahmen von rund einer Milliarde € jährlich in die leeren Kassen zu spülen, wird sich zeigen. Durchwachsenes Echo Die Reaktionen auf die Ergebnisse des Vermittlungsausschusses waren durchwachsen. Die Industrie kritisierte, dass sie in vielen Bereichen höhere Abgaben und höhere Kosten zu verkraften habe. Handel und Handwerk sahen die Reformen positiver. Sie hoffen, dass die Rechnung der Bundesregierung aufgeht, wonach die Steuerreform Konsum und Wirtschaft beleben soll. Angesichts der weiterhin unsicheren internationalen Wirtschaftslage ist man in der Wirtschaft mit allzu positiven Vorhersagen allerdings vorsichtig. Binnenmarkt wartet weiter auf Belebung Im Februar 2004 sorgen wieder negative Meldungen aus der Wirtschaft für Schlagzeilen: Der Einzelhandel klagt, dass der Umsatz im Winterschlussverkauf hinter den Erwartungen und den Umsatzzahlen des Vorjahres zurückgeblieben ist. Ernüchternde Meldungen verbreitet auch der Volkswagen-Konzern aus Wolfsburg. Da der Automobilbau allgemein als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung gesehen wird, macht der schleppende Verkauf des neuen Golf V nicht gerade Mut. Außerdem ist die größte Personalserviceagentur der Bundesagentur für Arbeit, die Maatwerk-Gesellschaft, pleite. Rund 9.500 Leiharbeiter und 600 Angestellte der Agentur sind damit von der Arbeitslosigkeit bedroht. Die Wirtschaft protestiert gegen die geplante Ausbildungsabgabe für Unternehmen, die nicht genügend Lehrlinge einstellen, und fordert massive Einschnitte beim Arbeitslosengeld. Weitere negative Meldungen werden wohl auch 2004 nicht ausbleiben. Externe Faktoren nur bedingt beeinflussbar Ob die Konjunktur sich bessert, hängt nach Ansicht der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute nicht nur vom Erfolg der Reformen ab, sondern auch von Faktoren, die die Bundesregierung kaum beeinflussen kann. Ein Risiko für die Belebung der Wirtschaft ist ein weiterer Euro-Anstieg, der die deutschen Exporte belasten würde. Abhängig ist die deutsche Wirtschaft auch vom Aufschwung in den USA und in Europa. Export von zentraler Bedeutung Der Export ist nach wie vor ein wichtiges Standbein der deutschen Wirtschaft. Im Dezember 2003 schloss die Außenhandelsbilanz mit einem Überschuss von 10,4 Milliarden Euro ab. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Dezember 2003 von Deutschland Waren im Wert von 54,5 Milliarden € ausgeführt und Waren im Wert von 44,0 Milliarden € eingeführt. Die deutschen Ausfuhren waren damit um 7,1% und die Einfuhren um 3,6% höher als im Dezember 2002. Der größte Teil des Exports wird mit Ländern der Europäischen Union abgewickelt. Statistisches Bundesamt: Export Tabellen, Schaubilder und Presseinformationen zu den Daten des deutschen Außenhandels. Besserung der Weltwirtschaftslage erwartet Bereits Ende 2003 gab das so genannte Herbstgutachten der sechs führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute Anlass zu leiser Hoffnung: In dem am 21. Oktober 2003 veröffentlichten Bericht zur Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft glaubten sie, "erste Anzeichen einer Besserung" zu erkennen und rechnen für das Jahr 2004 mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent. Allerdings verursacht eine im Vergleich zu 2003 deutlich höhere Zahl von Arbeitstagen den Anstieg. Gäbe es 2004 nicht vier Arbeitstage mehr als 2003, würde die gesamtwirtschaftliche Produktion nur um 1,1 Prozent zunehmen. Anfang 2004 korrigierten einige Institute die optimistischen 1,7 Prozent dann wieder nach unten. Auch wenn man europaweit mit einem Aufschwung rechnet, ist noch fraglich, ob wir ihn auch in Deutschland zu spüren bekommen. ifo Institut für Wirtschaftsforschung, München Informationen zum Herbstgutachten 2003 Frühjahrsumfrage: Deutsche Unternehmer wieder optimistisch Die aktuelle Konjunkturumfrage des deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter mehr als 25 000 deutschen Unternehmen brachte ein positives Ergebnis. Zum ersten Mal seit drei Jahren erwarten die Unternehmen wieder eine positive Entwicklung der Konjunktur - und sind damit so optimistisch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Für das Jahr 2004 erwartet der DIHK trotz des starken Euro eine deutliche Zunahme des Exports. Positive Wirtschaftsimpulse aus dem Ausland machen sich nach Angaben der Unternehmen inzwischen auch in Deutschland bemerkbar. Die Industrie und das Dienstleistungsgewerbe gehen von einer Besserung des Umsatzes aus. Der Einzelhandel und das Baugewerbe werden dagegen wohl nicht vom Konjunkturaufschwung erfasst. Statistisches Bundesamt: Export Tabellen, Schaubilder und Presseinformationen zu den Daten des deutschen Außenhandels. Arbeitslosigkeit bleibt Kernproblem Schlecht ist es nach den Erwartungen des DIHK auch 2004 um Investitionen im Inland und um den privaten Konsum bestellt. Mit einem deutlichen Abbau der Arbeitslosigkeit rechnen die Unternehmen daher nicht. Der Beschäftigungsabbau werde allenfalls Ende des Jahres nachlassen. Immerhin hat sich der Beschäftigungsabbau im letzten Quartal des Jahres 2003 verlangsamt. Die Zahl der Erwerbstätigen sank im Vergleich zum Vorjahr um 0,6 Prozent auf 38,6 Millionen Beschäftigte. Im zweiten Quartal belief sich der Rückgang noch auf 1,3 Prozent, im dritten Quartal auf 1 Prozent. Bleibt eine positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt aus, ist der dauerhafte wirtschaftliche Aufschwung weiter in Gefahr. Statistisches Bundesamt: Erwerbstätigkeit, Arbeitsmarkt Tabellen, Infos und Grafiken zu verschiedenen Aspekten der Erwerbstätigkeit und der Entwicklung des Arbeitsmarktes.

  • Wirtschaft
  • Sekundarstufe II

Krabat: Ein Jugendbuch im Unterricht

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit zum Thema "Krabat" erstellen Schülerinnen und Schüler der Klasse 7 während der Lektürearbeit eigene Texte digital und gestalten ein Dossier zum Buch "Krabat".Die Arbeit am Text "Krabat" geschieht in dieser Unterrichtseinheit sehr handlungsorientiert. Lernende erstellen im Laufe der Lektürearbeit ein Dossier zum Buch "Krabat". Die hier vorgestellten Ideen passen zu vielen Jugendbüchern - und sie sollen auch flexibel einsetzbar sein, damit Ihre Klasse ihr eigenes Lieblingsbuch aussuchen und besprechen kann.Zu "Krabat" gibt es bereits viele Unterrichtsmodelle und -ideen, die das ganze Spektrum traditioneller und moderner Literaturdidaktik abdecken. Deshalb sollen hier vor allem die Gelenkstellen der Unterrichtseinheit dargestellt werden: der Einstieg in die Lektüre, die Erarbeitung des Romangeschehens mit Standbildern, Inhaltsangaben und visualisierendem Interpretieren. Eine vertiefende Beschäftigung mit dem Roman findet im Anschluss an den gemeinsamen Unterricht zu Hause statt: Die Schülerinnen und Schüler erstellen dabei eine individuelle Lesemappe, die als Klassenarbeit gewertet wird. Krabat - das Buch und sein Inhalt Informationen zum Inhalt - für den Fall, dass dies der erste Kontakt mit Krabat ist. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler wählen aus einem Angebot an altersgemäßen Lektürevorschlägen aus. lesen einen längeren Jugendroman weitgehend selbstständig. reflektieren ihre Lesehaltungen, -gewohnheiten und -erwartungen. erproben kreativ-gestalterische und analytische Zugänge zum Buch. präsentieren ihre Arbeitsergebnisse in verschiedenen Formen. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler arbeiten im Team. präsentieren Ergebnisse vor der Klasse. entwickeln, reflektieren und wenden Bewertungskriterien an. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler nutzen und bewerten verschiedene Informationsquellen zielorientiert. setzen manuell erstellte und computergestützte Gestaltungselemente ein und bewerten diese in ihrer unterschiedlichen Wirkung und Funktion. Otfried Preußlers Jugendbuch "Krabat" zählt seit 30 Jahren zu den Klassikern der Kinder- und Jugendliteratur. Es wurde mit internationalen Jugendbuchpreisen vielfach ausgezeichnet und in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Noch heute gehört es zu den beliebtesten Schullektüren, die es auch in den Augen der Kinder und Jugendlichen mit jedem "Harry Potter"-Band lässig aufnehmen kann. Schauplatz des Romans ist eine geheimnisumwitterte Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm in der Oberlausitz. Vor dem realistischen Hintergrund dieser Gegend entfaltet der Erzähler die Geschichte des wendischen Jungen Krabat, der zu Beginn der Handlung etwa 14 Jahre alt ist und sich als elternloser Betteljunge durchs Leben schlägt. In der Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönigstag wird er durch einen Traum, der sich in drei aufeinander folgenden Nächten wiederholt, aus seinem alltäglichen Leben gerissen und von einer Stimme in die Mühle bei Schwarzkollm gerufen. Entgegen aller Warnungen vor diesem geheimnisvollen und verrufenen Ort kann er sich der Sogwirkung seines Traums nicht entziehen. Er begibt sich auf den Weg zur Schwarzen Mühle und findet dort alles so vor, wie er es geträumt hatte. Trotz - oder vielleicht gerade wegen - der unheimlichen Atmosphäre und der unerklärlichen Vorkommnisse schließt Krabat einen Lehrvertrag mit dem Müllermeister ab, der nicht nur das Müllern, sondern auch "alles andere" - gemeint ist die Schwarze Magie - mit einschließt. Die Handlung beginnt auf der Mühle, erstreckt sich über drei Jahre, während derer Krabat dreimal drei Jahre älter, also erwachsen wird. Das erste Jahr Die mysteriöse Mühle Krabat erlernt in der ersten Zeit das Handwerk des Müllers mit all seinen Mühen und Plagen, aber er hat jetzt ein Dach über dem Kopf und braucht sich um sein tägliches Brot nicht mehr zu sorgen. Auch sozial ist er nicht mehr auf sich allein gestellt, denn die zwölf Gesellen auf der Mühle bilden ein soziales Gefüge, in dem jeder seinen Platz hat. Als das erste Jahr zu Ende geht, hat Krabat längst gemerkt, dass auf der Mühle nicht alles mit rechten Dingen zugeht und dass die Zauberei nicht nur Vorteile, sondern auch Bedrohungen und Gefahren mit sich bringt. Der mysteriöse Tod des Altgesellen Tonda in der Neujahrsnacht beunruhigt Krabat sehr, nicht nur, weil dieser ihm ein fast schon väterlicher Freund geworden war, sondern vor allem, weil er ahnt, dass nur er, Krabat, von diesem Ereignis überrascht wurde. Ein neuer Bursche kommt auf die Mühle, so dass die Zahl zwölf wieder komplett ist. Das zweite Jahr Der Meister der Mühle Im zweiten Jahr wird Krabat in die Burschenschaft der Müllersgesellen aufgenommen, und auch dieses Jahr endet mit dem Tod eines Burschen in der Neujahrsnacht. Krabat beginnt allmählich zu erkennen, dass der Meister hinter den unerklärlichen Geschehnissen stecken muss. Er durchschaut immer mehr, welche Gesetze das Leben auf der Mühle bestimmen, und gewinnt dabei in Juro, der bei den anderen als dumm und ungelehrig gilt, einen guten Freund. Die geheime Bruderschaft Zum Ablauf des Mühlenjahres gehört nicht nur der Tod eines Burschen in der Neujahrsnacht, sondern auch die alljährliche Erneuerung des Pakts mit dem Müller und seiner Magie. Dazu müssen sich die Burschen in der Osternacht zu zweit an einen Ort begeben, an dem ein Mensch eines unnatürlichen Todes gestorben ist, um dort ein Feuer zu zünden und die Nacht zu durchwachen. Erst bei Tagesanbruch dürfen sich die Burschen dann gegenseitig das "Mal der Geheimen Bruderschaft", einen Drudenfuß, mit dem Ruß des Feuers gegenseitig auf die Stirn zeichnen. Durch die Osterglocken des nahen Dorfes und durch den Gesang der Dorfmädchen, die die Auferstehung Christi verkünden, wird Krabat an sein früheres Leben in einer anderen Welt erinnert. Die Kantorka Als er sich im ersten Jahr zusammen mit Tonda auf den Heimweg zur Mühle macht, begegnet er dem Zug der jetzt schweigenden Mädchen, die, so sagt man, ihrem künftigen Liebsten begegnen können, wenn sie sich beim Heimtragen des Osterwassers nicht umschauen. Krabat spürt, dass die Vorsängerin der Mädchengruppe, die Kantorka, für sein Leben eine wichtige Rolle spielen wird. So bekommt der Roman einen zweiten wichtigen Handlungsstrang. Die Verbindung zur Kantorka knüpft und hält Krabat über Träume und einige wenige Begegnungen, die er vor dem Meister geheim halten muss. In Juro findet er, wie schon gesagt, einen wichtigen Verbündeten gegen den Meister. Im Laufe des dritten Jahres studiert Krabat zwar weiterhin eifrig und erfolgreich in der Schule des Meisters die Schwarze Magie, er lernt aber auch, seinen Willen zu stärken und sich dem Meister zu widersetzen. Denn um von der Mühle fort zu kommen und ein freies Leben zu führen, muss ihn ein liebendes Mädchen unter Gefahr für sein und ihr eigenes Leben freibitten. Das dritte Jahr Kampf zweier Welten Die Entscheidung, die Welt der Zauberei zu verlassen, fordert von Krabat nicht nur eine gewaltige Willensanstrengung, sondern auch eine bewusste - moralische - Entscheidung. Der Meister bietet ihm nämlich im dritten Jahr an, sein Nachfolger zu werden, und Krabat weiß um die Macht der Zauberei, nicht nur auf der Mühle, sondern auch in der Welt draußen, wo der Meister großen Einfluss hat. Schlussendlich siegt die Macht von Freundschaft, Solidarität und Liebe gegen das Böse, und die Mühle geht zusammen mit dem Meister in Flammen auf. Feedback - sehr übersichtlich, gutes Angebot - Kurzinfos sind tatsächlich informativ danke!!! Lesemotivation Erfolgreicher Literaturunterricht lebt davon, dass Lesemotivation und eine dem Text angemessene Lesehaltung entstehen. Idealerweise geschieht dies schon im Vorfeld der Unterrichtseinheit, indem die Schülerinnen und Schüler an der Lektüreauswahl beteiligt werden. Ideensammlung Methodisch kann das so ablaufen: In einer Unterrichtsphase zum Thema "Bücher" (etwa im Sprachbuch "Deutschstunden", Band 7) wird der Unterschied zwischen Privat- und Schullektüre besprochen. Die Schülerinnen und Schüler sollen, zum Beispiel als Hausaufgabe, überlegen, welche Kriterien bei der Auswahl eines gemeinsam zu lesenden Jugendbuchs beachtet werden müssen: Das Buch sollte möglichst allen gefallen, darf also nicht zu speziell sein, es sollte vom Umfang her von allen bewältigt werden können, es sollte möglichst vielen noch unbekannt sein und "literarische Qualität" besitzen. Auch der Preis spielt eine Rolle. Literaturliste Nach diesen grundsätzlichen Überlegungen bringt die Lehrerin eine Vorauswahl von altersgemäßer Jugendliteratur mit. In unserem Fall waren neben Krabat noch vier andere Jugendbücher vertreten: Burkhard Spinnen, Belgische Riesen. btb 2002. (223 Seiten) Ilse Kleberger, Schwarz-weiß kariert. Arena TB 5. Auflage 1998. (158 Seiten) Nicky Singer, Norbert Nobody oder das Versprechen. dtv junior. 3. Auflage 2003. (246 Seiten) Sigrid Heuck, Meister Joachims Geheimnis. Fischer TB. 6. Auflage 2000. (254 Seiten) Schreibgespräch Die Klasse wird - auf ausdrücklichen Wunsch der Schülerinnen und Schüler - von der Lehrperson in Gruppen eingeteilt, "damit nicht wieder die zusammenarbeiten, die eh schon immer beieinander sind." Die Gruppen sollen so zusammengesetzt sein, dass Mädchen und Jungen, Vielleser und Wenigleser vertreten sind. Jede Gruppe erhält zunächst nur das Titelblatt eines Jugendbuchs, das auf Makulaturpapier geklebt wird. Rund um das Titelblatt werden in einem stummen Schreibgespräch erste Assoziationen und Erwartungen an das Buch notiert. Anschließend stellt je ein Gruppensprecher die Ergebnisse dieser Arbeitsphase im Plenum vor. Sprechmühle Eine methodische Variante, bei der alle Lernenden aktiv werden müssen, wäre die Sprechmühle: Die Kinder gehen durch den Raum und suchen sich einen Partner oder eine Partnerin, dem/der sie die Ergebnisse ihrer Arbeit mitteilen. Auf ein Signal hin - Klatschen, Klingelzeichen - suchen sich alle neue Gesprächspartner. Dies wird so oft wiederholt, bis alle über alle Gruppenergebnisse informiert sind. Lesebeginn Nachdem auf diese Weise eine Erwartungshaltung gegenüber dem Text entstanden ist, erhält jede Gruppe das erste Kapitel oder die ersten Seiten ihres Buches in Kopie. Der Arbeitsauftrag lautet: Lest vor dem Hintergrund eurer Erwartungen den Romananfang genau durch (mit dem Bleistift lesen). Beantwortet, soweit möglich, folgende Fragen: Worum geht es in dem Romananfang? Wie könnte der Roman weitergehen? Was erfährt der Leser über die Hauptperson/Hauptpersonen? Wo und wann spielt die Handlung? Wie wird erzählt? (Erzählperspektive, Erzähltempus, Erzählstil) Ergebnisse Die Ergebnisse dieser Arbeitsphase sollen auf einem Plakat fixiert werden, das als Grundlage für die nun folgende Buchvorstellung durch die Gruppen dient. Bei der Präsentation, die mit einem Votum für oder gegen die Lektüre des jeweiligen Buches im Unterricht abschließen soll, müssen alle Gruppenmitglieder beteiligt werden. Alle geben ein Votum ab Nach der Präsentationsphase - die Plakate werden mit Magneten nebeneinander an die Tafel gehängt oder, wenn vorhanden, an Moderationswände gepinnt - erhält jede Schülerin und jeder Schüler einen Klebepunkt, mit dem sie/er ein individuelles Votum für die Buchauswahl abgibt. Wenn mehrere Titel etwa stimmengleich sind, muss im Plenum noch einmal diskutiert werden. Kurze Leseproben können die Entscheidung erleichtern. Wir lesen "Krabat" Der Einstieg in die Lektüre erfolgt gemeinsam im Unterricht. Dabei werden wichtige Fragen geklärt, Schauplatz und Zeit des Geschehens, Krabats Lebensumstände, die Bedeutung und die Lage von Mühlen in früherer Zeit. Die Lektüre des Romans erfolgt sukzessive, etwa indem man der Gliederung des Romans in drei Jahre folgt. Für die häusliche Lektüre des ersten Jahres sollte etwa eine Woche anberaumt werden. Dieses Lesepensum ist auch für die eher ungeübten (Roman-)Leser zu bewältigen, die "Leseratten" haben das Buch erfahrungsgemäß schon nach zwei, drei Tagen ausgelesen. Grundvoraussetzung verstehenden Lesens ist die Bereitschaft, sich in fremde Lebenswelten einzufühlen. Die Methode des Standbildbauens ist dazu besonders geeignet, denn sie verlangt von den Schülerinnen und Schülern, dass sie sich auf der Grundlage einer genauen Textlektüre in die verschiedenen Romanfiguren und deren Lebensraum eindenken und einfühlen. Am ersten Kapitel wird die Methode exemplarisch eingeführt. Umsetzung der Standbilder In arbeitsgleicher Gruppenarbeit stellen verschiedene Gruppen eine Momentaufnahme der Handlung in Form eines Standbildes dar. Die Lehrkraft erklärt die Methode und gibt, wenn nötig, Hilfestellungen. Wenn alle Gruppen fertig sind, werden die Standbilder nacheinander gebaut und eingefroren. Um den Theatervorhang zu simulieren, kann das Publikum die Hände vor die Augen halten, der Vorhang (= vor das Gesicht gehaltene Hände) fällt, wenn der Erbauer des Standbilds ein Klatschsignal gibt. Abfolge der Standbilder Die Präsentation erfolgt nicht in chronologischer Reihenfolge, so dass die Zuschauenden gezwungen sind, genau hinzuschauen und die Standbilder in die Romanhandlung einzuordnen. In der Reflexionsphase, die sich jedem Standbild anschließt, wird an der Tafel in einem tabellarischen Raster mit den Kapitelnummern festgehalten, welche Personen in welchen Situationen und Beziehungen zu sehen waren. Dabei entsteht eine Handlungsübersicht über das erste Jahr, die verschiedenen Handlungsstränge werden sichtbar, der Konflikt, in dem Krabat steht, wird deutlich. Reflexion Wichtig ist, dass auf die Vorführung der Standbilder eine Reflexionsphase folgt: Welche Stelle im Text wurde dargestellt? Was hat man an der Haltung der Personen, an ihrer Position im Raum gesehen? Wie fühlen sich die Darsteller in ihrer Rolle? Anschließend erhalten die Gruppen je ein, eventuell auch zwei Kapitel, zu denen sie in gleicher Weise ein Standbild bauen sollen. Auf Bekanntem aufbauen Schon im Vorfeld der Unterrichtseinheit haben die Schülerinnen und Schüler verschiedene Formen von Inhaltsangaben kennen gelernt: die informierende Inhaltsangabe, wie sie beispielsweise in Broschüren der "Stiftung Lesen" und ähnlichen Publikationen vorkommt, die werbende Inhaltsangabe in Verlagsprospekten und den Klappentext, der vor allem Lesemotivation und Neugier schaffen möchte. Schreibanlass Nach der Lektüre des ersten Buches ("Das erste Jahr") sollen die Schülerinnen und Schüler nun selbst Inhaltsangaben zu den einzelnen Kapiteln verfassen. Die didaktische Problematik der Schreibaufgabe "Inhaltsangabe" - sie ist eine rein schulische Schreibform, die im "richtigen Leben" so nicht vorkommt, denn die Schülerinnen und Schüler schreiben sie für einen Leser, der den Inhalt des Textes bereits sehr gut kennt - wird umgangen, indem ein konkreter Schreibanlass vorgegeben wird: Stellt euch vor, der Verlag wolle eine gekürzte Ausgabe von "Krabat" herausgeben und dabei euer Kapitel streichen und durch eine zusammenfassende Inhaltsangabe ersetzen. Vorbereitung in der Schule, schreiben als Hausaufgabe Die Aufgabe wird am besten als Hausaufgabe gestellt, Vorarbeiten können gemeinsam im Unterricht erledigt werden: beispielsweise Text markieren, Schlüsselwörter herausschreiben, wichtige Handlungsschritte notieren. Auch die Erinnerung an die Standbilder zu dem jeweiligen Kapitel kann hilfreich sein. Auch hier wird arbeitsteilig verfahren. Dabei ist es sicherlich einfacher, wenn die Gruppenmitglieder wieder dasselbe Kapitel bearbeiten, zu dem sie bereits ein Standbild gebaut haben. Es ist aber auch möglich, die Kapitel neu zu verteilen. Wichtig ist, dass jedes Kapitel mindestens dreimal besetzt wird. Deswegen müssen unter Umständen einige Kapitel - entweder die ersten oder die letzten - für diese Aufgabe weggelassen werden. Kapitel, die in der realen Welt spielen, wechseln mit Kapiteln in der Zauberwelt der Mühle. Dabei gewährleisten die Traumkapitel, dass die Verbindung beider Welten nicht abreißt, eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Krabat am Schluss gerettet wird. Auch die Geschichten von Pumphutt, die in die Zauberkapitel eingebunden sind, unterbrechen den Handlungsstrang auf der Mühle und regen die Figuren dazu an, zum Geschehen auf der Mühle Abstand zu gewinnen. Inhaltsangaben besprechen In einer Doppelstunde sollen auf der Grundlage der zu Hause verfassten Inhaltsangaben der Kapitel 2 bis 12 die beiden Welten, in denen Krabat lebt (oder lebte) erarbeitet werden. In (arbeitsgleichen) Kleingruppen lesen sich die Schülerinnen und Schüler ihre Inhaltsangaben vor und geben sich gegenseitig Rückmeldung darüber. Die jeweils beste wird ausgewählt und der Klasse vorgelesen. Fazit In einem kurzen Unterrichtsgespräch im Plenum wird anschließend das Thema des Romans geklärt: Krabat lebt in oder zwischen zwei Welten. Wie wird die Handlung weitergehen, für welche Welt wird er sich entscheiden, kann er sich überhaupt noch frei entscheiden? Kleingruppenarbeit und Lawine In Kleingruppen oder Tandems sollen die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage ihrer nun schon vertieften Lektüre erarbeiten, was die beiden Welten Krabats kennzeichnet. Im methodischen Arrangement der wachsenden Gruppe (oder "Lawine") entwickeln die Schülerinnen und Schüler erste Ideen, wie man diese beiden Welten und ihre Beziehung zueinander darstellen kann, die dann in der gewachsenen Gruppe (= zwei Gruppen schließen sich zusammen) diskutiert und schließlich umgesetzt werden. Plakate zu den beiden Welten Die Lehrkraft stellt dazu Plakatpapier und dicke Filzstifte oder Wachskreiden zur Verfügung, bei frühzeitiger Information können auch die Schülerinnen und Schüler selbst Material zur Gestaltung mitbringen. Damit in der Gestaltungsphase niemand arbeitslos wird, sollte die Lehrkraft die Aufgaben stellen, Textstellen zusammenzustellen und herauszuschreiben, die die Aussagen des Plakats untermauern. Das offene, schülerzentrierte Unterrichtsarrangement führt dazu, dass alle sich intensiv mit dem Text und mit ihrer Arbeit auseinander setzen. Die verschiedenen Vorschläge der Schülerinnen und Schüler müssen in der Gruppe diskutiert werden, man muss immer wieder im Text nachschlagen, nach geeigneten Gestaltungsmitteln (Symbolen) suchen und schließlich das Plakat herstellen. Die Präsentation der Plakate erfolgt wieder im Plenum. Hier sollten möglichst alle Gruppenmitglieder mit einem Redebeitrag zu Wort kommen. Da alle an derselben Aufgabe gearbeitet haben, ist es wichtig, in der Präsentationsphase auch auf die Produkte der anderen Gruppen einzugehen und dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede besonders hervorzuheben. Auch eine Reflexion des Arbeitsprozesses - wie sind wir vorgegangen? - sollte Teil der Präsentation sein. Aus der Lernforschung weiß man inzwischen, dass ein solches metakognitives Wissen für einen nachhaltigen Lernerfolg besonders wichtig ist. Um den Jugendlichen die Freude an "Krabat" nicht durch eine allzu lange und ausführliche "Behandlung" zu verderben und damit die entstandene Lesemotivation abzublocken, werden das zweite und dritte Jahr nur noch sehr kursorisch im Unterricht besprochen. In dieser Phase spielen vor allem Gestaltungsaufgaben eine Rolle: Kapitel umschreiben, etwa aus der Perspektive einer anderen Figur (Juro, Meister, Pumphutt), Tagebucheinträge, Träume, Monologe und ähnliches schreiben. Die Lernenden müssen sehr selbstständig arbeiten und sich die Arbeitszeit gut einteilen. Die Bewertungskriterien für die Lesemappe werden gemeinsam mit der Klasse entwickelt. Dabei wird deutlich, dass bei einer solchen Aufgabe nicht für alle die gleiche Messlatte angelegt werden muss, da es gerade darum geht, dass sich jede und jeder mit ihren/seinen spezifischen Fähigkeiten, Interessen und Begabungen einbringt. Eine wichtige Rolle bei der Bewertung soll der "Gesamteindruck" des fertigen Produkts spielen. Beim Anfertigen der Lesemappe kommen auch die neuen Medien ins Spiel. Deswegen muss die Lehrkraft sich versichern, dass alle Schülerinnen und Schüler entweder zu Hause oder in der Schule Zugang zu einem PC mit Internetzugang haben. Arbeit am Computer zu Hause Um eine gewisse Vergleichbarkeit zu gewährleisten - die Note für die Lesemappe soll wie eine Klassenarbeit in die Jahresnote eingerechnet werden - werden drei Pflichtaufgaben vorgegeben, bei denen jeweils Auswahlmöglichkeiten bestehen. Die Qualität der Texte soll eine zentrale Beurteilungskategorie sein, Rechtschreibfehler sollen nach einhelliger Meinung der Klasse in angemessenem Umfang mit einbezogen werden. Dabei soll berücksichtigt werden, dass die Schülerinnen und Schüler zu Hause in aller Ruhe mit dem Wörterbuch und mit der Rechtschreibprüfung des Computers arbeiten können, so dass Fehler weitgehend vermieden werden können. Mindestens einer der selbst verfassten Texte muss mit dem Computer geschrieben werden. Das Titel- oder Umschlagblatt der Mappe muss sorgfältig gestaltet werden und zum Buch passen. Schulung zentraler Kompetenzen Die Aufgaben erfordern und fördern verschiedene Kompetenzen: kognitive Kompetenz Bei den analytischen Aufgaben (Inhaltsangabe, Rezension) ist vor allem kognitive Kompetenz gefordert, also die Fähigkeit zu abstrahieren, zum Text auf Distanz zu gehen, Wesentliches zusammenzufassen und begrifflich auf den Punkt zu bringen. Die Rezension erfordert außerdem ein wertendes Urteil. Empathie und Fantasie Für die Gestaltungsaufgaben Krabat und Kantorka erzählen ihren Kindern von ihrer Jugend, Adaption des Romans an die heutige Zeit, Tagebuch der Kantorka müssen die Schülerinnen und Schüler Empathie und Fantasie entwickeln. Im Sinne der produktiven Hermeneutik werden Leerstellen im Text gefüllt, was wiederum eine implizite Analyse voraussetzt. Der Auftrag, eine aktualisierte Krabat-Fassung für unsere Zeit zu schreiben, setzt nicht nur kreatives Denken, sondern auch Wissen über die Lebensbedingungen von Jugendlichen früher und heute voraus. Bewertung von Quellen Die Rechercheaufgaben (Informationen zum Autor und zu Unterrichts- und Theaterprojekten zu "Krabat" suchen und präsentieren) schulen den Umgang mit Informationen. Die klassischen Informationsquellen (Bücher, Lexika, Prospekte, Zeitungen und Zeitschriften) sollen ebenso genutzt werden wie die neuen Medien (Internet, digitales Lexikon, digitale Routenplaner). Dabei ist es besonders wichtig, aus der Fülle der gefundenen Informationen auszuwählen, die ausgewählten Informationen übersichtlich darzustellen (zusammenfassen, strukturieren, in eigene Worte fassen, Informationen aus verschiedenen Quellen kombinieren) und schließlich explizit zu bewerten. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei auch den verantwortlichen Umgang mit Quellen, denn Teil der Aufgabe ist es, alle Fundstellen genau zu bibliographieren und die Internetadressen anzugeben. Um die Mappe zu füllen, sind die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, zusätzliche Materialien in die Mappe zu legen. Das können Produkte aus dem Unterricht sein, Steckbriefe und Porträts der Figuren, Bilder, technische Informationen zu Mühlen und ähnliches. Die Lehrkraft sollte aber von Anfang an darauf hinweisen, dass unkommentierte Materialien aus dem Internet, und seien sie noch so schön und interessant, keine eigenständige Leistung sind und insofern auch nicht in die Bewertung der Mappe eingehen. Idealerweise müssten die Schülerinnen und Schüler an der Bewertung der Lesemappen beteiligt werden. Dies ist aus unterrichtsorganisatorischen Gründen - es können nicht 30 Kinder je 29 fremde Mappen begutachten - und aus juristischen Gründen nur schwer umzusetzen. Dennoch halte ich es für wichtig, dass sich alle noch einmal mit dem gemeinsamen und dem individuellen Arbeitsprozess auseinander setzen. Deshalb sollte für die Besprechung der Lesemappen eine Doppelstunde angesetzt werden. ... auf den Unterricht Vor der mit Spannung erwarteten Rückgabe der Mappen soll zunächst jeder Schüler und jede Schülerin für sich die letzten Unterrichtswochen Revue passieren lassen. Im Unterrichtsgespräch wird gemeinsam eine MindMap erstellt, die zeigt, was alles im Unterricht "gelaufen" und entstanden ist: Auswahl der Lektüre Plakate Standbilder Gruppenarbeiten ... auf das Werden der Mappen Danach werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, sich den Entstehungsprozess ihrer eigenen Lesemappe im Rückblick klar zu machen. Auch darüber wird in der Klasse kurz gesprochen. Dann folgt ein Schreibauftrag, bei dem die Kinder in die Rolle des oder der Lehrenden schlüpfen sollen: "Schreibe dir selbst einen bewertenden Kommentar für deine Lesemappe." Beispielsweise: "Liebe x, deiner Mappe sieht man an, dass du mit großer Sorgfalt und viel Liebe gearbeitet hast. Besonders gelungen …, jedoch …" Oder: "Lieber Y, schade dass du den Abgabetermin nicht eingehalten hast. Man sieht, dass du unter Zeitdruck gearbeitet hast, denn …" Die Schülerinnen und Schüler erledigen diesen Schreibauftrag mit großem Ernst. Die Texte sollen in der Klasse vorgelesen und dann in die Mappe gelegt werden. Rückgabe der Mappen Schlussendlich werden die Mappen in zufälliger Reihenfolge zurück gegeben - aber erst dann, wenn deren Inhaber oder Inhaberin seinen beziehungsweise ihren eigenen Kommentar vorgelesen hat. Mappen anderer anschauen Im zweiten Teil der Doppelstunde erhalten die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, sich die Mappen der anderen anzuschauen. Dazu werden die abgeräumten Tische so an den Rand des Klassenraums gestellt, dass eine Art Ausstellung entsteht. Abgeschlossen wird die Stunde im Stuhlkreis. Wer will, darf eine Kostprobe aus seiner Mappe vorstellen. Das kann ein besonders gelungener Text sein, der vorgelesen wird, ein besonders schönes Bild, eine interessante Information oder einfach die Erklärung, dass das Ganze Spaß gemacht hat und die Entscheidung der Klasse für "Krabat" die richtige war.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe I
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