Tablets im Unterricht der Grundschule und in der Ganztagsgrundschule

Fachartikel

Dieser Fachartikel zu Tablets in der Grundschule und in der Ganztagsgrundschule stellt ein Projekt zum Einsatz digitaler Medien im Grundschulalltag vor – inklusive Unterrichtsvorschlägen und Fortbildungsangeboten. Eine Lehrerin beantwortet außerdem Fragen dazu, wie sich der Einsatz von Tablets im Grundschulalltag wirklich gestaltet und welche Herausforderungen auf die Lehrkräfte zukommen. Der Artikel wurde im Kontext des von der Deutschen Telekom Stiftung geförderten Programms "Digitales Lernen Grundschule" entwickelt.

Projektbeschreibung

An der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg befassten sich zwei Bereiche der Erziehungswissenschaften (Medienpädagogik und Pädagogik der Primarstufe) sowie einige Fächer gemeinsam mit der Rosensteinschule in Stuttgart mit dem Einsatz digitaler Medien im Grundschulalltag. Tandems aus Lehrenden der Medienpädagogik und den einzelnen Fächern entwickelten mit den Studierenden gemeinsam Unterrichtssequenzen sowie Ansätze für den Ganztagsbereich.

Praxisbeispiele

Funktionen und Apps für den Einsatz von Tablets an Grundschulen

Tablets lassen sich in der Grundschule vielfältig einsetzen. Häufig kommen dabei kindgerechte Apps zum Einsatz – so etwa Stop Motion Studio, Book Creator oder etwa Garage Band.

Im Rahmen des Projekts Digitales Lernen Grundschule verwendeten Lehrkräfte häufig die Sprachfunktion. Hierbei nahmen die Lernenden eigene Texte auf. Eine Fortsetzungsgeschichte entsteht beispielsweise Schritt für Schritt, wenn die Kinder ihre einzelnen Kapitel reihum aufnehmen. Auch können sie so kleine Diktat-Texte selbst einsprechen. Die Lehrkraft stellt mithilfe von Audio-Aufnahmen und Bildern den Kindern zusätzliche Informationen zur Verfügung.

Unterrichtssequenzen für die Grundschule

Im Rahmen der Fächer Biologie, Deutsch, Englisch, Informatik, Mathematik, Musik und Sport entstanden Unterrichtssequenzen für die Grundschule. Ein Beispiel ist das Teilprojekt "Gaming im Sportunterricht". Weitere Projekte finden sich hier und hier.

Der Fokus bei den Unterrichtssequenzen liegt einerseits im dialogorientierten Ansatz, der es ermöglicht, den Einsatz digitaler Medien in der Grundschule sowohl für die Studierenden als auch für die Schülerinnen und Schüler individuell zu gestalten. Auch sollen Lehrkräfte gezielt weitergebildet werden.

Online-Kurs für Lehrkräfte

Robert Rymeš, Medienpädagoge und akademischer Mitarbeiter des Projekts, hat aus diesem Grund einen Online-Kurs entwickelt. In diesem vierteiligen Lehrgang werden gezielt Lehrkräfte mit gar keinem oder geringem Vorwissen mit Blick auf iPads geschult. Sie sollen so Schritt für Schritt mit den Geräten vertraut gemacht werden. Dabei erhalten sie Handwerkszeug, das es ihnen ermöglicht, erste Stunden unter Einbezug der iPads in der Grundschule zu halten.

Der Kurs gliedert sich in die folgenden Teile:

  • Einführung
  • Das iPad kennenlernen
  • Recherchieren und dokumentieren
  • Daten verwalten
  • Präsentation

Fragen und Antworten zur Arbeit mit Tablets an Grundschulen

Wie gestaltet sich der Einsatz von Tablets im Grundschulalltag wirklich? Welche Herausforderungen kommen auf die Lehrkräfte zu? Im folgenden Interview berichtet die Lehrerin Christina Rütten von ihren Erfahrungen mit Tablets im Unterricht. 

Christina Rütten, Jahrgang 1982, hat an der Grund- und Stadtteilschule Alter Teichweg das Hamburger Projekt als Klassenlehrerin begleitet. Tablets haben bei ihr privat ebenso wie im Klassenraum einen festen Platz.

Was überzeugt Sie am Einsatz von Tablets im Unterricht der Grundschule?

Mir gefällt besonders, dass Tablets zum Beispiel die Möglichkeit geben, flexibel und spontan auf Ideen, Fragen oder Beiträge der Kinder einzugehen. Dabei bin ich nicht an einen Platz gebunden, denn ein Tablet kann ich überall einsetzen, wo eine WLAN-Verbindung zur Verfügung steht. Und selbst ohne WLAN sind die Geräte ein Gewinn.

All die Dinge, die heute im Unterricht für mich und meine Kinder von Bedeutung sind, werden so überall möglich. Zum Beispiel recherchieren, knobeln, suchen, finden, fotografieren, aufnehmen et cetera. 

Wie setzen Sie Tablets in Ihrem Unterrichtsalltag ein?

Ein Beispiel: Ich hatte einen Schüler, der immer wieder tolle Fragen von seinem Schulweg mitbrachte. Nicht immer hatte ich die passenden Antworten auf all diese Fragen. Durch den Einsatz eines Tablets konnten wir an mancher Stelle unkompliziert Fragen noch im Morgenkreis klären. Oder er konnte selbst Antworten recherchieren, wenn er mit seinen Aufgaben fertig war – und das unkompliziert und leise.

Wenn es um das Schreiben geht, werden die Themen Handschrift und Rechtschreibung versus Tablet häufig kontrovers diskutiert. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Einer meiner Schüler lag feinmotorisch weit hinter seinen Mitschülerinnen und -schülern zurück. Das Schreiben fiel ihm sehr schwer. Aber er hatte tolle Ideen, was er schreiben wollte. Das Tablet gab ihm die Möglichkeit, seine Ideen einzusprechen. Anschließend brachte er seine Texte langsam, in seinem Tempo zu Papier.

Und wie steht es um die anderen Bereiche im Deutschunterricht?

Auch um das betonte Lesen im Deutschunterricht zu trainieren, sind Tablets eine große Hilfe. Meine Schülerinnen und Schüler konnten Lesetexte immer wieder einsprechen, bis ihnen die Betonung gefallen hat. Um das Erzählen zu üben, haben wir im Morgenkreis manchmal gemeinsam "Onkel-Otto-Geschichten" eingesprochen. Dabei sagte jeder einen Satz und gab das Gerät weiter. Am Ende haben wir uns die Geschichte zusammen angehört. Von Mal zu Mal wurden die Geschichten komplexer, die Betonung wurde berücksichtigt, sogar wörtliche Rede wurde eingebaut. Ich könnte noch so viele weitere Beispiele nennen.

Welche Vorteile sehen Sie bei den Tablets?

Das ist ganz einfach auf den Punkt zu bringen: Die Geräte sind selbsterklärend, kindgerecht und für meine Schülerinnen und Schüler äußerst motivierend. 

Wo sehen Sie mögliche Hindernisse – und wie kann diesen im schulischen Kontext begegnet werden?

Das größte Hindernis stellen sicher die Einrichtung, Administration, Wartung und Instandhaltung dar. Ich denke, dass Anreize geschaffen und Chancen genutzt werden sollten, um interessierte und begeisterte Lehrkräfte für diese Aufgabe zu gewinnen.

Es braucht zum Beispiel eine Fachkraft, die die Geräte verwaltet und pflegt. Updates müssen gemacht werden, manchmal müssen Geräte komplett gelöscht und neu installiert werden. Das kostet Zeit und dazu braucht man kompetente Lehrerinnen und Lehrer, die so etwas können und vor allem Lust dazu haben. Diese Arbeit sollte den Lehrkräften nicht als Freizeitaktivität auferlegt werden.

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Die Materialien sind im Projekt "Digitales Lernen Grundschule" der Deutsche Telekom Stiftung entstanden.

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