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HanisauLand: Politik für Kinder

Fachartikel

HanisauLand.de ist das interaktive Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren. Die Seite erklärt komplexe Inhalte aus Politik und Gesellschaft kompetent, verständlich und anschaulich. Im Lehrkräftebereich finden sich digitale und analoge Unterrichtsmaterialien für Grundschule und Sekundarstufe I. Wie funktioniert eigentlich demokratisches Zusammenleben in unserer Gesellschaft? Was ist Inflation und wie geht demonstrieren? Auf HanisauLand.de wird es Kindern unterhaltsam und informativ vermittelt: In den Spezials werden Themen wie Wahlen, Kinderrechte, Ernährung, Wohnen, Sport oder Religion mit kindgerechten Beiträgen, Bildern und Geschichten aufbereitet. Ein umfangreiches Lexikon erklärt kindgerecht politische Begriffe. Bei "Deine Meinung" sind Kinder eingeladen, mitzudiskutieren: Wahlrecht für Jugendliche? Streiken statt Schule? Wahlrecht oder Wahlpflicht? Zum Lexikon und zu Film- und Buchtipps können Kinder Verständnisfragen stellen und ihre Sicht der Dinge schildern. Und woher kommt eigentlich der Name? In einem Comic stehen Ha sen, Ni lpferde und Wild Sauen vor der Herausforderung, eine Demokratie aufzubauen – das HaNiSau-Land. Ergänzend dazu gibt es einen Lehrkräftebereich mit vielen fächerübergreifende Inhalten direkt zum Einsatz in Ihrem Unterricht (Grundschule und Sekundarstufe I).

  • Computer, Internet & Co. / Ich und meine Welt

Bildungsgerechtigkeit in den Händen der Lehrkräfte?

Fachartikel
1,99 €

Dieser Fachartikel sensibilisiert für die Aufgabe von Lehrkräften, durch ihr pädagogisches Handeln zur Bildungsgerechtigkeit beizutragen. Chancengleichheit: Bildung für alle Die Herstellung von Bildungsgerechtigkeit sowie die Bearbeitung von Bildungsungleichheit zählen zu einer der drängendsten Aufgaben des Erziehungs- und Bildungssystems. "Gerechtigkeit und Gleichheit beziehungsweise Ungerechtigkeit und Ungleichheit hängen gerade dann, wenn es um die Verteilung wertvoller gesellschaftlicher Güter wie (Bildung) [...] geht, eng miteinander zusammen" (Sen 1979/2019: 47). In der Thematisierung von Bildungsgerechtigkeit ist die Frage nach sozialen Ungleichheiten und Bildungsdifferenzen zentral und es werden intensiv die unterschiedlichen Ausgangslagen von Schülerinnen und Schülern diskutiert und in den Zusammenhang mit einer gleichen Chancenverteilung für alle gestellt. Was bedeutet Bildungs(un)gleichheit? Bildungsgerechtigkeit bedeutet demnach – in verkürzter Weise – Chancengleichheit, Bildungsungerechtigkeit wiederum Chancenungleichheit. Sibylle Schneider führt für die Bildung aus: " Bildungsungleichheiten beziehen sich auf eine Reihe sozialstruktureller Merkmale, die zu einer ungleichen Verteilung von Bildung führen können. Dazu gehören Merkmale wie die soziale Herkunft, der soziale Hintergrund oder sozioökonomische Status, Gender oder das Geschlecht sowie die kulturelle Herkunft im Zusammenhang mit Migrationshintergrund und ethnischer Zugehörigkeit und Sprache " (2019: 9). Die hier aufgezählten Merkmale, und das ist wichtig zu betonen, sind nicht per se mit Benachteiligung oder Chancenungleichheit assoziiert, das heißt sie müssen nicht zwangsläufig zu Benachteiligung führen, sondern wurden in verschiedenen wissenschaftlichen, empirischen Untersuchungen als eine statistische Erklärungsgröße für Ungleichheit nachgewiesen. Ungleichheit entsteht also nicht aufgrund eines Merkmals, sondern wird erst durch strukturelle Bedingungen und soziale Handlungen (re)produziert. Und dieser Zusammenhang bildet sich dann wiederum in wissenschaftlichen Studien ab. Nach Schneider manifestieren sich "Differenzen in Bildungssystemen" unter anderem in Folge von sozial selektiven Beratungs- und Empfehlungsverhalten von Lehrpersonen oder aufgrund des von der sozialen Herkunft geprägten Entscheidungsverhaltens der Eltern und Jugendlichen bei Bildungsübergängen, zum Beispiel im Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schulform (ebd.:15/16). Diese Entscheidungen haben Folgen für die weitere Bildungsbiographie der Schülerinnen und Schüler.

  • Fächerübergreifend

Die Gleichnisse vom Reich Gottes

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit nimmt die "Gleichnisse vom Reich Gottes" in den Fokus, indem an beispielhaften Gleichnissen verschiedene Auslegungsmöglichkeiten und Methoden für den katholischen Religionsunterricht vorgestellt werden. Ein wesentliches Element der Verkündigung Jesu in den Evangelien sind die bildhaften Erzählungen, die man landläufig Gleichnisse nennt. Viele Gleichnisse sind literarisch eigenständige Perikopen, die in der mündlichen Tradition weitergetragen wurden, bis sie ein biblischer Schriftsteller in den Zusammenhang der Reich-Gottes-Botschaft gestellt hat. Neben der literarischen Schönheit müssen der theologische Gehalt und die Wirkung auf die gläubigen Hörer betrachtet werden. In den Gleichnissen Jesu offenbaren sich wesentliche Inhalte seiner Botschaft. Diese bildhaften Erzählungen haben den Sinn, das Unanschauliche den einfachen Zuhörern seiner Zeit begreiflich zu machen. Daher sind die Bilder der Gleichnisse aus dem Alltagsleben des Publikums gewählt, man sagt, sie haben da ihren "Sitz im Leben". Für das heutige Verständnis ist es wichtig, diesen Zusammenhang zu berücksichtigen, um die eigentliche Bedeutung der Gleichnisse richtig erschließen zu können. Davon ausgehend, können weitere gleichnishafte Texte in produktionsorientierter Weise für den Unterricht aufbereitet werden. Am Schluss sollen wesentliche Aussagen über das Reich Gottes aus mehreren Gleichnissen zusammengefasst werden. Ablauf der Unterrichtseinheit Grundidee dieser Einheit ist die Umsetzung von Gleichnissen in Präsentationen - dabei werden verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Die Schülerinnen und Schüler lernen Gleichnisse kennen. abstrahieren die eigentlichen Bedeutungen der Gleichnisse. lernen Digitalfotografie und Bildbearbeitung als Interpretationsverfahren kennen. führen Internetrecherchen durch (Bibeltexte, Bilder). lernen Möglichkeiten der Textgestaltung mit Präsentationssoftware kennen. Gleichnisse-Günter Neumann-PP-Präsentation Habe die Einheit ausprobiert - Klasse 10 - Hauptschule: Gute Motivation bei den SuS - empfehlenswert Georg Höing Münster, 29.10.2006 Am beliebtesten unter allen Parabeln der Evangelien war im 13. Jahrhundert die Geschichte von den klugen und törichten Jungfrauen. Wir sehen sie am Westportal der Kathedralen von Amiens, Bourges, Notre-Dame in Paris, Reims, Sens, Auxerre, Laon; die einen rechts, die anderen links vom göttlichen Richter. Sie wohnen dem Jüngsten Gericht bei, in dem sie eine Rolle zu spielen scheinen. Nach den Theologen sind sie wirklich die symbolische Verkörperung der Auserwählten und der Verdammten. Ihre geheimnisvolle und furchtbare Geschichte ist zugleich die Geschichte des letzten Weltabends. Geplanter Zeitbedarf: 1 Unterrichtsstunde Methodische Vorbemerkung Die Lehrkraft bringt zehn Friedhofslichter ("Öllampen") mit ins Klassenzimmer und fragt zunächst, was man mit diesen Lampen machen kann. Neben vielen unbrauchbaren Vermutungen könnte man mit der These weiterarbeiten, dass die Lichter auf jeden Fall der Ehre Gottes dienen sollen. Motivation durch die "Öllampen" Betrachtung von Abbildungen der klugen und der törichten Jungfrauen im Magdeburger Dom Bearbeitung des vorbereiteten Arbeitsblattes Lesen des Bibeltextes im Internet: Matthäus 25, 1-14 Nachstellen des Gleichnisses durch die Lernenden und Aufnahme digitaler Bilder Eventuell muss die Aufnahme von Szenenfotos in einer weiteren Stunde erfolgen. Da das Überspielen der Fotos von der Digitalkamera auf den Computer eine gewisse Zeit erfordern kann, bietet es sich an, mit der weiteren Bearbeitung der "Bildgeschichte" erst in der darauffolgenden Stunde zu beginnen. Im schülerzentrierten Unterricht lernen die Schülerinnen und Schüler, wie man ein Präsentationsprogramm bedient (Folien erstellen). Bilder und Texte einfügt (Bibeltext, digitale Fotos). Bilder und Texte für die eigenen Bedürfnisse bearbeitet (formatieren, kürzen oder beschneiden). einfache Animationen festlegt (keine Überladung mit grafischem Schnickschnack, sondern den Inhalt unterstreichende, zurückhaltende Animation). und einen computerunterstützten Kurzvortrag hält. Dieser Teil nimmt je nach Vorwissen und Übung zwei bis drei Unterrichtsstunden ein, in denen eine intensive Auseinandersetzung mit dem Inhalt des Gleichnisses gewährleistet ist. Zum Abschluss der Arbeit mit dem Präsentationsprogramm sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Produktion in der Klasse vorführen. Die gezeigten Werke können besprochen werden. Bewertungskriterien für den Vortrag könnten sein: freier, mündlicher Vortrag des Gleichnisses grafische Umsetzung (Zusammenhang Bild-Text, sinnvolle Animation) überzeugende Interpretation der Kernaussage Menschliche Vorstellungen von Gerechtigkeit und die Gerechtigkeit Gottes sind manchmal zweierlei. Das lehrt uns das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Dieser Text entlarvt die Unmenschlichkeit eines rein konsumorientierten und leistungsbezogenen Denkens, das dem Schwächeren keine Chancen lässt. Vor Gott jedoch sind alle Menschen gleich, auch der Schwache, Kranke, (reuige) Sündiger, auch der, der ohne eigenes Verschulden erst spät zu Gott findet. Der Lohn dafür ist immer der gleiche: das Reich Gottes, das unteilbar ist und immer nur ganz gewonnen oder aber ganz verloren werden kann. Zeitbedarf: 2 bis 3 Stunden, je nach Anzahl und Dauer der Präsentationsphase Hinführung Zunächst wird erklärt, wie man in der Antike den Tag in Stunden einteilte (Abbildung des folgenden Downloads als Tafelbild oder OHP-Folie). Kreation und Präsentation Dann wird die Aufgabe gestellt, in Kleingruppen den Text des Gleichnisses mit passenden Bildern zu illustrieren, um seine Aussage dem heutigen Publikum anschaulich vor Augen zu führen. Für diese Erarbeitungsphase sind eine bis zwei Unterrichtsstunden anzusetzen. Anschließend erhalten alle Schülerinnen und Schüler Gelegenheit, ihre Präsentation der Klasse vorzuführen. Umsetzung des Gleichnisses als Präsentation Rufe den Text des Gleichnisses auf: Mt 20,1-16 . Suche passende Bilder dazu und gestalte damit eine Präsentation des Gleichnisses! Das Gleichnis vom verlorenen Sohn veranschaulicht in unübertroffener Weise die Liebe Gottes zu jedem reuigen Menschen. Es zeigt nicht nur, wohin die Selbstherrlichkeit, das Selbst-Herr-sein-wollen des Menschen führt, sondern auch, dass Gott alle seine Geschöpfe liebt und keinen verstößt, der voller Reue umkehrt, Buße tut und wieder an seine Tür klopft. Deshalb spendet dieses Gleichnis dem Verzweifelten Trost und dem Sünder Hoffnung. Es zeigt aber auch, dass Gottes Geduld und Freude um jeden, der zu ihm zurückfindet, nicht immer von den Menschen verstanden werden. Zeitbedarf: 2 Stunden (Einführung und Bilderrätsel, Herstellung der Präsentation) Methodische Vorbemerkung Das Gleichnis wird im Original gelesen. bibel-online.net: Lukas - Kapitel 15 Vom verlorenen Sohn Internetbasierte Bildersuche Da dieses Gleichnis immer wieder Künstler zu Darstellungen angeregt hat, sollen solche Bilder im Internet ausfindig gemacht werden. Dies geschieht durch eine Bildersuche: Auf dem Arbeitsblatt 3 sind die Namen von berühmten Malern enthalten. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Originalbilder finden, indem sie mithilfe von Suchmaschinen nach Abbildungen zum Gleichnis suchen. Als Suchbegriffe müssen auch die englischen Wörter "lost son" verwendet werden. Auf den gefundenen Webseiten ist jeweils der Name des Künstlers vermerkt, der auf dem Arbeitsblatt eingetragen wird. Präsentation erstellen Nach dieser Suche soll mithilfe eines Präsentationsprogramms eine bebilderte Darstellung des Gleichnistextes hergestellt werden. Auf den einzelnen Folien einer Präsentation soll der Text des Gleichnisses in Abschnitten mit den dazu passenden Gemälden unterlegt werden. Dazu werden die Bilder der Bildersuche verwendet. Bei der Verwendung der Bilder ist sowohl auf den Künstler als auch auf den Inhaber an den Bildrechten, meist ein Museum, hinzuweisen. Ohne schriftliches Einverständnis der jeweiligen Rechteinhaber ist von einer Veröffentlichung der Präsentation außerhalb des Klassenraums abzusehen. Aussagen über das Reich Gottes verstehen "Meine Königsherrschaft ist nicht von dieser Welt", sagt Jesus im Verhör vor Pilatus. Eigenartigerweise beschreibt Jesus sein Reich nie direkt, sondern immer nur in Bildern. So sind viele wichtige Aussagen über das Reich Gottes über mehrere Gleichnisse verstreut. Arbeit in Gruppen Zum Abschluss der Unterrichtsreihe über die Gleichnisse Jesu sollen wesentliche Aussagen aus diesen Texten zusammengestellt werden. Dabei hilft das Arbeitsblatt 4, auf dem Bildhälfte und Sachhälfte des Gleichnisses von den klugen und den törichten Jungfrauen gegenüber gestellt werden. Zeitbedarf: Ca. 1 Stunde

  • Religion / Ethik
  • Sekundarstufe I

L'Étranger: Fragen an den Text

Unterrichtseinheit

Der weltberühmte Roman "L'Étranger" von Albert Camus wird bundesweit in vielen Französisch-Leistungskursen behandelt. Bisher wird die unterrichtliche Auseinandersetzung mit dem Text jedoch häufig darauf reduziert, eine Konkretisierung von Camus laienphilosophischer These über die Absurdität des Lebens zu sein. Dabei wirft der Roman noch eine Vielzahl anderer Fragen auf.In dieser Unterrichtseinheit erhalten die Lernenden die Gelegenheit, eigene Fragen an den Text zu stellen. Sie lernen Camus nicht nur als Philosophen, sondern als enttäuschten, linken Intellektuellen und modernen Schriftsteller kennen. Die Unterrichtseinheit versucht, einige Perspektiven aufzuzeigen, die dazu beitragen können, den Unterricht zu Camus' Roman stärker als bisher auf die Füße einer sorgfältigen fachwissenschaftlichen Fundierung zu stellen. Fachdidaktische Auseinandersetzung mit dem Roman Mit dem Aufsatz von Lieselotte Steinbrügge (Steinbrügge 2008) liegt eine hervorragende fachwissenschaftliche und fachdidaktische Auseinandersetzung mit dem Roman vor. Steinbrügge hat in ihrer Studie fast alle bis 2008 in Deutschland erschienenen fachdidaktischen Unterrichtsvorschläge zum Roman analysiert. Ihre Analyse ist bis heute noch nicht hinreichend auf ihre Konsequenzen für eine fachlich fundierte Unterrichtsgestaltung ausgewertet worden. Fachdidaktische Kritik von Steinbrügge Die drei grundlegenden Kritikpunkte von Lieselotte Steinbrügge an den bisher erschienenen Unterrichtsvorschlägen werden hier ausführlicher beschrieben. Ablauf der Unterrichtseinheit Ablauf der Unterrichtseinheit "L'Étranger" Die verschiedenen Phasen aus dem tabellarischen Ablaufplan werden auf dieser Seite noch einmal detaillierter beschrieben. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler können erklären, wieso der Roman heute von vielen algerischen und arabischen Leserinnen und Lesern abgelehnt wird. gegen welche Weltbilder und Wertvorstellungen der Roman sich richtet und welche Desillusionierungsprozesse erklären können, dass der Romanheld allen Werten gegenüber indifferent geworden ist. dass der Roman keine Schöpfung eines vereinzelten genialen Schriftstellers ist, sondern als Element der literarischen Moderne gelesen werden kann. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler nehmen unterschiedliche Bedürfnisse von Leserinnen und Lesern wahr. sind aufmerksam gegenüber möglichen Interaktionspartnern aus arabischen frankophonen Ländern und nehmen Anteil an ihrem Wohlergehen, indem sie die Bedeutung ernst nehmen, die die Geschichte kolonialer Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt noch heute in diesen Ländern hat. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen Online-Videoarchive wie zum Beispiel Youtube oder Dailymotion als Ort kennen, an denen historische Bild- , Film- und Textquellen recherchiert werden können. Fehlende koloniale Logik Die Fachdidaktik habe nicht zur Kenntnis genommen, dass sich hinter dem Mord am Strand eine koloniale Logik verbirgt: "Dass (...) 'keine logische Beziehung zwischen Fiktion und Kolonialgeschichte' existiert, wie ... behauptet, ist allerdings nicht richtig. (...) Dass die Wahl des Autors ... auf l'arabe fiel, dürfte sehr wohl etwas mit dem Unterbewusstsein des Kolonisten zu tun haben" (81). Konzentration auf Sinngebung Der Roman sei bislang mit Schülerinnen und Schülern nicht als Abkehr vom realistischen Erzählen gelesen worden, in dessen Zentrum ein Anti-Held steht, der Sinngebung radikal verweigert. Stattdessen würde im Französisch-Unterricht stets das Handeln des Protagonisten auf dessen Sinn befragt, was der eigentlichen Bedeutung des Romans entgegenlaufe: "L'Etranger ist kein realistischer Roman. Eine Schülerin hat dies im Chat auf einer Internetseite richtig erkannt: 'Meursault - un être qui manque de vraisemblance, même pour un personnage fictif'. Eine Lektürehaltung, die sich dieser Erkenntnis verschließt, muss am Text scheitern"(82). "An keiner Stelle wird den Schüler/innen das Wissen vermittelt, gegen welche Weltbilder sich der Roman richtet. Dabei wäre gerade dies wichtig für das Verständnis und die Voraussetzung, um einen kritischen Zugang zu L'Etranger zu finden"(83). Inkarnation des absurden Helden Sie kritisiert drittens, dass die Versuche, Meursault mithilfe von kurzen Auszügen aus Le Mythe de Sisyphe als Inkarnation des absurden Helden zu lesen, nicht dazu angetan seien, "die Philosophie des Absurden zu erläutern und die - seltsam einsilbigen - Ausführungen zu diesem Thema in den Unterrichtsmaterialien sprechen eine verwirrende Sprache", sodass die Schülerinnen und Schüler diese Aufgabe nur unter Rückgriff auf für sie leer bleibende Worthülsen, die noch dazu häufig am Text nicht zu belegen sind, bewältigen dürften. Die Tatsache, dass "in aktuellen ethischen Diskussionen Le Mythe de Sisyphe, der Essay, in dem die philosophischen Grundgedanken von L'Etranger explizit ausformuliert sind, keine Rolle mehr [spiele] und kein Klassiker [sei], der zum Lektürekanon des Ethik- oder Philosophieunterrichts gehören würde" (85) lege zudem nahe, auf eine Parallellektüre der beiden Texte konsequent zu verzichten. Die folgenden von Steinbrügge ausgewählten fragwürdigen Zitate aus Unterrichtshandreichungen führen in diesem Sinne einen recht überzeugenden Beweis: "La conscience qu'il a acquise de lui-même lui permet à la veille de sa mort de quitter son attitude passive pour transformer l'absurdité subie en revendication qui donne sens à sa vie" oder "Il a une conception fataliste du monde, mais est à la hauteur de sa souffrance et maîtrise la mort". Steinbrügge, Liselotte (2008): L'Etranger von Albert Camus. Über die Haltbarkeit eines Schulklassikers, in: Lendemains, Bd. 33 (Nr.130-131); 77-93. Anregungen für die Einstiegsdiskussion Die Lernenden sammeln und diskutieren ihre spontanen Fragen und erarbeiten erste mögliche Antworten. Hierfür bekommen sie zusätzlich Fragen zur Hand, die zu einer ersten Einstiegsdiskussion Anregungen geben können (Arbeitsblatt M1). Dieser Einstieg ist auch deshalb wichtig, um einen offenen Blick für die Lektürehaltung der Lernenden zu bewahren und um sie als Subjekte eines Lernprozesses und nicht als Objekte einer Belehrung zu behandeln. Bezug zu Heinrich Böll Letztlich folgt dieser Einstieg einer Idee von Heinrich Böll: "Die Zurückversetzung in die Zeit der Entstehung, in die politische, gesellschaftliche, weltpolitische und innenpolitische Situation geschieht sehr selten. Die Zeitlichkeit eines Autors, auch wenn er Goethe oder Hölderlin heißt, müsste aber das erste sein, das man zu vermitteln versucht, bevor man anfängt, ihn auszulegen, zu interpretieren ... Aber die erste Reaktion jedes lesenden Schülers und Studenten müsste spontan sein."(Heinrich Böll, In Leserbriefen wird sensibler reagiert, in: Hoven, Herbert (Hg.) (1985): Literatur und Lernen, Darmstadt, 160). Algerische Rezeption als Einstieg Als Einstieg in die gelenkte Analyse lesen die Lernenden einen kurzen Auszug aus einer kritischen algerischen Rezeption des Romans und erarbeiten Antworten auf die folgenden Fragen: Welche Argumente werden in kritischen Rezeptionen vorgebracht, um die These zu stützen, dass es sich bei Camus' "L'Etranger" möglicherweise um einen rassistischen Roman handelt? Welche Elemente des Romans erweisen sich bei einer kritischen Lektüre möglicherweise als Widerspiegelungen der kolonialen Gewalt? Hierzu sehen die Lernenden zunächst Auszüge aus der Reportage "L'ennemi intime" sowie aus dem Spielfilm "La bataille d'Alger" und lesen eine Reihe von Sachtexten. Im Anschluss erstellen Sie eine Tabelle, in deren linker Spalte Elemente der kolonialen Gewalt notiert werden. In einem nächsten Schritt notieren sie in der rechten Spalte mögliche Widerspiegelungen des Gewaltverhältnisses im Roman. Wie kann erklärt werden, dass ein Intellektueller wie Camus, der die Armut der algerischen Bevölkerung in sozialkritischen Reportagen kritisiert, im Roman den Arabern nur die Rolle von namenlosen Opfern gibt? Einsatz unterschiedlicher Medien Wichtig ist in dieser Phase des Unterrichts, möglichst viele unterschiedliche Medien einzusetzen, um den Lernenden den Gegenstand der Kritik, das französische Kolonialsystem, anschaulich zu machen. Hier kann eine medienpädagogisch fundierte Herangehensweise den Schülerinnen und Schülern vermitteln, dass Online-Videoarchive eine Quelle historischer Dokumente von unschätzbarem Wert darstellen. Auf Videoplattformen wie www.youtube.com oder www.dailymotion.com finden sich eine Vielzahl von Videodokumenten, zum Beispiel die Spielfilme La Bataille d'Alger (von Gillo Pontecorvo, sorti en 1966) oder L'ennemi intime (von Florent Emilio Siri, France Maroc 2007, 102 Minutes) oder Dokumentarfilme wie L'ennemi intime von Patrick Rotmann (aus dem Jahr 2002, produziert für France 3). Teilweise sind die Videos französisch untertitelt. Gerade die ersten Minuten des Dokumentarfilms von Rotmann sind hoch interessant. Dort findet sich die Aussage eines ehemaligen Soldaten, der seit seinem Einsatz in Algerien noch immer ein so großes Bedrohungsgefühl hat, dass er nicht ohne Pistole schlafen kann. Parallelen zu Meursault sind hier unübersehbar, stellt sich doch die Frage, wieso er eine Pistole an den Strand mitnimmt, an dem er den mit einem Messer spielenden aber letztlich wehrlosen Araber tötet. Die Antwort von Schülerinnen und Schülern, die den Beginn des Dokumentarfilms gesehen haben, könnte lauten: "Weil sich Meursault von den Algeriern bereits Ende der 30er Jahre so bedroht fühlt, wie französische Soldaten in der Hochzeit des Algerienkrieges und Jahre danach". Es gilt, mit den Schülerinnen und Schülern einen Weg zu finden, die online zugänglichen Bild- , Film- und Textquellen zu sichten und zu präsentieren. Hierfür ist sicher mindestens eine Doppelstunde vorzusehen. Schwerpunkt auf Rezeption des Romans Die Idee, im Unterricht von der Rezeption des Romans auszugehen, folgt einer kritischen Anmerkung von Günter Grass zum Literaturunterricht: "Literatur in deutschen Schulen ist ... eigentlich immer ein Alptraum gewesen ... es herrscht die Interpretationssucht ... es ist im Grunde eine Aufforderung zum Opportunismus, weil die Schüler unter Leistungsdruck versuchen herauszuhören, welche Interpretation ist denn die des Lehrers. Es gibt keine hundertprozentigen Lösungen ... wenn man anfängt, bestimmte Vorgänge, Entwicklungen ... deutlich zu machen ... auch nach Hintergründen fragt: Wie ist eigentlich ein Roman wie 'Der Stechlin' ... entstanden? ... Das wäre doch interessant, setzt ein bisschen Arbeit voraus, ein paar Rezensionen ausgraben ist nicht so schwierig. Wie ist dieser Roman aufgenommen worden?" (Günter Grass, Von morgens bis abends mit dem deutschen pädagogischen Wahn konfrontiert, in: Hoven, Herbert (Hg.) (1985): Literatur und Lernen, Darmstadt, 150f.). Anwendung Im Sinne einer als Anwendung von Wissen verstandenen Kompetenzorientierung kann das Gerichtsverfahren simuliert werden, bevor der zweite Teil gelesen wird. Hier bietet sich an, die Anklage eines rassistisch motivierten Mordes zum Ausgangspunkt zu nehmen, da das Vorwissen aus den Unterrichtsstunden hier verwendet werden kann. Im Vergleich mit diesem sozialkritisch gewendeten Gerichtsverfahren wird den Lernenden beim Lesen des zweiten Teils des Romans umso deutlicher werden, dass das Opfer im Gerichtsprozess keine Rolle mehr spielt. Anregungen für diese Phase finden sich in der Unterrichtseinheit L'Etranger: Est-ce que Meursault aurait pu se sauver? Gelenkte Lektüre Die Schülerinnen und Schüler lesen den zweiten Teil des Romans und arbeiten die Anklagepunkte heraus, die dort erhoben werden. Hier wäre wichtig, darauf hinzuweisen, die Reaktion von Meursault auf die gegen ihn erhobenen Anklagepunkte stichpunktartig zu notieren. Deutlich wird im zweiten Teil nämlich zweierlei: Dass die im ersten Teil verschwundenen Werte (Meursault beurteilt sein Handeln nicht nach Wertmaßstäben, er lebt in den Tag hinein und macht die Erfahrung, dass man auch ohne Wertmaßstäbe ein gutes Leben führen kann) plötzlich mit großer Macht auftauchen und sich gegen den Protagonisten wenden. Dass der Protagonist, obwohl er in Lebensgefahr schwebt, dennoch jede Auseinandersetzung mit den Wertvorstellungen der anderen verweigert. In diesem Sinn verweigert er konsequent und radikal jede Wertsetzung und beharrt auf seiner Freiheit als Individuum. Reaktion von Meursault auf Wertsetzungen Anhand von zentralen Textpassagen wird die Reaktion von Meursault auf Wertsetzungen noch einmal systematisch betrachtet: sa réaction face à la mort de sa mère sa réaction face à la demande en mariage de Marie sa réaction face à la violence de Sintès a réaction face à l'accusation sa réaction face à la tentative de l'aumônier de lui parler de Dieu sa réaction face à la vie de l'arabe sa réaction face à sa propre mort sa réaction face à la chaleur et au soleil Spiegelstruktur des Romans Deutlich wird hier die absolute Indifferenz von Meursault gegenüber allen traditionellen Werten der bürgerlichen Gesellschaft: 1. Familie, 2. Liebe, 3. Gewaltverbot, 4. Rechtssystem, 5. Religion, 6. Leben und 7. Tod. Nur die Naturgewalt Sonne hat noch einen Einfluss auf sein Handeln beziehungsweise der Zufall, dass es an diesem Tag gerade so unerträglich heiß war. Zudem wird die "Spiegelstruktur des Romans", die Polarisierung in einen wertfreien ersten Teil und einen traditionell wertenden zweiten Teil, verdeutlicht. Erarbeiten von Erklärungen In den folgenden Stunden erarbeiten die Lernenden Erklärungen dafür, warum Camus Meursault als eine allen etablierten Wertvorstellungen gegenüber indifferente Figur gestaltet hat. Zunächst führt dies zu einer ideengeschichtlichen, ideologiekritischen Erklärung, indem die Lernenden den Desillusionierungsprozess der europäischen Linken in den 30er Jahren erarbeiten (M4). Hier wird deutlich, dass positive Wertsetzungen und politische Hoffnungen in die sozialistische Arbeiterbewegung, die UDSSR oder die französische Republik durch eine Reihe von Ereignissen so geschwächt worden sind, dass sicher geglaubte Werte sich plötzlich in ihr Gegenteil verkehrten. Aus der UDSSR, die zuvor die Werte "espérance" und "progrès" verkörperte, wurde in der öffentlichen Wahrnehmung eine "dictature", ein "pays courbé et terrorisé" und so weiter. Bezug zu Ideen von Peter V. Zima Dieser Ansatz folgt einigen Ideen von Peter V. Zima (Roman und Ideologie. Zur Sozialgeschichte des modernen Romans, München 1986), der den "Etranger" im Kontext anderer moderner Romane deutet: Wie Sartres "La nausée" (Paris 1938) verarbeite auch Albert Camus' "L'Étranger" (1939-40) die von den europäischen Intellektuellen der 20er und 30er als bedeutsam wahrgenommenen ideologischen Konflikte und die Krise der Sprache (Zima 1999, 156). Sie reagierten damit auf einen nachhaltigen kulturellen Wandel in Europa, der zunehmend als krisenhaft empfunden wird: Während im 19. Jahrhundert ein traditionelles Wertesystem zur Verfügung stand, an dem sich die Menschen orientierten, sei es durch die Propaganda- und Kriegsschlachten vor und nach dem 1. Weltkrieg zu einer Entwertung der Worte und Werte gekommen, die durch die immer deutlicher sichtbar werdende Sprache der Werbung und der Technisierung der Sprache und der Gesellschaft weiter beschleunigt worden sei. Begründung für die von Camus verwendete Sprache Schriftsteller und andere Intellektuelle beklagten die Ideologisierung des humanistischen Erbes, eine unglaubwürdig gewordene Kultur, die humanistische Rhetorik der Sozialdemokratie, die Zerstörung qualitativer (ästhetischer, ethischer und kognitiver) Werte durch den Tauschwert (vgl. Zima 1999, 145, 161). In der sprachlichen Situation, mit der es Camus und andere Schriftsteller und Intellektuelle Ende der 20er und 30er Jahre zu tun hatten, nach dem Ende des 1. Weltkrieges und kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges, hätten die Weltanschauungen und "kollektiven Sprachen" (Zima 1999, 207) ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt. In einer solchen Situation habe der Romancier auf die Übernahme einer "kranken Sprache" (Sartre ) verzichten wollen, die erkrankt sei, "weil ihre Wörter und die durch sie ausgedrückten Werte durch kommerziellen und ideologischen Mißbrauch "ausgehöhlt wurden"(Zima 1999, 207). Camus wolle die Menschen von der ideologischen (hegelianischen) Teleologie des "récits écrit à l'avance", ähnlich wie Nietzsche und später Bloch (siehe Ernst Bloch, Hegel und die Anamnesis, in: ders. Auswahl, Frankfurt 1967), Adorno und Althusser befreien. Erläuterung der Arbeitsmaterialien In den vorliegenden Materialien wird die Wertkrise hier, anders als Zima dies vorschlägt, auf politische Vorgänge bezogen. Denkbar wäre auch ein Einbezug von kultur- und sprachkritischen Texten, beispielsweise von Karl Kraus. Dann folgt eine biografische Erklärung, in der deutlich wird, dass Camus einen typischen Desillusionierungsprozess durchlaufen hat, den mit ihm viele andere Linksintellektuelle erleiden mussten, für die alle Werte, an die sie zuvor geglaubt hatten, plötzlich unglaubwürdig wurden. Anhand wichtiger Zitate aus Camus' Tagebüchern wird der Desillusionierungsprozess spürbar und erklärbar. Danach folgt eine literaturgeschichtliche Erklärung, indem Ähnlichkeiten zu anderen Texten der literarischen Moderne gesucht und beschrieben werden. Literatursoziologische Erklärung als Abschluss Abschließend erfolgt eine literatursoziologische Erklärung auf der Basis einiger Thesen von Lucien Goldmann, der Meursault mit Helden aus Romanen des 19. Jahrhunderts vergleicht und feststellt, dass Romane wie "L'Etranger" in realistischer Weise darstellen, dass die Menschen in der entwickelten, modernen, spätkapitalistischen Gesellschaft mehr und mehr ihre Handlungsfreiheit verlieren und den Dingen ähneln, die sie produzieren und die am Ende mächtiger werden, als die Menschen selbst. Abschluss In der letzten Phase blicken die Lernenden zurück auf die in der Einstiegsstunde gesammelten spontanen Fragen und prüfen kritisch, ob sie auf ihre Fragen differenziertere, fundiertere und befriedigendere Antworten formulieren können als zu Beginn des Unterrichts.

  • Französisch
  • Sekundarstufe II, Sekundarstufe I
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