Intervention, wenns knistert oder kracht: Deeskalationsstrategien im Schulalltag

Fachartikel

Dieser Fachartikel zum Thema Classroom Management gibt Lehrerinnen und Lehrern auf der Grundlage einer langjährigen Berufserfahrung praktische Tipps zur Vermeidung, Entschärfung und Lösung von Konflikten im Schulalltag.

 

Typische Konflikte im Schulalltag

Dass die Schule als Ort, an dem Menschen mit verschiedenen Interessen und Prägungen aufeinandertreffen, ein großes Potenzial für zwischenmenschliche Konflikte bietet, bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es kann zu Konflikten unter Lehrkräften kommen, zwischen Lehrkräften und der Schulleitung, zwischen der Schule und Eltern; am häufigsten verlaufen die Konfliktlinien allerdings zwischen unterschiedlichen Schülerinnen und Schülern sowie zwischen Schülerinnen und Schülern einerseits und Lehrkräften andererseits. Auf diese beiden schwerpunktartigen Konfliktbereiche konzentrieren sich die folgenden Ausführungen.

  • Konflikte zwischen Lernenden können sowohl in der Schule entstehen als auch von "außen" in den Kontext Schule hineingetragen werden. Die Ursachen sind ebenso vielfältig wie die Formen der Gewalt, die damit verbunden sind – von subtiler Provokation, Lästerei und Beschimpfung über Mobbing und Diskriminierung bis hin zur Androhung physischer Gewalt und Handgreiflichkeit.
  • Die Konflikte zwischen Lehrenden und Lernenden entstehen meist aufgrund von Unterrichtsstörungen, respektlosen Bemerkungen und verschiedenen Sichtweisen bei der Leistungsbewertung. Schülerinnen und Schüler fühlen sich manchmal ungerecht benotet und neigen oft dazu, Kritik persönlich zu nehmen. ("Die Lehrerin ist total unfair." "Die hat was gegen mich.") Lehrerinnen und Lehrer beklagen häufig Uneinsichtigkeit und fehlendes Unrechtsbewusstsein. Ihr Erwachsensein schützt sie allerdings nicht vor pauschalen Verurteilungen. ("Der Schüler ist immer rotzfrech." "Die Schülerin zeigt nie Einsicht.")

Bei allen Formen von Konflikten in der Schule besteht die Gefahr, dass sich die "Fronten verhärten". Wenn nicht miteinander, sondern nur noch übereinander geredet wird, eskaliert das Gegeneinander schnell. Konflikte erfordern also Intervention – aber wie?

So sollten Sie auf keinen Fall reagieren

Emotional gesteuerte Reaktionen sind in Konfliktsituationen "menschlich" und damit grundsätzlich verständlich. Jedoch liefern sie selten einen konstruktiven Beitrag zur sachlichen Lösung des Problems, aus dem der Konflikt entspringt. Die Contenance zu wahren – also Wut oder Verzweiflung nicht "freien Lauf" zu lassen und sich verbal zu mäßigen – ist berechtigterweise ein zentrales Merkmal von Professionalität als Lehrkraft und spielt bei der Vorbildfunktion einer Lehrerin oder eines Lehrers eine wesentliche Rolle. Es kommt also maßgeblich auf das "Konfliktverhalten" der Lehrkräfte an.

Vermeiden Sie als Lehrerin oder Lehrer neben Wut- und Gefühlsausbrüchen sowohl arrogante Rechthaberei als auch offen gezeigte Unsicherheit im Sinne einer Rechtfertigungshaltung. Lassen Sie sich auf gar keinen Fall auf "Wortgefechte" mit einzelnen Schülerinnen und Schülern vor der gesamten Klasse ein, die von den anderen Anwesenden dann als "Machtkampf" wahrgenommen werden und unerwünschte Solidarisierungseffekte hervorrufen können. Drohen Sie im Interesse Ihrer Glaubwürdigkeit...

 

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