• Schulstufe
  • Klassenstufe
  • Schulform
  • Fach
  • Materialtyp
  • Quelle 2
Sortierung nach Datum / Relevanz
Kacheln     Liste

Kinderarbeit im 19. Jahrhundert

Unterrichtseinheit

Dieser Unterrichtsentwurf gibt Impulse, wie Lehrkräfte das Thema "Kinderarbeit im 19. Jahrhundert" im Geschichtsunterricht behandeln können.Diese Unterrichtsanregung verfolgt das Ziel, Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I für den nicht einfachen Sachverhalt der Kinderarbeit historisch zu sensibilisieren. Die deutsche Sozialstaatlichkeit Am Thema der Kinderarbeit lassen sich die positiven Errungenschaften deutscher Sozialstaatlichkeit gut demonstrieren: Durch eine Reihe von Gesetzen und Verboten trug der Sozialstaat im Verlauf des 20. Jahrhunderts dafür Sorge, Kinder und Jugendliche vor Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen zu schützen. Davon konnte im Zentraleuropa des 18. und 19. Jahrhunderts - und kann in zahlreichen Ländern der Dritten Welt bis zum heutigen Tag - nicht die Rede sein. Die Ausbeutung von Minderjährigen als Arbeitskräfte hat an ihrer tagespolitischen Aktualität nichts verloren. "Doppelcharakter" der Kinderarbeit Aus historischer Perspektive gilt es, Schülerinnen und Schülern jedoch auch zu vermitteln, Kinderarbeit - speziell vor der einsetzenden Industrialisierung - nicht per se als etwas Schlechtes zu betrachten. Dass Kinder in die Lebens- und Arbeitswelt der Erwachsenen fest eingebunden waren, galt vor allem in agrarisch geprägten Gesellschaften bis weit in das 20. Jahrhundert als gelebte Normalität. Dieser "Doppelcharakter", dem auch das Thema der Kinderarbeit innewohnt, sollte im problemorientierten Geschichtsunterricht dem Klassenverband - schon in der Sekundarstufe I - aufgezeigt werden.Die Schülerinnen und Schüler sollen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen dem Kindheitsalltag im 19. Jahrhundert und ihrem eigenen erkennen und reflektieren. Hierzu kann der folgende detaillierte - und didaktisch-methodisch kommentierte - Unterrichtsverlauf dienen. Einstieg Die Hinführung zum Unterrichtsthema "Kinderarbeit im 19. Jahrhundert" kann durch einen "stummen Impuls" erfolgen. Mithilfe eines Computers und eines Beamers werden vier, maximal fünf Bilddokumente, die allesamt unterschiedliche Formen und Wahrnehmungen von Kinderarbeit aus dem 19. Jahrhundert abbilden, an die Wand projiziert. Die oftmals dominante Präsenz der Lehrkraft soll durch diesen Unterrichtseinstieg in den Hintergrund treten. Durch die Beschreibungen der bildlichen Darstellungen rücken die Schülerinnen und Schüler stärker in den Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens. Die Lehrkraft nimmt dabei eher die Rolle eines Moderators beziehungsweise einer Moderatorin ein, der / die durch wenige, doch gezielte Fragestellungen die Beschreibungs- und Analysefähigkeiten des Klassenverbandes schulen soll. Historisches Bewusstsein für die Thematik der Kinderarbeit soll bei den Schülerinnen und Schülern gefördert werden, indem die Lehrkraft nach der Beschreibung der Bilder auf die gegenwärtige Situation einiger Kinder in der Klasse eingeht. Erarbeitung Schon im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe I sollte die Arbeit mit methodisch aufbereitetem und möglichst authentischem Quellenmaterial einen zentralen Platz in der Schulstunde einnehmen. Bei der Auswahl der Quellentexte, die sich um den Gegenstand der Kinderarbeit im 19. Jahrhundert drehen, sollte ein Aspekt unbedingt beachtet werden: Die Texte sollten von der Lehrkraft kontrastiv ausgewählt werden. Als mögliche Inhalte bieten sich Kindheitserinnerungen sowie Darstellungen über das Leben und Arbeiten von Kindern auf dem Land, in Manufakturen oder in Fabriken an. Dadurch wird der Lerngruppe schon in den ersten Jahren des Geschichtsunterrichts multiperspektivisches Denken angeeignet. Somit werden den Schülerinnen und Schülern historische Sachverhalte der Kinderarbeit aus unterschiedlichen Perspektiven und Positionen vor Augen geführt. In den Klassen 7 und 8 empfiehlt es sich, die Arbeitsaufträge bei der Quellenauswertung recht kurz und präzise zu gestalten. Eine Möglichkeit wäre - wie im tabellarischen Verlaufsplan angegeben - die Schülerinnen und Schüler Steckbriefe erstellen zu lassen, um die wesentlichen Informationen über die in den Schriftquellen dargestellte Arbeit von Kindern gebündelt zu erhalten. Den Steckbrief könnte man nach folgenden Stichpunkten gliedern: Alter - Geschlecht - Beziehung zur Familie/Familienmitgliedern - Arbeitstätigkeiten. Auswertung und Diskussion In der Auswertungs- und Diskussionsphase, in der die Schülerinnen und Schüler den Inhalt der einzelnen Quellen mündlich wiedergeben, sollte der Fokus verstärkt auf die Gegenwart und das Alltagsleben der Schulkinder gerichtet werden. Wenn es dem Klassenverband gelingt, Unterschiede (oder gar Gemeinsamkeiten) zwischen dem Kindheitsalltag im 19. Jahrhundert und dem eigenen zu erkennen und zu reflektieren, wird historisches Denken angeeignet und historisches Bewusstsein konstruiert. Ergebnissicherung Durch einen Tafelanschrieb über die verschiedenen Arbeitsbedingungen von Kindern im 19. Jahrhundert (in tabellarischer Form oder in Stichpunkten) werden die Arbeitsergebnisse der Quellenarbeit abgesichert. Hausaufgabe Nachdem die Schülerinnen und Schüler erkannt haben, dass es im langen 19. Jahrhundert unterschiedliche Formen der Kinderarbeit gab - und diese in der Gegenwart in vielen Teilen der Welt in den unterschiedlichsten Formen noch immer präsent sind, empfiehlt es sich, für das Thema "Kinderarbeit" das gleichnamige Kapitel XIII. aus dem Schülerheft "Sozialgeschichte Band I" (Seiten 34 bis 37) durchzuarbeiten. Auf den letzten Seiten des Heftes sind separate Arbeitsblätter zu den einzelnen Kapiteln entworfen worden. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass es unterschiedliche Formen der Kinderarbeit gab - und noch immer gibt. erfahren, dass Kinder im 19. Jahrhundert durch die Industrialisierung als Arbeitskräfte in Fabriken ausgebeutet wurden und schutzbedürftig waren. wissen, dass Kinder in die Lebens- und Arbeitswelt der Erwachsenen fest eingebunden waren: Sie hatten im Haushalt oder beim Kochen zu helfen, mussten Tiere hüten und sie hatten Garten- und Feldarbeiten zu erledigen. wissen, dass Arbeit und Fleiß als wichtige Tugenden, Faulheit und Untätigkeit hingegen als "Schande" betrachtet wurden. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler beschreiben und bewerten eigenständig Bilddokumente aus dem Internet. bearbeiten in der Gruppe Texte und schulen dadurch ihre Auffassungsgabe und ihr Textverständnis. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler beantworten in Gruppenarbeit Fragen zu einer Geschichtsquelle. sprechen frei vor der Klasse.

  • Geschichte / Früher & Heute / Religion / Ethik / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I

Deutsche Türken – Türkische Deutsche?

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit befasst sich mit den in Deutschland lebenden Türken. Der überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Zuwanderer kommt aus der Türkei. Mit 2,4 Millionen Menschen stellen sie Deutschlands größte Zuwanderergruppe dar. Ein großer Teil von ihnen ist in Deutschland geboren und kennt die Türkei nur aus Erzählungen und Reisen.Obwohl die meisten der in Deutschland lebenden Türken mit ihrer Lebenssituation zufrieden sind und sich ein Leben mit ihren Familien in Deutschland aufgebaut haben, existieren immer noch Fremdheitsgefühle auf beiden Seiten. Bei einigen Deutschen bewirken sie Ablehnung, und auf türkischer Seite einen Rückzug auf sich selbst. In den Medien finden diese Rückzugstendenzen ihren Ausdruck in dem Begriff der "Parallelgesellschaft", das heißt: Türken schaffen parallel zur deutschen Gesellschaft ihre eigene Lebenswelt. Flexibler Einsatz der Materialien Die didaktischen Kommentare bieten Ihnen Hinweise und Materialien in Analogie zu den einzelnen Themenstationen. Sie sind so konzipiert, dass sie auch miteinander kombiniert werden können und sich so neue Themenfelder ergeben. Ebenso ist es möglich, Teile der Themenstation in andere Unterrichtseinheiten zu integrieren. Beispielweise können Texte türkischstämmiger Schriftsteller auch im Deutschunterricht behandelt werden, oder die Bevölkerungsentwicklung und Migration in Deutschland kann am Beispiel der Türken im Politik- oder Wirtschaftsunterricht näher unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus bietet es sich natürlich an, die Themenstationen im Fach Geschichte eingehend zu thematisieren. Alle Materialien verfolgen das Ziel, die in Deutschland lebende Zuwanderergruppe der Türken als wichtigen Teil der deutschen Gesellschaft zu begreifen, ohne die das Wirtschaftswunder BRD nicht möglich gewesen wäre. In diesem Zusammenhang soll ein Blick in die Historie und die zur Verfügung gestellten Links und Materialien mehr Sensibilität im Umgang mit dem Thema fördern. Lektion 1: Historie - Die erste Generation 40 Jahre Türken in Deutschland: Gastarbeiter, Ausländer, Fremde. Wer an Deutschlands Zuwanderer denkt, dessen Gedanken ziehen unweigerlich Kreise um die 2,4 Millionen türkischen Mitbürger. Seit über vierzig Jahren leben und arbeiten sie hier. Warum die ersten Türken ausgerechnet nach Deutschland kamen und unter welchen Bedingungen sie hier arbeiteten, wissen aber nur wenige. Kommentar zur Unterrichtseinheit "Deutsche Türken – Türkische Deutsche?": Lektion 1 Lektion 2: Die zweite und dritte Generation Identitätssuche und Selbstfindung - die jungen Türken der zweiten und dritten Generation stellen 60 Prozent der türkischen Gesellschaft in Deutschland dar. Die Hälfte von ihnen ist in Deutschland geboren oder hier aufgewachsen. Kommentar zur Unterrichtseinheit "Deutsche Türken – Türkische Deutsche?": Lektion 2 Lektion 3: Rückzug, Integration oder Ankunft im deutschen Alltag? Die Geschichte der ersten türkischen Einwanderer in die Bundesrepublik Deutschland war von dem Gedanken geprägt, eines Tages in die Heimat zurückzukehren. Doch es kam ganz anders: Man hatte in Deutschland Wurzeln geschlagen, die Kinder besuchten deutsche Schulen, sie heirateten in Deutschland, erwarben Wohneigentum und zahlten ihre Steuern. Kommentar zur Unterrichtseinheit "Deutsche Türken – Türkische Deutsche?": Lektion 3 Lektion 4: Vorurteile Was fällt einem Deutschen ein, wenn er an Türken denkt? - Kopftücher, Döner, Machos, Hup-Konzerte, Schläger, Aldi, aufgedonnerte Mädchen, Knoblauch? Vorurteile und Klischees gegenüber Türken prägen den Alltag in Deutschland. Was viele nicht wissen: Viele Vorurteile sind Jahrhunderte alt, nur haben sie heute ein anderes Gesicht. Kommentar zur Unterrichtseinheit "Deutsche Türken – Türkische Deutsche?": Lektion 4 Lektion 5: Mach mit! Hier finden Schülerinnen und Schüler Anregungen für eigene Rechercheprojekte. Sie können beispielsweise ein Starporträt gestalten oder auf regionale Spurensuche gehen und türkische Mitbürgerinnen und Mitbürger interviewen. Anmerkung Bei den verschiedenen Lernstationen und den dazugehörigen Kommentaren ist immer die Rede von türkischen Zuwanderern, Migranten oder Einwanderern. Auf den Begriff des Türken als Ausländer wird gänzlich verzichtet. Dies sollte auch im Schulunterricht berücksichtigt werden, da die Schüler lernen sollen, diese in Deutschland lebende Bevölkerungsgruppe als gleichberechtigte Mitbürger zu betrachten und sie nicht als Fremde zu stigmatisieren. Flexibler Einsatz der Materialien Die didaktischen Kommentare bieten Ihnen Hinweise und Materialien in Analogie zu den einzelnen Themenstationen. Sie sind so konzipiert, dass sie auch miteinander kombiniert werden können und sich so neue Themenfelder ergeben. Ebenso ist es möglich, Teile der Themenstation in andere Unterrichtseinheiten zu integrieren. Beispielweise können Texte türkischstämmiger Schriftsteller auch im Deutschunterricht behandelt werden, oder die Bevölkerungsentwicklung und Migration in Deutschland kann am Beispiel der Türken im Politik- oder Wirtschaftsunterricht näher unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus bietet es sich natürlich an, die Themenstationen im Fach Geschichte eingehend zu thematisieren. Alle Materialien verfolgen das Ziel, die in Deutschland lebende Zuwanderergruppe der Türken als wichtigen Teil der deutschen Gesellschaft zu begreifen, ohne die das Wirtschaftswunder BRD nicht möglich gewesen wäre. In diesem Zusammenhang soll ein Blick in die Historie und die zur Verfügung gestellten Links und Materialien mehr Sensibilität im Umgang mit dem Thema fördern. Bei den verschiedenen Lernstationen und den dazugehörigen Kommentaren ist immer die Rede von türkischen Zuwanderern, Migranten oder Einwanderern. Auf den Begriff des Türken als Ausländer wird gänzlich verzichtet. Dies sollte auch im Schulunterricht berücksichtigt werden, da die Schüler lernen sollen, diese in Deutschland lebende Bevölkerungsgruppe als gleichberechtigte Mitbürger zu betrachten und sie nicht als Fremde zu stigmatisieren. Der Stein des Anstoßes und das doppeldeutige Urteil In der Vergangenheit wurden immer wieder Konflikte zwischen muslimischen und deutschen Traditionen oder Auffassungen vor Gericht verhandelt (zum Beispiel bei der Frage des Schächtens von Tieren oder der Frage, ob eine Verkäuferin in einem Kaufhaus von der einheitlichen Arbeitskleidung abweichen und ein Kopftuch tragen darf). Das jüngste Beispiel ist der Fall von Fereshta Ludin, einer Lehrerin aus Baden-Württemberg. Fünf Jahre lang kämpfte sie mit der deutschen Justiz, um durchzusetzen, dass sie mit einem Kopftuch bekleidet ihren Beruf ausüben darf. Für die Lehrerin, die aus Afghanistan stammt und in Deutschland studiert hat, ist das Islam: Die Bedeutung des Kopftuchs/Schleiers Ausdruck ihre Glaubens und ihrer Würde. Das Bundesverfassungsgericht entschied, dass Fereshta Ludin ihr Kopftuch in der Schule tragen darf. Der Haken bei dem Urteil: Das Bundesverfassungsgericht betonte, die Bundesländer dürften das Tragen des Kopftuchs nur verbieten, wenn sie ein entsprechendes Gesetz dafür verabschieden. Und das wollen einige Bundesländer jetzt tun. Anfänge der Migrationsbewegung Warum kamen Türken ausgerechnet in die Bundesrepublik Deutschland? Weshalb waren es in erster Linie junge Männer im Alter zwischen 18 und 28 Jahren? Unter welchen Umständen lebten sie in der Türkei, und was versprachen sie sich, als sie mit nichts als einem Koffer und ihren Papieren ausgestattet nach "Almanya" zogen? Vor allem aber, warum lockte Deutschland so viele junge Türken ins Land? Im Zentrum dieser Unterrichtseinheit sollen die Anfänge der türkischen Migrationsbewegung in die Bundesrepublik Deutschland herausgearbeitet werden. Deshalb liegt der Fokus dieses Kapitels auch auf der ersten Generation, den sogenannten Gastarbeitern. Situation im Nachkriegsdeutschland Dabei soll das "Abkommen zur Anwerbung türkischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt" im Jahre 1961 zum Anlass genommen werden, um sich erst einmal die Situation des Nachkriegsdeutschlands vor Augen zu führen. Den Schülerinnen und Schülern soll in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer Anwerbung nicht-deutscher Arbeitskräfte plausibel gemacht werden, in dessen Rahmen aber auch die Vorteile für die türkischen Arbeitskräfte zu thematisieren sind. Neue Heimat BRD Abgeschlossen wird diese Unterrichtseinheit mit der Situation der türkischen Arbeitsmigranten in ihrer neuen Heimat, wobei die Verdienste der Türken im Rahmen des wirtschaftlichen Aufbaus Deutschlands bewusst gemacht werden sollen. Die Schülerinnen und Schüler werden sich der Bedeutung der türkischen Einwanderung für die deutsche Nachkriegsgeschichte und für die gegenwärtige Gesellschaft bewusst, werden sich anhand der Links und Materialien der Problematik der Arbeitssituation von jungen Türken in Deutschland bewusst. setzen sich im Rahmen von selbständigen Internetrecherchen exemplarisch mit einige Fällen der ersten Generation auseinander und stellen sie im Unterricht dar. setzen sich im Rahmen einer Gruppendiskussionen mit der Problematik des Begriffs "Gastarbeiter" auseinander. verschaffen sich einen Überblick über die Auswanderungssituation der Türken in ihren Herkunftsländern und den Lebensverhältnissen in Deutschland. werden sich dessen bewusst, dass Deutschland nach dem Krieg die Weichen für seine heutige Einwanderungsgesellschaft gestellt hat. Die Unterrichtseinheit ist in zwei größere Teile und in einen kleineren Abschnitt gegliedert. In den ersten beiden Stunden geht es darum, die Situation im Deutschland der Nachkriegszeit herauszuarbeiten, die dazu führte, dass bis zum Jahr 1972 mehr als 600.000 Türken angeworben wurden. Unmittelbar an diese Stunde soll die Situation der Türken in ihrem Herkunftsland thematisiert werden, so dass den Schülerinnen und Schülern auch die Vorteile einer Migration für die türkischen Arbeitskräfte bewusst werden. In der dritten Unterrichtseinheit, die wie die erste eine Doppelstunde sein sollte, ist der Schwerpunkt auf die Einwanderungssituation in Deutschland zu setzen. Aufbau Lektion 1 (ca. 5 bis 7 Unterrichtsstunden) Einstieg Zu Beginn der Unterrichtseinheit sollte die Überlegung stehen, warum Deutschland in den sechziger Jahren so viele Menschen aus anderen Ländern ins Land holte (AB1). Auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler mit dem Arbeitskräftemangel in der deutschen Wirtschaft konfrontiert, der so groß war, dass bis zum Anwerbestopp 1973 rund 5,1 Millionen Menschen aus den Anwerbestaaten zur Arbeit nach Deutschland kamen. So kann im Rahmen dieser Eingangsfrage herausgearbeitet werden, dass angesichts der Arbeitszeitverkürzung auf 45 Stunden, verlängerte Ausbildungszeiten, Bau der Mauer, durch den der Übersiedlerstrom aus der DDR abriss, sowie dem Eintritt der geburtenschwachen Kriegsjahrgänge das inländische Arbeitskräfteangebot zurückging. Der so eruierte Hintergrund soll dazu dienen, dass die Lerngruppe ein Bewusstsein dafür bekommt, dass ohne die Arbeitskraft türkischer oder anderer Zuwanderer die deutsche Wirtschaft nicht hätte aufgebaut werden können. Erarbeitungsphase Vor dem Hintergrund dieses Wissens sollten die Schülerinnen und Schüler auch mit den Lebensverhältnissen der türkischen Migranten in der Türkei konfrontiert werden, um nachzuvollziehen, unter welchen wirtschaftlichen Umständen Menschen ihre Familien verließen und in ein Land zogen, dessen Sprache und Kultur ihnen fremd war (AB2). Außerdem kann auch thematisiert werden, dass sowohl die türkischen Einwanderer wie auch die deutsche Regierung in diesen Jahren eine Integration in die deutsche Gesellschaft nicht für notwendig erachteten, weil beide Seiten von einem befristeten Aufenthalt in Deutschland ausgingen. Dies führte dazu, dass dieses Versäumnis noch heute die Beziehung zwischen Türken und Deutschen beeinflusst. Vertiefungsphase Der Punkt der Familienzusammenführung (AB3) ist insofern wichtig, als dass durch ihn ein Wandel vom Gastarbeiterstatus hin zum Einwandererstatus vollzogen wurde. Denn in dem Moment, als die sogenannten Gastarbeiter ihre Ehefrauen und Kinder nachholten, stieg ihre Aufenthaltsdauer. Dadurch änderte sich die Struktur der türkischen Bevölkerung. Zu den mehrheitlich männlichen "Gastarbeitern" stießen nun deren Frauen und Kinder. Aus den "Gastarbeitern" wurden Einwanderer. Abgeschlossen wird die Einheit mit Blick auf die "Lebenssituation der Türken in ihrer neuen Heimat". Um die Sozialstruktur der in Deutschland lebenden türkischen Migranten zu verstehen, sollte hervorgehoben werden, dass es sich bei ihnen in der Mehrheit um gering qualifizierte Arbeiter handelte, die in den meisten Fällen unattraktive Arbeiten verrichteten, für die sich kein Deutscher fand. Vor diesem Hintergrund können die Schülerinnen und Schüler auch das Unvermögen vieler türkischer Migranten verstehen, schlecht bis wenig Deutsch zu sprechen. Präsentation Mit einigen exemplarischen Beispielen türkischer Gastarbeitergeschichten, welche die Schülerinnen und Schüler im Internet recherchiert haben, soll die Unterrichtseinheit abgeschlossen werden. Nach der Präsentation der Ergebnisse kann auch darüber diskutiert werden, was die Arbeitsmigranten nach Deutschland lockte, welche Bedingungen sie daheim und in Deutschland vorfanden, inwieweit sich ihr "German Dream" realisierte und welche Versäumnisse es auf beiden Seiten gegeben hat. Internetrecherche In diesem Zusammenhang können Sie auf das Internet zurückgreifen. Um die Suche zu erleichtern, sollte sich die Lerngruppe auf die Station des Exil-Clubs und die dort angegebenen Links beschränken (eine Auswahl befindet sich auch auf dem Arbeitsblatt 3). Dabei sollte in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit herausgearbeitet werden, aus welchen sozialen Verhältnissen die angeworbenen Arbeitskräfte stammten, welche Motive sie zur Arbeitsmigration trieben und ob sie mit Auswanderungsabsichten nach Deutschland zogen. Die Beantwortung dieser Fragen soll dazu führen, dass sich die Lerngruppe der Tatsache bewusst wird, dass die türkischen Arbeitskräfte zunächst einmal mit einer Rückkehrabsicht nach Deutschland kamen, was jedoch nicht realisiert wurde, weil zum einen die wirtschaftliche Situation in der Türkei schlecht blieb und zum anderen das Gesetz der Familienzusammenführung die Entscheidung zum Bleiben erleichterte. Die Kinder der Gastarbeiter im Spannungsfeld der Medien Das Anliegen der zweiten Unterrichtseinheit liegt darin, die Schülerinnen und Schüler dafür zu sensibilisieren, dass sich die heutige in Deutschland lebende türkische Bevölkerung so weit ausdifferenziert hat, dass von einer heterogenen Gesellschaft zu sprechen ist. Da die Medien ein bisweilen einseitiges und klischeebeladenes Bild von der türkischen Migrantengruppe zeichnen, soll mit dem aus dieser Themenstation gewonnenen Wissen ein kritischer Umgang mit den Medienbildern gelernt werden. Im Gegensatz zur ersten Generation, die in der Mehrheit aus bildungsschwachen Arbeitern bestand, zeichnet sich die zweite und dritte Generation durch eine verbesserte Schul- und Ausbildungssituation, eine höhere berufliche Stellung und ein besseres Sprachniveau aus. Identitätssuche und Identitätsfindung Dennoch geht die Einwanderungssituation für einen Teil der jungen Migranten mit Problemen einher, die im Rahmen des Unterrichts thematisiert werden sollten. So sollen die Schülerinnen und Schüler am Ende der Unterrichtseinheit ein Bewusstsein für die Identitätssuche und -findung dieser Generation bekommen. Um sich ein rundes Bild von der Vielfalt des türkischen Lebens in Deutschland zu machen, wurden Beispiele prominenter Türken aus Sport bis hin zum Filmbusiness herangezogen. Diese exemplarischen Lebensläufe sind insofern wichtig, als dass sie den Blick der Lerngruppe vom ehemaligen Gastarbeiterkind hin zum erfolgreich integrierten Migranten schärfen können. Die Schülerinnen und Schüler lernen die Vielfalt der verschiedenen Modelle und Lebenswege türkischer Migrantenkinder kennen. arbeiten die Problematik, aber auch die Chance der Einwanderungssituation für diese Kinder heraus. stellen die einseitigen Bilder, welche in Talkshows oder Serien gezeichnet werden, in Frage. setzen sich mit dem langsamen Wandel in der Medienberichterstattung über erfolgreiche türkische Migranten auseinander. analysieren die Bedeutung dieser Bevölkerungsgruppe für die deutsche Mehrheitsgesellschaft. setzen sich exemplarisch mit verschiedenen Biografien auseinander. diskutieren über die gewonnenen Informationen. Die Unterrichtseinheit setzt zwei Schwerpunkte, die von den Schülerinnen und Schülern auf unterschiedliche Art und Weise zu erarbeiten sind: Die selbständige (Internet)-Recherche zu den unterschiedlichen Lebenswegen und Lebensläufen innerhalb der zweiten und dritten Generation. Die Auseinandersetzung mit prominenten türkischstämmigen Migranten, die die gegenwärtige deutsche Kultur mitprägen. Als Einstieg bietet es sich an, zunächst einmal bekannte Schauspieler, Sportler, Moderatoren, Sänger Comedy-Stars und Regisseure aufzählen zu lassen. Aufbau Lektion 2 (ca. 6 bis 8 Unterrichtsstunden) Einstieg Gerade bei der Erarbeitung des Themenkomplexes "Zweite und dritte Generation" sollte der Lerngruppe klar gemacht werden, dass es "den Türken" nicht gibt. Die in Deutschland lebenden Migranten der zweiten und dritten Generation sind keine in sich geschlossene Gruppe, die über einen Kamm geschert werden dürfen. Binnendifferenzierungen innerhalb der Deutschlandtürken sind vor dem Hintergrund der Themenstation hervorzuheben. Erarbeitungsphase Als Ausgangspunkt sollte den Schülerinnen und Schülern die Aufgabe gestellt werden, aus den Medien oder aber von persönlichen Erfahrungen ausgehend die gängigsten Klischees von jungen Türkinnen und Türken zu benennen (AB1). Dies kann zum Beispiel der Schlägertürke oder die von ihren Brüdern unter Verschluss gehaltene Einwanderertochter sein. Diese Arbeit kann in Gruppenarbeit oder im Klassenverband erfolgen. Welche Beispiele werden herangezogen? Woher stammt der Kenntnisstand? Gibt es ein Klischee, das oft auftaucht? Die Ergebnisse sollen gesammelt werden. Im Anschluss daran sollten die Ergebnisse vorgetragen werden, um sie später kritisch zu beleuchten. Dies sollte vor dem Hintergrund jener türkischstämmigen Repräsentanten geschehen, die in der Lernstation Beachtung finden. Recherche In diesem Sinne soll mit Hilfe der in der Themenstation vorgestellten türkischen Migrantinnen oder Migranten das Porträt einer bestimmten Person gezeichnet werden (AB2). Als Beispiel eignen sich zum Beispiel die Überfliegerin Bilge Buz, RTL-Moderatorin Nazan Eckes, der Musikproduzent Mousse T., VIVA-Moderatorin Gülcan Karahanci, der Rap-Musiker Eko Fresh, die Schauspielerin Sibel Kekilli oder der Erfolgsregisseur Fatih Akin. Die Schülerinnen und Schüler sollten dabei biografische Informationen zu dieser Person sammeln. Sie sollten auch das Verhältnis ihres "Beispiel-Türken" zu der deutschen und der türkischen Gesellschaft untersuchen. Dabei sollen markante Kommentare, die in diesem Zusammenhang gefunden werden, gesammelt werden. Als Grundlage können zum Beispiel auch im Internet recherchierte Interviews dienen. Präsentation Nach dem Sammeln der Ergebnisse erfolgt nun die Auseinandersetzung im Klassenverband. Die Schülerinnen und Schüler sollen erneut aufgefordert werden, ihre alten Klischees, die sie zu Beginn der Unterrichtseinheit geäußert hatten, und die Ergebnisse aus der Rechercheaufgabe miteinander zu vergleichen. In diesem Zusammenhang soll die ganze Klasse darüber diskutieren können, wie heterogen die in Deutschland lebende zweite und dritte Generation ist. Fortschritte und Rückschläge für die Integration Die Geschichte türkischstämmiger Zuwanderer in Deutschland ist eine Geschichte, die in diesem Kapitel unter den Aspekten "Rückzug, Integration oder Ankunft im deutschen Alltag?" gesehen werden soll. In diesem Zusammenhang werden einige wichtige Ereignisse und Entwicklungen vertieft. So soll zum Beispiel im Rahmen des Themenkomplexes "Mölln und Solingen" einer der größten Rückschläge in der Geschichte der türkischstämmigen Zuwanderung thematisiert werden. Noch heute bilden diese beiden rechtsradikalen Übergriffe auf zwei türkische Familien Anfang der 90er Jahre das Trauma der türkischstämmigen Gesellschaft in Deutschland. Mit dem Hinweis auf diese traurigen Anschlägen begründen viele Türken sogar 10 Jahre danach ihr Unwohlsein, in Deutschland Wurzeln zu schlagen. Integration durch deutsche Staatsbürgerschaft In den 90er Jahren setzten aber auch Entwicklungen ein, die die Integration vorantrieben: Als Beispiel soll im Unterricht die Bereitschaft türkischer Migranten genannt werden, in die deutsche Staatsbürgerschaft überzuwechseln, oder aber der Trend innerhalb der zweiten und dritten Generation, sich in Deutschland einen eigenen Party- und Lifestyle aufzubauen. Mit Blick auf diese Thematiken, die um den Trend türkischer Arbeitnehmer zur Selbständigkeit ergänzt werden kann, können sich die Schülerinnen und Schüler ein differenziertes Bild von den Entwicklungen in der türkischstämmigen Gesellschaft machen. Die Schülerinnen und Schüler werden sich der vielfältigen Entwicklungen innerhalb der türkischen Einwanderergesellschaft bewusst. sehen in dem Nebeneinander der deutschen und der türkischen Kultur eine Chance. haben eine Vorstellung von der Traumatisierung der Türken durch Mölln und Solingen haben. verstehen durch die Auseinandersetzung die Rückzugstendenzen der Türken. werden sich der Tatsache bewusst, dass Türken in Deutschland zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. haben eine Vorstellung vom Lifestyle junger Migrantenkinder, und können die Gründe für die Entwicklung in diese Richtung benennen. machen sich die Verwurzelungsambitionen der Türken in Deutschland bewusst. Die 1990er Jahre - also 30 Jahre nach dem Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei - sind eine sehr wichtige Zeit in der deutsch-türkischen Integrationsgeschichte und -politik. In diesen Jahren wurden sowohl auf politischer Ebene wie auch innerhalb der türkischen Zuwandergesellschaft die Weichen für die heutigen Entwicklungen gestellt. Im Unterricht sollte auf diese Zeit hingewiesen werden, da in diesen Jahren auch das Selbstverständnis, sich in Deutschland niederzulassen und zum Beispiel Wohneigentum zu erwerben, entstand. Die Unterrichtseinheit ist in vier Teile gegliedert. In den ersten zwei Stunden sollte die Traumatisierung der türkischen Gesellschaft durch die Ereignisse von Mölln und Solingen thematisiert werden. Unmittelbar an diese Stunden sollen die Einbürgerungserleichterungen diskutiert werden, die die Identifikation mit Deutschland vorantreiben, so dass den Schülern die Wichtigkeit der Einbürgerung bewusst wird. Im dritten Teil, der auch Im Rahmen einer Doppelstunde stattfinden sollte, liegt der Schwerpunkt auf dem Trend der Türken, sich mit eigenen Geschäftsideen in Deutschland selbständig zu machen. Den Schülerinnen und Schülern sollte dadurch bewusst werden, dass Migranten auch zur Entlastung des deutschen Arbeitsmarktes beitragen. Im vierten und letzten Teil der Unterrichtseinheit ist das Thema des deutsch-türkischen Lifestyles Gegenstand des Unterrichts bzw. die bewusste Entstehung einer deutsch-türkischen Jugendkultur. Ein weiterer Indikator für die Integration der Türken ist der Trend zur Bildung von Wohneigentum. Dieser Punkt ist nicht in der Lernstation berücksichtigt worden, kann aber innerhalb dieser Einheit in Betracht gezogen werden. Denn wie aus einer aktuellen Studie (Januar 2005) des Essener Zentrums für Türkeistudien hervorgeht, haben bis zum Jahr 2003 über 160.000 türkische Haushalte Wohneigentum in Deutschland erworben. Eine Rückkehr in die Türkei ist also ausgeschlossen. Aufbau Lektion 3 (ca. 6 bis 8 Unterrichtsstunden) Einstieg Den Ausgangspunkt dieser Themeneinheit sollten die beiden Anschläge auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser in Mölln und Solingen bilden (AB1). Als Einleitung kann der Klasse die Frage gestellt werden, was sie mit den Städten Mölln und Solingen verbinden. Im Anschluss daran kann der Klasse auch das in der Themenstation "Mölln und Solingen" vorangestellte Zitat der Großmutter Mevlüde Genc vorgelesen werden. Auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler mit einem lebenden Zeitzeugen dieses grauenvollen Ereignisses konfrontiert, so dass ihnen die traurige Tragweite emphatisch vor Augen geführt wird. Erarbeitungsphase Solingen, wo im Mai 1993 die Familie Genc ihre beiden Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte verlor, markiert den grauenvollen Höhepunkt einer Reihe von fremdenfeindlichen Anschlägen, die mit der deutschen Wiedervereinigung begannen. Anhand der Linktipps oder auch im Internet recherchierter Beiträge über die Familie Genc und den Anschlag von Solingen sollen die Schülerinnen und Schüler sich näher mit dem Thema auseinandersetzen (AB2). Dabei kann mit Hilfe der zusammengetragenen Ergebnisse darüber diskutiert werden, welche Narben Mölln und Solingen noch heute in der Seele der türkischen Migranten hinterlassen haben. Aber auch die migrantenfeindliche Atmosphäre dieser Zeit, denen Übergriffe auf Asylbewerberheime in Hoyerswerda vorausgingen, sollten vertieft werden, damit die Lerngruppe für diese düstere Zeit in der deutschen Nachkriegsgeschichte sensibilisiert wird. Vertiefungsphase Im folgenden Teil der Unterrichtseinheit können die weiteren Themen der Station nacheinander bearbeitet werden (AB3). Denn in den 90er Jahren setzten auch Entwicklungen ein, die die Integration vorantrieben: Als Beispiel soll im Unterricht die Bereitschaft türkischer Migranten genannt werden, in die deutsche Staatsbürgerschaft überzuwechseln, oder aber der Trend der zweiten und dritten Generation, sich in Deutschland einen eigenen Party- und Lifestyle aufzubauen. Mit Blick auf diese Thematiken, die um den Trend türkischer Arbeitnehmer zur Selbständigkeit ergänzt werden, können sich die Schülerinnen und Schüler ein differenziertes Bild von den Entwicklungen in der türkischstämmigen Gesellschaft machen. Jeder kennt sie Das Abschlusskapitel "Vorurteile" ist ein wichtiges Kapitel, denn Vorurteile und Klischees beeinflussen das Verhältnis der Menschen zueinander. Nicht anders ist es mit dem deutsch-türkischen Verhältnis. Sowohl Türken als auch Deutsche sind nicht frei von einseitigen oder falschen Bildern voneinander. Diesen Vorurteilen wird in der Themenstation nachgegangen, damit die Schülerinnen und Schüler begreifen, dass das Zusammenleben dieser beiden Gesellschaften von Bildern geprägt wird, die nicht immer angenehm sind; die aber durch ihr eigenes kritisches Denken an Wirkung verlieren. In diesem Sinne ist das Kapitel Vorurteile erst einmal eine Einladung, die eigenen Vorurteile auszubreiten, um sie schließlich in der Klasse zu entzerren. Die Schülerinnen und Schüler ergründen die Auswirkungen der Vorurteile für das Zusammenleben der Menschen in Deutschland. nehmen Probleme und Ängste, die hinter Vorurteilen stecken, wahr und analysieren diese. werden sich des grundsätzlichen Problems der Akzeptanz des Fremden in der eigenen Kultur bewusst. erkennen, dass das Phänomen Vorurteil beseitigt werden kann. beleuchten die zusammengetragenen und gesammelten Vorurteile kritisch. erarbeiten Strategien, wie man mit Vorurteilen besser umgeht bzw. sie widerlegt. biegen verleumdende und entstellende Vorstellungen gerade. Als Einstieg bietet sich an, eine fiktive Gruppe aus Deutschen und Türken auszurufen. Die beiden Gruppen sollen alle Vorurteile sammeln, die sie gegenüber der jeweils anderen Gruppe haben. Die Lerngruppen sollen am Ende der Unterrichtseinheit an das Ergebnis herangeführt werden, dass die große Mehrheit der Vorurteile Hirngespinste sind, die zwar weitverbreitet sind, für die es aber in der Realität nicht immer eine Entsprechung gibt. Aufbau Lektion 4 (ca. 4 Unterrichtsstunden) Einstieg Zu Beginn der Einheit soll bei den Schülern zunächst einmal ein Problembewusstsein für die Begriffe Vorurteile, Klischees und Stereotypen geschaffen werden (AB1). Das kann entweder dadurch geschehen, dass die Schüler diese Begriffe in der Klasse zu erklären versuchen, oder aber dazu aufgefordert werden, sie nachzuschlagen. Vor dem Hintergrund der so herausgearbeiteten Begriffsdefinition soll die Lerngruppe eine Liste von Vorurteilen anlegen. Erarbeitung Zur Bewältigung dieser Aufgabe kann entweder auf die Liste der Klischees und Vorurteile zurückgegriffen werden, die die Themenstation dafür bereithält, oder aber es kann im Einzel- Paar- oder Klassenunterricht eine eigene und ergänzende Liste angelegt werden (AB2). Damit die Arbeit auch "rund" wird, soll eine Vorurteilen-Liste von Türken und Deutschen angelegt werden. Auf diese Weise werden die Schülerinnen und Schüler dafür sensibilisiert, dass auf beiden Seiten falsche oder negative Bilder vorhanden sind. Dies ist insofern ein wichtiger Punkt, als dass die Klasse auch einmal die andere Seite der Medaille sieht: nämlich, dass auch sie Vorurteilen ausgesetzt sind, die zur Korrektur herausfordern. Vertiefung Als Beispiel kann den Schülern die Aufgabe erteilt werden, einmal das Vorurteil "Türken nehmen uns die Arbeit weg", näher unter die Lupe zu nehmen (AB3). Wie die Schüler in der Station "Rückzug, Integration oder Ankunft im deutschen Alltag" erfahren konnten, ergänzen türkische Selbständige das Arbeitsangebot in Deutschland. Zur Korrektur dieses Vorurteils können die Schüler aber auch in die Linktipps der Themenstation "Vorurteile" gehen, und sich mit Zahlen und Fakten auseinandersetzen, die der Realität entsprechen. Präsentation Bei der Präsentation der Ergebnisse sollen im Zuge der Darstellung der Vorurteile immer die Daten und Fakten zur Entzerrung des jeweiligen Vorurteils genannt werden. So können die Schülerinnen und Schüler zählebige Vorstellungen, die Menschen voneinander haben, objektiv betrachten und sie kritisch hinterleuchten, um beim nächsten Mal in Diskussionen, im Freundeskreis oder in der Familie kompetent mitreden zu können.

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Hirndoping: die eigene geistige Leistungsfähigkeit steigern?

Unterrichtseinheit

Diese Unterrichtseinheit zielt darauf ab, junge Berufsanfänger für die gesundheitlichen Risiken von Hirndoping zu sensibilisieren. Viele Jobs sind mit hohen Anforderungen an Konzentration oder emotionale Ressourcen verbunden oder erfordern starken körperlichen Einsatz. Beschäftigte können sich dadurch überfordert fühlen. Sie geraten in Stress oder entwickeln Zweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit oder sogar an ihrem Wert als Arbeitskraft. Um solchen negativen Situationen zu begegnen, greifen viele Menschen zu Substanzen, die die Stimmung oder die persönliche Leistungsfähigkeit beeinflussen. Weit verbreitet sind Kaffee als Muntermacher sowie Alkohol und Nikotin als Mittel zur Entspannung und Steigerung des Selbstbewusstseins. Häufig nehmen Beschäftigte aber auch verschreibungspflichtige Beruhigungsmittel oder stimulierende Medikamente ein – sie „dopen“ ihr Gehirn. Immer wieder kommen außerdem illegale Drogen (zum Beispiel Kokain) zum Einsatz. Fachleute sprechen von Hirndoping, wenn Medikamente oder Drogen systematisch ohne medizinische Notwendigkeit eingenommen werden, um die eigene geistige Leistungsfähigkeit zu steigern oder das emotionale Befinden zu verbessern. Da psychische Belastungen wie Leistungs-, Zeit- und Konkurrenzdruck in den letzten Jahren in vielen Branchen an Bedeutung gewonnen haben und möglicherweise dazu motivieren, Medikamente oder Drogen zu nehmen, beschäftigt sich auch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung mit diesem Thema. Auch wenn Hirndoping in Deutschland im Moment noch kaum verbreitet ist, so weisen Zahlen aus den USA mit Nutzungsraten von bis zu 35 Prozent darauf hin, dass diese Form der Leistungssteigerung mit Medikamenten am Arbeitsplatz auch bei uns zunehmen wird. Aufklärung und Prävention sind allein schon deshalb wichtig, da die Substanzen fast immer zu unerwünschten Nebenwirkungen führen und auch Suchtpotenzial besitzen. Dauerhaft eingenommen beeinträchtigen sie außerdem die Leistung und die Sicherheit am Arbeitsplatz. Diese Unterrichtsmaterialien informieren Schülerinnen und Schüler über das Thema Hirndoping und sensibilisieren für die Folgen. Außerdem zeigen sie, welche Ansätze langfristig vielversprechender sind, um schwierige Situationen erfolgreich zu bewältigen. Die Unterrichtseinheit besteht aus fünf Bausteinen, die aufeinander aufbauen. Der Baustein "Energy Drinks" kann je nach Zeitplanung fakultativ eingesetzt werden: Baustein 1: Motivation für Hirndoping Baustein 2: Häufige Substanzen und ihre Wirkung auf Leistung und Befinden Baustein 3: Energy Drinks Baustein 4: Hirndoping am Arbeitsplatz und die Folgen Baustein 5: Alternativen zum Hirndoping Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler wissen, was Hirndoping ist und welche Wirkungen und gesundheitlichen Folgen es haben kann. erkennen, welche Beweggründe es für Hirndoping geben kann. verstehen, welche Verhaltensweisen erfolgreicher sind, um im Job oder bei der Ausbildung gut mithalten zu können. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erweitern ihre Vortragsfähigkeit, in dem sie die Ergebnisse der Kleingruppenarbeit präsentieren. recherchieren selbstständig im Internet. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler stärken ihre Teamfähigkeit durch verschiedene Kleingruppenarbeit. reflektieren das eigene Verhalten in stressigen Situationen.

  • Ernährung & Gesundheit / Gesundheitsschutz / Pflege, Therapie, Medizin
  • Berufliche Bildung

EU-Erweiterung 2004/2007: Wer sind die neuen Mitglieder?

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtseinheit zur EU-Erweiterung 2004/2007 werden die neuen Mitgliedsstaaten vorgestellt. Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich über eine Internetrecherche die wichtigsten Informationen.Zehn Länder sind am 1. Mai 2004 der Europäischen Union beigetreten, darunter so unterschiedliche Staaten wie die sonnige Mittelmeerinsel Malta oder die baltischen Republiken, die früher zur Sowjetunion gehörten. Seit dem 1. Januar 2007 sind Rumänien und Bulgarien der EU beitreten, die somit auf 27 Staaten angewachsen ist. Ob die Türkei ein möglicher EU-Kandidat ist, ist allerdings noch strittig. Wir stellen Ihnen die jüngsten und jüngeren EU-Beitrittsländer vor und verlinken Quellen, in denen Sie detaillierte Informationen zu den einzelnen Beitrittsländern finden.Die Schülerinnen und Schüler informieren sich über die Staaten, die 2004/2007 neu in die Europäische Union aufgenommen wurden. erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Vorbereitung des EU-Beitritts in den einzelnen Ländern. werden sich der Bedeutung der Erweiterung der Europäischen Union bewusst. beziehen eine eigene Position zur Erweiterung der EU. diskutieren die Auswirkungen der EU-Erweiterung. setzen sich mit Umfrageergebnissen zur Erweiterung der EU auseinander. nutzen das Internet als Informations- und Recherchemedium. Von der Volksrepublik zur Dritten Republik Schon vor dem Fall des Eisernen Vorhangs begann eine langsame Annäherung zwischen dem ehemaligen Ostblockstaat Polen und der Europäischen Union: Bereits 1989 unterzeichneten Vertreter der EU und Polens ein Handels- und Wirtschaftsabkommen. Im selben Jahr hatten die ersten freien Wahlen in Polen stattgefunden, bei der die Opposition klar über die kommunistische Arbeiterpartei siegte. Noch Ende 1989 änderte das Parlament die Verfassung des Landes: Aus der kommunistischen Volksrepublik Polen wurde die Republik Polen, die so genannte Dritte Republik. Seit den neunziger Jahren haben alle polnischen Regierungen große Anstrengungen unternommen, die Kriterien für den Beitritt zu erfüllen. Das größte der Kandidatenländer war daher bereits bei der ersten Erweiterungsrunde 2004 mit dabei. Positives Referendum Mit fast 40 Millionen Bürgerinnen und Bürgern betritt ein neues Schwergewicht die europäische Bühne. Bei einem Volksentscheid sprachen sich im Juni 75,5 Prozent der Polen, die an dem Referendum teilnahmen, für den EU-Beitritt aus. Die Beteiligung lag allerdings nur bei 58,8 Prozent. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit im Land (um 19 Prozent im ersten Halbjahr 2005, in ländlichen Regionen sogar um 30 Prozent ) sieht ein Teil der Bevölkerung den politischen Veränderungen mit gemischten Gefühlen entgegen. Gerade die jüngere Bevölkerung aber steht der europäischen Integration im Wesentlichen positiv gegenüber. Landwirtschaft hat Schlüsselrolle Polen dürfte ein eigenwilliger Partner in der EU werden. Bei den Beitrittsverhandlungen feilschte Premierminister Leszek Miller bis zum Schluss um die Agrarsubventionen und drohte, die gesamten Verhandlungen platzen zu lassen. Die Landwirtschaft ist der wichtigste polnische Wirtschaftszweig: Über 60 Prozent der Fläche Polens werden für landwirtschaftliche Zwecke genutzt, jeder fünfte Arbeitnehmer ist in der Landwirtschaft beschäftigt. Daher wird es bei künftigen Verhandlungen sicherlich noch öfter Streit um finanzielle Hilfen für die polnischen Bauern geben. Strukturhilfen zur Entwicklung des Landes Polen wurde nach dem EU-Beitritt 2004 zum größten Empfänger von Strukturhilfen. Mit diesem Geld sollen in den wenig entwickelten Gegenden des Landes Straßen und Eisenbahnstrecken saniert und Umweltprojekte finanziert werden. Schon in den vergangenen Jahren sorgten solche Hilfen oftmals für Streit bei den Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union. Orientierung nach Europa Ungarn stellte Ende der achtziger Jahre nach der politischen Wende im ehemaligen Ostblock schnell die Weichen in Richtung Europa. Das Land etablierte rasch Handelsbeziehungen mit EU-Staaten und unterzeichnete als erster Staat des ehemaligen Ostblocks 1991 ein Assoziierungsabkommen mit der EU. Dieses Abkommen sah nicht nur Erleichterungen beim Handel (wie etwa Zollerleichterungen) vor, sondern gezielt auch politische Zusammenarbeit wie etwa die Angleichung von Gesetzen und Institutionen. Es war also ein erster Schritt beim Umbau des politischen Systems Ungarns in Richtung EU. Vorherige Abkommen waren meist reine Handelsabkommen. Ungarischer Wirtschaftsboom Schon früh entwickelte sich Ungarns Wirtschaft in die richtige Richtung: Das Land gehört zu den Boom-Staaten unter den neuen Mitgliedsstaaten, die Arbeitslosenquote liegt lediglich bei sieben Prozent (Stand Mitte 2005), vor dem EU-Beitritt war sie mit fünf bis sechs Prozent allerdings noch niedriger. So war es für die ungarische Regierung unter Premierminister Viktor Urban auch kein nennenswertes Problem, die Voraussetzungen für den Beitritt im Jahr 2004 zu erfüllen. Bei einem Volksentscheid über den Beitritt zur EU stimmten 84 Prozent mit Ja, allerdings war die Wahlbeteiligung mit knapp 46 Prozent extrem niedrig. Moderne Infrastruktur Schon heute verfügt Ungarn über eine gut ausgebaute und moderne Infrastruktur, die den Handel mit den Nachbarstaaten erleichtert. Die Lage an den Grenzen zu Kroatien, Serbien und dem künftigen EU-Nachbarn Rumänien (voraussichtlich 2007) macht das Land zu einem wichtigen Grenzstaat der neuen Union. Ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist in Ungarn seit jeher der Tourismus; viele EU-Nachbarn verbringen seit Jahren ihren Urlaub an der Donau und am Plattensee (ungarisch Balaton), dem größten Binnensee Mitteleuropas. Vaclav Havel ebnete den Weg in die EU Deutschlands Nachbarland Tschechien liegt seit 2004 im Herzen der EU: Von allen Seiten ist die junge Republik jetzt von EU-Nachbarn umgeben. Nach der politischen Wende 1989 - die Tschechen wählten nach der "samtenen Revolution" vom November 1989 den vormaligen Bürgerrechtler Vaclav Havel zum Staatspräsidenten - zeichnete sich auch der Weg der damaligen Tschechoslowakei in die Europäische Union ab. Zuvor spaltete sich allerdings Ende 1992 die Slowakei ab, mit der Tschechien nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 gemeinsam als Tschechoslowakei die Unabhängigkeit von der Habsburger Monarchie errungen hatte. Umbau des Wirtschaftssystems Die EU nahm daher Verhandlungen mit beiden Staaten auf. Ende der neunziger Jahre machte die Tschechische Republik einen harten Prozess des wirtschaftlichen Umbaus durch, bevor sie die Beitrittskriterien erfüllen konnte. Wie in allen Staaten des Ostblocks galt dort bis zum Zusammenbruch des Sozialismus die kommunistische Planwirtschaft, die dann abrupt von der Marktwirtschaft abgelöst wurde. Im Gegensatz zu Polen spielt die Landwirtschaft in der Tschechischen Republik eine geringe Rolle. Wichtige Wirtschaftszweige sind dagegen die Stahl- und Chemieindustrie sowie der Maschinenbau. Trotz des Wirtschaftswachstums ist die Arbeitslosenquote um 9 Prozent (2003) ein wichtiges strukturelles Problem. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Tschechiens, und auch für Deutschland steht die Tschechische Republik an erster Stelle der Handelspartner unter den mittel- und osteuropäischen Staaten. Europa-skeptischer Staatspräsident Klaus Der Nachfolger von Vaclav Havel, der 2003 gewählte Staatspräsident Vaclav Klaus, machte bereits vor dem Beitritt, etwa im Zusammenhang mit dem EU-Konvent, als EU-Kritiker auf sich aufmerksam. Trotz des kritischen Präsidenten sagte eine breite Mehrheit von 77 Prozent beim Beitrittsreferendum im Juni 2003 "Ja" zur Europäischen Union. Die Wahlbeteiligung von 55 Prozent war allerdings sehr niedrig. Eigenständig in die EU Der jüngste der neuen EU-Staaten existiert erst seit zehn Jahren. Im Januar 1993 spaltete sich die Slowakei von der Tschechischen Republik ab, mit der sie seit 1918 als Tschechoslowakei vereinigt gewesen war. Kritiker der Teilung befürchteten damals, dass die Slowakei ohne den tschechischen Partner in große wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten würde. Doch die Regierung beantragte schon 1995 den Beitritt zur EU - fest davon überzeugt, die Beitrittshürden ohne größere Probleme zu meistern. Das gelang den Slowaken auch in kurzer Zeit. Arbeitslosigkeit trotz Wirtschaftsboom Nach einer Konjunkturflaute um die Jahrtausendwende stieg das Bruttoinlandsprodukt wieder, und auch die für den Beitritt nötigen institutionellen Reformen erledigte der Staat rasch. Generell bestehen diese institutionellen Reformen in den künftigen EU-Staaten darin, das politische System an das der EU-Staaten anzugleichen (so müssen etwa Stellen geschaffen werden, an die sich die Bürgerinnen und Bürger bei Verbraucherschutzfragen oder bestimmten Rechtsproblemen wenden können). 2002 überrundete der Staat in puncto Wirtschaftswachstum mit vier bis fünf Prozent sogar alle benachbarten Beitrittsländer. Problematisch bleibt allerdings die hohe Arbeitslosigkeit von circa 18 Prozent (Juni 2005), die im Vergleich zu den anderen Beitrittsländern ebenfalls Rekordniveau hat. Deutlich ist der Unterschied zwischen Bratislava (circa 5 Prozent) und den ländlichen Regionen, in denen die Arbeitslosenquote bisweilen um 30 Prozent liegt. Klares Votum für Europa Bei der Volksbefragung im Mai 2003 zeigten sich die Slowaken als Befürworter der Europäischen Union. Über 92 Prozent Ja-Stimmen waren ein klares Votum für Europa, auch wenn die Teilnahme am Referendum nur knapp über den erforderlichen 50 Prozent lag. Auch die führenden Politiker des Landes, der damalige Staatspräsident Rudolf Schuster und der derzeitige Ministerpräsident Mikulás Dzurinda, unterstützen den slowakischen EU-Beitritt. Seit 2004 sind 5,5 Millionen Slowaken und 10,2 Millionen Tschechen wieder friedlich vereint - als Nachbarn in der Europäischen Union. Europäische Union statt Sowjetunion Ein weiterer osteuropäischer Beitrittskandidat ist Estland. Die kleinste der drei baltischen Republiken gehörte wie ihre Nachbarstaaten vor 1990 zur Sowjetunion, die das Land 1940 und nach dem Abzug der deutschen Besatzungstruppen 1944 erneut okkupierte. Nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch des Sozialismus erklärten die Esten im Herbst 1991 ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion und gründeten ihren eigenen Staat. Schon bald orientierten sie sich in Richtung Westen. 1995 stellten sie den Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union. Zuvor hatte die Republik ein Freihandelsabkommen mit der EU unterzeichnet. Westorientierung der Wirtschaft Die Esten schafften es, in der ersten Runde der Osterweiterung dabei zu sein. Sie stellten sich nach der Trennung von Russland rasch auf neue Handelspartner im Westen ein: Im Jahr 2000 gingen bereits 77 Prozent der Exporte in Länder der EU. Neben den skandinavischen Nachbarn Finnland und Schweden ist Deutschland ein großer Abnehmer der Elektro-, Textil- und Holzprodukte, die den Export bestimmen. Arbeitslosigkeit ist allerdings auch in Estland ein Problem. Mitte 2005 lag die Arbeitslosenquote im Land durchschnittlich bei neun Prozent. Positives Referendum für EU-Beitritt Im Mai 2004 wurden die 1,4 Millionen Esten zu Unionsbürgern. Auch sie haben sich in einer Volksbefragung mit 67 Prozent mehrheitlich für den Beitritt ausgesprochen und feierten anschließend auf EU-Partys das klare Votum, an dem sich 63 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt hatten. Lettland sagt Ja Auch Lettland erlangte 1991 wie Estland und Litauen seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Der junge Staat führte Demokratie und Marktwirtschaft ein und intensivierte seine Beziehungen zu den westeuropäischen Nachbarstaaten. 1995 beantragte die lettische Regierung die Aufnahme in die Europäische Union. 2000 begannen offiziell die Beitrittsverhandlungen, die 2002 auf dem Gipfel von Kopenhagen für abgeschlossen erklärt wurden. Bei dem Referendum zum EU-Beitritt 2003 gab es 67 Prozent Ja-Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag mit 67 Prozent deutlich über der in anderen Beitrittsländern. Damit konnte auch Lettland im Mai 2004 der EU beitreten. Wirtschaftliche Stabilisierung Nachdem sich die wirtschaftliche Lage - die immer noch von der russischen Wirtschaft abhängt - Ende der neunziger Jahre stabilisierte, konnte Lettland die Beitrittskriterien erfüllen. Der Außenhandel des Landes ist inzwischen eindeutig auf die Europäische Union ausgerichtet. Deutschland ist der wichtigste Handelspartner der Letten. Zentrales Problem der Wirtschaft ist die Arbeitslosigkeit, die nach internationalem Berechnungsschlüssel zwischen 13 und 14 Prozent liegt (nach lettischem Berechnungsmodus dagegen Mitte 2005 um 9 Prozent). Minderheitenschutz für Russen Ein größeres Problem war der Umgang mit den Minderheiten im Land: In Lettland lebt - ähnlich wie in Estland - eine große russische Minderheit (fast 30 Prozent der Bevölkerung), deren Rechte nach der Unabhängigkeit zunächst eingeschränkt wurden. Mittlerweile hat die lettische Regierung - seit 2002 unter dem Ministerpräsidenten Einars Repse - den Minderheitenschutz besser geregelt und so den Weg nach Europa frei gemacht. Blutiger Weg in die Unabhängigkeit Litauen war der erste der drei baltischen Staaten, der sich von der Sowjetunion löste: Schon im Frühjahr 1990 erklärten sich die Litauer für unabhängig, wobei der Prozess der Unabhängigkeit von Moskau besonders konfliktreich verlief. Moskau erkannte die Unabhängigkeit nicht an und stürzte die frei gewählte litauische Regierung im Januar 1991. Bei dem Versuch russischer Soldaten, den litauischen Fernsehturm in Vilnius zu stürmen und damit die Berichterstattung über den Militäreinsatz zu stoppen, wurden 14 Menschen erschossen. Die Litauer hatten daher ein besonders starkes Interesse daran, sich nach ihrer Unabhängigkeit nach Westeuropa zu orientieren. 1995 beantragten sie formell ihre Aufnahme in die EU. 90 Prozent für Europa Wie ihre baltischen Nachbarn unternahmen auch die Litauer große Anstrengungen, um ihre immer noch von Russland beeinflusste Wirtschaft fit für die EU zu machen. Doch dies gelang ebenso wie die Anpassung der staatlichen Institutionen an EU-Richtlinien. Nachdem beim Referendum mehr als 90 Prozent der Bevölkerung für Europa stimmten, war klar, dass Litauen - wo nach Berechnungen des französischen Nationalinstituts für Geografie das geografische Zentrum Europas liegt - 2004 zu den Beitrittsländern zählen würde. Wirtschaftswunderland Mit Slowenien ist auch ein Teilstaat der ehemaligen Bundesrepublik Jugoslawien unter den neuen EU-Nachbarn. 1991 erklärte die junge Republik ihre Unabhängigkeit. Mit einem wahren "Wirtschaftswunder" qualifizierte sich Slowenien für den Beitritt zur Europäischen Union: In knapp zehn Jahren mauserte es sich zum reichsten Land unter den Beitrittskandidaten; die Arbeitslosenquote liegt um die sieben Prozent. Bereits als Teilstaat der "Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien" war Slowenien der Teil des Landes, der sich am deutlichsten nach Westeuropa orientierte. Außenhandel auf EU ausgerichtet Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist in Slowenien wie in Ungarn der Tourismus. Wichtige Industriezweige sind darüber hinaus die Auto-, Maschinenbau-, Textil- und chemische Industrie, aber auch die Holzverarbeitung. Die wichtigsten Handelspartner des Landes sind Deutschland, Frankreich und Österreich. Insgesamt ist der Außenhandel klar auf die EU-Länder ausgerichtet. Beitritt zur EU und zur NATO Als einziges neues EU-Land wurde Slowenien Nettozahler. Das bedeutet, dass Slowenien mehr Geld in den gemeinsamen EU-Topf einzahlt als es aus diesem Topf bekommt. Die slowenische Regierung unter Staatspräsident Janez Drnovšek und Ministerpräsident Anton Rop konnte dem Mai 2004 also gelassen entgegen sehen, zumal auch hier die EU-Befürworter beim Beitrittsreferendum mit 89 Prozent deutlich die Nase vorne hatten. Gleichzeitig beschloss Slowenien auch den Beitritt zur NATO, für den sich allerdings mit 66 Prozent deutlich weniger Slowenen als für den EU-Beitritt aussprachen. Geteilte Insel Die drittgrößte Mittelmeerinsel hat eine schwierige Geschichte: Ähnlich wie einst Deutschland ist Zypern in zwei Staaten geteilt. Doch anders als bei uns verläuft die Trennlinie seit 1974 nicht zwischen Ost und West, sondern zwischen Nord und Süd. Die Feindschaft zwischen der griechischen Republik Südzypern und der türkischen Republik Nordzypern erschwerte lange Jahre den EU-Beitritt Zyperns, den sich die griechischen Zyprioten schon lange wünschen. So zogen sich die Beitrittsverhandlungen zwölf lange Jahre hin. Die Versuche, die Teilung der Insel zu beenden, blieben trotz der Bemühungen der Vereinten Nationen bislang erfolglos. Südzypern wird EU-Mitglied Im Mai 2004 trat der südliche Teil der Insel der Europäischen Union bei. Damit wurde ein kleiner Staat mit gerade mal 670.000 Einwohnern EU-Mitglied. Um die Beitrittskriterien zu erreichen, musste sich die zypriotische Regierung unter Präsident Tassos Papadopoulos kaum anstrengen, da die Insel solide Wirtschaftsdaten aufweisen kann. Wirtschaftsfaktor Tourismus Der Tourismus ist die wichtigste Devisenquelle der griechischen Republik Südzypern. Wichtige Industriezweige in dem landwirtschaftlich geprägten Teil der Insel sind die Textil- und Schuhproduktion. Insgesamt ist der südliche Teil der Insel wohlhabender als der türkische Nordteil. 53,6 Prozent für den EU-Beitritt Ein paar kleine Inseln im Mittelmeer - auf den ersten Blick wirkt Malta weit weg von der Europäischen Union mit ihren westeuropäischen Wirtschaftszentren. Doch seit Mai 2004 reist die Regierung der sonnigen Inseln aus der Hauptstadt Valletta regelmäßig in diese Zentren, um an den EU-Gipfeln teilzunehmen. Schon seit den siebziger Jahren bestehen Assoziierungsabkommen zwischen Malta und der EU. Doch immer waren sich die Malteser uneins, ob sie der EU völlig beitreten sollten. Nun haben sie es gewagt. Unter Staatspräsident Guido de Marco wurde im März 2003 ein Referendum zum EU-Beitritt der Inselrepublik durchgeführt, bei dem sich die Bevölkerung mit einer knappen Mehrheit von 53,6 Prozent für den Beitritt entschied. Insel des Sprachtourismus Dafür sprachen die engen Verbindungen, die Malta bisher mit der EU hat. Der Handel wird größtenteils mit EU-Staaten abgewickelt. Auch der Tourismus, schon heute ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, dürfte vom Beitritt profitieren. Die meisten Besucher der Insel kommen aus Großbritannien. Schließlich ist Englisch neben Maltesisch die offizielle Sprache der Insel, denn Malta war von 1800 bis 1964 britische Kolonie. An zweiter Stelle stehen die Touristen aus Deutschland, darunter ein großer Teil Schülerinnen und Schüler beziehungsweise Studierende, die auf den Inseln einen Sprachkurs besuchen. Warten auf die EU Neun Jahre mussten sie warten, Ende April 2005 war es endlich soweit: In einer feierlichen Zeremonie unterzeichneten EU-Ratspräsident Jean-Claude Juncker und die Staatsoberhäupter von Rumänien und Bulgarien die Beitrittsverträge zur Europäischen Union. Während ihre osteuropäischen Nachbarn bereits im Mai 2004 in den exklusiven Kreis der EU-Staaten eintraten, mussten die beiden osteuropäischen Länder noch nachsitzen. Sie hatten es bis dahin nicht geschafft, alle Verpflichtungen zu erfüllen, die die Europäische Union von einem Beitrittskandidaten verlangt. Doch nun haben die Anwärter nach Überzeugung der EU alle Hürden überwunden, und dem Beitritt zum 1. Januar 2007 steht nichts mehr im Weg. Nicht nur Begeisterung Doch während in Luxemburg, Sofia und Bukarest die Sektkorken knallten, hielt sich die Begeisterung in den übrigen europäischen Hauptstädten in Grenzen. Dort betrachten Bürger und Politiker die nächste Erweiterungsrunde mit einiger Skepsis, denn ein Jahr nach der großen Erweiterung um zehn Staaten im vergangenen Jahr ist die Euphorie verflogen. Feierte man vergangenes Jahr noch die endgültige Vereinigung Europas nach Jahrzehnten der Teilung in Ost und West, fürchtet man heute, dass die massive Einwanderung billiger Arbeitskräfte aus den neuen Mitgliedstaaten den Arbeitsmarkt der westlichen Industriestaaten völlig zusammenbrechen lässt. Sorgen wegen Lohndumping In den EU-Mitgliedstaaten mehren sich daher die kritischen Stimmen, dass die Erweiterung zu schnell gehe. Zwar sind die neuen Staaten im Hinblick auf ihr Rechtssystem und die Wirtschaft bald fit für die EU, doch kommen die Bürger mit dem Tempo nicht mit. In der gegenwärtigen Wirtschaftskrise erscheinen die neuen Nachbarn eher als Bedrohung denn als Bereicherung: Deutsche Politiker und Öffentlichkeit haben mit Sorge Entwicklungen in einzelnen Handwerksbereichen registriert, dass billigere Arbeitskräfte aus den neuen EU-Staaten einheimische Arbeitskräfte verdrängen (zum Beispiel in der Fleischverarbeitung). Einige Politiker und Gewerkschafter fordern angesichts der Debatte um billige Arbeitskräfte aus den Beitrittsstaaten vor dem Beitritt weiterer Länder zunächst klare Regelungen und Schutzmaßnahmen für einheimische Arbeitskräfte. Dass das "Lohndumping", die Verdrängung einheimischer Arbeitskräfte durch Bürger der neuen EU-Staaten nicht eintreten werde, hatten die Befürworter der Erweiterung ihren Kritikern immer versichert. Doch selbst wenn nur verhältnismäßig wenige Fälle von Lohndumping stattfinden, hat die Debatte darüber die Stimmung in den "alten" EU-Staaten bereits gedreht - gegen die EU-Erweiterung. Bürgerproteste Viele Bürger, die bei der Abstimmung über die EU-Verfassung in Frankreich mit "Nein" stimmen wollten, verstanden ihre Gegenstimme auch als Protest gegen die Erweiterungspläne der Europäischen Union. Besonders am Beitritt der Türkei, den viele Staats- und Regierungschefs - darunter Bundeskanzler Gerhard Schröder und der französische Staatspräsident Jacques Chirac - befürworten, entzünden sich immer wieder heftige Diskussionen. Kroatien abgelehnt Immerhin zeigte die EU-Kommission im Frühjahr, dass sie Beitrittswünsche auch ablehnen kann. Nach mehrjähriger Prüfung entschied sie, mit Kroatien vorerst keine Beitrittsverhandlungen aufzunehmen. Der Balkanstaat zeigte sich nicht bereit, international gesuchte Kriegsverbrecher an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag auszuliefern. Da dies nicht den europäischen Vorstellungen von Menschenrechten und Justiz entspricht, lehnte die Kommission Verhandlungen ab. Sicherlich kann Kroatien auf einen neuen Versuch in ein paar Jahren hoffen, doch ob das Klima für weitere Beitrittskandidaten dann besser ist, bleibt abzuwarten. Entscheidung für den Westen Trotz unübersichtlicher politischer Verhältnisse in den Jahren nach der Wende entschieden sich die Bulgaren bald klar für eine Anbindung an Westeuropa. Schon bald wurde der Beitritt zu EU und NATO zum Ziel der bulgarischen Politik. Während die NATO das Land schon 2004 als neues Mitglied begrüßen konnte, dauert der Weg nach Europa etwas länger. Wirtschaftskrise Nach der Wende durchlebte das Land 1997 seine größte Krise seit Langem: Im so genannten "Hungerwinter" trieb Hyperinflation die Verbraucherpreise in die Höhe, Banken brachen zusammen, die Wirtschaft lag am Boden. Seit dem großen Crash hat sich das Land in den letzten Jahren jedoch stetig erholt und stabilisiert; mit Hochdruck arbeiten die bulgarischen Regierungen seither daran, ihr Land fit für die EU zu machen. 1999 beschloss die EU, Verhandlungen über den Beitritt aufzunehmen; allerdings stellte sich bald heraus, dass das Land die Kopenhagener Kriterien für die Mitgliedschaft nicht so schnell erfüllen konnte wie einige seiner Nachbarstaaten. Zehn Jahre nach der großen Krise soll es dann so weit sein: Bulgarien soll 2007 Mitglied der Europäischen Union werden. Touristisches Potenzial Besonders die deutsche Wirtschaft kann vom EU-Beitritt Bulgariens profitieren, denn Deutschland ist der größte Handelspartner des Landes. Außerdem entdecken nicht nur deutsche Touristen die sonnige bulgarische Schwarzmeerküste als interessantes Reiseziel. Im Landesinneren warten große Naturparks auf die Besucher. Und die Bulgaren sind auf die Besucher gut vorbereitet: Schon vor der politischen Wende 1997 begrüßten sie jedes Jahr Tausende Touristen an ihrer Küste. Gegensätze überwinden Schon zu Zeiten des "Ostblocks" (bis zur politischen Wende in der Sowjetunion und zum Fall der Mauer 1989) galt Rumänien als Land der Kontraste: Moderne Industriegebiete wechselten sich ab mit rückständigen ländlichen Gebieten. Die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln war vielerorts prekär. Doch nach der Wende machten sich die Rumänen rasch an die Modernisierung ihres Landes. Sie richteten ihr politisches System nach französischem Vorbild aus und setzten auf starke Staatspräsidenten, die ihr Land in die Europäische Union führen sollten. Mahnungen der EU Die Beziehungen zwischen Rumänien und der Europäischen Union gehen schon auf die Zeit vor der Wende zurück. Bereits in den siebziger Jahren schloss Rumänien als erstes Land des damaligen "Ostblocks" Handelsabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft (EG). Bis heute ist die EU wichtigster Handelspartner Rumäniens. Sechs Jahre nach der Wende, im Sommer 1995, stellte die damalige rumänische Regierung den Antrag auf Aufnahme in die EU. Der Weg dorthin war nicht einfach: Bis heute mahnt die EU, das Rechtssystem zu überarbeiten, Korruption zu bekämpfen, die Rechte von Heimkindern zu klären und eine solide Wirtschaftsstrategie für das Land zu entwickeln. Beitrittsabkommen unterzeichnet Wenn auch die Wirtschaft nach Jahren der Krise nunmehr stetig wächst, leidet das Land nach wie vor unter hoher Inflation, und das Pro-Kopf-Einkommen der Rumänen gehört zu den niedrigsten in Europa. Doch am Datum für den Beitritt soll nicht mehr gerüttelt werden: Im April 2005 unterzeichneten die EU und Rumänien das Beitrittsabkommen. Wie beim Nachbarn Bulgarien soll es nun am 1. Januar 2007 so weit sein. Dann erstreckt sich die Europäische Union bis zur Küste des Schwarzen Meeres, und auch über den tiefen Wäldern Transsilvaniens weht die Flagge der Union.

  • Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II

Kinderarbeit in England

Unterrichtseinheit

In dieser Unterrichtssequenz zum Thema Kinderarbeit für den Englisch- oder bilingualen Geschichtsunterricht erfahren die Schülerinnen und Schüler, welches Ausmaß und welche Folgen die Kinderarbeit einst hatte und auch noch heute in manchen Ländern haben kann.Die Industrialisierung veränderte das Alltagsleben derer, die dann in den Fabriken ihr Brot verdienen mussten, grundlegend. Das Gewinnstreben und der Wettbewerb, insbesondere aber auch das Überangebot an Arbeitskräften, hielten den Lohn der Fabrikarbeiter niedrig. Wenn nur der Mann in der Familie Geld verdiente, genügte dies häufig nicht, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Um Ernährung, Miete und Kleidung bezahlen zu können, mussten Frauen und Kinder ebenfalls arbeiten. In Deutschland per Gesetz seit 1839 (Preußen) verboten, scheint Kinderarbeit auf den ersten Blick ein rein historisches Phänomen zu sein und sich deutlich vom Ferienjob oder dem Jobben neben der Schule her zu unterscheiden. Doch auch heute noch gehört Kinderarbeit in vielen Ländern zum Alltag. Internet-Recherche: Fakten zur Kinderarbeit In einem ersten Teil recherchieren die Schülerinnen und Schüler, welche Tätigkeiten Kinder in den Fabriken zu verrichten hatten, welche gesundheitlichen Schäden deswegen auftraten, wie lange Kinder täglich arbeiten mussten und wie hoch der Anteil der Kinder an der Arbeiterschaft war. So erschließen sie die historische Dimension und üben dabei auch den Umgang mit Tabellen und Grafiken sowie der entsprechenden Software. Verfassen einer Petition aus Sicht eines Unternehmers Im nächsten Schritt sollen die Lernenden handlungsorientiert eine Petition gegen die Kinderarbeit verfassen, bei der sie nicht aus der Sicht eines betroffenen Kindes, sondern aus der des Unternehmers argumentieren sollen. Durch diesen Perspektivenwechsel soll deutlich werden, dass soziale Verbesserungen durchaus auch im Sinne der Fabrikbesitzer sein konnten. Freie Recherchearbeit: Gesetzliche Regeln In den nächsten, dieses Mal freien Rechercheschritten finden die Schülerinnen und Schüler heraus, wann von staatlicher Seite die Kinderarbeit verboten wurde und wie die gesetzlichen Regeln heute lauten. Diskussion: Warum gibt es auch heute noch Kinderarbeit? Im letzten Teil der Unterrichtssequenz erfahren die Lernenden dann, dass Kinderarbeit kein rein historisches Phänomen ist, sondern auch heute aus ähnlichen Gründen wie im 19. Jahrhundert existiert und ähnlich schlimme Folgen für die Betroffenen hat. Als Abschluss kann eine Diskussion im Klassenverband initiiert werden, die der Frage nachgeht, warum es in bestimmten Ländern heute noch Kinderarbeit gibt.Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit der historischen Dimension der Kinderarbeit in England auseinander. lernen die Umstände kennen, unter denen Kinder in den frühen Fabriken arbeiten mussten. lernen die Folgen dieser schweren und inhumanen Arbeit kennen. erfahren, dass es auch heute noch viele Länder gibt, in denen Kinderarbeit zum Alltag gehört. eruieren die Gründe für heutige Kinderarbeit und vergleichen sie mit denen während der industriellen Revolution. erweitern ihren englischen Wortschatz und vertiefen ihre Sprachkenntnisse. schulen ihre Methodenkompetenz bei der Nutzung digitaler Medien.

  • Geschichte / Früher & Heute / Religion / Ethik / Englisch
  • Sekundarstufe II

Zeitzeugeninterview - Detlef Spahn: "Türkische Kameraden"

Video

In diesem Zeitzeugeninterview berichtet Detlef Spahn über das Verhältnis zwischen den deutschen Arbeitern und den türkischen Gastarbeitern in der Bundesrepublik. Durch das rasante Wirtschaftswachstum benötigte die Bundesrepublik in den 1960er Jahren mehr Arbeitskräfte. Diese kamen aus verschiedenen Ländern Südeuropas und aus der Türkei. Detlef Spahn war in der Zeche Zollverein für einige türkische Gastarbeiter verantwortlich und erzählt über seinen Arbeitsalltag. Die Lernenden erfahren, wie sich ihre Integration in den Arbeitsalltag gestaltete und welche Probleme auftraten. Das Video-Interview eignet sich gut als Ausgangsmaterial für eigene Unterrichtsentwürfe und kann in verschiedenen methodisch-didaktischen Kontexten verwendet werden. Dabei sollte vorbereitend auf die Quellengattung "Zeitzeugen" eingegangen und geklärt werden, welche Vor- und Nachteile mit dieser speziellen Quellenart verbunden sein können. Sachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erklären den Begriff "Gastarbeiter". beschreiben die Schwierigkeiten, mit denen die türkischen Gastarbeiter und ihre Kollegen konfrontiert wurden. zeigen die Lebensumstände der Gastarbeiter in Deutschland auf. Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erschließen gezielt Informationen über aus einem Zeitzeugeninterview über türkische Gastarbeiter in der Bundesrepublik. Urteilskompetenz Die Schülerinnen und Schüler vollziehen Motive, Bedürfnisse und Interessen von betroffenen Personen und Personengruppen nach (Fremdverstehen). setzen sich kritisch mit den Aussagen des Zeitzeugen auseinander und berücksichtigen die Subjektivität der Aussagen. Detlef Spahn erzählt in seinem autobiographischen Zeitzeugenbericht, wie er die Zusammenarbeit mit den türkischen Gastarbeitern empfand.

  • Geschichte
  • Sekundarstufe I

Zeitzeugeninterview - Werner Scholtissek: "Braunkohle statt Öl"

Video

In diesem Zeitzeugeninterview berichtet Werner Scholtissek von den Auswirkungen der Öl-Krise auf die Arbeitsabläufe im Seehafen Rostock. Werner Scholtissek arbeitete im Auftrag des Ministeriums im Bereich Arbeitsschutz. Die Ölkrise 1973 führte zu drastischen Veränderungen in den Arbeitsabläufen und Arbeitsschutzmaßnahmen im Seehafen Rostock. Durch die Umstellung von Öl auf Braunkohle benötigte die Industrie mehr Arbeitskräfte, allerdings stiegen auch die gesundheitlichen Risiken für die Arbeiter. Das Interview zeigt die Folgen der Weltwirtschaftskrise in den 1970er Jahren für die DDR auf. Das Video-Interview eignet sich gut als Ausgangsmaterial für eigene Unterrichtsentwürfe und kann in verschiedenen methodisch-didaktischen Kontexten verwendet werden. Dabei sollte vorbereitend auf die Quellengattung "Zeitzeugen" eingegangen und geklärt werden, welche Vor- und Nachteile mit dieser speziellen Quellenart verbunden sein können. Sachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler beschreiben den Kontext der Ölkrise von 1973. geben in Grundzügen die veränderten Arbeitsbedingungen durch die Ölkrise wieder. beschreiben die Bedeutung der Meldung Scholtisseks an das Ministerium. Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erschließen gezielt Informationen über die Krise und die Auswirkungen auf die DDR aus einem Zeitzeugeninterview. Urteilskompetenz Die Schülerinnen und Schüler setzen sich kritisch mit den Aussagen des Zeitzeugen auseinander und berücksichtigen die Subjektivität der Aussagen. Werner Scholtissek erzählt in seinem Zeitzeugeninterview anschaulich, welche negativen Auswirkungen die Ölkrise auf die Arbeitsprozesse hatten.

  • Geschichte
  • Sekundarstufe I

Wirtschaftliches Denken und Handeln

Fachartikel

Wenn es darum geht, wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich und praxisnah zu vermitteln, gelingt dies am besten durch anschauliche und lebensnahe Beispiele. Das Kfz-Gewerbe prägt die Mobilität im Alltag der Schülerinnen und Schüler – was diesen Bereich zu einem interessanten Lehrbeispiel macht. Dieser Fachartikel zeigt, welche Anknüpfungspunkte zwischen lehrplanrelevanten Themen aus Politik und Wirtschaft der Sekundarstufe I und II und dem Kfz-Gewerbe bestehen. Wirtschaftliche Herausforderungen: Gewinne, Kosten, Leistung Die Automobilbranche ist vielleicht in der schwersten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik. Diese Herausforderung legt schonungslos offen, dass auch das Kfz-Gewerb e marktwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegt. Jedes Unternehmen, so auch handwerkliche Betriebe, muss Gewinne erzielen, um bestehen zu können. Gewinne wiederum sind abhängig von den Einnahmen des Unternehmens einerseits, den Kosten andererseits. Betriebe müssen zudem fähig sein, ihre Leistungen überhaupt zu erbringen, was wiederum von Personal, Arbeitsmitteln, Rohstoffen und vielen anderen Faktoren wie beispielsweise gesetzlichen Auflagen abhängig ist. Kfz-Betriebe können daher auf Dauer nur bestehen, wenn ihre Einnahmen größer als die Ausgaben für Arbeitskräfte, Fahrzeuge, Werkstattausrüstung, Werkzeuge, Materialverbrauch, Werbung, Lizenzen und Kredite sind und noch ein finanzieller Spielraum für neue Investitionen, Rücklagen für Krisenzeiten und den Gewinn dem Unternehmen verbleibt.

  • Wirtschaft / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe II, Sekundarstufe I

Leben und Wirtschaften im Mittelalter: Grundherrschaft in der…

Unterrichtseinheit
14,99 €

Wie lebten die Menschen im Mittelalter? Die Unterrichtseinheit "Leben und Wirtschaften im Mittelalter: Grundherrschaft in der Ständegesellschaft" führt die Lernenden in Form von Spielszenen an das Thema "Mittelalterliche Gesellschaft" heran. Durch Identifikation mit den handelnden Figuren werden sie für die sozialen, politischen und wirtschaftlichen Strukturen und Abhängigkeiten der Menschen im Mittelalter sensibilisiert. Ein Rollenspiel, in dem ein Bauer um seine Freiheit kämpft, führt die Lernenden in dieser Unterrichtseinheit schülernah an die mittelalterliche Ständegesellschaft heran. Indem sie sich in den verzweifelten Bauern, der von einem Adeligen hinters Licht geführt wird, hineinversetzen, gewinnen sie einen Einblick in das Leben und Wirtschaften im Mittelalter . Der didaktische Schwerpunkt der Unterrichtseinheit liegt darin, den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die politische, soziale und wirtschaftliche Situation der Menschen im Mittelalter zu geben und umfasst die folgenden Themenschwerpunkte: politisch: erschwerte Verwaltung durch "Reisekönigtum", geringe Rechtssicherheit, örtlicher Kleinadel und örtliches Rittertum als Grundherren, die Folgen fehlender Geldwirtschaft und geringer Schriftlichkeit für die Verwaltung, Probleme eines Aufgebotsheeres mit freien Bauern wirtschaftlich-sozial: Formen der Abhängigkeit der freien sowie unfreien Landbevölkerung vom örtlichen Adel sowie von Waren und Dienstleistungen im Tausch sozial: Entwicklung der freien Landbevölkerung hin zur Hörigkeit im Verlauf des Mittelalters Rolle der Klöster als Machtfaktoren und in Bezug auf die Schriftlichkeit Ziele und Interessen der beteiligten Personengruppen, auch "stummer Gruppen" Das Thema "Grundherrschaft in der Ständegesellschaft" im Unterricht Bauern, Adelige, Ritter, ... Für Kinder bietet das Mittelalter zahlreiche spannende Anknüpfungspunkte. Aus historischer Perspektive ist das Thema " Grundherrschaft und Ständegesellschaft " aus unterschiedlichen Gründen relevant. Zum einen wird die Landbevölkerung oft als "Verlierergruppe" des Mittelalters dargestellt. Die Bauernfamilien als größte Bevölkerungsgruppe des Mittelalters bleiben dennoch in den Quellen weitgehend "stumm", da sie selbst nicht über die Mittel verfügten, ihre Lage, Ansichten und Meinungen schriftlich festzuhalten. Zum anderen ist es relevant, sich mit der Regierungsform auseinanderzusetzen. So gab es Probleme der Durchsetzung von Rechtssicherheit aufgrund der geringen Schriftlichkeit und des Reisekönigtums. Auf die heutige Zeit übertragen ergeben sich aus der Themenstellung weitere Fragen. Anhand dieser kann diskutiert werden, wie wirtschaftlich Schwächere geschützt werden können. Dies können beispielsweise ungelernte oder angelernte Arbeitskräfte sein, die zu unfairen Arbeitsbedingungen gedrängt werden. Solche Ungleichgewichte müssen immer wieder in den Blick genommen werden. Außerdem wird durch das Rollenspiel als Alteritätserfahrung Lebensweltbezug hergestellt. Das Mittelalter bleibt uns letztlich eine fremde Welt, die wir uns erst erschließen müssen, wobei hier zugleich affektiv Identifizierung und Perspektivübernahme ermöglicht werden soll. Vorkenntnisse Die Lerngruppe sollte am Beispiel des römischen Reiches bereits ein (Regierungs-)System kennengelernt haben. Es sollte ihnen durch dieses Beispiel eine auf Rechtssicherheit durch Schriftlichkeit und mit Durchsetzung der Zentralgewalt basierende Regierung bekannt sein, sodass Vergleiche gezogen werden können. Didaktische Analyse Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass historische Verhältnisse wie die Grundherrschaft in einem multikausalen Geflecht zusammen hängen. Dabei spielen sowohl Interessen und Ziele der Beteiligten wie auch strukturelle, zum Beispiel wirtschaftliche, Voraussetzungen ein Rolle. Das (An-)Erkennen von Multikausalität und Multiperspektivität ist ein wichtiger Schritt zu einem abgewogenen Urteil und steht monokausalen Ursachenzuweisungen entgegen. Methodische Analyse Im Wechsel von Textarbeit und kreativen Elementen (Erstellung von Spielszenen), moderiertem Unterrichtsgespräch und freier Diskussion haben die beiden Stunden eine abwechslungsreiche Struktur und ausreichend große Zeitblöcke für Erarbeitung und Sicherung. Die Sicherungsphasen ermöglichen sowohl die Präsentation im Rollenspiel als auch die Sicherung im Plenum. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten aus den Materialien die politische, wirtschaftliche und soziale Struktur der mittelalterlichen Gesellschaft: Bevölkerungsgruppen und ihre Interessen, Elemente der Grundherrschaft, Zunahme der Hörigkeit, Machtposition auch des niederen Adels, Bedeutung von Tauschwirtschaft und Schriftlichkeit, geringe Rechtssicherheit, "Reisekönigtum". untersuchen die Inhalte der Texte kriteriengeleitet. erarbeiten multikausale und multiperspektivische Zusammenhänge. bewerten Entwicklungen und Gegebenheiten des Mittelalters differenziert und vor dem Hintergrund der Gegenwart. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler arbeiten an Sachtexten und an Quellenmaterialien. dokumentieren und präsentieren ihre Ergebnisse. wählen verschiedene Formen der Präsentation. setzen dabei unter gegebenen Voraussetzungen digitale Medien ein. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler kooperieren in Gruppen. diskutieren sachbezogen und argumentativ. bewerten die Ergebnisse anderer sachbezogen und begründet.

  • Geschichte / Früher & Heute
  • Sekundarstufe I

Deutsche Einheit Interkulturell

Fachartikel

Wie erlebten Menschen nichtdeutscher Herkunft die Umbrüche Ende der 1980er Jahre, den Mauerfall und die ersten Jahre der deutschen Einheit? Ihre Sichtweisen in der Geschichte zur deutschen Einheit kommen kaum vor. Wie sich ihr Leben im geteilten und wiedervereinigten Deutschland gestaltete, macht das digitale Bildungsangebot "Deutsche Einheit Interkulturell" neu erfahrbar. Die Inhalte sind auch in Einfacher Sprache abrufbar. Beschreibung Die Jahre 1989/1990 gelten als zentrale Wendepunkte der deutschen Geschichte. Auch für Eingewanderte und deren Nachkommen änderte sich mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung vieles. Sie waren als Arbeitskräfte, Studierende oder Schutzsuchende in die Bundesrepublik und in die DDR gekommen und berichten bis heute von der Freude über Mauerfall und deutsche Einheit – aber auch von Ausgrenzung, Rassismus und Arbeitslosigkeit. Das Bildungsangebot Deutsche Einheit Interkulturell für Jugendliche und Lehrkräfte nimmt die deutsche Einheit aus der Perspektive von Eingewanderten und deren Nachkommen in den Blick. Die Website www.einheit-interkulturell.de bietet zahlreiche Materialien und Inhalte, die über die Geschichte der zwei Staaten informieren und dabei die vielfältigen Sichtweisen der Menschen nichtdeutscher Herkunft miteinbeziehen – auch in Einfacher Sprache. Wenn im Geschichtsunterricht von der Friedlichen Revolution die Rede ist, werden die Sichtweisen von Eingewanderten und ihren Nachkommen nur selten beachtet, obwohl sich mit dem Fall der Mauer auch ihre Lebensbedingungen stark veränderten. Gerade die Geschichte der deutschen Teilung, Vereinigung und Transformation wird bisher nahezu ausschließlich aus der nationalen Perspektive – als Geschichte der Ostdeutschen und Westdeutschen – unterrichtet, in der die Erfahrungen und Erzählungen von Eingewanderten und ihren Nachkommen kaum eine Rolle spielen. Im Rückblick wird in der Erinnerungskultur und Vermittlung des Einigungs- und Transformationsprozesses ein starker Fokus auf die nationale Herkunfts- und Kulturgemeinschaft deutlich, der zur Überwindung der jahrzehntelangen Teilung beitragen sollte und bis heute eine gemeinsam geteilte Sicht aller Bürgerinnen und Bürger auf die deutsche Einheit verhindert. Das Projekt Deutsche Einheit Interkulturell wurde von der Eduversum GmbH in Kooperation mit der Bundesstiftung Aufarbeitung entwickelt, von dem Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Länder unterstützt und aus Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Inhalt Das Projekt " Deutsche Einheit Interkulturell " will einen Beitrag leisten um diese Lücke zu schließen. In insgesamt elf Modulen wird die Geschichte vor und nach 1990 mit Fokus auf der Migrations- und Integrationsgeschichte der beiden deutschen Staaten thematisiert. Wie es zur Anwerbung von Arbeitskräften kam, wie Eingewanderte und deren Nachkommen den Mauerfall erlebten oder warum viele Menschen bis heute die deutsche Einheit mit rassistischen Ausschreitungen verbinden, sind nur einige Themeninhalte der Website. In drei weiteren Modulen werden die Inhalte in Einfacher Sprache zur Verfügung gestellt. Zu den Materialien zählen: Infotexte und -materialien über die deutsch-deutsche Geschichte ab 1949 aus der Sichtweise von Eingewanderten und deren Nachkommen Interaktive Zeitleisten, Karten und Statistiken Ein Erklärvideo zur Thematik Videointerviews von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen Quizze zu den Inhalten der einzelnen Module Glossar mit Erklärungen zu ausgewählten Begriffen Zielgruppe Die Hauptzielgruppe umfasst Jugendliche ab 14 Jahren und junge Erwachsene. Außerdem können Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen das Material für ihren Unterricht heranziehen. Fördergeber und Projektpartner Bundesministerium für Wirtschaft und Energie Das Projekt wurde im März 2021 mit Unterstützung des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer eingerichtet und wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert. Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (Bundesstiftung Aufarbeitung) ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie hat den gesetzlichen Auftrag, die umfassende Aufarbeitung der Ursachen, Geschichte und Folgen der Diktatur in SBZ und DDR zu befördern sowie den Prozess der Deutschen Einheit zu begleiten und an der Aufarbeitung von Diktaturen im internationalen Maßstab mitzuwirken. Eduversum GmbH Die Eduversum GmbH setzt als Verlag und Bildungsagentur Bildungsprojekte, ergänzende Unterrichtsmaterialien und Veranstaltungen im Kontext Bildung um. Mit www.lehrer-online.de betreibt die Eduversum GmbH das größte deutschsprachige Bildungsportal, entwickelt und veröffentlicht Schul- und Fachbücher sowie crossmediale Bildungsangebote. Für öffentliche sowie private Partner und Auftraggeber realisiert und betreut das Unternehmen Bildungsprojekte zu vielfältigen Themen, die Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche in allen Schulformen, Schulstufen und Schulfächern ansprechen.

  • Geschichte / Früher & Heute / Politik / WiSo / SoWi
  • Sekundarstufe I

Bewerbungs-Flyer

Unterrichtseinheit

Sich mit einem Flyer initiativ für Jobs und Stellen zu bewerben, ist absolut üblich geworden, nicht nur im Kreativbereich. Ein Flyer ist als Erstkontakt persönlicher, individueller und aussagekräftiger als eine Bewerbungsmappe. Flyer sind auf jeden Fall in kreativen Branchen als Initiativbewerbung bei den Firmen gerne gesehen. Dort weiß man oft nicht, wohin mit den dicken und aufwändigen Bewerbungsmappen mit Zeugniskopien, Lebensläufen und so weiter und stellt sie ins Regal - wenn sie nicht direkt weggeworfen werden. Ein Flyer bleibt eher auf dem Schreibtisch liegen - und fällt ins Auge, wenn gerade eine Arbeitskraft gesucht wird. Es ist eine anspruchsvolle Arbeit, einen gut gemachten Flyer herzustellen. Eine moderne Firma wird diesen Aufwand zu schätzen wissen. Außerdem: Wenn man ihn einmal fertiggestellt und im Computer gespeichert hat, kann man ihn immer wieder aktualisieren und neu ausdrucken. Er ist, abgesehen vom Druck, eine einmalige Investition. Zur Bewerbung gehört natürlich ein persönliches Anschreiben mit der Bewerbung und dem Hinweis, dass man auf Wunsch gerne weitere Informationen, Zeugnisse, Arbeitsnachweise und den Lebenslauf zusendet. Die Unterrichtseinheit steht und fällt mit der geeigneten Rechnerausrüstung sowie den erforderlichen Arbeitsplätzen. Der Einstieg, die Planung und die ersten Schritte am Rechner verliefen hochmotiviert. Ein Unterricht, aus dem die Schülerinnen und Schüler direkten praktischen Nutzen ziehen können, kommt ihnen gerade im 10. Schuljahr, in dem Abschlüsse bevorstehen, sehr entgegen. Unterrichtsverlauf "Bewerbungs-Flyer" Die Entstehung des Bewerbungs-Flyers vom ersten Layout-Entwurf bis hin zum fertigen Produkt wird hier beschrieben. Regelmäßige "Redaktionssitzungen" begleiten den Prozess. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen einen aussagekräftigen Bewerbungsflyer planen, der zu ihnen passt (Bilder und Text). Regeln für gutes Layout kennen lernen und anwenden. Layout analysieren und bewerten können. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Bildbearbeitungsprogramm GIMP ihren Flyer druckfertig realisieren. Möglichkeiten der Bild-Manipulation kennenlernen und durchschauen. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler sollen differenzierte und sachliche Kritik üben und annehmen (gegenseitiges Lektorieren). Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung abwägen. Thema Bewerbungs-Flyer - Digitale Bildbearbeitung im Kunstunterricht Autorin Astrid Raimann Fächer Kunst, Deutsch, Arbeitslehre, Informatik Zielgruppe Klasse 9 und 10 Zeitraum circa 6 bis 8 Doppelstunden Technische Voraussetzungen Rechner mit installierter Bildbearbeitungssoftware GIMP (Freeware) für die Einzel-, und Partnerarbeit Was macht gutes Layout aus? Einen ersten Eindruck davon, wie unterschiedlich gestaltetes Layout Unterschiede in Aussage, Wirkung und Akzeptanz bewirken kann, bekommen die Schülerinnen und Schüler anhand von guten wie schlechten Beispielen (Reklamezettel, Werbung aus Zeitschriften, Flyer). Die Beispiele sollen in Bezug auf Farbgestaltung, Text, Schrift, Wirkung und Athmosphäre möglichst unterschiedlich sein. Layoutregeln erarbeiten Gemeinsam erarbeiten die Lernenden, dass es mehr oder weniger allgemeingültige Urteile und Wertungen gibt, aus denen Layoutregeln abgeleitet werden können, dass aber auch persönliche Vorlieben und Geschmäcker eine Rolle spielen. Ein wichtiger Schritt zur Erarbeitung der Layoutregeln ist die Analyse. Wie wirkt eine bestimmte Annonce, und warum wirkt sie unübersichtlich, chaotisch, langweilig, sympatisch, billig oder unangenehm? Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden schriftlich festgehalten. Einen ersten Entwurf erstellen Die Schülerinnen und Schüler kreuzen auf Arbeitsblatt 1 an, wie sie sich die Wirkung ihres eigenen Bewerbungs-Flyers vorstellen, und beraten sich in Kleingruppen, ob ihre Wahl passend ist. Mithilfe von Arbeitsblatt 2 gestalten die Lernenden dann einen Entwurf für ihren Flyer. Dazu gehören Texte, erste Ideen für Bilder, Farbgestaltung, Größe und Art der Schrift. Gegenseitige Beurteilung der Flyer In der zweiten Doppelstunde werden zunächst die Ergebnisse der ersten Doppelstunde in Erinnerung gerufen. Anschließend erarbeiten die Schülerinnen und Schüler Regeln für ein gutes Layout (Arbeitsblatt 3). In einer ausführlichen "Redaktionssitzung" überprüfen die Lernenden gegenseitigen ihre Flyer-Entwürfe, Änderungsvorschläge werden festgehalten. Bei der gegenseitigen Beurteilung der Flyer sind soziale Kompetenzen gefragt: Sachliche Kritik anbringen Kritik aushalten und annehmen Persönlichen Geschmack von sachlicher Kritik unterscheiden können Persönliche Einschätzung und Vorlieben aber auch verteidigen können Einschätzungen wie "Das passt / passt nicht zu dir" freundlich formulieren und begründen können Vorgehensweise in der Reihenfolge von Arbeitsblatt 4 (Bildbearbeitung mit GIMP): Arbeitsfläche einrichten Erste Seite anlegen mit Hilfslinien für Satzspiegel Texte einfügen Bilder einfügen Probeausdruck In den folgenden Stunden arbeiten die Schülerinnen und Schüler ihre Flyer aus und stellen sie fertig: Sie formulieren Texte, bewerten Bilder und überprüfen das Layout hinsichtlich seiner Wirkung. Die Lernenden kritisieren sich gegenseitig konstruktiv in regelmäßigen "Redaktionssitzungen". Zwischen den Stunden korrigiert und überprüft zusätzlich die Lehrkraft. Sobald den Schülerinnen und Schülern klar ist, dass sie ihren Flyer im realen Leben gebrauchen können, sind sie sehr an Feedback interessiert. Alle Lernenden sollten am Ende der Unterrichtssequenz ihre ausgedruckten Flyer sowie einen Datenträger mit der digitalen Datei mit nach Hause nehmen.

  • Kunst / Kultur / Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Sekundarstufe I
ANZEIGE