Die Arcandor-Insolvenz: Quelle wird abgewickelt

Während die Opelaner noch hoffen können, ist der Arbeitsplatzverlust für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Quelle Deutschland bereits bittere Realität.

Das endgültige Aus für das Versandhaus Quelle

Verkaufsbemühungen gescheitert

Bereits einige Tage vor der überraschenden Nachricht in Sachen Opel aus der GM-Zentrale in Detroit hat der Insolvenzverwalter der Unternehmen der Arcandor-Gruppe, Dr. Klaus Hubert Görg, am 19. Oktober 2009 die Öffentlichkeit darüber informiert, dass seine Verkaufsanstrengungen für Quelle Deutschland erfolglos waren. Aus diesem Grund sehe er jetzt keine Alternative zur Abwicklung von Quelle Deutschland mehr.

Ausverkauf im Internet und bei den Quelle-Shops

Der Ausverkauf bei Quelle Deutschland begann am Sonntag, dem 1. November 2009. Um 6 Uhr morgens sollte die mit neuen Preisen überarbeitete Internetseite freigeschaltet werden, so der Plan. Allerdings brach der Server unter dem Ansturm der Besucher schnell zusammen, viele potentielle Käuferinnen und Käufer erhielten nur Fehlermeldungen. Erst nach technischen Nachbesserungen stabilisierten sich die Server im Laufe des Tages. In den ersten vier Tagen habe man nach Angaben des Sprechers des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, ingesamt 562.000 Bestellungen registriert. Im Rahmen des Ausverkaufs, der rund 4.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch einige Wochen beschäftigen wird, sollen insgesamt 18 Millionen Artikel im Internet und auch in den Quelle-Shops unters Volk gebracht werden.

Otto kauft "Quelle Russland" und alle Markenrechte

Nicht nur die Privatkunden profitieren von der Insolvenz, auch die ehemalige Konkurrenz sichert sich im "Räumungsverkauf" einige Schnäppchen. So hat die Hamburger OttoGruppe alle Anteile an Quelle Russland und die Rechte an der Marke "Quelle" gekauft, über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Von diesem Geschäft ausgenommen sind der Quelle-Kundendienst Profectis, die Call Center oder der Home Shopping Kanals HSE 24. Für diese Gesellschaften hat der Insolvenzverwalter bislang noch keine Käufer gefunden. Allerdings finden Gespräche statt, die so zügig wie möglich erfolgreich abgeschlossen werden sollen, heißt es in einer am 5. November 2009 von Quelle veröffentlichten Pressemitteilung.

Reaktionen auf die Abwicklung

Belegschaft ist wütend

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Quelle standen nach dem endgültigen Aus unter Schock. Sie waren wütend und traurig, denn nicht wenige arbeiteten ihr Leben lang für das in Fürth ansässige Unternehmen. Am 4. November 2009 demonstrierten rund 1.000 Mitarbeiter in Nürnberg gegen die Art und Weise, wie die Insolvenzverwaltung etwa 2.000 Angestellten, die für den Räumungsverkauf nicht benötigt wurden, gekündigt hat - nämlich telefonisch.

Gewerkschaft protestiert

"Die Region hat noch nie so einen Niedergang wie den von Quelle in solch einer Geschwindigkeit erlebt", sagte der DGB-Vorsitzende von Mittelfranken, Stephan Doll, im Rahmen der Demonstration am 4. November 2009. Er verlangte von der Bundesregierung Sofortprogramme für die gekündigten Quelle-Beschäftigten und die Zulieferfirmen. "Die Mitarbeiter von Quelle und Primondo wurden mit Füßen getreten. Das hat nichts mit sozialer Marktwirtschaft zu tun, sondern ist Kapitalismus pur", so Doll.

Seehofer: Das Menschenmögliche getan

Horst Seehofer (CSU), der bayerische Ministerpräsident, hat angekündigt, sich für die Quelle-Belegschaft einsetzen zu wollen. "Wir haben das Menschenmögliche getan, um die Chance zu wahren, die sich lange Zeit für Quelle eröffnet hat", sagte der CSU-Chef bereits am 20. Oktober 2009 in Berlin. "Wir müssen gemeinsam - Politik, Insolvenzverwalter und Belegschaft - schauen, dass wir die die Auswirkungen für die betroffenen Menschen so gering wie möglich halten." Seehofer kündigte zudem an, einen Zukunftsplan für die Region Nürnberg/Fürth zu erstellen.

SPD: Seehofer und zu Guttenberg tragen Mitschuld

Dr. Thomas Beyer, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, gibt der CSU-"Verschleppungstaktik" eine entscheidende Mitschuld: "Das wochenlange Hin und Her zwischen den Herren Seehofer und Guttenberg hat dazu geführt, dass entscheidende Zeit versäumt wurde für die Fertigstellung des wichtigen Quelle-Winterkatalogs", so Beyer. Von den massiven Umsatzeinbrüchen bis zu 50 Prozent, die mit auf das verspätete Erscheinen des Winterkatalogs zurückzuführen seien, habe sich das Unternehmen dann nicht mehr erholt und sei deswegen für Investoren nicht mehr interessant gewesen.

Anregungen für Arbeitsaufträge

Die folgenden Arbeitsaufträge können als Anregungen für die unterrichtliche Weiterarbeit genutzt werden.

  • Recherchieren Sie weitergehend zur Abwicklung von Quelle und fassen Sie zusammen, warum der Insolvenzverwalter keinen Käufer für Quelle Deutschland finden konnte.
  • Suchen Sie im Internet nach weiteren Reaktionen, etwa von Politikern, Quelle-Angestellten oder Gewerkschaften, und analysieren Sie diese: Was wird nun vom Staat erwartet?
  • Diskutieren Sie im Forum Ihrer Klasse bei lo-net²: Finden Sie den Internet-Ausverkauf gut, oder sehen Sie Kritikpunkte?

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