Das Projekt PriMaPodcasts

Vom Ansatz über die Prozessphasen bis hin zu Unterrichtsbeispielen: Wie die Kinder mit PriMaPodcasts die Zusammenhänge von Mündlichkeit und Schriftlichkeit beim Darstellen von Mathematik nutzen.

Ansatz

Aufnahme spontaner Antworten

Für die Darstellung der PriMaPodcasts sollen die Schülerinnen und Schüler eine Frage aus dem mathematischen Bereich oder einen Impuls zunächst spontan beantworten. Die Antwort wird als Audio-Datei mitgeschnitten. Diese erste Aufnahme können sich die Schülerinnen und Schüler mehrfach anhören und somit reflektieren, was sie zur Frage oder zum Impuls spontan gesagt haben.

Manuskript und zweite Aufnahme

Als nächster Schritt schließt sich die Planung für eine weitere Aufnahme zur selben Frage beziehungsweise zum selben Impuls an. Hierfür soll jedoch eine Art Manuskript oder Drehbuch erstellt werden, das Grundlage für die abschließende Erstellung eines PriMaPodcasts ist. Die Aufnahme, die potenziell zur Veröffentlichung bestimmt ist, beginnt mit derselben Frage oder demselben Impuls und erfolgt auf Grundlage des Manuskripts. Dabei protokollieren die Schülerinnen und Schüler den gesamten Prozess: Die erste Aufnahme, in der spontan geantwortet wurde, die anschließende Planung mit Manuskript und schließlich die Erstellung eines PriMaPodcasts.

Mündlich - schriftlich

Phasen des Prozesses

Nun ist damit zu rechnen, dass die spontane Darstellung auf eine Frage wie beispielsweise "Was genau ist denn ein Kreis?" wenig umfangreich und oberflächlich bleibt. Der fertige Podcast alleine zeigt allerdings nicht die gesamte Entwicklung und das Ergebnis steht für den gesamten Prozess nicht im Mittelpunkt. Interessant ist die Art der Verknüpfung von rein verbaler Phase, über eine eher schriftbasierte Phase (Manuskript) hin zu einer zweiten verbalen Phase. Diese Verknüpfung macht das Vorgehen vielversprechend. Die Besonderheit liegt dann in der äußerst vielfältigen Mischung mündlicher und schriftlicher Anteile in einzelnen Phasen des gesamten Prozesses.

Ebenen von Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Um die Darstellungsform PriMaPodcast und die Phasen der Entstehung einzuordnen, kann die Unterscheidung zwischen konzeptioneller und medialer Ebene von Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Koch & Oesterreicher) nützlich sein. Auf der konzeptionellen Ebene wird jeweils graduell differenziert, zum Beispiel nach Vertrautheit sowie zeitlicher Situierung. Die Begriffe "mündlich" und "schriftlich" stellen auf konzeptioneller Ebene die Endpunkte eines Kontinuums dar. Die mediale Ebene ist dichotomisch, das heißt die Kommunikation ist entweder schriftlich oder mündlich.

Phasen

Mündlichkeit in der ersten Phase

Bezogen auf die einzelnen Phasen der Erstellung der PriMaPodcasts bedeutet das folgendes: Die erste Phase, die spontane Erstellung einer Audio-Datei, ist medial mündlich. Auch konzeptionell wird sie in aller Regel mündlich bleiben. Es werden Merkmale wie geringe Planung und freie Themenentwicklung dominieren und Verzögerungslaute wie "ähm" oder Konjunktionen wie "und" häufiger genutzt. Eher selten werden Schülerinnen und Schüler in der Lage sein, einen mündlichen Text spontan so zu erzeugen, dass man von konzeptioneller Schriftlichkeit sprechen könnte.

Schriftlichkeit in der zweiten Phase

Das Manuskript wird medial schriftlich erstellt. Insgesamt kommt es auf der konzeptionellen Ebene darauf an, wie der Podcast genau geplant wird. Er kann einem konzeptionell schriftlichen Text gleichen, der abgelesen wird. Es kann aber auch ein Redemanuskript entstehen, das von der Konzeption her mündlicher Kommunikation entspricht.

Mischformen in der dritten Phase

Nach ersten Versuchen beim Erstellen von PriMaPodcasts kann man feststellen, dass diese auf der konzeptionellen Ebene unterschiedlich ausfallen. Zwar ist in jedem Fall die Darstellung medial mündlich, konzeptionell ist sie jedoch von der Art der Erstellung abhängig: Beabsichtigen die Schülerinnen und Schüler, den Podcast frei gesprochen zu erstellen, so wird ein konzeptionell mündlicher Text entstehen. Lesen sie vom Manuskript ab, ist der gesprochenen Text konzeptionell eher schriftlich.

Zusammenhänge werden deutlich

Die hier beschriebene Mischung auf der medialen und auf der konzeptionellen Ebene kann Zusammenhänge verdeutlichen. Man kann über das Feld schriftlicher Darstellung viel Neues erfahren. Zugleich bekommt man zum Bereich verbaler Darstellungen einen interessanten Zugang. Gerade in der Verbindung beider Bereiche ist vieles neu zu entdecken.

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Prof. Dr. Christof Schreiber

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