Die Schule der Zukunft: agile und zukunftsorientierte Unterrichtsgestaltung

Fachartikel

Zurzeit ist in vielen bildungspolitischen Debatten die Rede von der Schule der Zukunft. In diesem Interview klärt Berufsschullehrer und Lehrkräftefortbilder Dr. Jens Soemers darüber auf, wie zukunftsorientierter Unterricht aussehen kann. Besonders wichtig ist dabei eine Neuausrichtung der Lehr-Lern-Methoden sowie eine vertrauensvolle Lehrenden-Lernenden-Beziehung.

 

Was versteht man unter dem Begriff "Schule der Zukunft"?

Wir alle wissen, dass der schnelle gesellschaftliche und kulturelle Wandel unsere Lebens- und Arbeitswirklichkeiten rasant verändert. Damit wir deshalb auch in Zukunft handlungs- und wettbewerbsfähig bleiben, ist es wichtig, die schulischen Lehr- und Lernprozesse an diese Veränderungen anzupassen. Besonders bedeutend ist dabei die Digitalisierung. Schulen und Lehrkräfte stehen also zunehmend vor der Frage, in welchen aktuellen und zukünftigen zentralen Bereichen sich das Lernen in der digitalen Welt verändert und wie schulische Lehr- und Lernprozesse zukünftig gestaltet sein müssen.

In welchen Bereichen muss sich Schule für das Lernen in der digitalen Welt verändern?

Zunächst müssen die Schulen ein modernes Zukunftsbild des digitalen Lernens entwickeln, umsetzen und daran ständig weiterarbeiten. Dann müssen die Schülerinnen und Schüler mit ihren Persönlichkeiten und Einstellungen selbst auf die veränderten digitalen Lebens- und Arbeitswelten vorbereitet werden. Ein weiterer Bereich betrifft den Unterricht und die schulischen Lehr- und Lernprozesse. Diese müssen modern, digital und zukunftsgerichtet gestaltet werden und natürlich müssen auch die Lehrkräfte auf die veränderten Rollen vorbereitet und kontinuierlich professionalisiert werden.

Was wird aktuell unternommen, um solche Zukunftsbilder für das Lernen in der digitalen Welt zu entwickeln?

Ich beobachte aktuell, dass in den Schulen zahlreiche Innovationsteams gebildet werden, die an Leitbildern für die moderne Schule der Zukunft arbeiten. Dann wurden den Schulen im Rahmen der Fortbildungsoffensive Budgets zur Verfügung gestellt, die Schulleitungen, Moderatorinnen und Moderatoren der Lehrkräftefortbildung sowie Lehrkräfte dabei unterstützen sollen, das Lehren und Lernen in der digitalen Welt weiterzuentwickeln. Ganz besonders wichtig ist hier, dass bei den Lehrkräften Motivation zur Einleitung des Umbruch, also eine Aufbruchsstimmung zur Neuausrichtung von Lehren und Lernen erzeugt wird.

Welche Unterrichtsmethoden unterstützen eine Neuausrichtung der Lehr- und Lernprozesse?

Hier ist gerade der Ansatz des agilen Lernens sehr stark im Fokus der aktuellen Debatten. Methodisch kommen hierbei zum Beispiel die Methoden Scrum, Kanban und Design Thinking zum Einsatz. Der Lernprozess besteht beim agilen Lernen aus kurzen, immer wiederkehrenden Etappen, sogenannten Sprints. Die Erkenntnisse, die in diesen einzelnen Sprints gewonnen werden, werden in den darauffolgenden Etappen immer wieder berücksichtigt. So bekommt der Lernprozess viele Zwischenstopps und auch viele Zwischenziele. Die Idee dabei ist, dass die Schülerinnen und Schüler immer neue Lösungswege einschlagen und Veränderungen berücksichtigen. Lernen vollzieht sich dabei also durch Ausprobieren, Revidieren und Einschlagen neuer Lösungswege. Die Lerninhalte sind dabei zwar flexibel, der Ablauf des Lernprozesses ist durch die Kleinschrittigkeit aber sehr stark strukturiert.

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