Auf digitaler Schatzsuche
Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn, 7. Klasse, Mathematikunterricht, Thema Geometrie - so klingen die nackten Fakten. Netbooks, GeoGebra als Lernsoftware und der Schulhof als Klassenzimmer - so klingen die Innovationen. In dieser Kombination können die Schülerinnen und Schüler den Einsatz digitaler Medien nicht nur erleben, sondern auch unmittelbar mit dem aktuellen Lernstoff verknüpfen."Ab auf den Schulhof, jeder hat einen dieser neuen, tragbaren Rechner unterm Arm: ein handliches Netbook. Lehrer Nils van den Boom hat ein Luftbild vom Schulgelände aus dem Internet gezogen und es den Siebtklässlern auf ihre Mini-Rechner gespielt. Mit GeoGebra stellen die Schüler ihre Berechnungen an. Wer Winkelhalbierende und Schnittpunkte richtig bestimmt, findet den Punkt, wo der Schatz auf dem Schulhof versteckt ist - und bekommt einen Schokoriegel!" ( Handelsblatt.de , 16.02.2009)Die Unterrichtseinheit entstand im Rahmen einer Testreihe, bei der "Naturwissenschaften entdecken!" einen Klassensatz Netbooks für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung stellte. Hinweise zum Unterrichtsverlauf Hier sind die Herangehensweise und die Gruppenarbeitsphase näher erläutert. Erfahrungen aus dem Projekt Ziel der Testreihe ist es, die Eignung von Netbooks für den Unterricht zu untersuchen. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen die Eigenschaft der Mittelsenkrechten als die Gerade der Punkte, welche gleich weit von zwei Punkten entfernt sind, anwenden. die Eigenschaft der Winkelhalbierenden als die Gerade der Punkte, welche gleich weit von zwei Geraden (Schenkeln) entfernt sind, anwenden. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen mit einem Netbook umgehen können. die Software GeoGebra zur Konstruktion von Mittelsenkrechten und Winkelhalbierenden benutzen. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen Spaß an Mathematik haben. Mathematik in einer anderen Umgebung kennen lernen. in Gruppen zusammenarbeiten. Thema Auf digitaler Schatzsuche - Konstruktion von Winkelhalbierenden und Mittelsenkrechten Autor Nils van den Boom Fach Mathematik Zielgruppe Klasse 7 Zeitraum 2 Stunden Technische Voraussetzungen Netbooks, Software GeoGebra (kostenlos erhältlich) Zielsetzung Ziel der Doppelstunde ist es, bei den Schülerinnen und Schülern Freude an Mathematik zu wecken, indem sie die bereits bekannten Konstruktionen für Winkelhalbierende und Mittelsenkrechte dazu nutzen, einen Schatz zu suchen. Einführung Zunächst habe ich den Schülerinnen und Schülern zum Einstieg eine Schatzsuche-Aufgabe per Beamer präsentiert, die wir gemeinsam gelöst haben (Abb. 1, zur Vergrößerung bitte anklicken). Die roten Linien stellen die Lösung dar. Somit war das allgemeine Vorgehen für die kommende Aufgabe klar. Schatzkarte Nun bildeten wir sieben Gruppen mit jeweils vier Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Jeder Gruppe wurde jeweils ein Netbook mit in GeoGebra geöffneter "Schatzkarte" zur Verfügung gestellt (Abb. 2). Aufgabe Die Aufgabenstellung erhielten die Schulkinder in Form einer stilisierten Schriftrolle mit der Aufforderung, einen bestimmten Punkt des Schulgeländes ausfindig zu machen, an dem eine geheime Nachricht versteckt sei (Abb. 3). Es gab sieben unterschiedliche Aufgabenstellungen, so dass jede Gruppe eine eigene Aufgabe zu lösen hatte. Konstruktion der Lösung Die einzelnen Gruppen mussten nun mithilfe von GeoGebra den Punkt konstruieren, an dem die geheime Nachricht versteckt sein sollte. Eine Lösung zur Aufgabe aus Abb. 3 konnte wie folgt aussehen (Abb. 4): Geheime Nachricht Anschließend mussten die Schülerinnen und Schüler wirklich auf den Schulhof zu dem konstruierten Punkt laufen und die dort versteckte Nachricht suchen. Wenn sie keine Nachricht gefunden haben, wussten sie, dass ihre Konstruktion wohl nicht ganz richtig war. Einigen Gruppen gelang die Konstruktion auf Anhieb, manche brauchten zwei Anläufe. Es wurden insgesamt aber alle Nachrichten entdeckt. Noch eine weitere Hürde Für manche Lernende war allerdings frustrierend, dass die geheime Nachricht aus einer weiteren Mathematikaufgabe - diesmal Prozentrechnung - bestand. Das Ergebnis sollte in der Gruppe berechnet werden und anschließend in ein von mir erstelltes Auswertungsprogramm im Klassenzimmer eingegeben werden. Das Programm gab den Schülerinnen und Schülern die Rückmeldung, ob ihre Rechnung richtig war. Damit öffnete sich nun endlich die richtige Schatzkiste: Eine freie Auswahl an Schokoriegeln. Woher kommen die Netbooks? Ist das etwas, was sich eine "durchschnittliche" Schule gönnen sollte/könnte? In diesem Fall wurden "Naturwissenschaften entdecken!" von der Firma Intel sowie den Arbeitgeberverbänden Gesamtmetall einige Netbooks zur Durchführung einer Testreihe zur Verfügung gestellt. Schulen konnten sich zur Teilnahme an dieser Testreihe bewerben. Nach Auskunft von Intel kostet ein Netbook jeweils etwa 350 Euro. Wie (zeit-)aufwändig war die Vorbereitung? Nicht so aufwändig. Auf die Rechner habe ich lediglich eine vorbereitete GeoGebra-Datei kopiert (mit dem Schulgebäude als Hintergrund). Außerdem musste ich vorher die "Schätze" auf dem Schulhof verstecken und mir die Aufgaben ausdenken. Aber das war eigentlich auch nicht mehr Aufwand als für eine normale Doppelstunde. Wie sah die Lehrerrolle während der Durchführung aus? Ich habe am Anfang eine kurze Einführung gegeben, und dann lief das Ganze fast von selbst. Auf dem Schulhof stand ich als Berater zur Verfügung - die meisten Gruppen haben das aber alleine hinbekommen. Einführung durch die Lehrkraft Schülerinnen und Schüler konstruieren auf Netbooks den gesuchten Punkt (sind dazu auf den Schulhof gegangen). Schülerinnen und Schüler gehen zum gefundenen Punkt auf dem Schulhof und finden den Zettel. Die Aufgabe auf dem Zettel (zur Prozentrechnung) wird durch Schülerinnen und Schüler gelöst. Das Ergebnis wird im Klassenraum in Lehrer-PC eingegeben, bei richtiger Lösung darf die Schatztruhe geöffnet werden. Wie war die Motivation der Schülerinnen und Schüler? Wunderbar. Allen hat es großen Spaß gemacht und sie haben konzentriert gearbeitet. Die Szene, in der die Lernenden im Fernsehbeitrag "Quatsch machen", hat sich übrigens während der großen Pause abgespielt - fast alle sind nämlich freiwillig (und ohne dass ich das wusste) im Klassenraum geblieben, um weiter an den Aufgaben zu arbeiten. Insbesondere die Erfahrung, im Mathematikunterricht auch einmal aufzustehen und nach draußen zu gehen, ist für die Schülerinnen und Schüler etwas Neues. War es der Erstkontakt der Schüler mit den Netbooks? Wir hatten die Netbooks bereits 1,5 Wochen (5 Stunden) im Einsatz. Es gab keine großen Probleme im Umgang mit den Geräten. Einzig das Touchpad fanden einige nicht so gut. Sie haben sich dann eine Maus mitgebracht. Eine Schülerin hat sogar ihr privates Netbook mitgebracht und damit gearbeitet. Hat sich der "Aufwand" gelohnt? Ja, er hat sich definitiv gelohnt. Mathematikunterricht den Schülerinnen und Schülern einmal auf eine alternative Weise zu präsentieren an der sie Spaß haben, hat mir sehr gut gefallen. Insbesondere die Nutzung des Geometrietools im normalen Klassenraum bringt einen enormen Vorteil gegenüber der Benutzung des PC-Raumes. Ich würde das Projekt auf jeden Fall wiederholen. Mit den kann vieles ausprobiert und entdeckt werden. Besonders das entdeckende Lernen wird auf diese Weise ermöglicht, und darin liegt der deutlichste Mehrwert des Netbook-Einsatzes.