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Mit Blog und Twitter live aus der Paulskirche

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit zeigt, wie die Web 2.0-Tools Blog und Twitter im Geschichtsunterricht eingesetzt werden können. Es wird ein Unterrichtsversuch eines Geschichts-Grundkurses der 12. Jahrgangsstufe am Eichendorff-Gymnasium in Koblenz vorgestellt.Die Schülerinnen und Schüler schlüpften in die Rollen von sechs Abgeordneten der Frankfurter Paulskirchenversammlung und bloggten und twitterten aus deren Perspektive zu den großen Debatten der ersten deutschen Nationalversammlung. Es ist sicherlich kein Muss, Twitter und/oder ein Blog im Geschichtsunterricht einzusetzen, andererseits kann es interessant sein, diese neuen Werkzeuge auf ihre Unterrichtstauglichkeit hin zu testen. Der Artikel schildert den Aufbau der Unterrichtsreihe gefolgt von einer kritischen Reflexion des Einsatzes dieser Werkzeuge im Geschichtsunterricht.Die Unterrichtseinheit hat zwei Schwerpunkte: einerseits die Arbeit mit neuen, digitalen Werkzeugen, andererseits die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Paulskirche. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in der Unterrichtseinheit mit Blog, Twitter und einem Wiki. Die Vorbereitung des Projekts Bevor die Schülerinnen und Schüler in die eigentliche Projektarbeit einsteigen können, müssen sie sich zunächst mit den verwendeten Internet-Werkzeugen vertraut machen. Der Ablauf der Unterrichtseinheit Jetzt nutzen die Schülerinnen und Schüler Twitter, Wiki und Blog, um ausgewählte Debatten in der Paulskirche wieder zum Leben zu erwecken. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass es unterschiedliche politische Positionen in der Paulskirche gab, und diese Positionen mit den entstehenden politischen Strömungen verbinden. erkennen, dass die Arbeit der Paulskirchenversammlung wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung der Demokratie in Deutschland gelegt hat. üben sich darin, unterschiedliche Perspektiven zu erkennen und historische Vorgänge aus einer bestimmten Perspektive zu betrachten. üben sich darin, die Druckschrift des 19. Jahrhundert zu lesen. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen die Bedienung von Blog, Twitter und Wiki kennen und reflektieren diese kritisch. erwerben grundlegende Kenntnisse im Bereich des Urheberrechts hinsichtlich der Veröffentlichung von Texten und Bildern im Internet. lernen das flüssige Lesen der gedruckten Frakturschrift. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler unterstützen sich im Sinne der Binnendifferenzierung in Kleingruppen bei der inhaltlichen und medialen Arbeit gegenseitig. üben sich darin, längere (Quellen-)Texte kursorisch im Hinblick auf bestimmte Informationen zu lesen. übernehmen eine Rolle und üben, in der Perspektivengebundenheit dieser Rolle mit Bezug auf andere Positionen zu argumentieren. Lernende nutzen Internet selektiv Auch wenn in der Literatur gerne mit dem Ausdruck "Digital Natives" über die Generation der aktuellen Schülerinnen und Schüler gesprochen wird, die angeblich intuitiv mit digitalen Medien und Werkzeugen umgehen, ist dies meiner Erfahrung nach keineswegs zutreffend. Sie nutzen zwar intensiv das Internet, allerdings in sehr selektiver Weise: die Suchmaschine Google und Wikipedia für die Informationsrecherche, dazu soziale Netzwerke wie Wer-kennt-wen, SchülerVZ oder Facebook sowie E-Mail und Instant Messenger. Die Benutzung anderer Werkzeuge, die in dieser Unterrichtseinheit verwendet werden, muss man Schülerinnen und Schülern erst erklären und vermitteln. Rudimentäre Erfahrungen mit Blogs oder Twitter Bei der ersten Durchführung der Einheit in einem Grundkurs der 12. Jahrgangsstufe am Gymnasium war von den 18 Lernenden nur eine Schülerin dabei, die selbst einen Blog betrieb. Sie war zugleich auch die einzige, die Twitter nutzte. Schon einmal ein Blog gelesen oder Twitter angeschaut, das hatten bis zu Beginn der Unterrichtsreihe weniger als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler. Das Schreiben und Erstellen eines eigenen Wiki beziehungsweise Blogs verlangt allerdings grundlegende Kenntnisse der Bedienoberfläche, die nicht vorausgesetzt werden können und sich wesentlich von der passiven Nutzung verschiedener Internetangebote als Informationsquelle unterscheiden. Richtlinien aufstellen Für die Biografien der Abgeordneten sowie als Profilbild bei Twitter sollten die Schülerinnen und Schüler Porträts "ihres" Abgeordneten suchen. In diesem Zusammenhang können grundlegende Regeln der Veröffentlichung von Bildern im Internet besprochen werden. Es ist hilfreich, den Lernenden hier - bei erstmaliger Arbeit in der Schule ist es notwendig - einen entsprechenden Leitfaden an die Hand zu geben. Medienkompetenz vermitteln Kritisch muss angemerkt werden, dass die Vermittlung dieser Fertigkeiten viel Zeit in Anspruch nimmt, was zu Lasten der historischen Inhalte geht. Der Einsatz dieser vielfältigen Medienwerkzeuge lohnt sich nur dann, wenn sie längerfristig im eigenen Unterricht (beispielsweise ein Blog in anderen Phasen auch als Lerntagebuch oder Portfolio; Wikis in Vorbereitung auf Klausuren oder die Abiturprüfung) oder in mehreren Fächern an der Schule genutzt und eingesetzt werden. Intensive Auseinandersetzung mit Originalquellen Während die Paulskirche in vielen Geschichtsbüchern nur kurz behandelt und ergebnisorientiert präsentiert wird, setzt diese Unterrichtsreihe auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem Geschehen. Durch die vorliegende digitalisierte Fassung der "Stenographischen Berichte" als zentrale Quelle für die Sitzungen und Debatten der Paulskirche ist der Zugang zu Originalquellen sehr vereinfacht und für alle Lernenden bei ausreichender Anzahl internetfähiger Computer auch zeitgleich zugänglich. Die alte Druckschrift ist für Schülerinnen und Schüler, auch die der Oberstufe, noch eine Hürde. Diese wird aber mit entsprechender Hilfestellung schnell überwunden, sodass die Schülerinnen und Schüler in der Regel am Ende der Unterrichtseinheit die Texte recht flüssig lesen können. Debatten werden lebendig Das Eintauchen in die Originalquellen ist zugleich spannend und motivierend. Die Debatten der Paulskirche werden lebendig und die zahlreichen Unterbrechungen, Einwürfe, Zwischenrufe der Abgeordneten, die zahlreichen organisatorischen Fragen, die gegensätzlichen Positionen deutlich. Sie zeichnen das Bild von dem engagierten Bemühen der Abgeordneten, sich in der neuen Form politischer Beteiligung zurecht zu finden und diese zu gestalten. Quellenmaterial sinnvoll auswählen und Umfang begrenzen Es ist sinnvoll, die Auswahl der Quellen auf wenige zentrale Debatten zu begrenzen und dabei darauf zu achten, dass die umfangreichen Berichte der Sitzungen sinnvoll eingegrenzt werden. So ist das Material in den Einzelstunden für die Schülerinnen und Schüler zu bewältigen, ohne dass - wie zumeist in den Schulbüchern - das Lebendige der Debatten völlig ausgeblendet wird. Ausgewählt waren in diesem Fall neben der sogenannten "Vorberatenden Versammlung", die sehr intensiv Fragen der Geschäftsordnung diskutierte, die Debatte um das Verhältnis der Frankfurter zur Berliner Versammlung, die Posen/Polen-Debatte, um den Umgang mit mehrheitlich nicht deutschen Gebieten und damit zusammenhängend die Frage der klein- oder großdeutschen Lösung sowie abschließend die große Debatte und Abstimmung über die erarbeitete Verfassung. Einblick in die Kontroversen der Paulskirche Durch die Übernahme der Rolle eines Abgeordneten gewinnen die Schülerinnen und Schüler einen tieferen Einblick in die Kontroversen der Paulskirche und, wie im Blog nachzulesen, in die Schwierigkeiten der langwierigen, aber notwendigen Verhandlungen über die Geschäftsordnung und die Regelungen des parlamentarischen Betriebs. In der Auswahl der Abgeordneten sollten sich die unterschiedlichen politischen Strömungen und Gruppen der Nationalversammlung wie auch unterschiedliche Schicksale nach dem Ende der Paulskirche (Erschießung Blums, Emigration, Rückzug aus politischem Leben, Arrangement mit der Reaktion) widerspiegeln, die abschließend recherchiert und diskutiert werden können. Hier ist auch ein Rückbezug auf die vorher behandelte Zeit zwischen 1815 und 1832 möglich. Abgeordnete auswählen und Tools einrichten Zunächst wählen die Schülerinnen und Schüler einen Abgeordneten aus, oder er wird ihnen zugelost. Die Lehrkraft sollte eine Vorauswahl an Abgeordneten nach den bereits genannten Prinzipien treffen. Zu berücksichtigen ist auch die ausgewogene aktive Beteiligung der ausgewählten Abgeordneten als Redner in den Debatten. Anschließend legen sich die Schülerinnen und Schüler für ihre Abgeordneten eigene Mailadressen zu, die die Voraussetzung für eine Anmeldung bei Twitter und im Blog sind. Dort können Sie dann auch nach entsprechender Recherche und einem Rechteabgleich Profilbilder ihrer Abgeordneten hochladen. Die Lehrkraft muss das Blog zuvor einrichten. Biografie erarbeiten Erste inhaltliche Aufgabe ist es, eine Biografie des Abgeordneten aus der Ich-Perspektive zu verfassen. Zeitlich ist diese Selbstdarstellung bis zum Beginn der Paulskirchenversammlung begrenzt und kann auf einzelnen Unterseiten im Blog online gestellt werden. Ergänzend sollten die Informationen zu den politischen Strömungen und Gruppierungen zum späteren Nachlesen im Wiki gesichert werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten auch die Texte ihrer Mitlernenden lesen, da sie so sehen, wer ihre politischen Freunde und ihre Gegner in der Nationalversammlung sind. Um in die Atmosphäre einzutauchen, lesen sie zur Vorbereitung die Zusammenstellung von Quellenausschnitten zu den Arbeitsbedingungen der Paulskirche, die sich auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung findet. Reden twittern und kommentieren Die folgenden Stunden laufen nach dem gleichen Schema ab: Die Schülerinnen und Schüler lesen die ausgewählten Quellenabschnitte und fassen die Rede ihres Abgeordneten in einem Tweet, einer Nachricht auf Twitter von maximal 140 Zeichen, zusammen. Außerdem können sie auf diese Weise die Reden der anderen Abgeordneten kommentieren und Zwischenrufe schicken. Dadurch kann die Debatte wieder ein Stück lebendig werden. Zum besseren Nachlesen und Verfolgen dieser Nachrichten ist es sinnvoll, in die Tweets ein Schlagwort einzufügen, das sich dann auch auf Twitter suchen und verfolgen lässt. In Fall des Projekts war dies #1848. Der sogenannte Hashtag (#) markiert Schlagworte. Nachrichten lassen sich nach Schlagworten abonnieren, sodass man auf diese Weise einer bestimmten Debatte folgen kann. Wichtig ist, dass der Hashtag noch nicht in einem anderen Zusammenhang auf Twitter verwendet wird, sonst vermischen sich die Tweets des Projekts mit anderen Informationen. Mithilfe eines Blogeintrags die Debatte resümieren Nach der Lektüre einer Debatte verfassen die Schülerinnen und Schüler einen resümierenden Blogeintrag aus der Sicht ihres Abgeordneten. Dafür müssen sie sich fragen, ob die Debatte aus Sicht des Abgeordneten erfolgreich verlaufen ist oder nicht. Hilfreich zur Beurteilung sind neben den Redebeiträgen des eigenen Abgeordneten, einen Blick auf andere Abgeordnete seiner politischen Fraktion sowie auf die Liste der namentlichen Abstimmung am Ende einer Debatte. Im vorliegenden Projekt ist es leider nicht gelungen, aber wünschenswert wäre es natürlich, dass die Schülerinnen und Schüler in ihren Blogbeiträgen auf die vorangehenden eingehen und diese in ihrer Analyse berücksichtigen. Vorbereitend für das Lesen der Debatte müssen jeweils entsprechende Rechercheaufträge vergeben werden, die das Verständnis erleichtern und deren Ergebnisse in Wiki und gegebenenfalls einer Zeitleiste festgehalten werden. Leistungen und Errungenschaften der Paulskirche Abschließend sollte neben einer Reflexion der Mediennutzung auch eine Gesamtbeurteilung der Leistungen und Errungenschaften der Paulskirchenversammlung erfolgen sowie die Frage nach ihrem Scheitern diskutiert werden. Als Impuls kann hierfür, abhängig von Zeit und Leistungsvermögen der Schülerinnen und Schüler, beispielsweise ein kurzes Zitat von Otto von Bismarck, einem anderen Zeitgenossen oder der Artikel "Das Erbe von 1848: Der Aufstand für Freiheit und Einheit" von Heinrich August Winkler zur Paulskirche aus der Zeit vom Januar 1998 dienen. Dieser Artikel eignet sich auch gut zur vertiefenden historischen Einordnung des Geschehens und wurde von den Schülerinnen und Schülern des Projekts als hilfreich empfunden. Denn er greift, neben einem kurzen chronologischen Überblick, auch verschiedene Bewertungen auf. Gelungene Integration digitaler Medien oder Überforderung? Die Unterrichtsreihe hat vonseiten der Schülerinnen und Schüler eine sehr kontroverse Bewertung erfahren. Einige lobten die Integration der digitalen Medien in den Unterricht, andere sahen genau darin eine Überforderung und befürworteten in ihren Rückmeldungen "traditionellen" Unterricht. Außerdem wurde kritisiert, dass durch die ausführliche Arbeit mit den Quellen und den Details der Sitzungen der "rote Faden" für das Geschehen verloren gehe und Schulbuchdarstellungen den Vorteil der Übersichtlichkeit und der Stringenz böten. Ein Schüler bemängelte zudem eine fehlende Relevanz der Inhalte, wobei sich daraus ein sinnvolles Gespräch über Relevanz von geschichtlichen Ereignissen und Fakten ergab, das eine sinnvolle Reflexion des Unterrichtsstoffs und der Auswahl durch Lehrpläne und Schulbücher bildete. Inhaltliche Ergebnissicherung im eigenen Wiki Eine stärkere Berücksichtigung der Erarbeitung einer Zeitleiste (im größeren Kontext des 19. Jahrhundert oder als Deutsche Demokratiegeschichte zwischen Ende des 18. Jahrhunderts und 1989/1990) sowie der inhaltlichen Ergebnissicherung im eigenen Wiki, wie im Ablauf beschrieben, sollte zu einer besseren inhaltlichen und zeitlichen Einordnung und Orientierung führen. Alternativ zu den auch sprachlich schwierigen Debattenmitschriften bieten sich für eine kürzere Unterrichtseinheit auch die digitalisierten Flugschriften aus einem Projekt der Universität Frankfurt als Quellengrundlage an.

  • Geschichte / Früher & Heute
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Die Geschichte der SED

Unterrichtseinheit

Über vier Jahrzehnte herrschte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) über die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Scheinwahlen und ein Parlament ohne Einflussnahme sollten Demokratie vortäuschen. Doch in Wirklichkeit kontrollierte und regelte die Partei in ihrem Alleinvertretungsanspruch die gesamte Gesellschaft in der ehemaligen DDR. Die Unterrichtseinheit behandelt die Gründung und den Machtausbau der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die sich nur mit Hilfe der sowjetischen Besatzungsmacht und der Zwangsvereinigung von KPD und SPD gründen konnte. Neben der engen Verflechtung zwischen Partei und Staat und der Herausbildung autoritärer Strukturen sollen auch Machtausbau und Machtsicherung nachvollziehbar gemacht werden. Dazu zählten die Verfolgung Andersdenkender und der Aufbau regimetreuer Massenorganisationen sowie die Duldung von Parteien ohne Macht und Einfluss. Vertiefend geht die Unterrichtseinheit auf die Bedeutung der Wahlen als scheindemokratisches Feigenblatt ein. Im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig können sich die Schülerinnen und Schüler zudem mit dem Schicksal jugendlicher Oppositioneller eingehender beschäftigen. Modularer Aufbau Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut. Insbesondere das Vertiefungsmodul Wahlen, das auch Vergleiche zur Bundesrepublik Deutschland enthält, kann ohne die übrigen Module in den Unterricht integriert werden. Die Materialien sind so konzipiert, dass sie sowohl als Vorbereitung für den Besuch des Lernortes Zeitgeschichtliches Forum Leipzig dienen, als auch unabhängig davon genutzt werden können. Vorbereitung Zur Vorbereitung auf die Unterrichtseinheit sollten folgende Dinge bereitgestellt werden: ein Lehrkraft-Computer und mehrere Computer für die Lernenden mit Microsoft Office (oder einem anderen Office-Programm), Internet-Anschluss, Sound-Karte, Real-Player oder Windows-Media-Player, Lautsprecherboxen. Didaktisch-methodische Hinweise Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich die Geschichte der SED mit Hilfe von unterschiedlichen Quellen aus dem Internet. Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit einem wichtigen Teil der jüngeren deutschen Geschichte auseinander. bekommen ein differenziertes Bild über die Wirkmechanismen einer Diktatur. arbeiten die Unterschiede zwischen freiheitlich-demokratischen und autoritären Gesellschaftssystemen heraus. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich ein historisches Thema eigenständig und mit Hilfe von Quellenmaterial. lernen den Umgang mit verlässlichen und fachlich relevanten Seiten im Interne – insbesondere gilt es, nicht zuerst auf Wikipedia zurückzugreifen, sondern andere Quellen zu finden. üben einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialien aus dem Internet ein. Dazu gehört die Achtung der Urheberrechte (Bilder, Texte), das richtige Zitieren, die Angabe von Quellen und das Vemeiden von Copy-and-Paste Praktiken. bewerten, analysieren und kommentieren im Internet angebotenes Quellenmaterial zur Geschichte der DDR. recherchieren Zeitzeugenberichte, Biographien und persönliche Dokumente eigenständig. Aufstieg und Machtsicherung Zunächst soll es vor allem um die frühe Zeit des vom Stalinismus geprägten Gesellschaftssystems gehen. In einem ersten Schritt steht die Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED im Mittelpunkt. In einem zweiten Schritt werden Machtausbau und Machtsicherung der SED beleuchtet, die ihre politischen Gegner ausschaltete und jeden Protest oder Widerstand rücksichtslos verfolgte. Gleichzeitig baute sie ein sozialistisches Gesellschaftssystem nach sowjetischem Vorbild auf. Dazu gehörte die Gründung von Massenorganisationen und ein scheindemokratisches Mehrparteienparlament, das sich der herrschenden Linie der SED unterzuordnen hatte. Wahlen in der DDR Vertiefend sollen sie die Bedeutung von Wahlen in der DDR nachvollziehen und einen Vergleich zur Bundesrepublik ziehen. Wenn das Zeitgeschichtliche Forum in Leipzig besucht werden soll, bietet diese Unterrichtseinheit zudem eine Vor-Ort-Aufgabe (Jugendopposition gegen das SED-Regime) zur Bearbeitung durch die Klasse. Methodisch können sich die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von Vergleichen, Erörterungen und Diskussionen den Unterschieden zwischen Demokratie und Diktatur annähern. Die Arbeitsergebnisse werden auf Arbeitsblättern, aber auch in selbst erstellten Blogs, Websites und Wikis beziehungsweise Power-Point-Präsentationen vorgestellt. Modul 1: Partei- und Staatsgründung unter sowjetischer Besatzung Im ersten Modul lernen die Schülerinnen und Schüler die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Nachkriegszeit kennen, unter denen die SED gegründet wurde. Die Schülerinnen und Schüler diskutieren, warum man von einer "Zwangsvereinigung" der Parteien SPD und KPD spricht. Anhand einer Quelle erörtern sie, welchen Einfluss die sowjetischen Besatzer bei diesem Prozess gespielt haben. Die unterschiedliche Entwicklung des geteilten Deutschlands, also die Gründung von DDR und Bundesrepublik im Jahr 1949, wird in einem zweiten Schritt nachvollzogen. Vertiefend geht die Wahlaufgabe auf ideologische und machtpolitische Aspekte ein: In Gruppenarbeit können die Lernenden den Text des Liedes "Die Partei hat immer Recht" analysieren oder sich mit der Biographie des Kommunisten Walter Ulbricht auseinandersetzen. Modul 2: Die Sicherung der Macht In Rahmen des zweiten Moduls wird der Auf- und Ausbau autoritärer Strukturen erkennbar gemacht. Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Etablierung eines sozialistischen Gesellschaftssystems nach sowjetischem Vorbild. Einen Überblick über die Parteien und Massenorganisationen der DDR, ihre Entwicklung und Funktion als Stütze des Systems verschaffen sich die Lernenden, indem sie ein digitales Nachschlagewerk erstellen (Wiki). Dabei beschäftigen sie sich auch mit der anderen Seite des Machtausbaus: dem Kampf der Machthaber gegen Opposition und Widerstand. Sie analysieren ein Flugblatt, informieren sich über die verschiedenen Arten der Opposition und die Aufgabe des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bei der Verfolgung Andersdenkender. Identifikation erzeugen Da bei der Annäherung an ein historisches Thema auch Identifikation eine Rolle spielt, beschäftigt sich die Zusatzaufgabe mit der Jugend- und Schüleropposition in der DDR. Dafür sollen die Biographien junger SED-Gegner recherchiert und eine Website auf lo-net² erstellt werden. Diese Aufgabe dient gleichzeitig der Vorbereitung auf den Besuch des Lernortes. Modul 3: Vertiefungsmodul Wahlen Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Funktion und den Ablauf der Wahlen in der DDR. Sie sehen sich dazu einen Dokumentarfilm an und stellen die Ergebnisse in einer PowerPoint-Präsentation vor. Im Vergleich mit dem Wahlsystem der Bundesrepublik erarbeiten sie den Unterschied zwischen demokratischen und undemokratischen Wahlen anhand einer tabellarischen Übersicht. Abschließend diskutieren die Lernenden das Wahlprozedere und seinen Einfluss auf die Gesellschaft. In der Dauerausstellung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig können sich die Schülerinnen und Schüler im Ausstellungsbereich 3 "Herrschaftssicherung durch die SED" über Opposition und Widerstand gegen das SED-Regime informieren. Hier soll es insbesondere um den Widerstand von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden gehen, die in den fünfziger Jahren aktiv wurden. Die Lernenden fassen die Aktionen und das Schicksal der jugendlichen Regimegegner in einem Kurzreport zusammen. In der gemeinsamen Diskussion geht es darum, die Taten zu bewerten, sich in die Lage der Oppositionellen zu versetzen und über heutige Formen des Protestes nachzudenken. Gniffke, Erich Jahre mit Ulbricht, Köln 1966. Leonhart, Wolfgang Die Revolution entlässt ihre Kinder, Leipzig 1990. Malycha, Andreas Geschichte der SED. Von der Gründung bis zur Linkspartei, Bonn 2009. Neubert, Ehrhart Opposition in der DDR, Erfurt 2009. Schroeder, Klaus Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR, Dresden 1998. Weber, Hermann Geschichte der DDR, München 2000. Werkenthin, Falco Recht und Justiz im SED-Staat, Bonn 2000. Zur Mühlen, Patrik von Der "Eisenberger Kreis". Jugendwiderstand und Verfolgung in der DDR 1953-1958, Bonn 1995.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi / Religion / Ethik
  • Sekundarstufe II, Berufliche Bildung, Sekundarstufe I

Die Inoffiziellen Mitarbeiter der Staatssicherheit

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit behandelt die Geschichte der Inoffiziellen Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) flocht ein engmaschiges Netz aus Überwachung und Bespitzelung, um die Bürgerinnen und Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu kontrollieren. Dazu trugen die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) bei, deren Zahl 1989 auf 189.000 angewachsen war. Wer waren die Spitzel, wie wurden sie angeworben und wie dachten sie selbst über ihren Verrat? Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit dem perfiden System dieses Spitzelnetzes und mit den handelnden Personen auseinander, indem sie eigenständig Quellen recherchieren und kommentieren, das Gelernte analysieren und diskutieren – auch mithilfe virtueller Tools wie Blogs und Wikis. Dabei soll deutlich werden, wie ein autoritärer Staat mit Hilfe eines eigenen Ministeriums seine Bürger überwachte und so ein Klima des Misstrauens und der Angst in der Gesellschaft schürte. Anhand umfangreicher Schriftquellen wird auch die Perspektive der Spitzel selbst berücksichtigt. Vertiefend beschäftigt sich die Unterrichtseinheit mit Fragen von Aufarbeitung und Akteneinsicht nach dem Mauerfall. Die Inoffiziellen Mitarbeiter als Schlüssel zum Verständnis des SED-Regimes Mit der Unterrichtseinheit über die Inoffiziellen Mitarbeiter des MfS lernen die Schülerinnen und Schüler einen wichtigen Aspekt des SED-Unrechtsregimes kennen. Die Unterrichtseinheit besteht aus drei Modulen. In einem ersten Schritt informieren sich die Schülerinnen und Schüler über die historischen Hintergründe und Zusammenhänge, die mit der Gründung des Ministeriums verbunden sind. In einem zweiten Schritt beschäftigen sie sich mit den IM selbst, wer sie waren, wie sie angeworben wurden, wie sie und ihre Führungsoffiziere über die Arbeit urteilten. Hier gibt es auch eine Aufgabe zur Rekrutierung minderjähriger IM. Auflösung der Stasi und gesellschaftliche Aufarbeitung Das letzte Modul behandelt das Ende des Staatssicherheitsdienstes, seine Auflösung und die Gründung des Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen (BStU). Fragen zum Umgang mit den riesigen Aktenbergen, zu Aufarbeitung und moralischer Beurteilung des "Spitzelwesens" kommen in einer abschließenden Diskussion ebenfalls zur Sprache. Die Unterrichtseinheit im Detail, die sowohl gezielt zur Vorbereitung auf die Ausstellung als auch unabhängig davon genutzt werden kann, finden Sie hier. Didaktisch-methodische Hinweise Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erhalten ein differenziertes Bild über die Wirkmechanismen der SED-Diktatur. beschäftigen sich mit Fragen der Aufarbeitung der SED-Diktatur. lernen Aufgaben und Funktionen des MfS kennen. erkennen die Funktion der "Inoffiziellen Mitarbeiter" für das MfS. erkennen die Motive der Menschen, die als IM für das MfS arbeiteten. befassen sich mit den persönlichen Folgen der Mitarbeit für die IM. Medienkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten ein historisches Thema eigenständig und mit Hilfe von Quellenmaterial. lernen den Umgang mit verlässlichen und fachlich relevanten Seiten im Internet - insbesondere gilt es, nicht zuerst auf Wikipedia zurückzugreifen, sondern andere Quellen zu finden. üben einen verantwortungsvollen Umgang mit Materialien aus dem Internet ein. Dazu gehört die Achtung der Urheberrechte (Bilder, Texte), das richtige Zitieren, die Angabe von Quellen und das Vermeiden von Copy-and-Paste. Sozialkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten Kurzvorträge in Gruppenarbeit. führen gemeinsam Diskussionen. Modularer Aufbau Ob jedes Modul auch einzeln und unabhängig von den anderen genutzt werden kann, hängt von einer Bewertung der Lehrkraft über den Wissensstand der Schülerinnen und Schüler ab. Modul 1 zur Gründungsgeschichte des MfS kann in jedem Fall unabhängig genutzt werden, da es in die Geschichte, Aufgaben und Funktionen des Ministeriums einführt. Die Unterrichtseinheit kann auch als Fortsetzung und Vertiefung zur Unterrichtseinheit " Die Geschichte des Ministeriums für Staatssicherheit " eingesetzt werden. Die Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in Rostock Die Materialien eignen sich zum Teil als Vorbereitung für den Besuch des Lernortes Dokumentations- und Gedenkstätte des BStU in Rostock. Sie können aber auch unabhängig von einem Besuch vor Ort genutzt werden, um das Thema der Inoffiziellen Mitarbeit im Unterricht zu behandeln. Technische Voraussetzungen Zur Vorbereitung auf die Unterrichtseinheit sollten folgende Dinge bereitgestellt werden: ein Lehrer-Computer und mehrere Schüler-Computer mit MS Office, Internet-Anschluss, Sound-Karte, Real-Player oder Windows-Media-Player, Lautsprecherboxen. Modul 1: Zusammenhänge und Hintergründe - Das Ministerium für Staatssicherheit Die historischen Hintergründe wie der Kalte Krieg und die "doppelte Staatsgründung" schaffen das Wissensfundament für die gesamte Unterrichtseinheit. Ferner erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler in eigener und freier Recherche Informationen über Aufgaben, Umfang, Struktur und Methoden der Staatssicherheit. Dabei steht ihnen neben Link-Tipps auch eine Quelle zur Auswertung zur Verfügung. In einer Power-Point-Präsentation können die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse vorstellen. Modul 2: Die IM – Wer sie waren und was sie taten In Modul 2 erfahren die Schülerinnen und Schüler mehr über die Inoffiziellen Mitarbeiter, über deren Rekrutierung, Motive, aber auch über Ängste und Sorgen. In Arbeitsblatt 2 werden über eine selbstständige und freie Recherche allgemeine Informationen über die "Spitzel" des Ministeriums für Staatssicherheit zusammengetragen. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich so mit historischen Quellen und Informationen aus dem Web auseinander und präsentieren ihre Ergebnisse in einem Wiki, so dass ein eigenes virtuelles Nachschlagewerk entsteht. Quellenvergleich In Arbeitsblatt 3 analysieren und kommentieren sie zwei Quellen: zum einen den Erfahrungsbericht eines IM, der sich selbstreflektiv mit seinem eigenen "Job" auseinandersetzt; zum anderen die Bewertung der Arbeit eines Kirchen-IM. Um eine Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit dem Thema zu erreichen, geht Arbeitsblatt 4 auf das Thema minderjähriger IM ein. In der Analyse einer Quelle und eines Zeitungsartikels lernen sie von den traumatischen Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen, die von der Stasi zur Bespitzelung ihrer Freunde gedrängt wurden. Für Arbeitsblatt 4 gilt: Aus Zeitgründen können die zweite Quelle und die darauf zielenden Fragen weggelassen werden. Modul 3: Auflösung des MfS und gesellschaftliche Aufarbeitung Im letzten Modul befassen sich die Schülerinnen und Schüler mit Machtverfall und Auflösung des Ministeriums in den Jahren 1989/1990. Sie informieren sich über die Ereignisse der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls sowie die Erstürmung der Stasi-Zentralen durch die Bürgerkomitees. Mit einer Recherche zum weiteren Umgang mit den Hinterlassenschaften des Staatssicherheitsdienstes schlagen sie auch den Bogen zur Gegenwart und der Aufarbeitung der SED-Diktatur. Kritische Beurteilung des Ministeriums für Staatssicherheit Sie informieren sich über das Wirken der Stasiunterlagenbehörde (BStU) und über das Prozedere der Akteneinsicht. Sie präsentieren ihre Ergebnisse in PowerPoint-Präsentationen. Abschließend fassen sie ihre Ergebnisse und Erkenntnisse zusammen, die sie in der gesamten Unterrichtseinheit erworben haben. In einer Diskussion reflektieren sie das Gelernte kritisch und setzen sich mit Fragen zur Beurteilung und Wertung des Spitzelnetzes der DDR auseinander. Aretz, Jürgen und Wolfgang Stock Die vergessenen Opfer der DDR. 13 Berichte mit Original-Stasi-Akten, Berlin 2009. Engelmann, Roger Das MfS-Lexikon. Begriffe, Personen und Strukturen der Staatssicherheit der DDR, Berlin 2011. Gauck, Joachim Winter im Sommer, Frühling im Herbst. Erinnerungen, München 2010. Gieseke, Jens Der Mielke-Konzern. Die Geschichte der Stasi 1945-1990, München 2006. Gieseke, Jens Die DDR-Staatssicherheit. Schild und Schwert der Partei, Bonn 2000. Judt, Matthias (Hg.) DDR-Geschichte in Dokumenten, Bonn 1998. Kerz-Rühling, Ingrid und Tom Plänkers Verräter oder Verführte. Eine psychoanalytische Untersuchung Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi, Berlin 2004. Schroeder, Klaus Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR, Dresden 1998.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe II

Flucht und Ausreise aus der DDR

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit thematisiert die Flucht und Ausreise aus der DDR. Spektakuläre Fluchtversuche an der Berliner Mauer führen vor Augen, wie die Menschen in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) für ein mögliches Leben in Freiheit ihre eigene Existenz riskierten. Viele bezahlten es mit ihrem Leben. Mit bunten Graffitis gestaltete Mauerreste an der East Side Gallery und hübsch verpackte Mauerstückchen in Berliner Souvenirläden lassen Schülerinnen und Schüler heute kaum noch erahnen, welche tödliche Bedrohung von der Berliner Mauer ausging. Mithilfe eines computeranimierten Videos können sich Lernende in dieser fächerübergreifenden Unterrichtseinheit als Flüchtlinge durch den Todesstreifen bewegen. In Filmdokumenten begegnen sie Menschen, die die Flucht wagten und recherchieren die Geschichte derjenigen, die bei der Flucht ihr Leben verloren. Im Web spüren die Lernenden detektivisch Fluchtgeschichten rund um den Brennpunkt Bernauer Straße nach und tragen ihr Wissen in einem Wiki zusammen. Sie lernen Flucht und Ausreise als die einzigen Alternativen für Menschen in der DDR kennen, die in Freiheit leben und damit nicht bis zum Rentenalter warten wollten. Und erfahren, wie eine Ausreisewelle dazu beitrug, dass die Berliner Mauer fiel. Ein Besuch in der Gedenkstätte Berliner Mauer macht das Gelernte am historischen Ort erfahrbar. Vertiefungsmöglichkeiten vor Ort Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut und eignet sich für ein fächerübergreifendes Projekt. Die Unterrichtmaterialien sind so konzipiert, dass sie zur Vorbereitung eines Besuchs des außerschulischen Lernortes Gedenkstätte Berliner Mauer, aber auch unabhängig davon genutzt werden können. Ein Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer bietet sich an, um das im Unterricht erworbene Wissen zu vertiefen, durch praktische Anschauung der Grenzanlagen erlebbar zu machen und neugierig zu machen, mehr über die Geschichte der Berliner Mauer zu erfahren. Fokus auf die innerstädtische Grenze Berlins Beim Thema "Flucht aus der DDR" wird der Fokus auf Fluchten an der innerstädtischen Grenze Berlins gelegt, um die Lernenden auf den außerschulischen Lernort Gedenkstätte Berliner Mauer vorzubereiten. Hierbei werden die Situation und die Ereignisse in der Bernauer Straße besonders herausgearbeitet. Ein zirka 45-minütiger Dokumentarfilm zur Geschichte der Bernauer Straße, der im Internet abgerufen werden kann, eignet sich zur Veranschaulichung der Ereignisse. Er kann im Unterricht entweder in einer Sitzung oder in einzelnen Sequenzen gezeigt werden. Im Verlaufsplan wird jeweils auf thematisch passende Sequenzen hingewiesen. Teamarbeit erwünscht Die Schülerinnen und Schüler arbeiten überwiegend in Teams zusammen. Eine Vielzahl multimedialer und interaktiver Angebote im Internet kann in den Unterricht eingebunden werden, vom computeranimierten Film zum Aufbau der Grenzanlagen über Zeitzeugenberichte in Text, Videos und Audios bis hin zum Dokumentarfilm über die Ereignisse an der Bernauer Straße. Die Internetseiten können den Lernenden online, teilweise auch offline, zur Verfügung gestellt werden. Arbeitsergebnisse werden auf Arbeitsblättern, aber auch Plakaten oder Stellwänden vorgestellt. Vorbereitung Bereitstellen eines Lehrer-Computers mit Soundkarte, RealPlayer oder Windows Media Player sowie optimalerweise mehrerer Schüler-Computer mit Internetanschluss Bereitstellen mehrerer Stadtpläne von Berlin, in denen der Verlauf der Berliner Mauer markiert ist Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erkennen, welche Bedeutung die Entwicklung der Fluchtbewegung aus der DDR für den Bau und den Fall der Berliner Mauer hatte. erkennen Grenzelemente der Berliner Mauer, ihre Funktion und die Risiken für Flüchtlinge. informieren sich über den Verlauf der Berliner Mauer. bekommen eine Anschauung von der Ausgestaltung der Grenzanlagen und ihren Entwicklungsstadien. lernen Ausreise und Flucht als die beiden Möglichkeiten für Menschen in der DDR kennen, in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) zu gelangen. informieren sich über Gründe für Flucht und Ausreise aus der DDR. erkennen die besondere Grenzsituation in der Bernauer Straße. recherchieren geglückte und gescheiterte Fluchtversuche. informieren sich über Verfahren, Chancen und Folgen von Ausreiseanträgen. erkennen die Entwicklung der Fluchtbewegung nach dem Mauerbau und ihre Bedeutung für den Fall der Mauer. beschreiben eine politische Karikatur. verstehen Statistiken und lernen diese zu interpretieren . ernen sich auf einem Stadtplan (Karte von Berlin) zu orientieren. Medienkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler wenden das Internet und Bücher als Informationsträger an. rufen vorgegebene Internetseiten online und offline auf und entnehmen daraus Sachinformationen. recherchieren Bilder im Internet und drucken diese aus. lernen Informationen einer Website kritisch auf Fehler zu überprüfen. begründen eine getroffene Bildauswahl aus dem Internet. analysieren Bilder. üben, ein Word-Dokument zu erstellen. üben, eine Powerpoint-Präsentation zu erstellen. üben die Nutzung einer Suchmaschine und lernen die Option kennen, Bilder auszufiltern. lösen interaktiv ein Online-Quiz. stellen Zahlenmaterial mithilfe von Excel in einem Säulendiagramm dar. Sachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler treffen Regelungen für die Nutzung der Computer-Arbeitsplätze und halten diese ein. helfen einander bei der Arbeit. tauschen bei der gemeinsamen Auswahl eines Bilddokuments sachlich Argumente aus. gestalten gemeinsam ein Plakat oder eine Stellwand. Brainstorming Ihre Assoziationen notieren sie einzeln in Schlagwörtern auf Zetteln oder Karteikarten. Gemeinsam sichten die Lernenden die Ergebnisse und finden Aspekte, denen die gefundenen Begriffe zuzuordnen sind: Welche Aspekte werden am häufigsten genannt (beispielsweise äußeres Erscheinungsbild der Berliner Mauer, Trennung, Flucht)? Welche Assoziationen beziehen sich mehr auf die Ursache, welche auf die Folgen, welche auf Lösungsstrategien der Menschen? Sofern die Themen Flucht und Ausreise nicht erwähnt wurden, kann die Lehrkraft im Plenum nach den Gründen hierfür fragen. Die Lernenden ergänzen in diesem Fall die beiden Stichwörter in einer Mindmap. Dokumentarfilm als Stimulus Mithilfe von Verbindungslinien arbeiten sie gemeinsam Kausalbeziehungen zwischen den unterschiedlichen Aspekten heraus. Schließlich bewerten die Lernenden den Stellenwert von Flucht und Ausreise in ihrer Mindmap. Den Assoziationen der Schülerinnen und Schüler kann nun ein Trailer zum Dokumentarfilm "Flucht in die Freiheit. Mit dem Mut der Verzweiflung" gegenübergestellt werden. Unterscheiden sich die Assoziationen der Lernenden von denen, die die Film-Macher als Schlüsselbilder zur Berliner Mauer einsetzen? Gründe für Fluchtbewegung erkennen Die Schülerinnen und Schüler orientieren sich zunächst auf einem Stadtplan von Berlin über den Verlauf der Berliner Mauer. Der Stadtplan wird im Laufe der Unterrichtseinheit wiederholt genutzt und mit Markierungen versehen; daher ist es sinnvoll, ihn stabil auf Pappe oder Ähnlichem aufzuziehen. Den Lernenden wird sodann veranschaulicht, was der originäre Grund für eine lebensgefährliche Flucht aus der DDR nach dem 13. August 1961 war: die Abriegelung der Sektorengrenze zu West-Berlin und damit das Schließen des letzten Schlupflochs nach Westen. Mithilfe einer Computeranimation erkennen die Lernenden Ausbaustufen der Grenzanlagen in Berlin sowie die Funktion der einzelnen Grenzelemente. Im Plenum diskutieren die Schülerinnen und Schüler das Risiko, in den 1970er Jahren die Grenze in Berlin zu überwinden. Vertiefungsmöglichkeiten an der Gedenkstätte Berliner Mauer Ein Blick vom Aussichtsturm des Dokumentationszentrums in der Bernauer Straße lässt eindrucksvoll den Aufbau der Grenzanlagen erkennen. In archäologischen Fenstern im Außengelände sind Reste älterer Schichten der Grenzanlagen freigelegt. Auf einer geführten Entdeckungstour können Schülerinnen und Schüler vor Ort die Geschichte und den Aufbau der Berliner Grenzanlagen kennenlernen und von Einzelschicksalen an der Mauer erfahren. Die Kapelle der Versöhnung erinnert an die Versöhnungskirche, die bis 1985 im Grenzstreifen stand und die die SED-Führung sprengen ließ, um für "freie Sicht" der Grenzsoldaten im Grenzstreifen zu sorgen. Analyse der Fluchtbewegung Die Lernenden analysieren eine Statistik zur Fluchtbewegung aus der DDR und dem Ost-Sektor von Berlin vom Zeitraum 1949 bis 1961. Sie reflektieren die Gefahr, die diese Entwicklung der Fluchtbewegung für die Stabilität der DDR bedeutete und erkennen den Bau der Berliner Mauer als Reaktion auf diese Fluchtbewegung. Funktion des Mauerbaus erkennen Eine Betrachtung der Flüchtlingszahlen aus der DDR und dem Ost-Sektor von Berlin von Juni bis August 1961 lässt die Lernenden die Funktion des Mauerbaus in Berlin erkennen. Sie veranschaulichen das Zahlenmaterial in einem Säulendiagramm - händisch oder mithilfe von Excel. Je nach Alter und Medienkompetenz der Klasse können auch weitere in dieser Unterrichtseinheit genutzte Statistiken mithilfe von Excel in Diagrammen veranschaulicht werden. Die Lernenden reflektieren vor dem Hintergrund der Flüchtlingszahlen aus diesem Zeitraum kritisch die Erklärung Ulbrichts vom 15. Juni 1961. Wissen weiter vertiefen Ihr in Schritt 1 erworbenes Wissen zur Perfektionierung der Grenzsicherung in den 1970er Jahren können die Lernenden mithilfe einer weiteren Statistik verfestigen: Sie erkennen den deutlichen Rückgang der Anzahl von "Sperrbrechern" ab Mitte der 1970er Jahre. Die Verknüpfung von Hintergrundwissen mit der Analyse von Statistiken trägt dazu bei, die Scheu von Schülerinnen und Schülern vor Statistiken zu reduzieren und deren empirischen Wert zu erkennen. Warum flüchteten die Menschen aus der DDR? Nachdem die Lernenden in den vorangegangenen Arbeitsschritten die Fluchtbewegung quantitativ erfasst und die Risiken der Flucht erkannt haben, gehen sie im nächsten Schritt der Frage nach, warum Menschen aus der DDR das Risiko einer Flucht eingingen. Dazu stellen sie zunächst eigene Vermutungen an und tragen sie in einer Mindmap zusammen. Auf Arbeitsblatt 3 finden sie Links, über die sie Basisinformationen zur politischen und wirtschaftlichen Situation in der DDR sowie zur Bedeutung der Stasi im Alltag der Menschen erhalten. Ihre Vermutungen stellen die Lernenden Gründe für Ausreise und Flucht aus der DDR gegenüber. Fluchtumstände verstehen lernen Unterschiedliche Dokumente zur Flucht von Conrad Schumann lassen die Lernenden die Notwendigkeit einer multiperspektivischen Bertrachtung erkennen und ermöglichen, aus verschiedenen "Mosaikstücken" ein recht detailliertes Bild der Fluchtumstände nachzuzeichnen. Die Ergebnisse der Recherche tragen die Lernenden in einem Wiki "Flucht an der Bernauer Straße" zusammen. Alternativ können die Arbeitsergebnisse auch auf Plakaten oder Stellwänden im Klassenraum präsentiert werden. Vertiefungsmöglichkeiten an der Gedenkstätte Berliner Mauer Am historischen Ort in der Bernauer Straße wird für Schülerinnen und Schüler das Gelernte erfahrbar. Ein Modell in der Ausstellung im Dokumentationszentrum und Markierungen im Gelände an der Bernauer Straße erinnern an die ursprüngliche Bebauungssituation. Im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer können Schülerinnen und Schüler sich informieren, wie am 13. August 1961 die Grenze geschlossen wurde. Die Dichte der Präsentation von historischen Bild- und Filmaufnahmen zum Mauerbau in der Ausstellung einerseits und der konkreten Anschauung verbliebener Grenzanlagen im Außenbereich der Gedenkstätte andererseits verdeutlicht Schülerinnen und Schülern, wie "nah" die Geschichte der Deutschen Teilung noch ist. Multimediale Angebote Mit Filmberichten sowie Zeitzeugenberichten, die die Lernenden in Audio-Nischen abrufen können, steht ein umfangreiches multimediales Angebot zur Verfügung. Die Gedenkstätte Berliner Mauer bietet Zeitzeugengespräche zu verschiedenen Themen an, unter anderem zu Tunnelprojekten an der Bernauer Straße. Die Gedenkstätte empfiehlt die Veranstaltungen für Kinder ab 12 Jahren. Zeitungsartikel schreiben Zunächst wird im Plenum ein kurzes Video einer geglückten Flucht aus dem Jahr 1988 gezeigt. Die Schülerinnen und Schüler sollen im Anschluss einen Zeitungsartikel aus Sicht eines West-Berliner Journalisten zu der geglückten Flucht schreiben. Während der Video-Präsentation dürfen sie ihre Beobachtungen notieren. Es ist sinnvoll, den Lernenden im Anschluss ein zweites Mal das Video zu zeigen. Den Zeitungsartikel verfassen die Lernenden mit einem Textverarbeitungsprogramm. Indem die Schülerinnen und Schüler ihre Texte gegenseitig redigieren, lernen sie, sachlich und begründet Kritik zu üben und werden in Textarbeit geschult. Recherchen anstellen In einem weiteren Schritt dürfen die Lernenden nun in Gruppen selbstständig Geschichten geglückter Fluchten recherchieren. Hierfür sollte ausreichend Zeit gegeben werden; je nach dem empfiehlt sich diese Aufgabe als Hausaufgabe. Die Schülerinnen und Schüler lernen über die Recherche, wie groß der Einfallsreichtum der Menschen in der DDR war, eine Flucht zu realisieren. Die geglückten Fluchtgeschichten werden in einer Power-Point-Präsentation im Plenum vorgestellt. Die mit den unterschiedlichen Fluchtwegen und -mitteln verbundenen Risiken werden anschließend diskutiert. Strafrechtliche Folgen für Republikflucht Wiederum stellen die Lernenden zunächst Vorüberlegungen an: Woran könnte eine Flucht gescheitert sein? Sie informieren sich anhand von Internetseiten, die Arbeitsblatt 6 vorgibt, über strafrechtliche Folgen, die Republikflüchtigen in der DDR drohten. Die nun vorgesehene Auseinandersetzung mit den Schicksalen von Menschen, deren Fluchtversuch tödlich endete, sollte nicht in Einzelarbeit, sondern zumindest in Partnerarbeit erfolgen. Zudem sollte die Lehrkraft für Rückfragen stets bereitstehen. Bei jüngeren Schülerinnen und Schülern kann auch auf Eigenrecherche verzichtet werden. Ausgewählte Fluchtschicksale können alternativ im Frontalunterricht vorgestellt und anschließend im Plenum besprochen werden. Individualisierung Durch die Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen werden die statistischen Angaben zu den Mauertoten individualisiert. Die Schülerinnen und Schüler können die Folgen des Grenzregimes für die Menschen besser nachvollziehen. Die gewonnenen Informationen zu den Maueropfern stellen die Lernenden auf Arbeitsblatt 6 zusammen. Die Blätter können in der Klasse an einer "Wand der Erinnerung" gesammelt werden. Im Außengelände der Gedenkstätte erinnert das "Fenster des Gedenkens" mit Namen und Fotos an die Opfer der Berliner Mauer. Im Dokumentationszentrum können sich Schülerinnen und Schüler an einem Terminal über deren Biographien und die Umstände ihres Todes informieren. Die Gedenkstätte bietet zudem für Jugendliche auch einen Workshop zu den Todesopfern der Berliner Mauer an. Im Lesearchiv können sich die Lernenden anhand von Unterlagen der Grenztruppen über Zwischenfälle an der Grenze oder anhand von Dokumenten zu Tunnelfluchtprojekten in der Bernauer Straße über geglückte und gescheiterte Fluchten informieren. Basiswissen aneignen Die Lernenden erarbeiten zunächst mit Hilfe vorgegebener Internetquellen Basiswissen zum Themenbereich Ausreise. Sie informieren sich anhand eines Zeitzeugenberichts über Folgen, mit denen Ausreisewillige in der DDR rechnen mussten. Sie recherchieren und bewerten anhand von Auszügen aus der "Verordnung über Reisen von Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik" vom November 1988 Voraussetzungen zur Genehmigung eines Ausreiseantrags. Im Plenum diskutieren die Schülerinnen und Schüler die Chancen einer Ausreisegenehmigung. Durch Internetquellen informieren Mit Hilfe vorgegebener Internetquellen informieren sich die Schülerinnen und Schüler über die im Jahr 1989 stark wachsende Ausreisewelle und die Besetzung bundesdeutscher Botschaften in sozialistischen Staaten durch DDR-Bürger. Sie informieren sich über die Besetzung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Prag. Beschreibung und Transfer des Erlernten Zum Abschluss dieses Moduls wenden die Schülerinnen und Schüler das Erlernte zur Beschreibung und Interpretation einer Karikatur aus dem Jahr 1989 zur Ausreisewelle an. Die Karikatur kann im Plenum über Beamer gezeigt werden. Da die Karikatur mit wenigen Stilmitteln arbeitet, können die Lernenden auch ohne eine umfassende Einführung in die Interpretation von Karikaturen eine Beschreibung und einen Transfer des Gelernten auf die Karikatur vornehmen. Die Schülerinnen und Schüler fertigen ihre Beschreibungen und Interpretationen der Karikatur auf Arbeitsblatt 7 an. Alternativ können die Arbeitsergebnisse auch digital erstellt und im virtuellen Klassenraum gesammelt, verglichen und diskutiert werden. Online-Quiz Die Schülerinnen und Schüler können das in dieser Unterrichtseinheit erworbene Wissen mit Hilfe eines (Online-)Quiz überprüfen. Die Fragen können auf Arbeitsblatt 8 oder online in einem Courselet beantwortet werden. Da die Lösungsalternativen teilweise auf Maueropfer oder Fluchtmittel verweisen, die in dieser Unterrichtseinheit nicht ausdrücklich benannt wurden, kann das Quiz die Lernenden zu weitergehender selbstständiger Befassung mit dem Themenbereich motivieren. Askan, Katrin Aus dem Schneider. Berlin Verlag. Berlin 2000. Bahr, Christian Mauerstadt Berlin. Brennpunkt Bernauer Straße. Berlin 2009. Bundeszentral für politische Bildung (Hrsg.) Der Weg zur Einheit. Reihe: Informationen zur politischen Bildung. Überarbeitete Auflage 2009. Cramer, Johannes/Sack, Dorothée (Hrsg.) Die Baugeschichte der Berliner Mauer. Imhof Verlag, Petersberg 2011. Delius, Friedrich Christian Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1998. Diekmann, Kai (Hrsg.) Die Mauer. Fakten, Bilder, Schicksale. Piper, München 2011. Eisenfeld, Bernd/Engelmann, Roger 13.8.1961: Mauerbau. Fluchtbewegung und Machtsicherung. Führ, Wieland Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze. Imhof Verlag, Petersberg 2008. Henke, Klaus-Dietmar (Hrsg.) Die Mauer. Errichtung, Überwindung, Erinnerung. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2011. Hertle, Hans-Hermann Die Berliner Mauer. Bonn, Juni 2011.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi / Religion / Ethik
  • Sekundarstufe I

Der Deutsche Bundestag

Unterrichtseinheit

Bedeutung und Arbeit des Deutschen Bundestages berühren zentrale Themen der politischen Bildung. Insbesondere Demokratieverständnis, Wahlrecht und Wahlsystem sowie die Gesetzgebung sind zentrale Themenfelder, die in dieser überblicksartig gestalteten Einheit behandelt werden sollen. Der Deutsche Bundestag informiert mit drei großen Internetportalen über seine vielfältige Arbeit. Neben dem Portal " www.bundestag.de " hält der Bundestag mit " www.mitmischen.de " und " www.kuppelkucker.de " auch zwei Angebote speziell für Jugendliche und Kinder bereit, in welchen auch die Möglichkeiten des aktiven Mitwirkens eröffnet wird. Diese flexibel einsetzbare Unterrichtseinheit soll grundlegende Kenntnisse zum Deutschen Bundestag vermitteln und aktuelle parlamentarische Themen jugendgerecht aufbereiten. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler auch zur aktiven Recherche auf den Jugendseiten des Bundestages www.mitmischen.de angeregt. Die Unterrichtseinheit ist dabei so gestaltet, dass Lehrkräfte auch in einer einzelnen (Vertretungs-)Stunde relevante Inhalte rund um den Deutschen Bundestag mit ihren Schülerinnen und Schülern erarbeiten können. Die aktuell geltenden nationalen Bildungsstandards für den Politikunterricht sowie die Leitfäden zur Demokratiebildung der Bundesländer fordern die Ausbildung von politischer Urteilsfähigkeit, politischer Handlungsfähigkeit und methodischer Fähigkeiten. Schülerinnen und Schüler sollen dazu befähigt werden, ihre Bürgerrolle wahrzunehmen und politische und gesellschaftliche Prozesse aktiv mitzugestalten. Die Aufgaben dieser Einheit sind so gestaltet, dass die Lehrkraft als Moderatorin schülerinterner Arbeiten und Diskussionen im Hintergrund bleiben kann. Die Gesprächsleitung in Plenumsphasen kann – je nach Vorkenntnissen und sonstiger Unterrichtskonzeption – an vielen Stellen von den Lernenden selbst übernommen werden. 1 – Aufgaben den Bundestages Zu den wichtigsten Aufgaben des Deutschen Bundestages zählt, dass er über Gesetze entscheidet und diese verabschiedet. Dies erfahren die Lernen in Teil 1 dieser Unterrichtseinheit. 2 – Die Abgeordneten In Teil 2 recherchieren die Lernenden, wie die alltägliche Arbeit der Abgeordneten in und außerhalb der sogenannten Sitzungswochen aussieht. 3 – Die Wahl der Abgeordneten Wie funktioniert das mit den Stimmen genau? Teil 3 ermuntert die Schülerinnen und Schüler, die Regeln der Bundestagswahl zu recherchieren. 4 – Die Gremien des Bundestags Die Gremien des Bundestages sind das zentrale Thema des vierten Teils dieser Unterrichtseinheit. 5 – Wahl des Bundeskanzlers / der Bundeskanzlerin Die Wahl des Regierungschefs ist eine wichtige Aufgabe des Deutschen Bundestages. Teil 5 hat diese Wahl zu Thema. 6 – Weg der Gesetzgebung Der Deutsche Bundestag ist der Ort der Gesetzgebung. In Teil 6 erarbeiten die Schülerinnen und Schüler den Gesetzgebungsprozess. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erläutern die Aufgaben des Deutschen Bundestages. lernen Wahl und Aufgaben der Abgeordneten kennen. kennen die Gremien des Deutschen Bundestages sowie ihre Aufgaben. erarbeiten zentrale Informationen zur Wahl des Bundeskanzlers oder der Bundeskanzlerin. vollziehen den Weg der Gesetzgebung nach. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler nutzen interaktive Online-Angebote. sammeln durch Internetrecherchen auf den Jugendseiten des Bundestages ( www.mitmischen.de ) gezielt Informationen. verwenden Web 2.0 Tools wie Wiki oder Blog zur Ergebnissicherung. Der Deutsche Bundestag ist der zentrale Ort der politischen Auseinandersetzung. Als eines von fünf ständigen Verfassungsorganen erfüllt das Parlament, neben vielen weiteren, vier zentrale Aufgaben: Entscheidung über Gesetze Verabschiedung des Bundeshaushaltes Kontrolle der Regierung Wahl der Bundeskanzlerin oder des Bundeskanzlers Den Schülerinnen und Schülern wird zum Einstieg die folgende Frage gestellt: Was ist der Bundestag? Die erwarteten Antworten reichen dabei von "architektonischen Aspekten" über politisch-inhaltliche Antworten bis hin zu korrekten Definitionen. Diese Aspekte werden gesammelt und sortiert für alle sichtbar notiert. Hier kann eine Filterung im Hintergrund durch die Lehrkraft erfolgen. Die Lernenden werden, den gesammelten Aspekten folgend, in fünf bis sieben Kleingruppen aufgeteilt, die sich online über jeweils einen Aspekt des Aufgabenspektrums des Bundestages informieren. Ergebnissicherung Ihre Ergebnisse halten die Lernenden auf einer Folie in einem Präsentationsprogramm fest. In Form von Mini-Referaten tauschen die Schülerinnen und Schüler ihr neu erworbenes Wissen aus. Zudem sollen sie ein Glossar der politischen Fachbegriffe erstellen, denen sie im Verlauf der Beschäftigung mit dem Deutschen Bundestag begegnen werden. Dies kann auch mithilfe eines Wikis erfolgen, auf das alle Lernenden zugreifen können, etwa in einem virtuellen Klassenraum. Nachhaltige Ergebnisnutzung Das erstellte Glossar kann auch im Rahmen der Behandlung von anderen politischen Themen genutzt und erweitert werden. Durch die aktive Beschäftigung mit den Inhalten wird sichergestellt, dass sich die Lernenden die Begriffe besser merken können. Als Hausaufgabe werden die Gruppenthemen neu verteilt, und die Lernenden recherchieren frei im Netz zu den jeweils neuen Themenfeldern. In der Folgestunde werden zu Beginn neue Erkenntnisse ausgetauscht sowie die Ergebnisse in Textform zum Download, etwa über eine gemeinsame Dateiablage oder die Schulhomepage, für alle Lernende verfügbar gemacht. Hintergrund Der Deutsche Bundestag vertritt den Willen des Volkes, deswegen werden die Abgeordneten auch als Volksvertreter bezeichnet. Die Abgeordneten im Bundestag sind auf Bundesebene die einzigen Personen, die von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt werden. Was macht ein Abgeordneter? Die Lernenden benennen zunächst verschiedene Vorurteile, die sie allgemein im Zusammenhang mit der Arbeit der Bundestagsabgeordneten schon einmal gehört haben. Zu erwarten sind dabei auch Antworten dergestalt, dass die Abgeordneten zu wenig arbeiten und zu viel verdienen würden. Es muss auch mit Antworten dahingehend gerechnet werden, dass die Abgeordneten oft nicht wüssten, was die Bürgerinnen und Bürger wirklich bewegt und sie sich meist um unwichtige Dinge kümmerten. Im Anschluss an diese Gedankensammlung benennen die Schülerinnen und Schüler konkrete Aufgaben der Abgeordneten und schätzen ab, wie hoch die monatliche Summe ist, die ein Abgeordneter für seine Arbeit erhält. Nun recherchieren die Lernenden (in Kleingruppen) die grundlegenden Fakten rund um die Aufgaben der Abgeordneten des Deutschen Bundestages im Internet. Ergebnissicherung Die Schülerinnen und Schüler greifen die zum Einstieg gesammelten Gedanken und gegebenenfalls die aufgezählten Vorurteile auf und reflektieren diese vor dem Hintergrund der durch die Recherche auf mitmischen.de gesammelten Informationen. Dies kann in tabellarischer oder in Textform geschehen. Abschließend bewerten sie, inwiefern die Vorurteile durch die realen Gegebenheiten und durch den Vergleich mit der privaten Wirtschaft widerlegt werden. Zudem wird das Glossar (Wiki) um neue Einträge ergänzt sowie gegebenenfalls überarbeitet und erweitert. Zur Konkretisierung der im Rahmen dieser Einheit erarbeiteten Aufgaben eines Abgeordneten suchen die Lernenden im Internet zunächst nach Websites, Blogs und/oder Twitter-Feets von Bundestagsabgeordneten. Anschließen erarbeiten sie, gegebenenfalls in Kleingruppen, auf Basis der dort abrufbaren Informationen ein Kurzporträt der recherchierten Person und skizzieren einen konkreten Arbeitstag als Mini-Präsentation. Darüber hinaus können die Ergebnisse als Einträge in einem Blog der Klasse aufbereitet und dort von den anderen Lernenden kommentiert werden. Hintergrund Bei der Bundestagswahl haben die Wähler nicht eine, sondern zwei Stimmen. Es gibt die Erststimme und die Zweitstimme. Aber wofür sind überhaupt zwei Stimmen notwendig? Und wie läuft eine Wahl ab? Das Grundgesetz schreibt in Artikel 38 vor, dass die Abgeordneten in "allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl" gewählt werden sollen. Diese zentrale Aussage stellt die Lehrkraft ohne weitere Erläuterung in den Raum, etwa als Tafelanschrieb oder per Beamer oder Whiteboard. Zum Einstieg in die weiterführende Beschäftigung mit dem Thema diskutieren die Lernenden nun, was unter dieser grundgesetzlichen Vorgabe eigentlich zu verstehen ist. Daraufhin wird im Plenum zusammengetragen, was den Schülerinnen und Schülern über die Wahl der Bundestagsabgeordneten bereits bekannt ist. Dieses Vorwissen wird dabei an Flipchart, Tafel oder Board fixiert sowie gleichzeitig strukturiert. Anhand der bei mitmischen.de abrufbaren Informationen können die Lernenden die im Plenum zusammengetragenen Informationen anschließend in Partnerarbeit beziehungsweise in themenspezifischen Kleingruppen verifizieren und dabei gegebenenfalls korrigieren. Ergebnissicherung Zunächst skizzieren die Lernenden die Grundzüge der Bundestagswahl schriftlich oder als Schaubild und ergänzen das zuvor erstellte Glossar um die zentralen Begriffe, die im Gespräch genannt wurden. Anschließend vergleichen die Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen damit und reflektieren die dabei aufgetretenen Differenzen. Zur weiteren Vertiefung können sich die Lernenden in Einzelarbeit mit bisher nicht genannten wichtigen Aspekten des Wahlsystems, etwa dem System der Erst- und Zweitstimme, der Fünf-Prozent-Hürde oder den Überhangmandaten, beschäftigen und diese kritisch analysieren. Zudem können sie schriftlich ausarbeiten, inwieweit neue Formen der Bürgerbeteiligung jenseits der Wahl des Deutschen Bundestages denkbar wären, und ihre Arbeitsergebnisse in der Folgestunde im Plenum mit den Vor- und Nachteilen diskutieren. Alternativ kann die Diskussion auch im Rahmen eines Forums innerhalb einer virtuellen Klasse stattfinden. Hintergrund Das Plenum des Deutschen Bundestages kennt jeder: Hier kommen die Abgeordneten zusammen, um zu debattieren und über Gesetze abzustimmen. Ein Großteil der parlamentarischen Arbeit wird aber in anderen Gremien geleistet. Eine zentrale Rolle spielen die Ausschüsse, und im besonderen Blickpunkt stehen oftmals die Untersuchungsausschüsse. Direkten Bürgerkontakt hat der Petitionsausschuss. Die Lehrkraft konfrontiert die Schülerinnen und Schüler mit den Namen der zentralen Bundestagsgremien jenseits des Plenums, die auf A4-Zettel gedruckt sind: Präsidium, Bundestagspräsident, Ältestenrat, Ausschüsse, Untersuchungsausschüsse, Enquete-Kommissionen, Petitionsausschuss und Wehrbeauftragter. Diese Begriffe werden nun auf Kleingruppen verteilt, und diese überlegen jeweils, was sich hinter diesen Gremien verbirgt, welche Aufgaben sie haben und welche Personen darin arbeiten. Ihre Überlegungen notieren sie auf dem zuvor verteilten Wort-Blatt. Im Plenumsgespräch werden die Arbeitsergebnisse vorgestellt und durch einzelne Lernende in Stichpunkten an der Tafel (oder via Beamer oder Whiteboard) festgehalten. Die Gruppen recherchieren bei mitmischen.de und vergleichen die Rechercheergebnisse mit den zuvor erarbeiteten Überlegungen. Ergebnissicherung Die anfangs vorgestellten Gremien werden nun, wieder in Gruppenarbeit, als Begriffe schriftlich fixiert und anschließend in das Glossar (Wiki) übertragen. Vertiefend kann man nun aktuelle politische Vorgänge aufgreifen, etwa die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses, und sich anhand dieser intensiver mit einzelnen Bundestagsgremien beschäftigen. Die Schülerinnen und Schüler schauen sich zunächst den auch auf mitmischen.de abrufbaren Videoclip über die Ausschüsse des Deutschen Bundestages an. Anschließend informieren sie sich in Kleingruppen auf der Website bundestag.de weitergehend über die verschiedenen Ausschüsse und stellen jeweils einen - nämlich den von ihnen begründet favorisierten - Ausschuss exemplarisch vor. Hintergrund Auch wenn es im Wahlkampf manchmal anders scheint: Der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin wird in Deutschland nicht direkt durch das Volk, sondern durch die Abgeordneten des Deutschen Bundestages gewählt. Neben der Gesetzgebung und der Kontrolle der Regierungsarbeit ist die Kanzlerwahl eine wichtige Aufgabe, die für jeden neuen Bundestag zu Beginn der Wahlperiode ansteht. Die Schülerinnen und Schüler schauen sich den auf mitmischen.de abrufbaren Artikel über die Bundestagswahl und das Zustandekommen der Kanzlerwahl an. Anschließend besprechen die Lernenden im Plenum, wie die Wahl abgelaufen ist und welche Rolle der Amtseid dabei spielt. Die Abgeordneten des Bundestages wählen also die Bundeskanzlerin oder den Bundeskanzler, doch kann sie oder er von diesen auch wieder abgewählt werden? Diese Frage stellt die Lehrkraft im Plenum zur Diskussion, und die Lernenden überlegen, wie dies funktionieren könnte. Abschließend recherchieren die Lernenden bei mitmischen.de, welche Bedingungen bei der Abwahl eines Bundeskanzlers oder einer Kanzlerin im Rahmen eines sogenannten konstruktiven Misstrauensvotum erfüllt sein müssen. Ergebnissicherung Die Schülerinnen und Schüler schreiben jeweils einen kurzen Blogbeitrag dazu, welche Informationen sie dem Artikel entnommen haben. Die Beiträge können direkt veröffentlicht oder zur späteren Publikation gesammelt werden. Zudem halten die Lernenden in Form einer Präsentation oder eines Schaubildes fest, wie ein konstruktives Misstrauensvotum zur Abwahl eines Bundeskanzlers abläuft, und ergänzen darüber hinaus das Glossar um die neuen Begriffe. Zur weiteren Vertiefung recherchieren die Lernenden im Internet, wie viele konstruktive Misstrauensvoten es in der Geschichte der Bundesrepublik bislang gegeben hat und wie diese ausgegangen sind. Die Recherche-Ergebnisse werden tabellarisch aufbereitet. Hintergrund Der Deutsche Bundestag ist der Ort der Gesetzgebung. Die Abgeordneten entscheiden im Plenum darüber, welche Gesetze in Kraft treten und für uns alle verbindlich sein sollen. Gesetzesentwürfe werden dabei im Bundestag in mehreren Stationen geprüft, diskutiert und sehr oft überarbeitet, bevor sie verabschiedet werden. Wie kommt ein Gesetz überhaupt zustande? Mit dieser Frage werden die Lernenden zum Einstieg in die Bearbeitung des Themas konfrontiert. Die Lehrkraft benennt über Karteikarten oder einen Anschrieb an Tafel oder Board zunächst die politischen Akteure, die neben dem Bundestag in diesem Prozess beteiligt sind: Bundesregierung, Bundesrat und Bundespräsident. Nun überlegen die Lernenden im Plenum, wie der Bundestag beziehungsweise seine Gremien sowie die anderen Akteure zusammenarbeiten, damit ein Gesetz schließlich in Kraft treten kann. Ein Schüler oder eine Schülerin moderiert diese Phase. Die Lehrkraft hält die in dem Plenumsgespräch genannten Begriffe und Stationen im Hintergrund fest (Tafel, Beamer, Whiteboard), ordnet und ergänzt diese gegebenenfalls. Schließlich recherchieren die Lernenden bei mitmischen.de die weiteren Details zu den Gremien oder Stationen, die in die Erarbeitung von Gesetzen involviert sind. "Wir geben uns ein Gesetz" Der Weg der Gesetzgebung wird abschließend grafisch zusammengefasst und die verschiedenen Begriffe in das Glossar aufgenommen. In einem (stark verkürzten) Rollenspiel kann zudem der grundsätzliche Ablauf der Gesetzgebung nachvollziehbar gemacht werden: Zunächst verteilen sich die die Lernenden auf die verschiedenen Akteure (Bundesregierung, Bundestag und Ausschüsse, Bundesrat, Bundespräsident). Die Bundesregierung startet nun eine Gesetzesinitiative und schlägt ein Gesetz vor, etwa die Einführung einer Geldstrafe bei häufigem Zuspätkommen. Dieses muss nun die verschiedenen Stationen passieren und wird dabei immer wieder verändert, bevor es schließlich dem Bundespräsident zur Unterschrift vorgelegt oder vom Bundestag beziehungsweise dem Bundesrat abgelehnt wird. Das nächste Thema Die Gruppen, bei denen das "Gesetz" noch nicht zur Diskussion angekommen ist oder die es bereits bearbeitet haben, haben den Auftrag, sich zu überlegen, welchen Gesetzvorschlag sie als nächstes anstoßen würden. Das Thema notieren Sie abschließend plakativ auf Papier. Die Lernenden sollen sich auf mitmischen.de über aktuelle Gesetzgebungsverfahren informieren und jeweils den aktuellen Stand skizzieren. Dabei sollen sie vor allem darstellen, an welcher Stelle sich das Gesetz gerade befindet und welche Stationen noch ausstehen. Freiwillige formulieren und begründen ergänzend ihre Meinung zu diesem Gesetz.

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I

Das Grüne Band: Mahnmal der Teilung Deutschlands

Unterrichtseinheit

Vom Todesstreifen zum Biotop: Die innerdeutsche Grenze war fast 40 Jahre lang ein unberührter Streifen Natur und hat eine ökologische Fußspur deutscher Geschichte hinterlassen. Lernende gehen auf Spurensuche entlang dieses Grünen Bandes, unter anderem mit einem virtuellen Flug auf Google Maps. Die fast 1.400 Kilometer lange ehemalige innerdeutsche Grenze steht in der didaktischen Aufarbeitung der deutschen Teilung bislang eher im Schatten der Berliner Mauer. Ihre Auswirkungen auf Tiere und Pflanzen bieten aber einen guten Anknüpfungspunkt, um bereits Lernende in der Grundschule an das Thema heranzuführen. Der fächerübergreifende Ansatz dieser Unterrichtseinheit verknüpft Geschichte mit Ökologie und verdeutlicht die Folgen politischen Handelns für Mensch und Umwelt. Diese lassen sich mit einem Besuch des Grenzlandmuseums Eichsfeld am Grünen Band auch direkt erfahrbar machen. Modularer Aufbau Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut und eignet sich für ein fächerübergreifendes Projekt. Die Materialien sind so konzipiert, dass sie zur Vorbereitung eines Besuchs des außerschulischen Lernorts Grenzlandmuseum Eichsfeld, aber auch unabhängig davon genutzt werden können. Ein Besuch des Grenzlandmuseums Eichsfeld bietet sich an, um das im Unterricht erworbene Wissen zu vertiefen und durch praktische Anschauung der Grenzanlagen sowie der im ehemaligen Grenzstreifen entstandenen Biotope erlebbar zu machen. Teamarbeit erwünscht Die Schülerinnen und Schüler arbeiten überwiegend in Teams zusammen. Eine Vielzahl multimedialer und interaktiver Angebote im Internet kann in den Unterricht eingebunden werden, vom virtuellen Rundflug auf Google Maps bis zu Zeitzeugenberichten. Die Internetseiten können den Lernenden online, teilweise auch offline, zur Verfügung gestellt werden. Arbeitsergebnisse werden auf Arbeitsblättern, aber auch Plakaten oder Stellwänden, von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I auch in einer kleinen PowerPoint-Präsentation vorgestellt. Ein Rollenspiel für die Sekundarstufe I ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Argumenten konkurrierender Interessensgruppen am Grünen Band und fördert die kommunikativen Kompetenzen sowie die Urteilsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler. Vorbereitung Bereitstellen eines Lehrkraft-Computers mit Lautsprechern, RealPlayer oder Windows Media Player, Microsoft Powerpoint sowie optimalerweise mehrerer Computer mit Internetanschluss für die Schülerinnen und Schüler Auswahl von Bildmaterial zur Einführung in das Thema. Bereitstellen von Atlanten (vor 1990) oder alten Karten der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Aufziehen einer Abbildung der DDR-Grenzsperranlagen auf ein Plakat; Beschriften von Rollenkarten (nur für die Sekundarstufe I) Die einzelnen Module der Unterrichteinheit im Überblick Modul 1: Die ehemalige innerdeutsche Grenze In einem ersten Schritt sollen sich die Schülerinnen und Schüler Basiswissen zur ehemaligen deutschen Teilung verschaffen. Modul 2: Auswirkungen der innerdeutschen Grenze auf Pflanzen und Tiere Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass die ehemalige innerdeutsche Grenze auch negative Auswirkungen auf Flora und Fauna im Grenzgebiet hatte. Modul 3: Das Grüne Band als Mahnmal der Teilung Die Lernenden erarbeiten in diesem Modul, inwieweit der zusammenhängende Naturraum des Grünen Bandes nach der Aufhebung der innerdeutschen Grenze gefährdet war. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erfahren von der historischen Teilung Deutschlands in zwei Staaten und den natürlichen Lebensräume, Pflanzen und Tiere im Grünen Band. erkennen den ehemaligen Grenzverlauf und die Besonderheit der ehemaligen innerdeutschen Grenze. verstehen die Auswirkungen des Grenzstreifens auf Menschen, Tiere und Pflanzen. vertiefen ihr Wissen zur ehemaligen deutschen Teilung und zum Grünen Band mit dem Besuch des außerschulischen Lernortes Grenzlandmuseum Eichsfeld. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler wenden das Internet und Bücher als Informationsträger an. üben sich in der Erstellung von PowerPoint-Präsentationen (Sekundarstufe I). analysieren eine historische Textquelle (Sekundarstufe I). bearbeiten interaktiv einen Lückentext. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler kennen Regelungen für die Nutzung der Computer-Arbeitsplätze und halten ein. helfen einander bei der Arbeit. gestalten gemeinsam ein Plakat. lernen in einem Rollenspiel, sich sachlich mit Gegenpositionen auseinanderzusetzen (Sekundarstufe I). Basiswissen zur deutschen Teilung Zur Einführung in das Thema kann etwa erzählt und in Bild (über Beamer) und Ton demonstriert werden, dass es zwei deutsche Flaggen, zwei deutsche Nationalhymnen, zwei deutsche Fußball-Nationalmannschaften und zwei Sandmännchen gab. Vorwissen zusammentragen Zunächst wird zusammengetragen, was die Schülerinnen und Schüler bereits zur ehemaligen deutschen Teilung wissen. Eine weitergehende Annäherung an das Thema erfolgt über Zeitzeugenberichte (Oral History). Im unmittelbaren Umfeld der Schülerinnen und Schüler sind Eltern und Großeltern potenzielle Zeitzeugen. Die Lernenden befragen Eltern und/oder Großeltern, was sie zu den ehemals zwei deutschen Staaten erzählen können. Dies bietet den Vorteil, die Lernenden durch persönlichen Bezug zu den Befragten zur Auseinandersetzung mit der historischen deutschen Teilung zu motivieren. Anregungen für Fragen sind in Arbeitsblatt 1 zusammengestellt. Zeitzeugenberichte kritisch sehen Im Plenum tragen die Schülerinnen und Schüler die Aussagen zusammen. Die von den Lernenden erarbeiteten Stichwörter werden auf kleinen Karten notiert und auf einem Plakat in einer Mindmap thematisch zusammengefasst. Hier kommt der Lehrkraft eine moderierende und strukturierende Funktion zu: Die Vielfalt und der unterschiedliche Fokus der Informationen machen deutlich, dass Zeitzeugenberichte subjektive Zeitzeugnisse sind, die nur eine eingeschränkte Perspektive auf Geschichte ermöglichen. Somit lernen die Schülerinnen und Schüler hier, sich kritisch mit Zeitzeugenberichten auseinanderzusetzen. Dies ist angesichts einer Fülle von Zeitzeugenberichten im Internet und von privaten Webseiten zur Geschichte und zum Leben in der DDR sowie der damit verbundenen zunehmenden Bedeutung des Web für die Erinnerungskultur ein Beitrag zur Förderung der Medienkompetenz der Lernenden. Vertiefung in Kleingruppen Die in der Mindmap entstehenden Themenfelder zur deutschen Teilung können die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen selbständig vertiefen. Hierzu bieten sich eine Internet- und Literaturrecherche an. Für die Grundschule geeignete Informationsmöglichkeiten sind in der Link- und Literatursammlung besonders gekennzeichnet. Das erworbene Wissen können die Schülerinnen und Schüler in einem Lückentext auf Arbeitsblatt 2 überprüfen, der auch als Courselet aufbereitet zur Verfügung steht. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Die Entwicklung von der Demarkationslinie zur Systemgrenze können Schülerinnen und Schüler in der ständigen Ausstellung des Grenzlandmuseums an einem Modell interaktiv schrittweise nachvollziehen. Eine Vielzahl von Zeitzeugenberichten können Lernende hier auf Videos abrufen, teilweise auch von Menschen, die von ihrer Kindheit im Schatten der Grenze berichten. Weitere Informationen können im Multimedial-Pool recherchiert werden. Geografische Kenntnisse In Kleingruppen informieren sich die Lernenden mithilfe von alten Atlanten, Kartenmaterial oder des Internets über den ehemaligen Grenzverlauf. Schülerinnen und Schüler der Primarstufe zeichnen den Grenzverlauf auf Arbeitsblatt 3a, Lernende der Sekundarstufe auf Arbeitsblatt 3b ein. Lernende der Sekundarstufe können hierbei zudem ihr Wissen um die geografische Lage der Bundesländer überprüfen. Eigene Grenzerfahrungen sammeln Die Schülerinnen und Schüler sollen im nächsten Schritt die Besonderheiten der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Vergleich zu ihnen bekannten Grenzübergängen erkennen. Dazu tragen sie im Plenum zunächst Erinnerungen an eigene Grenzüberschreitungen zusammen: Sind sie schon einmal mit dem Auto über eine Grenze gefahren oder zu Fuß über eine Grenze gegangen? Wo sind Staatsgrenzen sichtbar? Wodurch sind sie markiert? Auf Arbeitsblatt 4 können die Lernenden ihre Ergebnisse notieren. Aufbau der DDR-Grenzanlagen Im Plenum betrachten die Lernenden anschließend eine Darstellung des Aufbaus der DDR-Grenzanlagen. Hierzu kann eine Abbildung über Beamer projiziert oder auf Plakatgröße gezogen werden. Eine Abbildung der Grenzanlagen findet sich ebenfalls auf Arbeitsblatt 4. Ergänzend bietet sich eine computeranimierte Darstellung der Sperranlagen im Grenzstreifen an. In dem zehnminütigen Film wird zunächst die Berliner Mauer, ab 5:24 Minuten werden die Grenzanlagen an der innerdeutschen Grenze beschrieben. Alternativ können sich die Schülerinnen und Schüler in Einzelarbeit oder Kleingruppen am Computer mithilfe einer virtuellen Besichtigung über die einzelnen Elemente der DDR-Grenzsperranlagen informieren. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Schülerinnen und Schüler können im Museum anhand von Modellen und im nahe verlaufenden ehemaligen Grenzstreifen anhand originaler Grenzanlagen den Aufbau der Grenzsperranlagen erkennen und auf sich wirken lassen. Der ehemalige Grenzwachturm kann einschließlich der Beobachtungskanzel besichtigt werden. Die Ausstellung liefert zudem Fotos von den Grenzanlagen in Eichsfeld sowie Berichte über gelungene und gescheiterte Fluchtversuche. Weitere Informationen können im Multimedial-Pool recherchiert werden. Vorwissen aus Modul 1 hilfreich Vorwissen zu den Grenzsperranlagen aus Modul 1 ist an dieser Stelle empfehlenswert, deren Aufbau kann aber auch bei Einstieg in Modul 2 mit Hilfe der Abbildung auf Arbeitsblatt 5 (Aufgabe 4 ist auch als Courselet verfügbar) erarbeitet werden. Die Lernenden arbeiten in Einzel- oder Partnerarbeit, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I können mit einer Quellenarbeit (Arbeitsblatt 6) zu Minen im Grenzsperrstreifen die Auseinandersetzung mit dem Thema vertiefen. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Eine "geteilte Streuobstwiese" am Grenzlandweg veranschaulicht beispielhaft, wie der nicht mehr bewirtschaftete Teil auf der östlichen Seite verbuschte und so ein wichtiger Lebensraum für Blumen und Insekten verloren ging. Das Grenzlandmuseum Eichsfeld bietet sowohl im Multimedia-Pool als auch in einer Zusammenstellung von Dokumenten aus seinem Archiv (Print) eine Vielzahl von Textquellen, die sich für den Unterricht in der Sekundarstufe I eignen. Darüber hinaus kann nach Voranmeldung im Archiv und der Bibliothek des Grenzlandmuseums Eichsfeld recherchiert werden. Rückzugsort für Tiere und Pflanzen In dieser Arbeitsphase lernen die Schülerinnen und Schüler, dass sich entlang des ehemaligen Grenzstreifens über Jahrzehnte, in denen das Gebiet nicht betreten und landwirtschaftlich bearbeitet werden konnte, für viele Pflanzen- und Tierarten ein Rückzugsort entstanden ist: Das Grüne Band. Landschaftstypen im Blick Die Lernenden erkennen unterschiedliche Landschaftstypen am Grünen Band und notieren sie auf Arbeitsblatt 7. Lernende aus Sekundarstufe I informieren sich zusätzlich anhand eines Atlanten über Landschaftstypen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Das Grenzlandmuseum bietet in Kooperation mit der Heinz-Sielmann-Stiftung Exkursionen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze schon für Schülerinnen und Schüler ab der ersten Klasse an. Vorgestellt werden etwa Hecken oder Gewässer als Lebensraum am Grünen Band. Eine Ausstellung im Mühlenturm widmet sich außerdem dem Grünen Band und zeigt in einem Reliefmodell, wo verschiedene Biotop-Typen im Bereich des Grünen Bands im Eichsfeld zu finden sind. Lebensraum für Flora und Fauna Über eine umfangreiche Bildergalerie der Heinz-Sielmann-Stiftung im Internet lernen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Tiere und Pflanzen kennen, die im Grünen Band einen Lebensraum gefunden haben. In Partnerarbeit oder in Kleingruppen bearbeiten die Lernenden Arbeitsblatt 8: Sie wählen ein Tier und eine Pflanze aus, beschreiben ihre Wahl, ordnen sie einem Lebensraum zu und recherchieren, ob das Tier beziehungsweise die Pflanze zu den in der Roten Liste aufgeführten Arten gehört. Die Aufgabe 1 steht auch als Courselet zur Verfügung. Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I können ihre Arbeitsergebnisse zudem in einer kleinen PowerPoint-Präsentation dem Plenum vorstellen oder im Rahmen der Arbeit mit lo-net² ein Wiki anlegen. Online-Bildergalerie mit Pflanzen und Tieren im Grünen Band Ein Klick auf die Bildergalerie zeigt Lernenden Fotos von Pflanzen und Tieren aus dem Lebensraum "Grünes Band" (auch für die Grundschule). Tabelle der Roten Liste der Tiere in Deutschland Hier finden Schülerinnen und Schüler alle in Deutschland vorkommenden gefährdeten Tierarten aufgelistet - auch mit deutschen Bezeichnungen. Tabelle der Roten Liste der Pflanzen in Deutschland Schülerinnen und Schüler finden hier alle in Deutschland vorkommenden gefährdeten Pflanzenarten aufgelistet. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Die Ausstellung im Mühlenturm zeigt anhand verschiedener Beispiele, welche Pflanzen und Tiere im Bereich des Eichsfelds durch den Grenzstreifen verdrängt wurden und welchen der Grenzstreifen einen geeigneten Lebensraum bot. Es werden zudem Ausschnitte aus dem Heinz Sielmann-Film "Tiere im Schatten der Grenze" von 1988 gezeigt, in dem Sielmann bereits eine Vision eines großen Nationalparks als "Denkmal für eine überwundene deutsch-deutsche Grenze" formulierte. Das Grüne Band als Projekt Mithilfe von Arbeitsblatt 9 lernen die Schülerinnen und Schüler das Grüne Band als Projekt kennen und die Idee, es als natürliches Mahnmal an die ehemalige deutsche Teilung zu erhalten. Die Lernenden setzen sich mit Einwänden gegen den Erhalt des Grünen Bandes als zusammenhängenden Naturraum auseinander. Sie erkennen die Besonderheit des Grünen Bandes als natürliches und erlebbares historisches Mahnmal. Rollenspiel für Lernende der Sekundarstufe I Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I setzen sich in einem Rollenspiel (Arbeitsblatt 10) mit den konkurrierenden Interessen von Naturschützern, Gemeinden, Politikern und Anwohnern auseinander. Sie simulieren eine Fernsehdiskussion zur Frage, ob im Bereich des Grünen Bandes ein Freizeitpark errichtet werden soll. Mit dem Rollenspiel lernen die Schülerinnen und Schüler Argumente unterschiedlicher Interessengruppen kennen, auf deren Basis sie sich ein eigenes Urteil über die Bedeutung des Grünen Bandes bilden sollen. Diskussion im Blog bei lo-net² Alternativ zur Podiumsdiskussion im Klassenraum können die Schülerinnen und Schüler auch Argumente konkurrierender Interessensgruppen am Grünen Band in einem Blog auf lo-net² austauschen. Die Verteilung der Rollen kann in der oben beschriebenen Weise erfolgen, lediglich die Moderatoren-Rolle fällt im Blog weg. Sinnvoll ist, die Benutzernamen für den Blog mit Zusätzen zu versehen, aus denen die Rolle der Bloggerinnen und Blogger zu erkennen ist. Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die die Publikumsrolle zugelost bekommen haben, können nach Abschluss der Blog-Phase in Kommentarfunktionen zu einzelnen Posts oder in einer Gesamtwürdigung der Online-Diskussion Stellung nehmen. Grafe, Roman Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945 bis 1990. Siedler, München 2005. Grenzlandmuseum Eichsfeld Arbeitsheft zur deutsch-deutschen Grenze. Teistungen 2010. Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V. (Hrsg.) Ausstellungsbegleitband. Band 4 der Schriftenreihe am Grenzlandmuseum Eichsfeld. Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2011. Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V. (Hrsg.) Gezeichnetes Eichsfeld. Was Karten über innerdeutsche Geschichte erzählen können. Teistungen 2010. Gundlach, Horst (Hrsg.) Die innerdeutsche Grenze im Südharz. Schicksale - Erlebnisse - Ereignisse. Bad Sachsa, Eigenverlag 2004. Fritsche, Susanne Die Mauer ist gefallen. Eine kleine Geschichte der DDR. Carl Hanser, München, Wien, 2004. Kordon, Klaus/Schimmel, Peter Die Lisa. Eine deutsche Geschichte. Beltz & Gelberg, Weinheim, Basel 2007. Kordon, Klaus/Schimmel, Peter Arbeitsheft zu: Die Lisa. Eine deutsche Geschichte. Beltz & Gelberg, Weinheim, Basel 2004. Mählert, Ulrich Kleine Geschichte der DDR. C.H. Beck, München, 5. Auflage 2007. Richter, Hedwig Die DDR. Schöningh, Paderborn 2009. Schroeder, Klaus Die DDR. Geschichte und Strukturen. Reclam, Stuttgart 2011. Schultke, Dietmar Die Grenze, die uns teilte. Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze. Köster, Berlin 2005. Schwarck, Thomas/Schmiechen-Ackermann, Detlef/Hauptmeyer, Carl-Hans (Hrsg.) Grenzziehungen - Grenzerfahrungen - Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990. WBG, Darmstadt 2011. Cornelius, Reiner Buchreihe: Vom Todesstreifen zur Lebenslinie. Auwel-Verlag. Lottmann, Amke und Reno Ella und das Grüne Band. Mecke Druck und Verlag, Duderstadt 2010. Verein der Freunde des Ersten Deutschen Nationalparks Bayerischer Wald e.V. (Hrsg.) Nationalpark. Erfolgsgeschichte Grünes Band. Heft 3/2009, Selbstverlag, Grafenau 2009.

  • Biologie / Ernährung und Gesundheit / Natur und Umwelt
  • Primarstufe, Sekundarstufe I

Die Deutsche Einheit 1989/1990

Unterrichtseinheit

In der Unterrichtseinheit "Die deutsche Einheit" beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Prozess der Wiedervereinigung. Alljährlich am 3. Oktober wird die Deutsche Einheit gefeiert. Dabei werden die Ereignisse, die zur Grenzöffnung führten, ebenso kontrovers diskutiert wie die Entwicklung von der Öffnung der Grenze bis hin zur Wiedervereinigung. War der Mauerfall die Folge eines Versprechers? War mit ihm der Weg zur Einheit des zweigeteilten Deutschlands vorgezeichnet?Auf einer Pressekonferenz, die direkt vom Fernsehen übertragen wurde, verlas SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski als Antwort auf eine Frage zur neuen Ausreiseregelung einen Beschluss des Ministerrates: "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt." Auf die Nachfrage eines Journalisten, ab wann dies in Kraft trete, antwortete Schabowski etwas verwirrt "sofort, unverzüglich". Diese Meldung löste eine Kettenreaktion aus, in kürzester Zeit verbreiteten sich Gerüchte, die Grenzübergänge zwischen DDR und BRD seien nicht mehr geschlossen. Auch westliche Medien berichteten, die DDR habe die Grenze geöffnet. Tausende Ost-Berliner machten sich auf den Weg zu Grenzübergängen, wo die Grenzwachen überrascht und ratlos waren. Der Ansturm der Menschen wurde schnell so groß, dass die Grenzsoldaten schließlich auf jegliche Kontrolle verzichteten und die Kontrollpunkte öffneten. Damit war die Mauer faktisch gefallen. Schritte zur Wiedervereinigung Mit der Wiedervereinigung Deutschlands werden heutzutage hauptsächlich zwei Daten in Verbindung gebracht: Der 9. November 1989 und der 3. Oktober 1990. Dass aber die Öffnung der Grenzen im Herbst 1989 nicht zwangsläufig zur deutschen Wiedervereinigung geführt hat und welche einzelnen Schritte hierzu erst beitrugen, ist vielen Schülerinnen und Schülern gar nicht bewusst. Didaktisch-methodische Hinweise zur Unterrichtseinheit "Deutsche Einheit" In der Unterrichtseinheit erkennen die Schülerinnen und Schüler, dass es im Wiedervereinigungs-Prozess auch Alternativen zum 3. Oktober 1990 gab. Inhaltliche Aspekte Die Wiedervereinigung wird zur ernsthaften Option Nach der Grenzöffnung verließen tausende Menschen die DDR, die wirtschaftlich vor dem Kollaps stand. Zudem forderten immer mehr Menschen auf den Montagsdemonstrationen neben Demokratisierung und Reformen auch die deutsche Wiedervereinigung. Die Lösung der deutschen Frage lag jedoch nicht nur in deutscher Hand, sondern war wesentlich an die internationalen Bedingungen gebunden. Für den weiteren Verlauf waren insbesondere die Reaktionen der USA und der Sowjetunion (SU) entscheidend. Inhaltliche Aspekte zur Unterrichtseinheit "Deutsche Einheit" Neben den deutschen Verhandlungspartnern waren die Siegermächte des Zweiten Weltkriegs maßgeblich an der Ausgestaltung der Einheit beteiligt. Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler charakterisieren die Darstellung eines historischen Ereignisses in einem populären Magazin und nehmen dazu begründet Stellung. erarbeiten die Ursachen der Öffnung der Grenzen am 9. November 1989. diskutieren die Realisierungsmöglichkeiten verschiedener Zukunftsvorschläge für die DDR. reflektieren, warum sich Hans Modrows Idee einer Vertragsgemeinschaft nicht umsetzen ließ. erarbeiten die Vorstellungen Helmut Kohls zur Überwindung der deutschen Teilung. erarbeiten die Zielsetzungen der Parteien für die DDR-Volkskammerwahlen 1990 und erklären das Wahlergebnis sowie dessen Bedeutung für die Gestaltung der Deutschen Einheit. erkennen innen- und außenpolitische Faktoren der Deutschen Einheit. führen ein fiktives Rollenspiel durch, indem sie die Positionen Frankreichs, Großbritanniens, der USA und der Sowjetunion (SU) zur deutschen Wiedervereinigung erarbeiten, die jeweiligen Argumente anführen und auf die Argumente der übrigen Beteiligten eingehen. erläutern, welche alliierten Positionen sich bezüglich der Wiedervereinigung durchsetzen konnten. erörtern die Bedeutung des sogenannten "Zwei-plus-Vier-Vertrages" für die Wiedervereinigung. beurteilen die Wirtschafts- und Währungsunion unter der Fragestellung, ob es sich hierbei um die vorgezogene Einheit handelte. erörtern unterschiedliche verfassungsrechtliche Möglichkeiten der Wiedervereinigung. bewerten verschiedene Begriffsbezeichnungen bezüglich der historischen Ereignisse von 1989/1990. analysieren, welches Bild der historischen Ereignisse in einer Ausstellung vermittelt wird. entwickeln ein eigenes Ausstellungskonzept für die historischen Ereignisse von 1989/1990. Medienkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler führen eine Internetrecherche durch, beurteilen die Qualität von Websites und wählen geeignete Websites zur Informationsentnahme aus. gestalten eine eigene Website informativ und übersichtlich. stellen Informationen mit Hilfe eines Zeitstrahls übersichtlich und sachlich richtig dar. legen ein Wiki an, indem sie eigene Texte schreiben sowie Verbesserungen für fremde Textpassagen entwickeln, fehlerhafte Informationen verbessern und fehlende Informationen ergänzen. analysieren Karikaturen und interpretieren diese kontextgebunden. nutzen die Chatfunktion als Diskussionsmöglichkeit. formulieren alliierte Positionen zur Wiedervereinigung Deutschlands als Blogeintrag. Lindner, Bernd Die Demokratische Revolution in der DDR 1989/1990, Bonn 2010. Rödder, Andreas Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung, Bonn 2009. Kowalczuk, Ilko-Sascha Endspiel. Die Revolution 1989 in der DDR, Bonn 2009. Die Wiedervereinigung wird zur ernsthaften Option Nach der Grenzöffnung verließen tausende Menschen die DDR, die wirtschaftlich vor dem Kollaps stand. Zudem forderten immer mehr Menschen auf den Montagsdemonstrationen neben Demokratisierung und Reformen auch die deutsche Wiedervereinigung. Die Lösung der deutsch-deutschen Frage lag jedoch nicht nur in deutscher Hand, sondern war wesentlich an die internationalen Bedingungen gebunden. Für den weiteren Verlauf waren insbesondere die Reaktionen der USA und der Sowjetunion (SU) entscheidend. Das Zehn-Punkte-Programm Die USA befürworteten von Beginn an eine deutsche Einheit auf Grundlage der westlichen Werte. Die Bundesrepublik forderte daraufhin einen Systemwechsel aus einer Position der Stärke heraus. Helmut Kohl formulierte in einem 10-Punkte-Programm das Ziel, die Teilung Deutschlands und Europas zu überwinden. Während seine Initiative vielen europäischen Kollegen und zunächst auch Michail Gorbatschow zu schnell ging, beschleunigte sich der Prozess der Auflösung der DDR noch weiter. Entscheidende Impulse gab es dann im Februar 1990: Kohl schlug dem DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow die Schaffung einer Währungs- und Wirtschaftsunion vor, und Gorbatschow gab sein grundsätzliches Einverständnis zur Schaffung einer deutschen Einheit. Die Positionen Großbritanniens und Frankreichs In Großbritannien und Frankreich gab es hingegen Vorbehalte gegenüber einer deutschen Einheit: Vielfach wurde das Schreckgespenst eines "Vierten Reiches", eines zu mächtigen wiedervereinten Deutschlands, beschworen. Besonders die britische Premierministerin Margaret Thatcher lehnte eine geballte deutsche Macht in der Mitte Europas ab. Amerikanisch-sowjetische Gipfeltreffen Am 5. Mai 1990 fand das erste Treffen der Außenminister im Rahmen der "Zwei-plus-Vier"-Verhandlungen statt. Es folgten Gipfeltreffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten George Bush senior und Gorbatschow. Am 7. Juni 1990 erklärten die Warschauer-Pakt-Staaten das Ende der ideologischen Konfrontation zwischen Ost und West. Seit dem 1. Juli 1990 war die Deutsche Mark allein gültige Währung in der DDR. Die Volkskammer beschloss am 23. Juli den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland zum 3. Oktober 1990. Der Zwei-plus-Vier-Vertrag Fünf Wochen später kam es zur Unterzeichnung des zweiten innerdeutschen Staatsvertrages, des "Einigungsvertrages". Die parallel laufenden "Zwei-plus-Vier"-Verhandlungen konnten am 12. September 1990 beendet werden. In Moskau wurde der "Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland" unterzeichnet. Er beendete die Rechte und Verantwortlichkeiten der alliierten Siegermächte des Zweiten Weltkriegs gegenüber der Bundesrepublik Deutschland. Die Unterzeichnung des Vertragswerkes markierte das Ende der Nachkriegszeit. Innere Reformen statt Wiedervereinigung? Doch so zwangsläufig wie diese Entwicklung im Rückblick zunächst erscheint, war sie nicht. Vor allem seitens der DDR wurden Überlegungen zu Reformen angestellt, um eine demokratische Variante der DDR zu schaffen und als gleichberechtigter Partner neben der BRD zu existieren. Auch als sich der Wiedervereinigungsgedanke allmählich durchsetzte, war es noch lange nicht klar, dass die Wiedervereinigung durch Artikel 23 des Grundgesetzes ("Beitrittsartikel") vollzogen werden würde. Eine Wiedervereinigung durch Schaffung einer neuen Verfassung wurde ebenfalls diskutiert. Schritte zur Wiedervereinigung im Fokus des Unterrichts Welche Schritte auf dem Weg zur Wiedervereinigung schließlich vollzogen wurden, welche Relevanz sie jeweils für die Wiedervereinigung hatten und welche Alternativen es gegeben hätte, wird in dieser Unterrichtseinheit erarbeitet. Der 9. November 1989 führte nicht zwangsläufig zum 3. Oktober 1990 Mit der Wiedervereinigung Deutschlands werden heutzutage hauptsächlich zwei Daten in Verbindung gebracht: Der 9. November 1989 und der 3. Oktober 1990. Dass aber die Öffnung der Grenzen im Herbst 1989 nicht zwangsläufig zur deutschen Wiedervereinigung geführt hat und welche einzelnen Schritte hierzu erst beitrugen, ist vielen Schülerinnen und Schülern gar nicht bewusst. Dabei können sie durch eine vertiefte Auseinandersetzung mit den historischen Ereignissen von 1989/1990 erkennen, dass es durchaus Bemühungen gab, die DDR zu reformieren, aber als Staat beizubehalten. Vor allem die wirtschaftliche Talfahrt der DDR und die hohe Attraktivität der Bundesrepublik führten dann zu einer Massenflucht aus der DDR und zu einem Erstarken des Wiedervereinigungsgedankens. Der internationale Kontext der Deutschen Einheit Dabei muss jedoch bedacht werden, welche Bedeutung die alliierten Positionen zu einem vereinten Deutschland für den Wiedervereinigungsprozess hatten. Die Schülerinnen und Schüler können durch die Erarbeitung dieser Positionen erkennen, dass mit dem "Zwei-plus-Vier-Vertrag" erst 1990 eine abschließende Friedensregelung zwischen Deutschland, den Siegermächten des Zweiten Weltkriegs sowie dritten Staaten (Polen) gefunden wurde. Die Nachkriegszeit wurde durch den Vertrag somit zwar beendet, zu diesem Zeitpunkt aber noch keineswegs überwunden, da ein mächtiges Deutschland nach wie vor Ängste hervorrief. Didaktische Vorüberlegungen Relevanz für heutige Schülergenerationen Hierdurch können die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass historische Bewertungen auch für aktuelle Entscheidungen relevant sind und lange Zeiträume einerseits überdauern (Großbritannien, Frankreich), sich andererseits aber auch weiterentwickeln können (SU). Zudem wird durch eine Behandlung der Ereignisse von 1989/1990 deutlich, dass es sich bei Geschichte keineswegs um "zwangsläufige" Entwicklungen oder Kausalketten handelt, sondern immer auch mehrere Handlungsoptionen bestehen. Aus der Geschichte lernen Die Revolutionen in den afrikanischen und arabischen Ländern 2011 wurden vielfach mit den Vorgängen 1989 in der DDR verglichen. Die Entwicklungen in Ländern wie Tunesien oder Libyen zeigen allerdings, dass der Sturz einer Diktatur nicht zwangsläufig zu Reformen und Demokratie führen muss. Aus diesem Grund ist ein Blick in die eigene Geschichte äußerst lohnenswert, um zu erörtern, welche Schritte zu einem Gelingen dieser Prozesse beitragen. Dabei müssen nicht nur die tatsächlich umgesetzten Ideen in den Blick genommen, auch aus verworfenen Vorschlägen können wichtige Erkenntnisse gezogen werden. Die Deutsche Einheit als Teil der deutschen Identität Zudem prägte der Gedanke der Wiedervereinigung die deutsche Bevölkerung in Ost und West auch durch die Teilung hindurch und zählt zum deutschen Selbstverständnis sowie der deutschen Identität. Der Tag der Wiedervereinigung wurde 1990 zum Nationalfeiertag erklärt und verdeutlicht die herausragende Stellung dieses Ereignisses. Heutige Schülerinnen und Schüler sollten sich daher mit den Ereignissen auseinandersetzen, die zur Erreichung dieses Ziels führten. Einführung: Ein Versprecher, der zur Einheit führte? "Der Irrtum, der zur Einheit führte - Wie es zum Fall der Berliner Mauer kam": Ausgehend vom "Spiegel"-Titelthema (2. November 2009) sollen die Schülerinnen und Schüler wiederholen, was sich am 9. November 1989 ereignete und sich anschließend zur "Spiegel"-Berichterstattung positionieren. Erweitert und vertieft werden kann diese Thematik, indem die Schülerinnen und Schüler auch Positionen von Politikern und Historikern miteinbeziehen. Erarbeitung 1: Entwicklungsperspektiven In einem weiteren Modul sollen sich die Schülerinnen und Schüler mit den Umbruchprozessen in der DDR nach dem "Fall der Mauer" beschäftigen. Zum einen stellen sie die Aufrufe "Für unser Land" (Künstler & Intellektuelle, 26.11.1989) und "Für die Menschen in unserem Land" (Plauener "Initiative zur demokratischen Umgestaltung", 28.11.1989) gegenüber, zum anderen Modrows Idee einer Vertragsgemeinschaft und Kohls 10-Punkte-Progamm. Hieran soll erarbeitet werden, wie die Idee der Wiedervereinigung immer mehr Anhänger fand. In diesem Sinne werden auch die Ergebnisse der Volkskammerwahlen in der DDR (18.3.1990) untersucht: Wie sahen die Programme der Parteien aus, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede gab es und wie ist vor diesem Hintergrund das Wahlergebnis zu erklären? Vertiefung: Ansichten zur deutschen Wiedervereinigung im Ausland Die deutsche Wiedervereinigung wäre ohne die Zustimmung im Ausland, allen voran der Alliierten, nicht möglich gewesen. Von zentraler Bedeutung sind daher die Verhandlungen im Rahmen des sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrages. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Positionen Frankreichs, Großbritanniens, der Sowjetunion und der USA zu einer möglichen Wiedervereinigung und führen sie in einem fiktiven Rollenspiel zusammen. Anschließend werden die Positionen der beteiligten Länder sowie die Bedeutung des Vertrages reflektiert. Erarbeitung 2: Die Vereinigung der beiden deutschen Staaten Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Wiedervereinigung war die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, die am 1. Juli 1990 in Kraft trat. Neben den Bestimmungen beleuchten die Schülerinnen und Schüler auch die Bedeutung dieses Vertrages für den Wiedervereinigungsprozess. Abschließend betrachten sie den Einigungsvertrag vom 31. August 1990. Die Vereinigung war wirtschaftlich, sozial und verfassungsrechtlich ein Beitritt und Ostdeutschland das "Beitrittsgebiet". Die Schülerinnen und Schüler diskutieren, ob und warum die Wiedervereinigung durch einen Beitritt vollzogen und beispielsweise keine neue Verfassung geschaffen wurde, was ebenfalls als Möglichkeit in Betracht gezogen worden war. Ausgehend von der Wiedervereinigung durch Beitritt thematisieren die Schülerinnen und Schüler zudem mögliche Schwierigkeiten für die innere Einheit "in den Köpfen". Vertiefung: Bewertung der Ereignisse Das letzte Modul sieht eine abschließende Diskussion der historischen Ereignisse vor: Welcher der Begriffe "Zusammenbruch", "Implosion", "Umbruch", "Putsch", "Revolution", "Konterrevolution" und "Wende" trifft die historischen Ereignisse in der DDR 1989/1990 eigentlich am besten? Welche Bedeutung haben die Begriffe und welche Deutungen der Prozesse in der DDR stecken jeweils dahinter? Je nach Vorkenntnissen der Schülerinnen und Schüler kann an dieser Stelle ein Rückgriff auf die Ereignisse des Herbstes 1989 bis zum 9. November 1989 erfolgen. Konzeption der Gedenkstätte hinterfragen Als Abschluss und Höhepunkt der Unterrichtseinheit bietet sich eine Exkursion zur Gedenkstätte "Deutsche Teilung" in Marienborn an. In diesem Rahmen besuchen die Schülerinnen und Schüler die Dauerausstellung zu den Ereignissen 1989/1990. Sie erörtern abschließend, welches Bild der historischen Ereignisse in der Dauerausstellung vermittelt wird und welcher der zuvor analysierten Begriffe hierfür am ehesten zutrifft. Weiterführend kann dann eine kurze Konzeption für eine eigene Ausstellung zu den historischen Ereignissen 1989/1990 entwickelt werden. Variable Einsatzmöglichkeiten Generell gilt: Nicht alle Arbeitsblätter müssen behandelt werden und auch nicht zwingend in der angegebenen Reihenfolge. Ebenso müssen nicht alle Arbeitsanregungen aufgegriffen werden, es können auch einzelne Aufgaben herausgegriffen werden. Die meisten Arbeitsaufträge können sowohl in Einzel- als auch Partnerarbeit erarbeitet werden, wobei eine Diskussion von mindestens zwei Schülern in der Regel sinnvoller ist, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Curriculare Bezüge Grundkenntnisse sind wichtig Die Unterrichtseinheit ist für eine Erarbeitung in der Sekundarstufe 2 konzipiert. Vorausgesetzt werden grundlegende Kenntnisse zur Geschichte nach 1945, die in einem chronologischen Durchgang in der Sekundarstufe 1 erworben wurden. Lindner, Bernd Die Demokratische Revolution in der DDR 1989/1990, Bonn 2010. Rödder, Andreas Deutschland einig Vaterland. Die Geschichte der Wiedervereinigung, Bonn 2009. Kowalczuk, Ilko-Sascha Endspiel. Die Revolution 1989 in der DDR, Bonn 2009.

  • Geschichte / Früher & Heute
  • Sekundarstufe II

Die deutsche Teilung: Leben im Grenzgebiet

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit zum Thema "Die deutsche Teilung" begeben sich Lernende im Internet auf eine Zeitreise und begegnen dabei Zeitzeugen: Grenzverletzern und Grenzverletzten. Die innerdeutsche Grenze prägte über Jahrzehnte den Alltag der Menschen, die in ihrem Schatten lebten - in Ost wie West. Ob im Alltag, bei der Arbeit oder in der Freizeit: Mit der innerdeutschen Grenze mussten die Bewohnerinnen und Bewohner grenznaher Gebiete leben lernen - auf beiden Seiten der Grenze. Neben der physischen Präsenz der Grenzanlagen bestimmten zahlreiche Sonderregelungen das Leben der Menschen in einem grenznahen Streifen in der DDR. Der fächerübergreifende Ansatz der Unterrichtseinheit verknüpft den gesamtpolitischen Kontext der deutschen Teilung mit sozialen, wirtschaftlichen und ethischen Aspekten. Mit Hilfe einer virtuellen Besichtigung erkennen die Lernenden den Aufbau der Grenzanlagen und recherchieren Zeitzeugenberichte im Internet. Durch den Besuch des Grenzlandmuseums Eichsfeld lässt sich das erworbene Wissen vertiefen und durch Anschauung am historischen Lernort nachhaltig festigen. Modularer Aufbau Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut und eignet sich auch für fächerübergreifende Projekte. Die Unterrichtsmaterialien sind so konzipiert, dass sie zur Vorbereitung eines Besuches des außerschulischen Lernortes Grenzlandmuseum Eichsfeld, aber auch unabhängig davon genutzt werden können. Ein Besuch des Grenzlandmuseums bietet sich an, um das im Unterricht erworbene Wissen zu vertiefen und durch praktische Anschauung der Grenzanlagen oder ehemals in der Sperrzone gelegener Orte erlebbar zu machen. Teamarbeit erwünscht Die Schülerinnen und Schüler arbeiten überwiegend in Teams zusammen. Eine Vielzahl multimedialer und interaktiver Internetangebote kann in den Unterricht eingebunden werden, von der virtuellen Besichtigung von Grenzanlagen angefangen bis hin zu Zeitzeugenberichten. Die Internetseiten können den Lernenden online, teilweise auch offline zur Verfügung gestellt werden. Arbeitsergebnisse werden auf Arbeitsblättern, in kleinen PowerPoint-Präsentationen oder mit Hilfe von Funktionen eines virtuellen Klassenraums vorgestellt. Vorbereitung Folgende Vorbereitungen sollten Sie vor Start der Unterrichtseinheit treffen: Bereitstellen eines Lehrkraft-Computers mit Soundkarte, RealPlayer oder Windows Media Player, Microsoft PowerPoint sowie optimalerweise mehrerer Computer mit Internetanschluss für die Schülerinnen und Schüler; Beamer, Lautsprecherboxen. Bereitstellen von Atlanten (vor 1990) oder alten Karten der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Die einzelnen Module der Unterrichtseinheit im Überblick Modul 1: Basiswissen zur innerdeutschen Grenze Zum Einstieg erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler wichtige inhaltliche Grundlagen und lernen den Aufbau der Grenzsperranlagen kennen. Modul 2: Zwangsaussiedlungen Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich mit den Zwangsaussiedlungen im DDR-Grenzstreifen und setzen sich dabei mit einem konkreten Beispiel auseinander. Modul 3: Alltag im Grenzgebiet Die Lernenden erarbeiten anhand von Zeitzeugenberichten, wie die SED das Leben der Menschen im DDR-Grenzgebiet reglementiert hat. Modul 4: Der Kleine Grenzverkehr Was es mit dem "Kleinen Grenzverkehr" auf sich hat und welche Verbesserungen der Grundlagenvertrag von 1972 mit sich brachte, erfahren die Lernenden in diesem Modul. Modul 5: Arbeiten im Grenzgebiet Am Beispiel der Region Eichsfeld werden die wirtschaftlichen Auswirkungen der deutschen Teilung auf die grenznahen Gebiete in der DDR und der BRD untersucht. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erfahren von der historischen Teilung Deutschlands in zwei Staaten und der Zwangsumsiedlung der DDR-Bevölkerung. erkennen den ehemaligen Grenzverlauf sowie Aufbau, Funktion der Grenzanlagen sowie die unterschiedlichen Phasen der "Durchlässigkeit" der Grenze. erkennen die Auswirkungen der Politik der ehemaligen Blöcke auf das Leben der Menschen im Grenzgebiet und der innerdeutschen Grenze auf den Alltag und die Arbeit der Menschen in den grenznahen Gebieten. vertiefen ihr Wissen zur ehemaligen deutschen Teilung und zum Leben im Grenzgebiet mit dem Besuch des außerschulischen Lernortes Grenzlandmuseum Eichsfeld. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler üben sich in der Erstellung von Präsentationen und kleinen Websites mithilfe eines Website-Generators. analysieren historische Textquellen und üben das Zitieren von Quellen. erkennen die Bedeutung des Internets als "Erinnerungsort" und reflektieren dies kritisch. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler treffen Regelungen für die Nutzung der Computer-Arbeitsplätze und halten diese ein. helfen einander bei der Arbeit. tauschen ihre Standpunkte sachlich in einem Online-Forum aus. Basiswissen zur Deutschen Demokratischen Republik (DDR) Mählert, Ulrich (2007 5 ). Kleine Geschichte der DDR . München: C.H. Beck. Plenzdorf, Ulrich und Rüdiger Dammann [Hrsg.] (2005). Ein Land, genannt die DDR . Frankfurt am Main: S. Fischer. Richter, Hedwig (2009). Die DDR . Paderborn: Schöningh. Schroeder, Klaus (2011). Die DDR. Geschichte und Strukturen . Stuttgart: Reclam. Innerdeutsche Grenze Grafe, Roman (2002). Die Grenze durch Deutschland. Eine Chronik von 1945-1990 . Berlin: Siedler. Ritter, Jürgen und Peter Joachim Lapp (2011 8 ). Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk . Berlin: CH. Links. Schultke, Dietmar (2005). Die Grenze, die uns teilte. Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze . Berlin: Köster. Ullrich, Maren (2006). Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze. Berlin: Aufbau. Leben im Grenzgebiet Bennewitz, Inge und Rainer Potratz (2004). Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze. Analysen und Dokumente . Berlin. Fuchs, Norbert (1991). Billmuthausen. Das verurteilte Dorf . Hildburghausen: Verlag Frankenschwelle Salier. Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V. [Hrsg.[ (2011). Ausstellungsbegleitband. Band 4 der Schriftenreihe am Grenzlandmuseum Eichsfeld . Duderstadt: Mecke Druck und Verlag . Grenzlandmuseum Eichsfeld e.V. [Hrsg.[ (2010). Gezeichnetes Eichsfeld. Was Karten über innerdeutsche Geschichte erzählen können . Teistungen. Gundlach, Horst [Hrsg.] (2004). Die innerdeutsche Grenze im Südharz. Schicksale - Erlebnisse - Ereignisse . Bad Sachsa: Eigenverlag. Schultke, Dietmar (2005). Die Grenze, die uns teilte. Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze . Berlin: Köster. Schwarck, Thomas, Detlef Schmiechen-Ackermann und Carl-Hans Hauptmeyer [Hrsg.] (2011). Grenzziehungen - Grenzerfahrungen - Grenzüberschreitungen. Die innerdeutsche Grenze 1945-1990 . Darmstadt: WBG. Die innerdeutsche Grenze vor 1990 Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, wo und wie die ehemalige innerdeutsche Grenze verlief. Entweder informieren sie sich mithilfe alter Atlanten (Ausgaben vor 1990), mithilfe von Kartenmaterial oder des Internets über den ehemaligen Grenzverlauf. Die Lernenden tragen die Namen der Bundesländer auf einer Deutschlandkarte (siehe Arbeitsblatt 1) ein und notieren, welche heutigen Bundesländer an der innerdeutschen Grenze lagen. Die Entwicklung der innerdeutschen Grenze Die Schülerinnen und Schüler verschaffen sich in Einzel- oder Gruppenarbeit einen Überblick über die Entwicklung der innerdeutschen Grenze von der Demarkationslinie zur Systemgrenze. Infoboxen auf Arbeitsblatt 2 liefern Basisinformationen und werden mit weiterführenden Aufgaben verknüpft. Zur Überprüfung des erworbenen Wissens können für die Entwicklung der Grenze wichtige Ereignisse zusammen mit einem Kommentar über den jeweils vorhandenen Grad der "Durchlässigkeit" der Grenze auf einer Zeitleiste eingetragen werden. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Die Entwicklung von der Demarkationslinie zur Systemgrenze können Schülerinnen und Schüler in der ständigen Ausstellung des Grenzlandmuseums an einem Modell interaktiv nachvollziehen. Eine Vielzahl von Zeitzeugenberichten können die Lernenden hier auf Videos abrufen, teilweise auch Erinnerungen von Menschen, die von ihrer Kindheit im Schatten der Grenze berichten. Weitere Informationen können im Multimedial-Pool recherchiert werden. Darstellung des Grenzstreifens Zur Einführung in diese Arbeitsphase bietet sich eine computeranimierte Darstellung der Sperranlagen im Grenzstreifen an. In einem zehnminütigen Film der Deutschen Welle wird zunächst die Berliner Mauer, ab der fünften Minute werden dann die Grenzanlagen an der innerdeutschen Grenze beschrieben. Der Film kann über den Lehrkraft-Computer mit einem Beamer oder am Whiteboard im Plenum gezeigt werden. Das Grenzsicherungskonzept Die Schülerinnen und Schüler sollen die einzelnen Grenzsperrelemente, deren Funktion im Grenzsicherungskonzept der DDR und die Gefahr, die von den einzelnen Elementen für Flüchtlinge ausging, erkennen. Im Plenum betrachten die Lernenden dazu eine Darstellung des Aufbaus der DDR-Grenzanlagen. Eine Abbildung der Grenzanlagen findet sich auf Arbeitsblatt 3. Die Lernenden tragen Elemente der Grenzanlagen und deren Funktion auf dem Arbeitsblatt ein. Interview mit einem ehemaligen DDR-Grenzsoldaten Anhand eines Videointerviews setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Perspektive eines ehemaligen DDR-Grenzsoldaten auseinander. Sie erkennen Widersprüche zwischen der staatsoffiziellen und der tatsächlichen Zielrichtung der Grenzsicherung. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit den Kernaussagen dieses Videos können die Schülerinnen und Schülern in einem Blog auf lo-net² führen. Textanalyse Eine Textanalyse zum Abschluss dieses Themenbereichs regt die Schülerinnen und Schüler dazu an, kritisch zu hinterfragen, ob die Räumung von Minen im Grenzstreifen im Jahr 1983 allein als humanitäre Gegenleistung der DDR-Regierung zum Milliardenkredit erfolgte, den die Bundesregierung der BRD der DDR gewährt hatte. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Schülerinnen und Schüler können im Museum anhand von Modellen und im nahe verlaufenden ehemaligen Grenzstreifen anhand originaler Grenzanlagen den Aufbau der Grenzsperranlagen erkennen. Der ehemalige Grenzwachturm kann besichtigt werden, einschließlich der Beobachtungskanzel mit Signaltafeln, die einen ausgelösten Alarm anzeigten. Die Ausstellung liefert zudem Fotos von den Grenzanlagen im Eichsfeld sowie Berichte über gelungene und gescheiterte Fluchtversuche. Weitere Informationen können im Multimedial-Pool recherchiert werden. Die dem Grenzlandmuseum angeschlossene Bildungsstätte bietet außerdem ein Seminar zum Thema "Errichtung, Perfektionierung und Fall der innerdeutschen Grenze. Das geteilte Deutschland im Spiegel der Regionalentwicklung" an. Ursache, Ablauf und Ausmaß der Zwangsaussiedlungen Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über Ursache, Ablauf und Ausmaß von Zwangsaussiedlungen aus dem Sperrstreifen und über die sozialen und ökonomischen Folgen für die Betroffenen. Die Lernenden setzen sich auf diese Weise mit dem Menschenbild des SED-Regimes auseinander. Eine Vielzahl von Zeitzeugenberichten im Internet in Text, Ton und Bild bieten unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zum Thema und regen zu einer Auseinandersetzung mit konkreten Einzelschicksalen von Zwangsausgesiedelten an. Rehabilitierungs- und Entschädigungsmaßnahmen Hierzu gehört auch die Recherche von Rehabilitierungs- und Entschädigungsmaßnahmen gegenüber Zwangsausgesiedelten nach der Wiedervereinigung. Arbeitsblatt 4 enthält Leitfragen zur Bearbeitung des Themas sowie eine Auswahl von Internetquellen, die von den Lernenden erweitert werden sollen. Die Präsentation von Arbeitsergebnissen in einem Wiki bei lo-net² erfordert von den Schülerinnen und Schülern eine Auswahl und Systematisierung der gefundenen Quellen. Die Geschichte von Böseckendorf Anhand der Geschichte von Böseckendorf setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit Entscheidungskonflikten von Grenzbewohnern angesichts drohender Zwangsaussiedlung auseinander. Indem die Lernenden die Ereignisse von Böseckendorf in einem Online-Tagebuch (Blog auf lo-net²) dokumentieren, versetzen sie sich in die Lage der Betroffenen. Die Analyse einer Textquelle auf dem Arbeitsblatt bietet den Lernenden zudem Ansatzpunkte, sich mit den Folgen der Massenflucht für die in Böseckendorf verbliebene Bevölkerung sowie mit der besonderen Bedeutung von Bespitzelung durch die Stasi im Grenzgebiet auseinanderzusetzen. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Das Grenzlandmuseum Eichsfeld widmet einen Teilbereich der Ausstellung der Massenflucht von Böseckendorf und dokumentiert das Einzelschicksal einiger Böseckendorfer Familien. Darüber hinaus finden Schülerinnen und Schüler sowohl im Multimedial-Pool als auch in einer Zusammenstellung von Dokumenten aus dem Archiv (Print) eine Vielzahl von Textquellen, die sich für eine vertiefende Beschäftigung der Sekundarstufe II mit dem Thema "Zwangsaussiedlung" eignen. Im Archiv oder der Bibliothek recherchieren Außerdem kann nach Voranmeldung im Archiv und der Bibliothek des Grenzlandmuseums Eichsfeld recherchiert werden. Die dem Grenzlandmuseum angeschlossene Bildungsstätte bietet für Schulklassen ab Klasse 8 eintägige Seminare zur Massenflucht von Böseckendorf sowie für Lehrkräfte eine Fortbildung zum Thema an. Ein Besuch des Grenzlandmuseums Eichsfeld kann mit einem Besuch im nahe gelegenen Ort Böseckendorf verknüpft werden. Reglementierung des Lebens durch den Staat Anhand eines Verordnungstextes der DDR erhalten die Schülerinnen und Schüler eine Vorstellung davon, wie umfangreich das SED-Regime den Alltag der Bevölkerung kontrollierte. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Das Grenzlandmuseum widmet einen Bereich seiner Ausstellung dem Thema "Leben mit der Grenze". Zeitzeugenberichte in Film- und Tonaufnahmen können Schülerinnen und Schüler hier sowie in einem gesonderten Mediadaten-Pool interaktiv abrufen. Die dem Grenzlandmuseum angeschlossene Bildungsstätte bietet unter anderem Seminare zu folgenden Themen an: "Das Ministerium für Staatssicherheit und seine Aufgabe zur Sicherung der Grenze und zur Verhinderung von Fluchten" und "Errichtung, Perfektionierung und der Fall der innerdeutschen Grenze." Kartenmaterial zum Grenzgebiet Welche Qualität und Bedeutung Kartenmaterial zum Grenzgebiet für die Menschen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) hatte, können Lernende mithilfe von Arbeitsmaterialien des Grenzlandmuseums "Gezeichnetes Eichsfeld. Was Karten über innerdeutsche Geschichte erzählen können" erarbeiten. Die Arbeitsmaterialien können über das Grenzlandmuseum bezogen werden. Reflexion über Zeitzeugenberichte im Netz Da die Schülerinnen und Schüler in dieser Arbeitsphase auf Zeitzeugenberichte im Internet zurückgreifen, bietet sich eine Reflexion über Chancen und Risiken vermehrt auftretender Zeitzeugenberichte und privater Websites zu historischen Themen im Internet an. Wie beurteilen die Lernenden das Internet als Erinnerungsort? Die Schülerinnen und Schüler informieren sich mithilfe verschiedener Internetquellen über die Besucherregelungen im Grenzgebiet der DDR und die Regelungen zum sogenannten Kleinen Grenzverkehr. Das erworbene Basiswissen überprüfen sie selbstständig mit einem Lückentext auf Arbeitsblatt 6 (Courselet). Der Grundlagenvertrag von 1972 Durch weitere Internetrecherchen informieren sich die Lernenden über den Grundlagenvertrag und erfahren, welche Besuchsmöglichkeiten der 1973 eingeführte Kleine Grenzverkehr den Menschen in grenznahen Gebieten der BRD und der DDR brachte. Eine fiktive Reise in "das andere Deutschland" Indem die Lernenden in Kleingruppen eine Checkliste zur fiktiven Vorbereitung einer Reise einer Bürgerin oder eines Bürgers der BRD beziehungsweise der DDR in den anderen Teil Deutschlands erstellen, setzen sie sich mit bürokratischen Hindernissen, Mindestumtausch und Schikanen bei der Grenzabfertigung auseinander. In einem Online-Chat auf lo-net² können die Lernenden sich über die Frage austauschen, ob sie ohne familiäre oder Freundeskontakte in die DDR gereist wären. Bauarbeiten am Grenzübergang Duderstadt/Worbis Auf dem Hintergrund des erworbenen Wissens zum Grundlagenvertrag analysieren die Schülerinnen und Schüler eine Audio-Quelle zu den Bautätigkeiten am Grenzübergang Duderstadt/Worbis aus dem Jahr 1973. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Das Grenzlandmuseum Eichsfeld liegt auf dem Gelände der ehemaligen Grenzübergangsstelle Duderstadt/Worbis, einem von vier im Jahr 1973 eröffneten Grenzübergängen im Kleinen Grenzverkehr. In der Ausstellung informieren Zeitzeugenberichte und Dokumente, im Außengelände erhaltene Abfertigungsgebäude und "Spiegelgaragen" über die Grenzkontrollen. Die dem Grenzlandmuseum angeschlossene Bildungsstätte bietet unter anderem Seminare an zum Grundlagenvertrag von 1972 und dem Thema "Die Unterzeichnung der Helsinki-Schlussakte von 1975. War die Anerkennung der Menschenrechte durch das SED-Regime der Anfang vom Ende der DDR?" Besondere Arbeitsbedingungen Die Lernenden arbeiten in Teams und sammeln Informationen zu den besonderen Arbeitsbedingungen in der Fünf-Kilometer-Sperrzone der DDR sowie im 500-Meter-Sperrstreifen. Hierzu kann auf einen bereits im Zusammenhang mit Modul 3 verwendeten Verordnungstext zurückgegriffen und zusätzlich Zeitzeugenberichte im Internet zur Recherche genutzt werden. Links zu den entsprechenden Internet-Seiten enthält Arbeitsblatt 7. Förderung der strukturschwachen Grenzregionen Die Lernenden erarbeiten die unterschiedlichen Maßnahmen, mit denen die beiden Regierungen versuchten, die strukturschwachen Regionen an der innerdeutschen Grenze wirtschaftlich zu stärken. Zur Vertiefung kann angeregt werden, dass die Schülerinnen und Schüler Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung der strukturschwachen Regionen in Ost und West nach der Wiedervereinigung recherchieren. Dazu wird in Arbeitsblatt 7 auf zusammenfassende, online verfügbare Beiträge verwiesen. Brücke zur Gegenwart Die Schülerinnen und Schüler können ihre Arbeitsergebnisse zur wirtschaftlichen Entwicklung der grenznahen Regionen in Ost und West in ein Forum auf lo-net² einstellen und diskutieren. Somit wird zum Abschluss der Unterrichtseinheit eine Brücke zur Gegenwart geschlagen. Den Lernenden wird vermittelt, dass Auswirkungen der deutschen Teilung für die Menschen in den ehemals grenznahen Regionen bis heute spürbar sind. Vertiefungsmöglichkeiten im Grenzlandmuseum Eichsfeld Das Grenzlandmuseum widmet in der ständigen Ausstellung einen Bereich dem Thema "Leben mit der Grenze". Zeitzeugenberichte in Film- und Tonaufnahmen können Schülerinnen und Schüler hier sowie in einem gesonderten Mediadaten-Pool interaktiv abrufen. Die dem Grenzlandmuseum angeschlossene Bildungsstätte bietet unter anderem Seminare zu den Themen "Errichtung, Perfektionierung und der Fall der innerdeutschen Grenze. Das Geteilte Deutschland im Spiegel der Regionalentwicklung" und "Das Eichsfeld in der Mitte Deutschlands und Europas. Von einer Grenzregion zu einer Region des Brückenschlags".

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi / Religion / Ethik
  • Sekundarstufe II

Die Mauer als Teil der innerdeutschen Grenzanlage

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit begeben sich die Lernenden auf historische Spurensuche: Sie suchen nach Gründen des Mauerbaus und nach den Menschen, die ihm zum Opfer fielen. Sie war das letzte Schlupfloch der DDR-Bewohner in die Freiheit und wurde zu dem Symbol der deutschen Teilung schlechthin: Mehr als 50 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer bietet das Internet zahlreiche Möglichkeiten, Schülerinnen und Schüler an die Geschichte dieses Bauwerks heranzuführen. Warum wurde die Mauer gebaut? Gab es einen Schießbefehl? Wie viele Opfer forderte die Berliner Mauer? Und wie wurde das an der Berliner Mauer verübte SED-Unrecht nach der Wiedervereinigung aufbereitet? Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II gehen in dieser Unterrichtseinheit diesen und anderen Fragen nach. Die Einbindung multimedialer Web-Angebote macht die Geschichte der Berliner Mauer anschaulich, lässt das System der Grenzsicherung sowie die existenzsichernde Funktion der Mauer für die DDR erkennen und gibt den Mauertoten ein Gesicht. Mit einem Besuch der Gedenkstätte Berliner Mauer am historischen Ort in der Bernauer Straße wird Geschichte erlebbar und lässt Lernende das erworbene Wissen vertiefen und festigen. Vorbereitung auf den Besuch der Gedenkstätte Die Unterrichtseinheit ist modular aufgebaut und eignet sich auch für fächerübergreifende Projekte. Die Unterrichtmaterialien sind so konzipiert, dass sie zur Vorbereitung eines Besuchs des außerschulischen Lernortes Gedenkstätte Berliner Mauer, aber auch unabhängig davon genutzt werden können. Ein Besuch der Gedenkstätte bietet sich an, um das im Unterricht erworbene Wissen zu vertiefen. Durch die Besichtigung der (zum Teil) erhaltenen Grenzanlagen in der Bernauer Straße wird das Fach Geschichte für die Schülerinnen und Schüler lebendig gemacht. Teamarbeit erwünscht Die Schülerinnen und Schüler arbeiten überwiegend in Teams zusammen. Eine Vielzahl multimedialer und interaktiver Materialien - das Angebot reicht von virtuellen Besichtigungen der Grenzanlagen bis zu Zeitzeugenberichten - kann in den Unterricht eingebunden werden. Die Internetseiten können den Lernenden online, teilweise auch offline, zur Verfügung gestellt werden. Arbeitsergebnisse werden auf Arbeitsblättern, in kleinen Powerpoint-Präsentationen oder mithilfe von Funktionen des virtuellen Klassenraums vorgestellt. Vorbereitung der Unterrichtseinheit Folgende Vorbereitungen sollten vor Start der Unterrichtseinheit getroffen werden: Bereitstellen eines Lehrer-Computers mit Soundkarte, RealPlayer oder Windows Media Player, Microsoft Powerpoint sowie optimalerweise mehrere Schüler-Computer mit Internetanschluss; Beamer, Lautsprecherboxen. Die einzelnen Module der Unterrichtseinheit im Überblick Einführung Zur Einführung in das Thema bietet es sich an, die Berichterstattung zum 50. Jahrestag des Berliner Mauerbaus in den Mittelpunkt zu stellen. Modul 1: Vorgeschichte des Mauerbaus Die Lernenden erkennen den besonderen Status Berlins und erwerben grundlegende Kenntnisse der außen- und innenpoltitischen Situation im Vorfeld des Mauerbaus. Modul 2: Bau der Berliner Mauer Die Schülerinnen und Schüler setzen sich kritisch mit der SED-Propaganda auseinander und erkennen die Stabilisierungsfunktion der Mauer für die DDR. Modul 3: Ausbau der Sperranlagen in Berlin nach dem 13. August 1961 Aufbau und Funktion der Sperranlagen werden erarbeitet und ihr sukzessiver Ausbau bis in die achtziger Jahre hinein beleuchtet. Modul 4: Schießbefehl, Maueropfer und Mauerprozesse Die Schülerinnen und Schüler erfahren von den Todesopfern an der Berliner Mauer und setzen sich mit dem Schießbefehl gegenüber den Flüchtenden auseinander. Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erwerben Basiswissen zur Entwicklung der Zonengrenze zur innerdeutschen Grenze. erkennen die Bedeutung West-Berlins als "Schlupfloch" für DDR-Bürger in den Westen sowie die existenzsichernde Funktion der Berliner Mauer für die DDR. informieren sich über den Zusammenhang zwischen der Fluchtbewegung aus der DDR und dem Bau der Berliner Mauer sowie über das Bestehen eines Schießbefehls an der innerdeutschen Grenze und an der Berliner Mauer. setzen sich kritisch mit den von der SED-Propaganda genannten Gründen für den Mauerbau und der juristischen Aufarbeitung der Todesfälle an der Berliner Mauer auseinander. Medienkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler filtern aus dem Informationsangebot des Internets geeignete Informationen zur Bearbeitung einer Aufgabe heraus. üben sich in der Erstellung von Powerpoint-Präsentationen und kleiner Websites mithilfe eines Website-Generators. analysieren historische Textquellen und üben das Zitieren von Quellen. Sozialkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler treffen Regelungen für die Nutzung der Computer-Arbeitsplätze und halten diese ein. helfen einander bei der Arbeit. tauschen ihre Standpunkte sachlich in einem Chat aus. Bahr, Christian (2009). Mauerstadt Berlin. Brennpunkt Bernauer Straße. Berlin: Jaron Verlag. Bundeszentrale für politische Bildung [Hrsg.] (2015). Der Weg zur Einheit. In: Informationen zur politischen Bildung . 9:250. Cramer, Johannes und Dorothée Sack [Hrsg.] (2011). Die Baugeschichte der Berliner Mauer . Petersberg: Michael Imhof Verlag. Diekmann, Kai [Hrsg.] (2011). Die Mauer. Fakten, Bilder, Schicksale . München: Pieper Verlag. Eisenfeld, Bernd und Roger Engelmann (2001). 13.8.1961: Mauerbau. Fluchtbewegung und Machtsicherung. Bremen: Edition Temmen. Führ, Wieland (2008). Berliner Mauer und innerdeutsche Grenze . Petersberg: Imhof Verlag. Henke, Klaus-Dietmar [Hrsg.] (2011). Die Mauer. Errichtung, Überwindung, Erinnerung. München: dtv. Hertle, Hans-Hermann (2011). Die Berliner Mauer . Bonn: bpb. Kempe, Frederick (2011). Berlin 1961. Kennedy, Chruschtschow und der gefährlichste Ort der Welt . München: Siedler. Ritter, Jürgen und Peter Joachim Lapp (2011 8 ). Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk . Berlin: CH. Links. Schön, Andreas Theodor (2011). Kalaschnikow und Kaugummi. Ich war Mauerwächter in Berlin . Neustadt: Dosse. Schroeder, Klaus (2011). Die DDR. Geschichte und Strukturen . Stuttgart: Reclam. Verein Berliner Mauer - Gedenkstätte und Dokumentationszentrum [Hrsg.] (2002). Die Berliner Mauer. Ausstellungskatalog des Dokumentationszentrums Berliner Mauer . Dresden: CH. Links. Stummer Impuls und Brainstorming Was passierte am 13. August 1961? Warum und mit welchen Folgen? Die meisten Schülerinnen und Schüler kennen bekannte Berliner Plätze - zumindest von Fotos. Durch die Gegenüberstellung von Fotos dieser Plätze mit und ohne Grenzsperren kann in Form eines Brainstormings das Wissen der Lernenden gesammelt und durch weitergehende Fragestellungen verschiedene Themenbereiche rund um die Geschichte der Berliner Mauer aufgezeigt werden. Gedenkstätte Berliner Mauer: Vertiefungsmöglichkeiten Im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße, in ihrem weitläufigen Außenbereich mit Relikten der Grenzanlagen, in Führungen zu Fuß oder per Fahrrad, Seminaren, Vorträgen, Projekttagen und Projektwochen stehen Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten zur Vertiefung von Wissen zum Thema dieser Unterrichtseinheit zur Verfügung. Daher kann in diesem Rahmen nur exemplarisch auf einzelne Angebote hingewiesen werden. Für weiterführende Informationen sei auf die Website der Gedenkstätte Berliner Mauer und die Informationen zum außerschulischen Lernort verwiesen. Vorhandenes Wissen prüfen Die Schülerinnen und Schüler verschaffen sich in Einzel- und Partnerarbeit einen Überblick über die Entwicklung der innerdeutschen Grenze von der Zonengrenze zur Systemgrenze. Anhand eines Lückentextes auf Arbeitsblatt 1 überprüfen sie ihr vorhandenes Wissen und ergänzen es, soweit erforderlich, durch Recherche im Internet. Infoboxen auf Arbeitsblatt 1 liefern Basisinformationen und werden mit weiterführenden Aufgaben verknüpft. Die Lernenden informieren sich über den Status von Berlin und die kontroversen Auffassungen hierzu nach Entstehung der beiden deutschen Staaten. Quellenanalyse und Diskussion Die Schülerinnen und Schüler informieren sich in Einzelarbeit über den Inhalt des Chruschtschow-Ultimatums (1958). Sie fragen nach den Absichten und Zielen jenes Schreibens, dessen Inhalt die Zweite Berlin-Krise nach sich zog. Sie diskutieren im Plenum die Auswirkungen des Ultimatums auf den Bau der Berliner Mauer. Internetrecherche Die Lernenden recherchieren mit Hilfe im Internet verfügbarer Statistiken die Entwicklung der Fluchtbewegung aus der DDR von 1949 bis zum 13. August 1961. Sie veranschaulichen die Zahlen in Diagrammen und stellen Zusammenhänge zu politischen Ereignissen her. Zeitzeugengespräch aufbereiten Über eine Infobox auf Arbeitsblatt 3 erwerben die Lernenden Basiswissen zum Grenzgängertum und zu den Maßnahmen, mit denen die SED-Führung dieses verhindern wollte. Indem die Lernenden ein Zeitzeugen-Interview (Audio) mit einem geflüchteten Grenzgänger aus Sicht eines Ost- und West-Berliner Redakteurs journalistisch aufbereiten, setzen sie sich mit den unterschiedlichen Sichtweisen auseinander. Mindmap erstellen Die Schülerinnen und Schüler überprüfen das erworbene Wissen, indem sie in Kleingruppen eine Mindmap erarbeiten, die die Bedeutung der behandelten politischen Ereignisse und Entwicklungen und deren Wechselwirkungen darstellt. Die Mindmaps werden von den Lernenden im virtuellen Klassenraum kommentiert und gegebenenfalls ergänzt. Die Ausstellung "Berlin, 13. August 1961" im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer präsentiert Text-, Audio- und Bilddokumente, welche die politische Entwicklung bis zum Mauerbau veranschaulichen. Schülerinnen und Schüler können beispielsweise Radioberichte abrufen, die die Maßnahmen der SED-Führung gegen Ost-Berliner Grenzgänger im Sommer 1961 verdeutlichen. Außerdem können sie Protokolle studieren, in denen das Politbüro unter strengster Geheimhaltung die Aktion vom 13. August 1961 plante. Historische Zusammenhänge einordnen Die Schülerinnen und Schüler erkennen den historischen Zusammenhang des Ulbricht-Zitats "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten" und recherchieren im Internet ein Filmdokument zur Pressekonferenz am 15. Juni 1961. Anhand einer Flüchtlingsstatistik überprüfen sie die Reaktion der DDR-Bevölkerung auf die Erklärung Ulbrichts. Sie tauschen ihre Interpretationen der Statistik im Plenum oder im Chat aus. Protokoll analysieren Die Lernende analysieren in Gruppenarbeit anhand von Leitfragen auf Arbeitsblatt 4 Auszüge aus dem Protokoll eines Gesprächs zwischen Chruschtschow und Ulbricht vom 1. August 1961. Sie erkennen Gründe für das spätere Vorgehen der SED-Führung bei Durchführung und Rechtfertigung des Mauerbaus. Die Lernenden stellen ihre Ergebnisse im Plenum vor. Nach Recherche von Text-, Bild- und Tondokumenten zum Berliner Mauerbau erstellen die Lernenden in einem Blog eine Chronik zu den Ereignissen vom 13. August 1961. Aus dem umfangreichen Angebot verfügbarer Dokumente im Web wählen sie Ereignisse, Zeitzeugenberichte und Bilddokumente aus, die ihrer Ansicht nach einen besonderen "Nachrichtenwert" haben. Die selbstständige Recherche für eine Chronik mit validen Informationen schult die Lernenden in der kritischen Bewertung von Websites. Der in der Aufgabenstellung geforderte Verweis auf die Quellen für den Blog-Eintrag lehrt die Schülerinnen und Schüler außerdem, die genutzten Quellen anzugeben und richtig zu zitieren. Die Lernenden recherchieren im Internet Eckdaten zur Berliner Mauer, informieren sich über den Mauerverlauf und diskutieren im Plenum, welche logistischen Überlegungen erforderlich waren, um die Abriegelung West-Berlins gegenüber Ost-Berlin und der DDR zu realisieren. Damit wird den Lernenden der notwendige organisatorische Vorlauf der Maßnahme deutlich. Mit dieser Erkenntnis kann der Wahrheitsgehalt der Aussage Ulbrichts vom 15. Juni 1961 nochmals überprüft werden. Audio- und Videoquellen analysieren Die Schülerinnen und Schüler analysieren in Partnerarbeit eine Rundfunk- und Fernsehansprache von Walter Ulbricht vom 18. August 1961 sowie einen NVA-Propagandafilm zur Abriegelung der Übergänge nach West-Berlin vom 13. August 1961. Die Lernenden fassen die Gründe zusammen, die in den Quellen für den Mauerbau genannt werden und benennen weitere Gründe, die in den Quellen nicht explizit genannt werden. Die Untersuchung rhetorischer und filmischer Mittel wird in die Analyse einbezogen. Fluchtstatistiken recherchieren Anhand von Fluchtstatistiken recherchieren die Lernenden, welche kurz-, mittel- und langfristigen Auswirkungen die Sperrmaßnahmen in Berlin auf die Fluchtbewegung aus der DDR hatten. Sie erkennen die existenzsichernde Funktion der Berliner Mauer für die DDR und bewerten vor diesem Hintergrund die Rechtfertigung der Grenzsicherungsanlagen durch die Regierung der DDR als "antifaschistischen Schutzwall". Die Berliner Mauer - Symbol der deutschen Teilung In Kleingruppen diskutieren die Lernenden, warum die Berliner Mauer weltweit als das Symbol der deutschen Teilung galt. Die bereits seit 1952 stark gesicherte innerdeutsche Grenze trat dagegen in den Hintergrund. Die Lernenden tauschen ihre Ergebnisse im Plenum oder in einem Chat aus. Dichte an Bild- und Filmaufnahmen Im Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Berliner Mauer können sich Schülerinnen und Schüler informieren, wie am 13. August 1961 die Grenze geschlossen wurde. Die Dichte der Präsentation von historischen Bild- und Filmaufnahmen zum Mauerbau in der Ausstellung einerseits und der konkreten Anschauung verbliebener Grenzanlagen im Außenbereich der Gedenkstätte andererseits verdeutlicht Schülerinnen und Schülern, wie "nah" die Geschichte der deutschen Teilung noch ist. Dem Verlauf der Mauer folgen Mit Film- und Zeitzeugenberichten, die die Lernenden in Audio-Nischen abrufen können, steht ein umfangreiches multimediales Angebot zur Verfügung. Auf sechs unterschiedlichen Fahrradtouren entlang des Berliner Mauerradwegs können Schülerinnen und Schüler dem Verlauf der Mauer folgen und die "Narben" erkennen, die die Berliner Mauer bis heute im Stadtbild hinterlassen hat. Die Sperranlagen Am Beispiel des Grenzabschnitts in der Bernauer Straße vollziehen die Schülerinnen und Schüler den Ausbau der Sperranlagen nach. Zur Einführung in diese Arbeitsphase bietet sich eine computeranimierte Darstellung der Sperranlagen an. In einem zehnminütigen Film der Deutschen Welle ("Eingemauert") wird zunächst die Berliner Mauer, ab Minute 5:24 dann die Grenzanlagen an der innerdeutschen Grenze beschrieben. Der Film kann über Lehrer-Computer im Plenum gezeigt werden. Die Schülerinnen und Schüler erkennen die einzelnen Grenzsperrelemente und deren Funktion. Powerpoint-Präsentationen erstellen Eine weitere Computeranimation lässt die Lernenden drei Stadien des Grenzausbaus in der Bernauer Straße erkennen. Diese Computeranimation eignet sich zur Vorbereitung eines Besuchs in der Gedenkstätte Berliner Mauer. Die Lernenden erstellen in Gruppenarbeit Powerpoint-Präsentationen zum Ausbau des Grenzregimes am Beispiel der Bernauer Straße. Arbeitsblatt 5 gibt den Lernenden Hinweise auf weiterführende Links, die sie durch Eigenrecherche ergänzen. "Grenzmauer 75" In Gruppenarbeit informieren sich die Schülerinnen und Schüler anhand der auf Arbeitsblatt 5 angegebenen Internetquellen über Zielsetzung und Umsetzung des Grenzsicherungsprojekts "Grenzmauer 75". Sie erarbeiten den Zusammenhang zwischen der von der SED-Führung angestrebten internationalen Anerkennung und den "Verschönerungsmaßnahmen" an den Berliner Grenzanlagen. Zur Vertiefung können die Lernenden recherchieren, was die Pläne der DDR-Führung zu einer "High-Tech-Mauer-2000" noch Ende der 1980er Jahre vorsahen. Die ursprüngliche Bebauungssituation Ein Modell in der Ausstellung im Dokumentationszentrum und Markierungen im Gelände an der Bernauer Straße erinnern an die ursprüngliche Bebauungssituation. Ein Blick vom Aussichtsturm des Dokumentationszentrums in den Grenzstreifen lässt eindrucksvoll den Aufbau der Grenzanlagen erkennen. Im Außengelände der Gedenkstätte zeugen die erhaltenen Grenzmauern davon, wie die SED-Führung das Projekt "Grenzmauer 75" umsetzte. In archäologischen Fenstern im Außengelände sind Reste älterer Schichten der Grenzanlagen freigelegt. Perfektionierung der Grenzanlagen Schülerinnen und Schüler erfahren vor Ort, wie Gräber des teilweise im Grenzstreifen liegenden Sophienfriedhofs ausgehoben und die Toten umgebettet wurden, um die Grenzsicherung zu perfektionieren. Die Kapelle der Versöhnung erinnert an die Versöhnungskirche, die bis 1985 im Grenzstreifen stand und die die SED-Führung sprengen ließ, um für "freie Sicht" der Grenzsoldaten im Grenzstreifen zu sorgen. Einzelschicksale betrachten Mithilfe des Internets informieren sich die Schülerinnen und Schüler zunächst über Fallgruppen von Todesopfern an der Berliner Mauer. Arbeitsblatt 6 verweist die Lernenden auf eine Liste mit allen bisher bekannten Todesopfern der Berliner Mauer. In Partnerarbeit recherchieren die Schülerinnen und Schüler zu mindestens zwei Opfern biographische Daten und Informationen zu den Todesumständen. Durch die Auseinandersetzung mit Einzelschicksalen werden die statistischen Angaben zu den Mauertoten individualisiert. Website erstellen Die Schülerinnen und Schüler können die Folgen des Grenzregimes für die Menschen besser nachvollziehen. Die gewonnenen Informationen zu den Maueropfern präsentieren die Lernenden auf einer kleinen Website, die mithilfe des Website-Generators erstellt werden kann. Auf Arbeitsblatt 4 finden die Lernenden nützliche Links zur Bearbeitung dieser Aufgabe. Todesopfer der innerdeutschen Grenze Die Schülerinnen und Schüler recherchieren zunächst in Partnerarbeit, wie viele Menschen an der innerdeutschen Grenze und an der Berliner Mauer gewaltsam ums Leben kamen und wie viele von ihnen erschossen wurden. Links zu weiterführenden Internetquellen sind auf Arbeitsblatt 7 angegeben. Ein Filmbeitrag aus der Reihe "Kontraste" aus dem Jahr 1990 thematisiert die juristische Aufarbeitung der Todesfälle an der Berliner Mauer und der innerdeutschen Grenze im Zeitraum zwischen Fall der Mauer und Wiedervereinigung. Dieser Film kann als Einführung zum Thema "Aufarbeitung" im Plenum gezeigt werden. Aufarbeitung Die Lernenden setzen sich im Plenum kritisch mit der Argumentation von Angehörigen des DDR-Grenzschutzes und eines Militäroberstaatsanwalts der DDR zur juristischen Aufarbeitung der gewaltsamen Todesfälle an der Grenze auseinander. Die im Film gewonnenen Informationen zur Existenz eines generellen Schießbefehls auf Republikflüchtlinge ergänzen und vertiefen die Lernenden durch Internetrecherche. Arbeitsblatt 7 gibt hierzu Hinweise auf weiterführende Informationen. Die gewonnenen Informationen tragen die Lernenden in einem Wiki zum Thema "Schießbefehl an der Grenze der DDR und an der Berliner Mauer" ein. Kommentar verfassen Am Fall des noch 1989 getöteten Flüchtlings Chris Gueffroy setzen sich die Schülerinnen und Schüler exemplarisch mit der Aufarbeitung von Todesfällen an der Berliner Mauer in sogenannten Mauerschützenprozessen auseinander. Die Lernenden informieren sich zunächst im Internet über die Fluchtgeschichte. Nach Analyse eines Textauszugs aus dem Urteil des Landgerichts Berlin gegen zwei Grenzsoldaten nehmen die Lernenden in einem fiktiven Zeitungskommentar Stellung zu der juristischen Aufarbeitung dieses Todesfalls an der Berliner Mauer. Durch das Verfassen eines Kommentars lernen die Schülerinnen und Schüler, sich auf einer argumentativen Ebene mit der juristischen Aufarbeitung auseinanderzusetzen. SED-Unrecht juristisch aufklären In einem weiteren Schritt setzen sich die Lernenden mit der juristischen Aufarbeitung des SED-Unrechts in den Prozessen gegen Mitglieder des Politbüros der SED auseinander. Als Arbeitsgrundlage hierfür dient ein bilanzierender Beitrag des mit den Verfahren befassten Strafkammervorsitzenden am Landgericht Berlin, Hansgeorg Bräutigam. Strafverfahren gegen Honecker & Co. In Gruppen arbeiten die Lernenden am Beispiel der Strafverfahren gegen Erich Honecker, Erich Mielke und Egon Krenz die jeweiligen Verteidigungsstrategien heraus, fassen die Ergebnisse der Verfahren zusammen und stellen sie im Forum auf lo-net² ein. Sie fassen die Argumentation des Autors gegen den Vorwurf einer "Siegerjustiz" zusammen und diskutieren sie im Plenum oder im Chat. Schließlich diskutieren sie im Chat oder im Plenum die These des Autors: "Das Unrecht ist überwiegend nur noch beurkundet, aber nicht geahndet worden." Kritische Diskussion Auf der Basis des in der Unterrichtseinheit erworbenen Wissens setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Diskussion um das Computerspiel "1378 (km)" auseinander. In dem Computerspiel, das sich als sogenanntes "serious game" versteht, können Spielerinnen und Spieler in der Rolle von Grenzsoldaten Republikflüchtlinge erschießen. Die Lernenden können im Internet ein Video anschauen, in dem Sequenzen aus dem Spiel gezeigt werden und Kritik am Spiel geübt wird. Sie sammeln Argumente für und wider das Spiel und tauschen ihre eigenen Meinungen im Plenum aus. Im Außengelände der Gedenkstätte erinnert das "Fenster des Gedenkens" mit Namen und Fotos an die Opfer der Berliner Mauer. Im Dokumentationszentrum können sich Schülerinnen und Schüler an einem Terminal über deren Biographien und die Umstände ihres Todes informieren. Die Gedenkstätte bietet zudem für Jugendliche auch einen Workshop zu den Todesopfern der Berliner Mauer an. Im Lesearchiv können sich die Lernenden anhand von Unterlagen der Grenztruppen über Zwischenfälle an der Grenze oder anhand von Dokumenten zu Tunnelfluchtprojekten in der Bernauer Straße über geglückte und gescheiterte Fluchten informieren.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi / Religion / Ethik
  • Sekundarstufe II

Eine Podcast-Radiostation im Französischunterricht

Unterrichtseinheit

Schülerinnen und Schüler bieten eine Podcast-Radiostation an. Um sie mit Inhalten zu füllen, schreiben und sprechen sie eigene Texte und schulen damit ihre sprachlichen Kompetenzen. Wer das Medienverhalten von Jugendlichen beobachtet, weiß, dass die Möglichkeit Podcasts herunterzuladen und sie auf dem eigenen MP3-Player abzuspielen, zunehmend genutzt wird und in Konkurrenz zum herkömmlichen Radio tritt. In Zukunft könnte die Formel für viele junge Hörerinnen und Hörer wie folgt lauten: Blog + Podcast + MP3-Player = Podcast-Radio. Mithilfe der Audioplattform www.audiyou.de und einem Blog beispielsweise von www.wordpress.com kann ohne Mühe ein selbstverwaltetes Podcast-Radio gegründet werden, auf dem von Schülerinnen und Schülern produzierte Podcasts zum Hören und zum Download angeboten werden können. Web 2.0: Produzieren und Interagieren Begriffe wie Blog, Wiki und Podcast stehen für einen veränderten Umgang mit dem Medium Internet. Mithilfe einiger weniger Hilfsprogramme, die zumeist kostenlos genutzt werden können, kann das Internet nicht mehr nur zur Informationsrecherche, sondern auch zur aktiven Verbreitung von Informationen genutzt werden. Mit dem Schlagwort "Web.2.0" wird dieser Funktionswandel auf den Begriff gebracht. Schreib- und Sprechanlässe Die pädagogischen Erwartungen an das Web 2.0 sind hoch: So verspricht man sich die Möglichkeit, mit Schülerinnen und Schülern "selbstorganisiert", "interagierend" und "in Teamarbeit" an individuell festzulegenden Lernorten und Lernzeiten zu arbeiten (Rudolf Peschke, Volker Rüddigkeit, Wolf-Rüdiger Wagner, Web 2.0 und Schule, in: Computer + Unterricht 66 (2007), Seite 6-9). Der didaktische Nutzen geht aber weit über eine Handlungs- und Produktorientierung des Unterrichts hinaus. Mit dem Web 2.0. stehen Internetnutzerinnen und -nutzern Techniken zur Verfügung, mit denen die herkömmlichen Informations- und Distributionsmonopole gebrochen werden. Vorbemerkungen Angesichts der großen Freiheitsräume, die das Internet eröffnet, ist zu fragen, in welcher Weise Schülerinnen und Schüler in der Lage sind, diese sinnvoll zu füllen. Blog als Interaktionsmedium Ein wichtiger Tragpfeiler des Demokratisierungsprozesses von Ausdruck und Vervielfältigung von Meinungsäußerung und künstlerischer Betätigung ist das Blog. Durchführung des Unterrichtsprojekts Die einzelnen Phasen des Unterrichtsprojekts zur Podcast-Produktion werden hier erläutert. Start der eigenen Arbeit Die Lernenden werden in dieser Phase durch Arbeits-Dokumente angeregt, zielführend inhaltlich zu arbeiten. Voraussetzungen fürs Gelingen Damit das Podcast-Radio-Projekt gelingt, sollten einige Voraussetzungen erfüllt sein. Orienterung bietet diese Checkliste. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Kompetenz im Schreiben und Sprechen durch das Verfassen von Beiträgen für ein französischsprachiges Podcast-Radioprogramm erweitern. Manuskripte für einen Hörtext schreiben und überarbeiten. das phonetisch fehlerfreie laute Lesen selbst geschriebener Hörtexte erlernen. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Tondokumente aufnehmen, schneiden und als MP3-Dateien auf die Adioplattform www.audiyou.de hochladen. ein Blog auf www.wordpress.com einrichten, dieses selbst verwalten und die MP3-Dokumente dort veröffentlichen. das Blog als selbstverwaltete Podcast-Radiostation regelmäßig um neue Beiträge erweitern. Thema Eine Podcast-Radiostation betreiben: eine Anleitung (nicht nur) für den Französischunterricht Autor Dr. Achim Schröder Fach Französisch Zielgruppe ab dem 4. Lernjahr Referenzniveau ab Referenzniveau A - Elementare Sprachverwendung Zeitraum mehrwöchiges Unterrichtsprojekt Medien Internetzugang Technische Voraussetzungen Internetzugang, MP3-Recorder oder Laptop mit Mikrofon, MP3-Bearbeitungsprogramm "Audacity", ein eigener Blog, Account bei www.audiyou.de Lexikalische Vorkenntnisse Die Unterrichtseinheit richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe ab dem 4. Lernjahr. Literaturproduktion und -rezension im Web Im Bereich der Literaturproduktion und -rezension finden sich im Internet eine Vielzahl hoch interessanter Projekte. Als exemplarisch für unabhängig informierende Blogs sei hier für den Bildungsbereich der der Blog www.bildungswirt.de genannt. Kritische Interaktion üben Kritisch reflektiert werden muss selbstverständlich, dass Blogs ein gewisses Glaubwürdigkeitsdefizit haben, da die in ihnen verbreiteten Informationen häufig nicht aus Redaktionen mit zahlreichen sich gegenseitig kontrollierenden Redakteuren stammen, sondern eine gewisse Einseitigkeit beinhalten. Wie aber lernt sich dieser kritische Blick leichter als durch den Blick auf den selbst erzeugten Blog? Mobile Nutzung möglich Mit Podcasts steht Bloggerinnen und Bloggern eine weitere Technik zur Verfügung, die es ermöglicht, Informationen nicht nur textgebunden lesbar, sondern sinnlich vielfältiger auch hörbar zu machen. Und einen weiteren Vorteil haben Blogs, die Audio-Podcasts anbieten: Im Gegensatz zu rein textgebundenen Blogs, die gut lesbar nur am Computer zu nutzen sind, können Podcasts im MP3-Format auf allen gängigen Abspielgeräten überall abgespielt werden. Geschichtliche Vorbelastung Die Verbindung der beiden Elemente "Blog" und "Podcast" ermöglicht es, mit einem geringen Aufwand mit einem Medium zu arbeiten, das noch vor 30 Jahren politisch stark umkämpft war: das Radio. Nur wenige erinnern sich heute noch an die Schwierigkeiten, die es in den 70er Jahren bereitete, mit selbsterstellten Radioprogrammen auf Sendung zu gehen. Die Radiofrequenzen unterlagen einer strengen Kontrolle und standen nicht in endloser Menge zur Verfügung. Ein weiter Weg zur freien Meinung Wer zu dieser Zeit nicht genehmigte Radiostationen, die sogenannten Piratenradios, betrieb, musste befürchten, juristisch belangt zu werden. Dennoch verbreiteten sich solche Radiostationen schnell, zunächst in Italien, dann in Frankreich, nicht ohne Gefahr für die Betreiber, denn der Gesetzgeber reagierte. So drohten beispielsweise in Frankreich im Jahr 1978 hohe Geldstrafen und bis zu ein Jahr Gefängnis. Erst mit der Legalisierung durch das Gesetz vom 9. November 1981 verabschiedete die Regierung von François Mitterrand ein Gesetz, das die privaten Radiostationen endlich erlaubte, aber im gleichen Atemzug strengen Regeln unterwarf. Legale Verbreitung von Audio-Inhalten Angesichts dieser Geschichte wird deutlich, welche großen Freiräume das Medium des Podcast-Radios im Internet heute bietet. Wer sich im Rahmen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und den bestehenden Regelungen zum Urheberschutz bewegt, kann im Internet Podcast-Sendungen in beliebiger Anzahl verbreiten. Walter Benjamin: Unterscheidung zwischen Autor und Publikum Der Beginn und die Tragweite der aktuellen Entwicklung des "Mitmach-Web-2.0" sind von Walter Benjamin schon vor mehr als siebzig Jahren erkannt worden: "Jahrhunderte lang lagen im Schrifttum die Dinge so, dass einer geringen Zahl von Schreibenden eine vieltausendfache Zahl von Lesenden gegenüberstand. Darin trat gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Wandel ein. Mit der wachsenden Ausdehnung der Presse, die der Leserschaft immer neue politische, religiöse, wissenschaftliche, berufliche und lokale Organe zur Verfügung stellte, gerieten immer größere Teile der Leserschaft - zunächst fallweise - unter die Schreibenden. Es begann damit, dass die Tagespresse ihnen ihren "Briefkasten" eröffnete, und es liegt heute so, dass es kaum einen im Arbeitsprozess stehenden Europäer gibt, der nicht grundsätzlich irgendwo Gelegenheit zur Publikation einer Arbeitserfahrung, einer Beschwerde, einer Reportage oder dergleichen finden könnte. Damit ist die Unterscheidung zwischen Autor und Publikum im Begriff, ihren grundsätzlichen Charakter zu verlieren." Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (1936), Frankfurt 1977, 29 Walter Benjamin: Vom Passanten zum Filmstatisten Benjamin erkennt die Chance des Medienfortschrittes darin, dass diejenigen, die Jahrhunderte lang Statisten und Publikum der Öffentlichkeit bleiben mussten, nun als Autoren schreiben und publizieren können. Dabei hat Benjamin interessanterweise neben dem Journalismus auch die Kunst als Ausdrucksform im Auge: "So gibt zum Beispiel die Wochenschau jedem die Chance, vom Passanten zum Filmstatisten aufzusteigen. Er kann sich dergestalt unter Umständen sogar in ein Kunstwerk (...) versetzt sehen."(ebenda) Das, was Benjamin durch die moderne Massenpresse sich ankündigen sah, wird durch das Web 2.0. auf einem noch höheren Niveau erfüllt. Förderung des Schreibens und Sprechens Wie das Medienkonzept "Produzieren statt Konsumieren" (Ulrich Breitsprecher: Aus dem Unterricht in die Ohren der Welt, in: Computer + Unterricht 66 (2007), Seite 34) umgesetzt werden kann, ist je nach Fach unterschiedlich zu beantworten, für das Fach Politik eröffnen sich andere Möglichkeiten als für den Fremdsprachenunterricht. Hier liegt vor allem nahe, das Medium zur Förderung des Schreibens und Sprechens zu nutzen. Ergebnisorientierte Sprachproduktion Bezeichnend für den modernen Fremdsprachenunterricht ist seine Ausrichtung auf den Erwerb kommunikativer Kompetenzen (Hör- und Leseverstehen, Schreiben und Sprechen). Als didaktische Schwerpunkte für ein Podcast-Radioprojekt ergibt sich hieraus in erster Linie die Förderung des Schreibens von Manuskripten sowie des Sprechens bei der Aufnahme des Tondokuments. Dies sind fachspezifische Methoden, deren Umsetzung keine größeren methodischen Probleme bereiten. Das zentrale didaktische Problem beim Erstellen eines Podcast-Radios ist die inhaltliche Ausgestaltung eines Radio-Projekts. Die Meinung des Volkes Die Geschichte der "radios libres" in Frankreich beispielsweise zeigt, dass sich die historischen Vorbilder von Podcast-Radios stets angeknüpft an einen Leitgedanken vollzogen. Dies galt für Brice Lalondes ökologisches Piratenradio "Radio verte" im Jahr 1977 ebenso wir für die heutigen "radios associatives", hinter denen unterschiedliche soziale Organisationen stehen. Für alle diese Projekt gilt, dass sich hier "citoyens" zu Wort melden, die versuchen, ihre subjektive Sichtweise auf die Probleme der Gesellschaft auszudrücken. Bürgerradio: Orte subjektiver Sichtweisen Aus der Perspektive des "citoyen" wird eine Öffentlichkeit zu Themen hergestellt, die in der etablierten Medienöffentlichkeit nur unzureichend repräsentiert ist. Es wäre sicher zutreffend, in diesem Zusammenhang von einem "Bürgerradio" zu sprechen, das subjektive Sichtweisen auf das Leben in der modernen Gesellschaft zur Diskussion stellt. Themenwahl Über welche Aspekte gesprochen, gehört und diskutiert werden soll, kann im Rahmen schulischen Unterrichts letztlich nur die Lerngruppe selbst bestimmen. Die Gründung eines Podcast-Radios im Fremdsprachenunterricht muss darauf vertrauen, dass die Mitglieder der Lerngruppe Themen finden, die ihnen wichtig sind und über die sie in einer angemessenen, aber durchaus subjektiven Weise berichten wollen. Alle involvieren Die Themenfindung muss von der Lehrkraft angeleitet werden, der Prozess muss jedoch so offen bleiben, dass allen Bedürfnissen Rechnung getragen wird und zugleich ein roter Faden erkennbar bleibt. In der Unterrichtseinheit finden die folgenden Methoden Anwendung: Schreibkonferenz Redaktionssitzung (szenische) Lesung Die Ergebniswebsite Basierend auf den Vorüberlegungen könnten auf der Seite www.radioenfrancais.wordpress.com , gegründet von einem Grundkurs der gymnasialen Oberstufe, demnächst spannende Podcast-Radiobeiträge zu hören sein. Blog anlegen Wie dies im einzelnen funktioniert, erklärt sich - je nach Wahl der Software - nahezu von selbst. frischemedien.wordpress.com: Erstellung eines Weblog Hier wird in einem Lehrfilm erläutert, wie ein Blog kostenlos beispielsweise auf der Seite www.wordpress.com erstellt werden kann. Zugang zu einer Audioplattform angelegen Ist das Blog einmal erstellt, können in dieses nun in beliebiger Anzahl Audio-Podcasts integriert werden. Hierzu braucht man zunächst ein kostenloses Nutzerkonto bei einer Audioplattform wie www.audiyou.de. Sobald man sich hier als Nutzer angemeldet hat, können MP3-Dokumente hochgeladen werden. Die Audioplattform AUDIYOU zeichnet sich dadurch aus, dass sie alle Podcasts zunächst redaktionell auf Inhalt und Tonqualität prüft und nach kurzer Zeit freischaltet. AUDIYOU Die Website AUDIYOU, auf der Audio-Beiträge online gestellt und herunter geladen werden können, ist über diesen Link direkt erreichbar. Ein Aufnahmegerät organisieren Zur Aufnahme von MP3-Hördokumenten eignen sich einfache digitale Diktiergeräte oder qualitativ hochwertige MP3-Rekorder, ebenso gut funktioniert jedoch auch ein Laptop oder ein Computer in Verbindung mit einem digitalen Mikrofon und einer Aufnahmesoftware, beispielsweise "Audacity". Eine Tonverarbeitungssoftware herunterladen Als Freeware erhältlich ist das sehr zuverlässig arbeitende und einfach zu bedienende Programm "Audacity". Handbücher und Anleitungen sind im Internet leicht zu finden, auf der Startseite den Audioplattform www.audiyou.de. "Audacity" erlaubt es beispielsweise, die Sprachaufnahmen mit kostenlosen und urheberrechtsfreien Tonaufnahmen (beispielsweise von AUDIYOU) zu ergänzen. Inhaltliche Arbeit Nach der Bereitstellung der technischen Voraussetzungen muss die Lerngruppe in das Benutzen dieser Techniken eingearbeitet werden. Dies sollte im Fremdsprachenunterricht im Rahmen einer inhaltlichen Arbeit geschehen. In der von mir durchgeführten Unterrichtseinheit geschah dies im Rahmen einer Lektüre. Einführung in die Methode der Podcast-Produktion Meine Schülerinnen und Schüler sind zunächst durch die Lektüre des Romans von Amélie Nothomb "Antéchrista" aus dem Jahr 2003 angeregt worden, Hörspielmanuskripte zu schreiben und im MP3-Format aufzunehmen. Kurzhörspiele zur Textergänzung Dieser Arbeitsprozess erwies sich als produktiver und zielführender Einstieg, denn die Problematik der ausgebeuteten und unterdrückten Protagonistin des Romans "Blanche" interessierte und erregte Mitleid. Die Kurzhörspiele, die entstanden sind, füllen einige Leerstellen des Romans. Sie gestalten Situationen, in denen die Protagonistin Blanche sich gegen ihre Peinigerin verteidigt oder aber sie entlarven Christas Strategien, indem sie sie satirisch übersteigern. Die Aufnahme kommt ins Netz In einem ersten Schritt wurden diese MP3-Dokumente durch die Schülerinnen und Schüler aufgenommen. Das Hochladen der MP3 auf die Audioplattform AUDIYOU sowie das Verlinken zum Blog übernahm die Lehrkraft. Einführung in Podcast-Produktionen In einem nächsten Schritt wird in Binnendifferenzierung eine Gruppe nach der anderen an das Benutzen der Software "Audicity" sowie der Audioplattform www.audiyou.de herangeführt, indem diese das zweite von ihr produzierte Tondokument (mithilfe von Material 2) in der Schule aufzeichnen, und dann entweder Zuhause oder aber im Unterricht selbst bearbeiten und hochladen. "Podcastradio": Histoire et fonction des "radios libres" en France In einem weiteren vorbereitenden Schritt entwickeln die Schülerinnen und Schüler eine klare Vorstellung von dem Medium "Podcast-Radio". Durch die Lektüre eines Sachtextes über die Geschichte der freien Radios in Frankreich, Partnerinterviews über Hörgewohnheiten und eine angeleitete Internetrecherche auf den Seiten unabhängiger Radiostationen können eine Reihe von Merkmalen erarbeitet werden, die das Medium des "radio libre" auszeichnen. Alle motivieren und involvieren In der Einstiegsphase kommt es darauf an, ein für die Gruppe tragfähiges Konzept zu entwickeln, in das sich alle Schülerinnen und Schüler nach ihren Bedürfnissen und Interessen einbringen können. Um ein solches Konzept zu erarbeiten, eignet sich die Moderationsmethode in ganz besonderer Weise. Mit ihr kann eine "Redaktionssitzung" simuliert werden. Die weitere redaktionelle Arbeit kann nun beginnen und das Radio geht auf Sendung, sobald der erste Beitrag einer Serie von regelmäßig erscheinenden Beiträgen veröffentlicht ist, die die Hörerinnen und Hörer im Idealfall als RSS-Feed abonnieren können. Das Projekt wird besonders gut gelingen, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: 1. Alle Schülerinnen und Schüler haben ein Thema gefunden, das sie mit Leidenschaft bearbeiten. 2. Alle verfügen über einen eigenen Account bei www.audiyou.de. 3. Die Erziehungsberechtigten haben ihre Zustimmung zur Veröffentlichung der Podcasts gegeben. 4. In der Schule können mobile MP3-Aufnahmegeräte ausgeliehen werden. 5. Alle können ihre Audiodokumente zu Hause mithilfe des Programms "Audacity" bearbeiten und mithilfe der kostenlosen und auf www.audiyou.de zur freien Verfügung stehenden Tonaufnahmen akustisch untermalen. 6. Als zuverlässige Administratorin oder Administrator integrieren sie die Podcasts zu einem festgelegten Termin in den Blog. 7. Die Lehrkraft ist bereit, für die Inhalte auf dem Blog verantwortlich zu zeichnen. 8. Verbindliche Termine sind festgelegt worden, an denen die neue Beiträge pünktlich erscheinen sollen. 9. Ein absehbarer Zeitraum wird festgelegt, nach dessen Ablauf das Projekt beendet werden kann. 10. Die Gründung und das Betreiben einer Podcast-Radiostation ist Teil des regulären Unterrichts. Da meine Schülerinnen und Schüler ja bereits erste Hörspiele produziert hatten, waren sie an dem Projekt auch deshalb interessiert, weil sie ihre veröffentlichten Ergebnisse schon auf der Podcast-Radiostation wiedergefunden hatten. Zudem konnten sie feststellen, dass ihre Hörspiele bereits nach zwei Wochen 36 Mal heruntergeladen worden waren.

  • Französisch

Die Entwicklung der innerdeutschen Grenze

Unterrichtseinheit

Die Unterrichtseinheit "Die Entwicklung der innerdeutschen Grenze" beschäftigt sich mit der deutschen Teilung. Über vierzig Jahre lang existierten zwei deutsche Staaten in Europa – dass es überhaupt zu ihrer Gründung kam und die Trennung so lange andauerte, kann nur vor dem Hintergrund internationaler Entwicklungen erklärt werden.Der Kalte Krieg trennte die Welt vierzig Jahre lang in zwei Blöcke. Die Grenzen dieses globalen Konflikts, der vom politischen wie ideologischen Gegensatz zwischen den USA und der Sowjetunion (SU) dominiert wurde, verliefen mitten durch Deutschland und mitten durch die Stadt Berlin. Die deutsch-deutsche Frage war somit untrennbar mit den außenpolitischen Ambitionen der beiden Großmächte verknüpft: Deutsch-deutsche Angelegenheiten waren nie auf den nationalen Rahmen begrenzt, sie konnten die internationale Politik stark beeinflussen. Umgekehrt hatten Entscheidungen auf dem internationalen Parkett Auswirkungen auf das deutsch-deutsche Verhältnis. Wie diese Wechselwirkungen zwischen dem West- und dem Ostblock mehr als vier Jahrzehnte lang ausgesehen haben, soll von den Schülerinnen und Schülern in dieser Unterrichtseinheit zum Thema "Die Entwicklung der innerdeutschen Grenze" erarbeitet werden. Die Blockkonfrontation... Wer verstehen will, warum Deutschland über vierzig Jahre lang geteilt war und zwei deutsche Staaten parallel existierten, muss sich unweigerlich mit der Blockkonfrontation zwischen Ost und West, Kommunismus und Demokratie, Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft beschäftigen. Deutschland, das von den Alliierten besetzt war, geriet zunehmend unter den politischen und ideologischen Einfluss der jeweiligen Besatzungsmächte, teils als passiver Beobachter, teils aber auch als aktiv Handelnder. Die politischen und ideologischen Einflüsse führten schließlich zur deutschen Teilung. ... und ihre Folgen für die Deutschen in Ost und West Bei der Teilung und Entstehung zweier deutschen Staaten blieb es jedoch nicht. Die Blockkonfrontation bewirkte eine immer größere Kluft auch zwischen der BRD und DDR und führte schließlich zu einer hermetischen Abriegelung der innerdeutschen Grenze. Familien wurden auseinandergerissen und teilweise ganze Dörfer in der DDR umgesiedelt, um deren Bewohner nicht unter "feindlichen Einfluss" geraten zu lassen. Das Ringen um eine schrittweise Annäherung und friedliche Überwindung der Teilung zählt zum heutigen kulturellen Grundverständnis und zur Identität Deutschlands und sollte daher mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet werden. Didaktisch-methodische Hinweise zur Unterrichtseinheit "Innerdeutsche Grenze" Die Unterrichtseinheit macht deutlich, dass die deutsch-deutschen und die internationalen Entwicklungen im Kalten Krieg eng miteinander verwoben waren. Inhaltliche Aspekte zur Unterrichtseinheit "Innerdeutsche Grenze" Der Weg zur doppelten Staatsgründung Bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerbrach die sogenannte Anti-Hitler-Koalition bestehend aus Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion. Gegenseitiges Misstrauen und Unverständnis für die jeweilige Deutschlandpolitik sowie die Unfähigkeit, das Potsdamer Abkommen einheitlich umzusetzen, führten zu einem Auseinanderbrechen der vier Mächte. Am 12. März 1947 verkündete der US-Präsident Harry Truman die Politik der Eindämmung ("containment") gegenüber der Sowjetunion (SU). Diese Politik wirkte sich auf Deutschland unmittelbar aus, da durch den sogenannten Marshallplan, ein Programm zur Förderung der europäischen Wirtschaft, die Ausbreitung des Kommunismus in Mitteleuropa verhindert werden sollte. Hierfür war schließlich eine Währungsreform in den Westsektoren nötig, die die Berlin-Blockade seitens der SU auslöste. Inhaltlicher Überblick zur Unterrichtseinheit "Innerdeutsche Grenze" In der Unterrichtseinheit werden die komplexen Entwicklungen nach 1945 auf internationaler wie auch auf nationaler Ebene erarbeitet und aufeinander bezogen. Fachkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Schritte zur deutschen Teilung, diskutieren die Zwangsläufigkeit der Entwicklung und erörtern mögliche Handlungsalternativen. erläutern Momente der Konfrontation und Entspannung zwischen den USA und der Sowjetunion (SU). beurteilen die Rolle der beiden deutschen Staaten, indem sie der Frage nachgehen, ob BRD und DDR lediglich einen passiven oder einen aktiven Part in der Entwicklung einnahmen. identifizieren Phasen der Annäherung und Abgrenzung in der deutsch-deutschen Entwicklung und erklären die Hintergründe, indem sie Bezüge zur internationalen Entwicklung herstellen. beurteilen die Folgen der Entspannungspolitik für die Wiedervereinigung Deutschlands. erarbeiten unterschiedliche Phasen der Grenzsicherung und erläutern diese vor dem Hintergrund der internationalen und nationalen Entwicklung. erläutern anhand eines Fallbeispiels die Hauptaufgabe der DDR-Sperranlagen und hinterfragen ihre Bezeichnung als "antifaschistischen Schutzwall". erarbeiten die Auswirkungen von Zwangsumsiedlungen grenznaher Siedlungen und differenzieren diese in verschiedene Kategorien. reflektieren mögliche Wahrnehmungen und Emotionen ost- und westdeutscher Bürger in Bezug auf die innerdeutsche Grenze. diskutieren angemessene Formen der Erinnerung an die innerdeutsche Grenze. erarbeiten die grundlegenden Bestimmungen für den Reise- und Transitverkehr. beurteilen die deutsch-deutschen Verträge im Hinblick auf aus ihnen resultierende Verbesserungen für den Reise- und Transitverkehr. erläutern die Funktion von ehemaligen Grenzübergangsstellen anhand eines Fallbeispiels. gestalten einen themengebundenen Rundgang durch eine Gedenkstätte zur deutschen Teilung. Medienkompetenzen Die Schülerinnen und Schüler erstellen einen Zeitstrahl und ordnen die Ereignisse entsprechend einer Temperaturkurve an. nutzen eine Posterausstellung zur Präsentation und Diskussion ihrer Ergebnisse. gestalten eine eigene Webseite informativ und übersichtlich. führen eine Internetrecherche durch, beurteilen die Qualität von Webseiten und wählen geeignete Webseiten zur Informationsentnahme aus. gestalten ein Wiki, indem sie eigene Texte schreiben sowie Verbesserungen für fremde Textpassagen entwickeln, fehlerhafte Informationen verbessern und fehlende Informationen ergänzen. Delius, Friedrich/ Lapp, Peter Transit Westberlin, 2. Auflage, Berlin 2000. Ritter, Jürgen/ Lapp, Peter Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, 7. aktualisierte und erweiterte Auflage, Berlin 2009. Walther, Achim Die eisige Nacht. Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben, Offleben und Schöningen 1952-1990, Halle 2010. Ulrich, Maren Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006. Der Weg zur doppelten Staatsgründung Bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerbrach die sogenannte Anti-Hitler-Koalition bestehend aus Frankreich, Großbritannien, den USA und der Sowjetunion. Gegenseitiges Misstrauen und Unverständnis für die jeweilige Deutschlandpolitik sowie die Unfähigkeit, das Potsdamer Abkommen einheitlich umzusetzen, führten zu einem Auseinanderbrechen der vier Mächte. Am 12. März 1947 verkündete der US-Präsident Harry Truman die Politik der Eindämmung ("containment") gegenüber der Sowjetunion (SU). Diese Politik wirkte sich auf Deutschland unmittelbar aus, da durch den sogenannten Marshallplan, ein Programm zur Förderung der europäischen Wirtschaft, die Ausbreitung des Kommunismus in Mitteleuropa verhindert werden sollte. Hierfür war schließlich eine Währungsreform in den Westsektoren nötig, die die Berlin-Blockade seitens der SU auslöste. "Zwischen den Fronten" von USA und UdSSR Durch die Blockade wollte die UdSSR die Westmächte zwingen, ihren auf der Londoner Sechsmächtekonferenz im Frühjahr 1948 gefassten Beschluss zur Errichtung eines westdeutschen Teilstaates aufzugeben. Die sowjetische Politik schlug jedoch fehl und trug nur zu einer Stärkung des Antikommunismus in Westdeutschland bei. Die Berlin-Blockade scheiterte nach fast einem Jahr im Mai 1949 an der Luftbrücke und dem Widerstandswillen der West-Berliner. Deutschland war somit "zwischen die Fronten" geraten, die Konfrontation zwischen Ost und West schritt weiter voran und führte schließlich zur doppelten Staatsgründung von 1949. Blockintegration Auch nach der Gründung von BRD und DDR verfolgten die beiden deutschen Staaten unterschiedliche Wege. Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland (BRD) hatte unter Konrad Adenauer von Anfang an eine klare Richtung: Ein dichtes Netz von Abkommen und Verträgen sollte die BRD als verlässlichen und unentbehrlichen Partner in die westliche Staatenwelt einbinden. Im Gegenzug sollte Schritt für Schritt ihr Entscheidungsspielraum vergrößert und die Souveränität erreicht werden. Die Sicherung der Freiheit durch die Westintegration besaß für Adenauer Vorrang vor einer möglichen Wiedervereinigung. Auf der anderen Seite schritt die "Ostbindung" der DDR durch die Mitgliedschaft in der Comecon (oder im Warschauer Pakt) weiter voran. Eine deutsche Wiedervereinigung rückte in weite Ferne, der Kalte Krieg hinterließ vor allem in Deutschland seine Spuren. Wandel durch Annäherung Die Eiszeit zwischen den beiden deutschen Staaten wurde vor dem Hintergrund einer globalen Entspannung erst Ende der sechziger Jahre durch eine neue Ostpolitik gebrochen. Die sozial-liberale Koalition der BRD versuchte ab 1969 unter dem Schlagwort "Wandel durch Annäherung" mehr Vertrauen zwischen Ost und West herzustellen. Dazu dienten der Moskauer und der Warschauer Vertrag (1970) sowie der Grundlagenvertrag (1972). Im Rahmen dieser Entspannungspolitik wurde schließlich auch der "Eiserne Vorhang" etwas durchlässiger, der Wandel durch Annäherung brachte spürbare Verbesserungen im Reise- und Transitverkehr mit sich. Fall des "Eisernen Vorhangs" Schließlich war es auch eine Änderung der Reiseregelungen für Bürgerinnen und Bürger der DDR, ausgelöst vor allem durch eine hohe Ausreisewelle Ende der 1980er Jahre sowie die zunehmende Protestbewegung in der DDR, die die innerdeutsche Grenze öffnete: Am 9. November 1989 traten die neuen Bestimmungen "sofort, unverzüglich" in Kraft - der Eiserne Vorhang öffnete sich. Ost-West-Konfrontation und innerdeutsches Verhältnis In der Unterrichtseinheit werden die komplexen Entwicklungen nach 1945 auf internationaler wie auch auf nationaler Ebene erarbeitet und aufeinander bezogen. Hierbei wird unter anderem die schwierige Frage erörtert, ob die beiden deutschen Staaten nur ein "Spielball" der Mächtigen waren oder die Entwicklungen selbst vorantrieben. Dabei behandeln die Schülerinnen und Schüler zunächst die Entstehung der Blockkonfrontation sowie wichtige Ereignisse des Kalten Krieges auf internationaler Ebene und ziehen daraus Rückschlüsse, welche Auswirkungen die Ereignisse auf die innerdeutsche Entwicklung hatten. Schließlich erfolgt eine lokale Betrachtung, indem sie Bezüge zum Grenzdenkmal Hötensleben (als Ort der Grenze) sowie zur ehemaligen Grenzübergangsstelle Marienborn (als "Bollwerk" gegen den Westen) herstellen. Die Wiedervereinigung in der Erinnerungskultur Reisen in oder durch die DDR waren in Zeiten des Kalten Krieges mit einschüchternden Kontrollen verbunden. Reisen aus der DDR für DDR-Bürger waren für Jahrzehnte nahezu unmöglich. Daran wird in Form von Gedenktafeln, Feiertagen, Zeitungsberichten oder Spielfilmen erinnert - der deutschen Teilung und Wiedervereinigung kommt somit eine hohe geschichtskulturelle Bedeutung zu, und sie begegnet Schülerinnen und Schülern in ihrer alltäglichen Lebensumwelt häufig. Die persönliche Dimension Ebenso dürfte die Erinnerung in vielen Familien auch eine persönliche Relevanz besitzen, da viele Familien in Ost und West von der Schaffung der innerdeutschen Grenze betroffen waren. Vielen ist jedoch nicht bewusst, dass die Teilung Deutschlands nicht einfach über Nacht geschah - wie der Mauerbau in Berlin manchmal vermuten lässt -, sondern historisch gewachsen ist. Ebenso wurde die deutsche Teilung nicht über Nacht überwunden - wie der Mauerfall zum Teil vermuten lässt -, sondern ist das Ergebnis einer friedlichen Revolution in der DDR. In der vorliegenden Unterrichtseinheit erarbeiten die Schülerinnen und Schüler diese Entwicklungen und erkennen dabei, dass die deutsch-deutschen und die internationalen Entwicklungen im Kalten Krieg eng miteinander verwoben waren. Einführung Das erste Modul dient der Wiederholung und Vertiefung der Entwicklungen im besetzten Deutschland, die schließlich zur Gründung der beiden deutschen Staaten führten. Schwerpunktmäßig werden hierbei die Jahre 1946 bis 1955 betrachtet, da in diesen Jahren die Westintegration und die Ostanbindung vollzogen wurde. Die Schülerinnen und Schüler legen hierzu eine Zeitleiste an, die als Bezugspunkt für die weitere Einheit dient. Die lokalen Entwicklungen in Marienborn und Hötensleben können dadurch leichter in einen größeren Zusammenhang eingeordnet werden. Zusätzlich reflektieren die Schülerinnen und Schüler aber auch, inwiefern zu einzelnen Zeitpunkten andere Handlungsoptionen bestanden. Weiterhin sollen sie in die Zeitleiste eine "Fieberkurve" des Kalten Krieges bis 1990 integrieren, indem sie Momente der Entspannung, Bedrohung und Annäherung eintragen. Erarbeitung: BRD und DDR zwischen Annäherung und Abgrenzung Im zweiten Modul betrachten die Schülerinnen und Schüler das deutsch-deutsche Verhältnis unter dem Gesichtspunkt von Annäherung und Abgrenzung. Besondere Bedeutung kommt dabei der Entspannungspolitik der 1970er Jahre zu. Diese wird schließlich daraufhin hinterfragt, welche Folgen die Anerkennung des Status quo für die Wiedervereinigung hatte. Vertiefung 1: Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben Die internationalen und nationalen Entwicklungen werden durch Bezüge zur ehemaligen Grenze bei Hötensleben verdeutlicht. Durch eine Beschäftigung mit dem Grenzdenkmal Hötensleben können die Schülerinnen und Schüler die Auswirkungen der deutschen Teilung erkennen und verschiedene Phasen der Grenzsicherung untersuchen: grüne Grenze (1945-1952), Materialisierung und Manifestierung (1952-1961), Militarisierung (1961-1970) und Verschärfung (1971-1990). Weiterhin beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler auch mit den Zwangsumsiedlungen im grenznahen Gebiet. Eine Vertiefung vor Ort kann und sollte dieses Modul abschließen. Vertiefung 2: Transit- und Reiseverkehr zwischen BRD und DDR Nachdem in den vorherigen Modulen die Grenze im Zentrum stand, wird nun die Grenzübergangsstelle (GÜSt) Marienborn betrachtet. Am Beispiel Marienborns sollen die Änderungen im Transitverkehr (1971 Transitabkommen, 1972 Verkehrsvertrag) erarbeitet und die Auswirkungen auf den Reiseverkehr diskutiert werden. In diesem Zusammenhang wird der Umbau der Grenzübergangsstelle Marienborn 1972 reflektiert. Abschließend wird der Abbau der Grenzanlagen 1990 vor dem Hintergrund von "Mauerfall" und Wiedervereinigung betrachtet. Lernen am historischen Ort Abschluss und Höhepunkt der Unterrichtssequenz bildet schließlich eine Exkursion zur Gedenkstätte "Deutsche Teilung" in Marienborn. Die Schülerinnen und Schüler bilden Expertenteams und bereiten vor Ort zu einzelnen thematischen Aspekten jeweils eine kurze Führung vor. Dabei steht weniger die Informationsvermittlung im Zentrum des anschließenden Rundgangs durch die Gedenkstätte, den die Schülerinnen und Schüler selbst leiten, sondern die individuelle Auseinandersetzung der Jugendlichen mit dem Thema und dem historischen Ort. Variabler Verlauf der Unterrichtseinheit Generell gilt: Nicht alle Arbeitsblätter müssen behandelt werden und auch nicht zwingend in der angegebenen Reihenfolge. Ebenso müssen nicht alle Arbeitsanregungen aufgegriffen werden, es können auch einzelne Aufgaben herausgegriffen werden. Die meisten Arbeitsaufträge können sowohl in Einzel- als auch Partnerarbeit erarbeitet werden, wobei eine Diskussion von mindestens zwei Schülerinnen oder Schülern in der Regel sinnvoller ist, um die komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Vorkenntnisse sind wichtig Die Unterrichtseinheit ist für eine Erarbeitung in der Sekundarstufe 2 konzipiert. Vorausgesetzt werden grundlegende Kenntnisse zur Geschichte nach 1945, die in einem chronologischen Durchgang in der Sekundarstufe 1 erworben wurden. Delius, Friedrich/ Lapp, Peter Transit Westberlin, 2. Auflage, Berlin 2000. Ritter, Jürgen/ Lapp, Peter Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk, 7. aktualisierte und erweiterte Auflage, Berlin 2009. Walther, Achim Die eisige Nacht. Die innerdeutsche Grenze bei Hötensleben, Offleben und Schöningen 1952-1990, Halle 2010. Ulrich, Maren Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze, Berlin 2006.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe II

Lessing: Emilia Galotti

Unterrichtseinheit

Eigentlich ist es ein Thema, das Jugendliche ansprechen sollte: Ein junger Mann verliebt sich in ein Mädchen, das eigentlich schon vergeben ist. Doch wenn die Lernenden hören, dass es dabei um einen Dramentext geht, schalten sie schon mal ab. Dank Weblog, abwechslungsreicher Arbeitsphasen und Filmeinsatz bleibt die erwartete Motivation bei der Arbeit mit "Emilia Galotti" in dieser Einheit erhalten. Dass Schülerinnen und Schüler eigene Texte konzipieren und als Aufsätze realisieren können, ist und bleibt ein zentrales Ziel des Deutschunterrichts. Die Reihe verfolgt dieses Ziel und nutzt vor allem die Textformen der Szenenanalyse, der Beschreibung des Aufbaus einer Szene, der Charakterisierung einer Figur und der Erörterung. Daneben steht die systematische Darstellung thematischer Untersuchungen in den Formen einer Gliederung, einer MindMap oder eines kurzen Aufsatzes. Ein Weblog im Internet unterstützt die unterrichtliche Arbeit. Eine DVD, die eine moderne Verfilmung des Stückes präsentiert, kommt zum Einsatz. Unterstützung durch ein Weblog In dieser Reihe wurde ein Weblog eingesetzt, um den Schülerinnen und Schülern längerfristige Planungen zu erklären, die Hausaufgaben (auch für Fehlende) eindeutig zu formulieren, Tipps zu geben, Methodenarbeitsblätter anzubieten und die Lösung einer Hausaufgabe mitzuteilen. Ein Weblog zwingt die Lehrkraft, über die schnelle Formulierung (im Stichwort an der Tafel oder auf dem OHP) hinaus exakt zu sagen, was gemeint ist. Aufbau der Einheit Die Reihe ist modular konzipiert, so dass einzelne Teile - je nach Lerngruppe - wegfallen oder ergänzt werden können, ohne dass dies die Progression stören würde. Der Ablauf der Reihe wird hier in 13 einzelnen Modulen vorgestellt, die Sie nacheinander oder einzeln zur Ergänzung Ihres eigenen Konzepts nutzen können. Ablauf der Reihe zu Emilia Galotti (Schritt 1 bis 4) Der erste Teil der Reihe dient der Annäherung an den Text und den Inhalt. Ablauf der Reihe zu Emilia Galotti (Schritt 5 bis 9) Dieser Teil widmet sich schwerpunktmäßig der (schriftlichen) Analyse des Dramas. Ablauf der Reihe zu Emilia Galotti (Schritt 10 bis 13) Der Schlussteil der Reihe unterstützt das weitergehende Verständnis des Dramas und zeigt Möglichkeiten der Filmarbeit auf. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen eine Ganzschrift lesen und ihrem literaturgeschichtlichen Hintergrund zuordnen. Interpretationsansätze recherchieren, nachvollziehen und präsentieren. eine Szenenanalyse schreiben. die Personen charakterisieren. Grundlagen des sprachlichen Handelns kennen lernen und für die Analyse nutzen. die Bedeutung von Perspektive und Perspektivität in einem Drama kennen lernen - besonders im Vergleich mit der verfilmten Fassung. ihre Analyse des Stückes erläutern. Ergebnisse eigener kreativer Arbeit präsentieren. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen ein Weblog zur Unterstützung des Unterrichts kennen und nutzen lernen. im Internet und in der Bibliothek fachliche Informationen suchen und finden. Teile der Verfilmung eigenverantwortlich auf der DVD konsultieren. Musik als ein unterstützendes mediales Element im Film erkennen. Thema Emilia Galotti - Dramenarbeit mit medialer Unterstützung Autor Norbert Tholen Fach Deutsch Zielgruppe Jahrgangsstufe 12 oder 13 Schulform gymnasiale Oberstufe Zeitaufwand etwa 8 Wochen im Grundkurs Technische Voraussetzungen zeitweise Internetzugang für die Lernenden, Beamer oder DVD-Player, digitale Kamera oder Video-Handys Textausgabe Die Seiten- und Zeilenangaben beziehen sich auf die Ausgabe von Reclam UB 45 (2001) ; ISBN 3-15-000045-9; 29/5-7 ist zu lesen: Seite 29, Zeile 5-7. Verfilmung Emilia, 2005, Farbe, 84 min, DVD. Die DVD mit vollem schulischen Vorführrecht ist für 42,- € erhältlich bei Lingua-Video.com . Das normale Vorgehen ist, einen Akt (Aufzug) nach dem anderen zu lesen und das Geschehen kurz zu besprechen. Es ist möglich, die Lektüre regelmäßig durch zwölf einfache Fragen zum Text zu überprüfen. Die Ergebnisse kann man in Noten ausdrücken: Dabei sind 10,5 Punkte noch sehr gut, bis 9 Punkte eine 2-, 7,5 Punkte 3-, 6 Punkte 4- und 3 Punkte 5-. Eine Lektüreliste zu führen, heißt: die Lektüre verlangsamen, bewusst lesen. Je nach Lerngruppe bietet es sich an, solche Listen zu erstellen. Das Ziel, die Entwicklung der dramatischen Situation zu reflektieren, bildet mit den beiden ersten Schritten eine Einheit: Das Geschehen soll verstanden werden. So bietet es sich an, dass die Lernenden - jeder und jede einzelne oder rotierend - im Weblog oder auf Papier die dramatische Situation am Ende eines jeden Aufzuges festhalten. Da "Emilia Galotti" in NRW in den kommenden Jahren zum Prüfungsstoff des Zentralabiturs gehört, sollten Schülerinnen und Schüler in NRW gezielt darauf vorbereit werden, das Stück in seinem weiteren gesellschaftlichen und literaturgeschichtlichen Kontext zu betrachten. Gesellschaftliche Aspekte Aufklärung, bürgerliches Trauerspiel, die bürgerliche Familie im 18. Jahrhundert sowie Adelskritik scheinen unerlässliche Aspekte zu sein. Literaturgeschichtliches Vielleicht kann man Lessings Leben und Werk, seine Dramentheorie sowie "Liebe und Leidenschaft" im 18. Jahrhundert als Themen streifen. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler sich in schulnahen Bibliotheken auskennen und dort die Hilfsmittel finden (Kindlers Literaturlexikon, Wörterbücher, Literaturgeschichte, Monografien, Kommentare), mit denen sie arbeiten können. Man kann an dieser Stelle die Prinzipien des Suchens in der Bibliothek und im Internet einüben, wobei die Einführung bei suchfibel.de (dort den zweiten Link "Die Kunst des Suchens" anklicken und durcharbeiten!) eine gute Hilfe ist. Das Verhältnis des Prinzen zu Marinelli (und der Aspekt der Adelskritik) ist ein zentraler Aspekt im Drama, wie sich auch aus den letzten Worten des Dramas ergibt (87/30-32). Nicht zuletzt aufgrund seiner Relevanz für die spätere Analyse eignet sich der Auftritt I 6 für eine exemplarische Szenenanalyse. Eine chronologisch-systematische Untersuchung, ein klassischer "Aufsatz" (unter der Forderung der "vier S": schauen, sammeln, sortieren, schreiben) wird auch in der Klausur gefordert. Die Spannungen in der bürgerlichen Familie Galotti (Vater versus Claudia und Emilia) bemerken und erarbeiten die Schülerinnen und Schüler in Aufzug 2 (insgesamt II, vor allem II 1.2.4.5 und in II 6, 29/5-7; später evtl. IV 8). Diese Spannungen sind ein Grund dafür, dass die Männer (Odoardo, Appiani) nicht über das Kirchenabenteuer Emilias informiert werden, was dazu beiträgt, dass der Überfall gelingen kann. Die patriarchalischen Moralvorstellungen Odoardos sind ebenso ein Grund dafür, dass Emilia sterben will (V 7, ihr spätes Bekenntnis 85/29 ff. - hätte sie ihre Verlobung auflösen sollen, auflösen können?); bereits in II 6 ist bei sorgfältiger Lektüre in Emilias Reden diese Spannung zu spüren. Allgemeine Informationen bietet der Artikel "Familie" in "Grundbegriffe der Soziologie", hrsg. von Bernhard Schäfers (6. Aufl. 2000; in der 8. Aufl., 2003, heißt der Artikel "Familie und familiale Lebensformen"). Die Bedeutung von Perspektive und Perspektivität können Schülerinnen und Schüler in diesem Drama am Beispiel des Kirchenabenteuers des Prinzen kennen lernen: Emilias Sicht in II 6 des Prinzen Sicht in III 3 (45/28 ff.; vgl. seine ironische Darstellung in III 1, 41/28 ff.) Orsinas Berichte in IV 5 (66/6 ff.) und in IV 7 (70/3 ff.) die Sicht der Eltern in IV 8 (72/5 ff.). Im Unterschied zu klassischen Gedichten und Erzählungen gibt es im Drama keine Zentralperspektive; der Autor meldet sich nur in Regieanweisungen zu Wort. Im nächsten Schritt wird die durchgängige Perspektivität als Bedingung dafür, dass Dramen nicht leicht zu verstehen sind, aufgegriffen. Das Arbeitsblatt "Figurenrede im Drama" sollte möglichst frühzeitig mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitet und ihnen an die Hand gegeben werden. Wie weit das Konzept des sprachlichen Handelns und die Kenntnis etwa des Bühlerschen Organonmodells (dazu ist der Wiki-Artikel Kommunikationstheorie gut) vorausgesetzt werden können, hängt von der Lerngeschichte des Kurses ab - jetzt müssen sie präsent sein. Handlungsziele der Figuren Wesentlich für die Analyse ist es, dass man von den Handlungszielen der Figuren ausgeht, vor allem der Figur, welche das Gespräch herbeigeführt hat. Aber da ein Gespräch seine eigene Dynamik entfaltet, müssen Schülerinnen und Schüler auch darauf achten, wie es sich dann entwickelt. Sprechakttheorie An dieser Stelle kann Material 5 noch einmal zum Einsatz kommen (mit den Begriffen des Sprechaktes beziehungsweise des sprachlichen Handelns und einem erweiterten Kommunikationsmodell, in dem Äußerungen als Antworten begriffen werden). Sprachliche Wiedergabe von Textpassagen In der praktischen Arbeit ist es wichtig, verschiedene Möglichkeiten zu erproben, Passagen zu sprechen. Da ein Standbild nur eine Momentaufnahme ist, wird es der Dynamik eines Gesprächs kaum gerecht. Nun kann man das eigene Sprechen mit einer Realisierung in einem Film vergleichen. Ergänzende Arbeit mit dem Film Den Film soll man erst nach der grundsätzlichen Besprechung des Stücks anschauen. Die Beschäftigung mit dem Film dient (im weiteren Sinne) dem Verständnis des Lessing-Stücks. Für die ergänzende Arbeit mit dem Film sollten nicht mehr als sechs Stunden (zwei Wochen im Grundkurs) aufgewendet werden. In diesem Teil kann in Gruppen gearbeitet werden, die DVD wird von einer Gruppe zur anderen weitergereicht. Das "klappt" in der Zeit zwei- oder dreimal. Ansätze zur Filmarbeit Es kann hilfreich sein, eine Verfilmung daraufhin zu untersuchen, wie im Film im Vergleich zur eigenen sprachlichen Realisierung einer Szene gesprochen wird, welche weiteren Faktoren dort wirken (Kameraeinstellung und damit die Wahl der Perspektive, Beleuchtung, Musik und andere), die im Dramentext nicht vorkommen. Konkrete Arbeitsaufträge Diese grundsätzlichen Fragestellungen lassen sich - je nach Lerngruppe, technischen Möglichkeiten oder in Kleingruppen abwandelbar - weiter aufgliedern: Filmkritik Die Lernenden sollen eine Filmkritik unter der Fragestellung schreiben, ob der Film dem Stück gerecht wird (Gesamtkritik - kann oder soll von Auseinandersetzung mit anderen online recherchierten Kritiken begleitet werden). Ergänzend können Kritiken aus dem Internet konsultiert werden. Aspekt des Filmischen: Musik Die Lernenden untersuchen die Songs, klären ihre "Begründung" und ihre Funktion im Film. Besonderes Augenmerk gilt dem zweimal vorkommenden Song "Natürlich kann ich fliegen". Material 10 liefert die Start- und Endzeiten aller Musik-Sequenzen. Modernisierung I: vorausgehende Modernisierungen An dieser Stelle ist zu untersuchen, wie der Virginia-Stoff früher modernisiert wurde, beispielsweise in: Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur, "Virginia". Eventuell kann man auch Lucretia (verwandter Stoff: Ehefrau gibt nach und tötet sich später selbst) mit der Modernisierung im Film vergleichen oder diese der Geschichte des Virginia-Stoffs zuordnen. Modernisierung II: eigene Kreativität Nun können die Lernenden selbst eine Modernisierung vorschlagen (die Figurencharaktere umschreiben, den Gang der Handlung skizzieren, eventuell passende Songs aus den Charts suchen). Das Ergebnis kann als Video festgehalten werden. Ergebnispräsentation Von Beginn der Arbeit mit dem Film an muss transparent sein, wie die Ergebnisse dieser Sequenz präsentiert werden: als Vortrag mit einer unterstützenden Präsentation als Weblog-Eintrag mit einem kurzen unterstützenden Vortrag als (Film-)Vorführung mit eingespielter Musik (aufgenommen mit einer Digitalkamera oder sogar per Handy) Aufgreifen der Filmrezensionen Nachdem sich eine Gruppe mit Rezensionen zum Film beschäftigt hat, kann nun eine zeitgenössische Rezension des Dramas Thema werden. Neben begeisterten Kritiken gibt es auch negative Urteile. Rezension von Jakob Mauvillon (1772) Diese Rezension von Jakob Mauvillon ist eine gezielte Antwort auf eine erste begeisterte Rezension Eschenburgs. Mauvillon arbeitete mit Mirabeau zusammen und war den zeitgenössischen deutschen Dichtern gegenüber kritisch eingestellt. Eschenburg, Lessings Freund, schätzte wie dieser die englischen Dramatiker mehr als die französischen. Wenn man das weiß, sieht man die Polemik, die in Mauvillons Vermutung steckt, Lessing habe sich an Diderots "Hausvater" orientiert. Gräfin Orsinas Rolle im Stück hat zwei Seiten: Einmal ist sie als ausgemusterte Geliebte das Gegenbild Emilias (beziehungsweise das Bild eines künftigen Schicksal Emilias), zweitens steht sie als Gegnerin des Prinzen auf der Seite Odoardos - dieser Teil ihrer Rolle ist dramaturgisch überflüssig, weil der unschlüssige Odoardo (V) trotz Orsinas Wunsch auf die Tötung verzichten will (V 6). Je nach verbleibender Zeit kann eine MindMap zur Visualisierung erstellt und die Rolle der Orsina mehr oder weniger intensiv diskutiert werden. Bürgertum versus höfisches Leben In der Konfrontation der beiden Sphären Hof versus bürgerliche Familie liegt wohl der Kern des Dramas. Emilia zeigt mit ihrer Mutter Claudia eine Neigung zum höfischen Leben, während der Prinz auch bürgerlich ("dem Vater hat niemand einzureden", 75/4; vgl. die Analyse von I 6) denken kann. Emilia wird das Objekt der Begierde des Prinzen. Innerhalb der beiden "Blöcke" gibt es wieder Spannungen zwischen dem Prinzen und Marinelli wie auch zwischen Odoardo und Claudia. Die Prinzipien der Sphären sind am stärksten in Marinelli beziehungsweise Odoardo ausgeprägt. So ergibt sich folgende Konstellation: Marinelli / der Prinz - Emilia - Claudia / Odoardo. Die soziale Mischung als Konzept Zu Marinelli gehört der Berufsverbrecher Angelo, zu Odoardo (9/33 ff.) der "bürgerliche" Appiani (14/22 ff.; 25/4 f.; 25/32; III 2), ein Gegner Marinellis. Mauvillons Rezension (emilia_galotti_material11.rtf) ist sehr kritisch und daher als Impuls geeignet, um die Konzeption des Dramas zu diskutieren. Die Rollenverteilung im Film Ergänzend kann hier wieder auf den Film Rückbezug genommen werden: Die Berufe der Protagonisten in der heutigen Zeit bieten ebenfalls Diskussionsbedarf.

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