Zukunft einkaufen: Nachhaltiger Konsum, faire Ernährung
Unterrichtseinheit
Nur ein Viertel der sieben Milliarden Erdbewohner zählt derzeit zur "globalen Konsumentenklasse". Doch durch nicht nachhaltiges Kosumverhalten verbraucht dieses Viertel rund 80 Prozent der weltweiten Naturressourcen. Eigentlich sollten diese für alle Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen.Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit erkunden die Schülerinnen und Schüler ihre Konsumgewohnheiten und untersuchen das Konsumangebot ihrer Heimatstadt auf ökofaire Produktionsbedingungen. Sie stellen ihre Ernährungsgewohnheiten auf den ökologischen Prüfstand und üben sich im Zubereiten ökofairer Mahlzeiten. Die drei hier vorgestellten Unterrichtsmodule können zu einer größeren Unterrichtseinheit - zum Beispiel im Rahmen einer Wochen- oder Projektarbeit - kombiniert werden.Im Zentrum des unterrichtlichen Geschehens stehen vor allem aktivierende Methoden wie MindMap, selbstständige Erkundung der lokalen Umgebung und des Konsum-Angebots sowie eine reflektierte Auseinandersetzung mit den eigenen Essgewohnheiten und das Erproben ökofairer Ernährungsmethoden. Hintergrundinformationen Einführend finden Sie hier Hintergrundinformationen zum Themenkomplex Konsum, Ernährung und Nachhaltigkeit sowie zu den drei Modulen der Unterrichseinheit. Modul 1: Die konsumkritische Stadtrallye Die Schülerinnen und Schüler tauchen mit der "Konsum"-MindMap und einem Film ins Thema ein und führen sich bei einer Stadtrallye unseren Konsum vor Augen. Modul 2: Alternativen publik machen Um dem Ziel "Fairer Konsum für eine zukunftsfähige Welt" Nachdruck zu verleihen, stellen die Jugendlichen Kontakt zu Verantwortlichen her und machen Alternativen öffentlich. Modul 3: Nahrungsproblematik und ökofaire Ernährung Die Schülerinnen und Schüler berechen ihren ökologischen Fußabdruck und stellen Produktionskette, Erzeugung und Anbau von Lebensmitteln auf den Prüfstand. Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler lernen die Folgen des westlichen Lebensstils für den Ressourcenvorrat der Erde kennen. untersuchen die Auswirkungen unseres Ernährungsgewohnheiten und unseres Kaufverhaltens auf natürliche Lebensräume und Menschen der nicht industrialisierten Welt. lernen Kriterien nachhaltiger Lebens- und Konsumformen kennen und nehmen fairen Konsum und ökofaire Ernährung als Alternative wahr. können selbst Konzepte für nachaltigen Konsum und ökofaire Ernährung entwickeln. Medienkompetenz Die Schülerinnen und Schüler können verschiedenartige Medien wie Texte, Tabellen, Grafiken und Bilder hinsichtlich relevanter Informationen auswerten. setzen Informationen aus verschiedenen Medien miteinander in Verbindung. lernen, diese Informationen in anderen medialen Darstellungsformen wiederzugeben und zusammenzufassen. Die Katholische Kirche und die Evangelische Kirche in Deutschland als zweitgrößte Arbeitgeber mit ihren Kirchengemeinden, Bildungshäusern, Verwaltungsstellen sowie diakonischen und karitativen Einrichtungen eine große, vielfach noch schlummernde Nachfragemacht für nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. Dies gilt besonders für die Bereiche Energie, Büro, Großhaushalt, Transport und Verkehr sowie technische Gebäudeausrüstung. Mit dem Projekt "Zukunft einkaufen" sollen die Kirchen dauerhaft an ökologischen und sozialen Standards ausgerichtet werden. Damit wird ein wichtiger Beitrag sowohl für eine nachhaltige Entwicklung als auch für die Glaubwürdigkeit der Katholischen und Evangelischen Kirche geleistet. Gleichzeitig sollen über die Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen Impulse für einen nachhaltigen Konsum in den privaten Bereich gegeben werden. Auch Bildung und Erziehung sind in Sachen Nachhaltigkeitsthemen wichtige Wegbereiter, denn gerade Kinder und Jugendliche müssen dafür sensibilisiert werden, um ihre aktive Rolle in Sachen Umweltschutz wahrnehmen und ausfüllen zu können. Kein nachhaltiger Lebensstil Der in den westlichen Industrieländern vorherrschende Lebenstil ist nicht nachhaltig. Um deren Ressourcenverbrauch auf alle Menschen projizieren zu können, bräuchten wir mehr als eine Erde. Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir in Deutschland, bräuchten wir 2,8 Erden, denn der deutsche Fußabdruck ist 5,09 Hektar groß. Der gerechte ökologische Fußabdruck liegt jedoch bei 1,9 Hektar (Quelle: "Footprint Deutschland", 2010). Berechnungen zeigen, dass die Menschheit derzeit bereits am 9. Oktober eines Jahres ihren Ressourcenvorrat aufgebraucht hat und bis zum Ende des Jahres auf Pump lebt - also auf Kosten gering entwickelter Länder, die die negativen Folgen des Klimawandels tragen müssen. Und auf Kosten kommender Generationen. Die Rechte aller Menschen beachten Dabei sollten die Rechte der nachfolgenden Generationen genauso geachtet werden wie die Rechte jener, die unseren Lebensstandard nicht haben. Das sind 4,5 Milliarden Menschen, also zwei Drittel der Weltbevölkerung. Sie leben direkt von jenen Früchten und Nahrungsmitteln, die ihre Felder, Seen, Meere und Wälder hergeben. Daher sind sie nicht am Wachstum der Geldwirtschaft interessiert, sondern an der Sicherung ihres Kapitals, der Natur. Dieses jedoch verringert sich kontinuierlich, da ihr natürlicher Lebensraum für unsere Zwecke missbraucht wird. Jeder kann zur (Um-)Welt-Verbesserung beitragen Was viele nicht wissen: Durch Überdenken und Ändern des persönlichen Kaufverhaltens kann jeder einzelne von uns dazu beitragen, die (Um-)Welt zu verbessern, faire Löhne in Ländern der Billigproduktion herbeizuführen und diesen Menschen die Chance auf ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen. Es ist ein Unterschied, ob grüner Strom oder "normaler" Strom, Recyclingpapier oder "normales" Papier, ökofairer Tee oder konventioneller Tee gekauft wird. Mit jedem Euro, den wir ausgeben, entscheiden wir mit, wie unsere Welt und das Leben in ihr zukünftig aussieht: ob etwa weitere Kohlekraftwerke entstehen oder ob Windkraft und Solaranlagen stärker gefördert werden, ob Wälder weiterhin abgeholzt oder erhalten werden - und ob in Entwicklungsländern Schulen gebaut werden. Anhand dreier inhaltlich zusammenhängender und aktivierender Unterrichtsmodule erkunden die Jugendlichen unter dem Motto "Zukunft einkaufen!" ihre Schule und ihre Stadt oder Gemeinde hinsichtlich fairer und nicht nachhaltiger Konsumangebote. Sie erforschen die Strukturen ihrer Schule in Sachen sozialer Gerechtigkeit und ökofairem Nahrungsangebot. Bei einer konsumkritischen Stadtrallye kann das Thema Nachhaltigkeit und Konsum anhand der wichtigsten Kosum- und Kaufgewohnheiten der Jugendlichen vertieft und die Problematik alltagsnah aufgezeigt werden, bevor das Thema nachhaltige Ernährung eingehend beleuchtet und die ökofaire Welt des Kochens mit dem Ziel "Neue Rezepte braucht das Land" selbst erlebt werden kann. Herstellungsweise von Produkten erkunden Beim kritischen Stadtrundgang erkunden die Schülerinnen und Schüler ihre Stadt oder Gemeinde und informieren sich in Geschäften, in denen sie täglich oder mehrmals im Jahr einkaufen, über die Herstellungsweise und den Transport beliebter Produkte des täglichen Konsums. Vorteilhaft: Kleine Gruppen Es bietet sich an, dass Klassen sich in kleinere Gruppen aufteilen, und die ausgewählten Stationen, jeweils begleitet von einer Lehrkraft, die den konsumkritischen Stadtführer gibt, in unterschiedlicher Reihenfolge durchlaufen. Kleinere Gruppen zeigen größere Aufmerksamkeit, wenn der Stadtführer an den einzelnen Stationen wichtige Fakten zur gängigen Produktionsweise des jeweiligen Produkts vorstellt. Handouts und eigene Notizen Die Informationen werden mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert. Die Jugendlichen erhalten Handouts mit den wichtigsten Fakten, sollen sich aber auch selbst Notizen machen - sie werden sie für ihre Dokumentation der Rallye brauchen. Die Stationen der Rallye Elektromarkt (Anknüpfen an den Film der Einführung) Bekleidungsgeschäft Metzgerei oder Fleischerei Bäckerei oder Konditorei Nach der Stadtrallye werten die Schülerinnen und Schüler ihre Informationsblätter und ihre Notizen sowie Eindrücke der Rallye in Kleingruppen aus. Sie konzipieren in den nächsten Stunden einen Vortrag oder erstellen gemeinsam eine PowerPoint-Präsentation, in der sie wichtige und bemerkenswerte Informationen rund um die Themen Konsum, Globalisierung, Nachhaltigkeit und die daraus resultierenden Probleme aufzeigen und bewerten. In einem nächsten Schritt informieren sich die einzelnen Gruppen mithilfe einer Internetrecherche zu konsum- und ernährungstechnischen Alternativen. Das Projekt "Zukunft einkaufen!" hält zahlreiche Hintergrundinformationen zum Thema bereit: zukunft-einkaufen.de: Broschüre für Jugendliche Diese Broschüre zur konsumkritische Stadtrallye im PDF-Format eignet sich auch als Handout für die Jugendlichen. zukunft-einkaufen.de: Material für die Arbeit vor Ort Hier finden Sie gesammelte Broschüren und Veröffentlichungen - Hintergrundwissen zur Vorbereitung des Unterrichts. Stummer Impuls Das Wort "Konsum" als MindMap an der Tafel arrangiert oder ein aufgezeichneter Einkaufswagen führt die Jugendlichen an das Thema heran. Stichwortartig werden nun Begriffe gesammelt: was konsumiert die Klasse täglich oder zumindest häufiger? Die Schülerinnen und Schüler können auch Produkte mitbringen, die sie häufiger kaufen, oder sie schneiden entsprechende Abbildungen aus Prospekten aus. Konsum und Globalisierung Nun soll, exemplarisch an ein oder zwei Produkten (Schokoriegel, T-Shirt, Notizblock oder auch ein Handy), die Frage aufgeworfen werden, wie und wo das Produkt wohl hergestellt wird und welche Folgen die Produktionsweise hat. Hier bietet es sich an, auf einer Weltkarte die Produktionsorte im Vorfeld zu markieren. Anschließend kann in einem Gespräch im Plenum der Zusammenhang zwischen Konsum und Globalisierung vertieft werden. Filmvorführung Da das Thema bei der Stadtrallye intensiver erlebt werden soll, bietet sich zur Vorbereitung auch das Vorführen eines Films an. Kleines Handy - große Wirkung Der Film aus dem Projekt "Mitverantwortung" der Stiftung Jugend und Bildung informiert über die wenig fairen Produktionsbedingungen und die Entsorungsproblematik bei Handys. Basiswissen zum Thema aneignen Die einzelnen Gruppen eignen sich anhand einer Internetrecherche oder mithilfe ausgewählter, durch die Lehrkraft aufbereiteter Materialien ein Basiswissen zu konsum- und ernährungstechnischen Alternativen an, aus dem sie Konsequenzen für die eigene Ernährung und ihr Kaufverhalten entwickeln können. Interviews mit dem Einzelhandel Mit den Vorschlägen, die die Jugendlichen mittels Handout zusammentragen, kann durch einen erneuten Besuch der betreffenden Geschäfte Kontakt zu Verantwortlichen des Einzelhandels gesucht werden. Bei persönlichen Interviews im Laden sollte die Lehrkraft allerdings vor Ort sein, und im Vorfeld vorbereitete Fragen mit den Jugendlichen besprochen haben. Alternativ bietet es sich an - auch fächerverbindend im Deutschunterricht - in den Kleingruppen Briefe und E-Mails oder gar eine gemeinsam abgestimmte Petition, adressiert an den Einzelhandel beziehungsweise an Vertreter der kommunalen Politik, zu verfassen. Auch auf diese Weise kann auf die Missstände aufmerksam gemacht und können Alternativen zur öffentlichen Diskussion gebracht werden. Die eigene Ökobilanz Mit der richtigen Ernährung und dem Kauf biologisch hergestellter sowie auf kurzen und damit umweltfreundlichen Transportwegen bereitgestellter Nahrung kann der CO2-Ausstoß deutlich verringert werden und somit ein Zeichen in Sachen Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung gesetzt werden. Gerade jungen Menschen ist häufig nicht bewusst, dass ihre hohe Ökobilanz durch unreflektierte Kaufentscheidungen und Ernährungsgewohnheiten bedingt ist. Der ökologische Fußabdruck Zum Einstieg bietet es sich an, per Laptop und Beamer exemplarisch die Ökobilanzen von zwei bis drei Schülerinnen oder Schülern zu errechnen. Dies geschieht mittels eines Online-Tools. Das Feld der Mobilität, die hier ebenfalls eine große Rolle spielt, wird mit Blick auf den Fokus Ernährung weitestgehend ausgeblendet. footprint-deutschland.de Mithilfe dieses Tools lässt sich der eigene ökologische Fußabdruck online berechnen. Die Ökobilanz von Lebensmitteln Anschließend kann erörtert werden, welche Art von Lebensmitteln nach Meinung der Schülerinnen und Schüler eine besonders schlechte Ökobilanz haben und warum dies so ist. Die Lehrkraft vertieft im Folgenden die Merkmale der globalisierten Produktionsketten von Lebensmitteln, etwa am Beispiel einer Tiefkühlpizza oder anhand bestimmter Obst- und Gemüsesorten, die von weit her eingeflogen werden müssen, weil die Menschen in Europa nicht darauf verzichten möchten. Fleischproduktion, Backwaren & Co. Ebenso ist es wichtig, auf Unterschiede in der Tierhaltung, Fütterung und Futterherstellung bei der Fleischproduktion einzugehen. Ebenso ist der Unterschied zwischen konventionellen Methoden und der Bio-Herstellung von Backwaren relevant. All dies können die Jugendlichen arbeitsteilig in Kleingruppen erarbeiten, die Broschüre "Und ihr bewegt sie doch!" dient hier als Lesestoff für die Klasse und gibt Anregungen für die Umsetzung durch die Lehrkraft. zukunft-einkaufen.de: Broschüre "Und ihr bewegt sie doch!" Ideen und Anregungen zu nachhaltigem Konsum und ökofairer Ernährung liefert diese Broschüre im PDF-Format. Ausstellung im Klassenzimmer Ihre Ergebnisse sowie Ideen und Vorschläge zu einer ökologisch verantwortungsvollen Ernährung können die Schülerinnen und Schüler in ihre PowerPoint-Präsentation zum nachhaltigen Konsum integrieren. Alternativ bietet es sich an, mithilfe von Prospekt-Schnipsel und kunstvoll arrangierten Plakaten eine eigene Kunst-Ausstellung zu ökofairen Produkten und Gerichten im Klassenzimmer zu installieren und anderen Schülerinnen und Schülern sowie Interessierten Lehrerinnen und Lehrern am Ende der Projektwoche eine Info-Veranstaltung anzubieten. Ökofaires Kochen Je nach Schulform sowie je nach Räumlichkeiten und Ausstattung der Schule bietet das Material "Neue Rezepte braucht das Land" auch Anregungen, einen Kochwettbewerb zu ökofairer Ernährung durchzuführen. Man kann die im Material aufgeführten Rezeptvorschläge nachkochen - oder aber die Jugendlichen nach Vorgabe eines bestimmten Budgets selbst ökofaire Gerichte kreieren lassen. zukunft-einkaufen.de: "Neue Rezepte braucht das Land" Hier finden Sie Material mit Anregungen und Rezepten zum ökofairen Kochen als PDF-Dokument.