Das grundlegende Thema "Römische Religion" ist Bestandteil aller Lateinlehrbücher. Auch im Geschichts- und Religionsunterricht wird den Lernenden ein Überblick über die polytheistische römische Religion mit ihren Olympischen Göttern und Mythengestalten, dem Einfluss der altitalischen Götterverehrung und den Religionen eroberter Völker vermittelt. Das Christentum hielt schließlich in den letzten Jahrhunderten des Römischen Reiches seines Siegeszug und wurde schließlich zur Weltreligion.
Geschichtliche Entwicklung
Zur Zeit der römischen Besatzung in Palästina wurde Jesus Christus nach neueren Erkenntnissen zwischen 6-4 v. Chr. unter Kaiser Augustus (27 v.-14 n. Chr.) gemäß dem Lukasevangelium geboren; er starb zwischen 29-31 durch die damals für Nichtrömer übliche Kreuzigung unter dem römischen Prokurator Pontius Pilatus (26-36) und Kaiser Tiberius (14-37).
Die ersten Christen waren zur Römerzeit Außenseiter der Gesellschaft:
- Sie waren Mitglieder der unteren sozialen Schichten lehnten den Kaiserkult ab,
- mieden den Besuch öffentlicher Bäder, sportlicher Wettkämpfe und blutiger Gladiatorenkämpfe,
- versammelten sich innerhalb der Gemeinde und nutzten "geheime Zeichen", z. B.
- PX – Christusmonogramm
- Alpha – Omega – Christus ist Anfang und Ende der Welt
- Fisch (griech. Ichthys – Iesous Christos uios theou soter – Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter).
- Es gab Gerüchte um Kinderopferungen.
- Sie erregten durch ihre Bekehrungsversuche oft Anstoß.
- Zudem verehrten sie nach Meinung der Römer einen "Verbrecher" als Gott.
In dieser Außenseiterfunktion waren sie für die römischen Besatzer "Sündenböcke" (vgl. Lev 16, 5-10) und somit auch "verantwortlich" für Naturkatastrophen.
Seit Nero (54 – 68) wurden die Christen – zunächst in Rom, dann im ganzen Reich – immer wieder in Abständen als Staatsfeinde verfolgt. Zentraler Anklagepunkt war ihre Weigerung, am Kaiserkult teilzunehmen, was nach ihrem Glauben einer Gotteslästerung gleichgekommen wäre.
Die großen Christenverfolgungen setzten infolge dessen im 3. Jahrhundert ein unter der Herrschaft der römischen Kaiser:
- Decius (249-251)
- Valerian (253-260)
- Diocletian (284-305)
Gründe für die nun systematisch in großem Umfang durchgeführten Verfolgungen waren:
- Der immer größer werdende Einfluss des Christentums, teilweise in Opposition gegen den Staat.
- Die sich ausbreitende Pest und der wirtschaftliche Niedergang im römischen Reich wurden als Strafe der Götter gedeutet.
- Die Germanen wurden immer mehr zur außenpolitischen Bedrohung.
- Innenpolitisch war der Kaiserkult als Basis des Zusammenlebens des römischen Reiches in Gefahr.
Als Strafmaßnahmen verurteilten die Römer die Christen zu Zwangsarbeit und Hinrichtungen. Trotz des harten Vorgehens der Römer gegen den immer mehr erstarkenden christlichen Glauben scheiterten die Christenverfolgungen.
Im Bündnis mit den sich zum Christentum bekennenden römischen Kaisern verdrängte es schließlich die östlichen Kulte (Ägypten, Syrien, Mithraskult, Erlösungs- und Mysterienreligionen). Überall im Römischen Reich hatten sich innerhalb kürzester Zeit christliche Gemeinden gebildet, die dank der römischen Toleranz fremden Religionen gegenüber ihrer Religion zumeist ungehindert ausüben konnten.
Die sogenannten Konstantinische Wende war der Meilenstein und Wendepunkt für die Entstehung der neuen späteren Weltreligion. Durch das Toleranzedikt von Mailand 313 schließlich wurde auch den Christen die völlige Religionsfreiheit garantiert:
Konstantin der Große förderte das Christentum, es musste aber den Interessen des Staates dienen.
Folgende Maßnahmen wurden von ihm und seinen Nachfolgern dazu getroffen:
- 320 wurde die Kreuzigungsstrafe abgeschafft.
- 321 wird der Sonntag gesetzlicher Feiertag.
- Kirchliches Eigentum wurde zurückgegeben.
- Kirchen als Versammlungsorte wurden gebaut.
- Bischöfe, Priester und Diakone genossen Privilegien.
- 325 wurde das 1. Konzil nach Nicäa einberufen.
- 346 wurden die heidnischen Tempel geschlossen.
- Kaiser Justinian legte fest, dass kirchliche Lehrsätze die gleiche Rechtskraft wie staatliche Gesetze haben.
Folgen waren jedoch,
- dass man aus Nützlichkeitserwägungen oder gesellschaftlichen Gründen Christ wurde,
- die Politik Einfluss auf die Kirche hatte.
Unter Theodosius dem Großen (379-395) wurde das Christentum dann 391 n. Chr. Staatsreligion.