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Berufe mit Kniebelastungen

Unterrichtseinheit

Wer im Beruf viel knien muss, hat ein Problem: Kniegelenke sind für diese Dauerbelastung nicht konstruiert. Man kann ihnen aber helfen, besser damit fertig zu werden. Im Knien oder Hocken zu arbeiten, gehört zum anstrengenden Alltag für die meisten Fliesen-, Estrich- und Bodenleger ebenso für Pflasterer, Dachdecker sowie für viele Installateure, die kniend Heizungs- oder Wasserrohre verlegen. Auch in Produktionsbetrieben und Werkstätten gibt es immer wieder Tätigkeiten, die bodennah auszuführen sind. Andernorts, beispielsweise beim Verladen von Gepäck in Flugzeuge, zwingt eine niedrige Laderaumhöhe in die Hocke oder auf die Knie. Auch in Kindertagesstätten müssen sich die Beschäftigten beim Arbeiten oft hinknien oder hinhocken. Ab und zu mal ist das für Menschen mit gesunden Gelenken kein Problem, jeden Tag aufs Neue schon. Ziel dieser Lerneinheit ist es, Schülerinnen und Schüler in kniebelastenden Berufen über die gesundheitlichen Risiken, die regelmäßiges Knien und Hocken mit sich bringen, aufzuklären und ihnen ausreichendes Grundlagenwissen für eigenverantwortliches Handeln zu vermitteln. Im Rahmen der Lerneinheit werden folgende Inhalte vermittelt: Aufbau und Funktion des Kniegelenks Gesundheitliche Risiken in Knieberufen Wer ist hauptsächlich betroffen? Fachkompetenz Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass sie in einem Beruf arbeiten, in dem kniebelastende Tätigkeiten häufig vorkommen und nehmen Stellung dazu. setzen sich mit gesundheitlichen Risiken auseinander, die daraus resultieren können. analysieren, wie das Kniegelenk aufgebaut ist und funktioniert. überprüfen und vergleichen verschiedene Knieschutzarten. arbeiten allgemeine und individuell angepasste Strategien heraus, um sich langfristig vor Beschwerden zu schützen (legen z. B. eigene Maßnahmen für gesünderes Arbeiten in Bodennähe fest). Methodenkompetenz Die Schülerinnen und Schüler testen unterschiedliche Knieschutzarten und tauschen Meinungen aus. führen selbstständig gymnastische Ausgleichsübungen aus und üben diese. Sozialkompetenz Die Schülerinnen und Schüler unterstützen sich gegenseitig und üben kooperatives Verhalten.

  • Ernährung & Gesundheit / Gesundheitsschutz / Pflege, Therapie, Medizin / Arbeitsschutz / Arbeitssicherheit
  • Berufliche Bildung

Vom Leseunterricht zur systematischen Leseförderung und -diagnostik

Fachartikel
5,99 €

Wieder einmal hat eine Studie ergeben, dass ein großer Teil von Kindern in Deutschland am Ende der Grundschulzeit nicht gut genug lesen kann. Obwohl diese Meldung seit mindestens zwanzig Jahren immer wieder kursiert, hat sich scheinbar nicht viel getan. Dieser Artikel soll Hinweise für die Gestaltung eines systematischen, digitalen Leseunterrichts geben – inklusive Diagnoseansätze für Leseverhalten! Was bedeutet systematischer Leseunterricht in der Grundschule? Reaktionen der Politik zur IGLU-Studie Während früher in der Volksschule Lesen ein eigenes Fach darstellte, gehört dies heutzutage zum Fach Deutsch oder Sprache dazu. Der Fächerkanon war damals sehr begrenzt. Wenn es nach Lehrerverbandpräsident Meidinger geht, sollte man den "anderen Schnick-Schnack an der Grundschule lassen", damit meint er unter anderem den frühen Englischunterricht, um zukünftig wieder einen Schwerpunkt auf das Lesen und Schreiben legen zu können. Außerdem nennt er die Bedeutung einer "großen Diagnosegenauigkeit, über die Quereinsteiger naturgemäß noch nicht verfügen" ( Lehrerverband will an Grundschulen mehr Lesezeit statt "Schnickschnack" ). Damit nennt Meininger einige Aspekte, um die es auch in diesem Fachartikel gehen soll. Lesen ist schulischer Alltag An jeder Schule gehört das Lesen selbstverständlich zum Unterrichtsalltag hinzu. Dies sollte man zumindest denken. Der Lehrplan gibt es ja auch schließlich vor. Natürlich wird nicht nur im Deutschunterricht gelesen, dies geschieht quasi in jedem Fach. Ob es der Tagesplan an der Tafel ist, die Anweisung auf dem Arbeitsblatt, der Sachtext zu Tieren oder eine Anleitung für ein Computerspiel. Und auch die selbstgeschriebenen Texte müssen gelesen werden. In welchem Maße jedoch in jeder Klasse wöchentlich gelesen wird, ist immer noch sehr stark abhängig von der Lehrkraft. Systematisches Lesen oder systematische Leseförderung ist weit mehr als oben beschrieben und muss fest in allen schulinternen Curricula oder aber im Förderkonzept verankert werden. An mehreren Tagen sollte in allen Grundschulklassen das Lesen als fester Förderbestandteil vorhanden sein. Und so will es auch die nordrhein-westfälische Schulministerin Feller. Diese hatte unlängst gefordert: "Drei mal 20 Minuten verbindliche Lesezeit pro Woche – das ist die Kurzformel für einen ersten Schritt zur Stärkung der Basiskompetenzen in der Primarstufe" ( Wir stärken die Lesekompetenz an unseren Grundschulen ). (Vor-)Lesen in Elternhaus und in der Kindertagesstätte – Vorlesen als Türöffner zum Lesen Will man die Leseleistungen der Schülerinnen und Schüler verbessern, ist es zu spät, erst in der Grundschule anzusetzen. So gibt es Studien, die besagen, dass es eine sehr große Rolle spielt, ob bereits von kleinauf im Elternhaus gelesen wurde oder nicht. Das tägliche Vorlesen, das früher in vielen Familien selbstverständlich war, ist es heute nicht mehr. So lesen nicht alle Eltern regelmäßig ihren Kindern vor. Viel mehr werden sehr früh digitale Medien konsumiert. Auch Kindertagesstätten, in denen die Kinder sich sehr offen dafür entscheiden können, was sie tun wollen, erreichen inzwischen sicher weniger Kinder, um diesen vorzulesen. Also schon systematische Leseförderung in der Kindertagesstätte und Aufklärung der Eltern bezüglich des Lesens im Elementarbereich? Unbedingt! Vorgelesen bekommen macht nicht nur Spaß, denn es gibt so viele, schöne Bücher – die Kinder lernen auch erste Buchstaben kennen und "lesen" vielleicht schon etwas mit, indem sie die Geschichten in ihren eigenen Worten erzählen. Sie erweitern ihren passiven und aktiven Wortschatz und das Selbsterlesen fällt ihnen später leichter. Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch müssen vor dem Lesenlernen erst einmal über einen stabilen Grundwortschatz verfügen. Natürlich hat das Vorlesen noch andere, für die spätere Schullaufbahn wichtige Effekte, wie beispielsweise das Zuhören und das Fokussiertbleiben. Auch ein Bereich, in dem einige Bundesländer schlecht abschneiden. Und auch wenn die Kinder stolz sind, wenn sie in der Grundschule lesen gelernt haben, sollte weiter vorgelesen, gemeinsam gelesen und erzählt werden. Beispiele für (digitale) Leseangebote Zunächst müssen Kinder die Lesetechnik lernen. Dann macht Lesen auch richtig Spaß. Um das Lesen nachhaltig zu fördern, gibt es einige Leseinitiativen und Programme, die zum Lesen motivieren. Diese gehören sicher genauso zur systematischen Leseförderung wie das Erlernen der Lesetechnik und das regelmäßige Üben. Und auch digitale Medien lassen sich prima zum Lesenlernen nutzen. Ein paar Angebote sollen hier beispielhaft vorgestellt werden. Lesestart 1-2-3 Die Stiftung Lesen ist seit 1988 aktiv in der Leseförderung. Bereits vor der Schule, ab dem Alter von einem Jahr, gibt es für Familien das "Lesestart-Paket". Im Alter von einem, zwei und drei Jahren erhalten interessierte Eltern in der Arztpraxis oder in beteiligten Bibliotheken kostenlos ein Buch zum Vorlesen. Zu den Büchern, die den Kindern über Lesestart kostenlos zur Verfügung gestellt werden, gibt es in der App "Lesestart zum Lesenlernen" die digitale Version. Die Kinder können ohne Unterstützung das Buch selbst lesen, vorlesen lassen oder als Hörbuch mitlesen. Das ganze spielerisch verpackt in einer digitalen Bibliothek. Wer es verpasst hat, findet alle Bücher inklusive einer Elterninformation zum Thema Lesen auch online auf der Projektseite oder in der App. lesestart.de Der bundesweite Vorlesetag Jährlich im Herbst findet der Vorlesetag in Kindertagesstätten, Schulen, Bibliotheken und an anderen Orten statt. Vorlesepaten aus den unterschiedlichsten Bereichen des gesellschaftlichen Lebens lesen Kindern vor. Die großen Vorbilder animieren die Kinder zum Selbstlesen. Vorlesepaten findet man auf der Homepage. vorlesetag.de Antolin Antolin ist inzwischen sicher in allen Schulen bekannt. Dort können Kinder Quizze zu Büchern machen, erhalten eine Rückmeldung zu ihren persönlichen Lesekompetenzen und es kann am Ende eines Schul(-halb-)jahres eine Leseurkunde ausgedruckt werden. Was nicht jeder Lehrkraft bekannt ist, ist, dass man bei Antolin eigene Quizze erstellen kann. Dies können auch Kinder, beispielsweise nachdem in der Klasse gemeinsam ein Buch gelesen wurde. Ein Quiz wird zunächst auf dem Papier und später bei Antolin angelegt – natürlich mit Unterstützung der Lehrkraft, die das Quiz dort einstellen kann. antolin.westermann.de Die kostenlose Alternative zu Antolin ist der Lesepirat online – Lepion. lepion.de Lesespurabenteuer Lesen und dadurch den richtigen Weg finden, das sind, kurz zusammengefasst, Lesespurabenteuer. Die gibt es immer häufiger im Netz. Beispielsweise die von der Seite Materialwiese. Oftmals müssen die Kinder lediglich einen QR-Code-scannen, um zum digitalen Lesespurabenteuer zu gelangen. materialwiese.de Klassenbücherei – Schulbücherei Gerade im Grundschulbereich sind niederschwellige Leseangebote wichtig. Die Kinder können in der Regel noch nicht alleine in die Stadtbibliothek gehen. Von daher lohnt sich entweder die Schulbücherei oder aber eine kleine Klassensammlung, aus der die Kinder regelmäßig Medien ausleihen können. Dazu gehören neben Büchern auch Comics, Zeitschriften (möglichst ohne Werbung) und auch Hörbücher. Das regelmäßige Vorlesen und Lesen durch Eltern oder Großeltern in der Bücherei kann zum Klassenevent werden. Übrigens: Wenn die Einrichtung einer eigenen Bibliothek nicht möglich ist, verleihen die meisten Büchereien Bücherkisten, auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Erst testen dann fördern – die Diagnose Spätestens am Ende des 1. Schuljahres und danach zu Beginn und am Ende der jeweiligen Schuljahre sollte im Rahmen eines systematischen Leseunterrichts eine Diagnostik stattfinden. Diese stellt dar, in welchen Bereichen des Leselernprozesses noch Schwierigkeiten ("Lese-Stolpersteine") bestehen und wie, auf Basis der Ergebnisse, gezielt gefördert werden kann. Inzwischen gibt es einige kostenlose und kostenpflichtige Lesediagnostiken. Teilweise wird nach Auswertung der Probleme passendes Fördermaterial angeboten. Ein paar sollen hier kurz vorgestellt werden. Stolperwörter Lesetest (kostenlos) Mit dem kostenlosen "STOLLE" wird das Lesetempo, die Lesegenauigkeit und das Leseverständnis überprüft. Der Test dauert 15 Minuten und kann im Klassenverband geschehen. Die Auswertung muss für jedes einzelne Kind "analog" durchgeführt werden. Kostenloser Download des Tests und der Vergleichstabellen nach Anmeldung der Institution unter: uni-potsdam.de TeDeL-Lesetest (kostenpflichtig) Die Universität Münster bietet auf der Website "lernserver.de" neben einer Rechtschreibdiagnostik auch eine Lesediagnostik an. Vorteil ist die digitale Eingabe und Auswertung. Außerdem wird für jedes Kind nach der Auswertung individuelles Fördermaterial angeboten. Das Programm ist kostenpflichtig. lernserver.de ELFE II – Lesetest (kostenpflichtig) Elfe II ist ein kostenpflichtiger Lesetest, der in Einzeltestung durchgeführt werden kann. Die Bearbeitung und Auswertung erfolgt in Papierform. Getestet wird das Leseverständnis, die Leseflüssigkeit und die Lesegenauigkeit. testzentrale.de Buddy Bo – App Die Leselern-App Buddy Bo impliziert neben den Leseübungen die Möglichkeit der Auswertung des Leseerfolges durch die Klassenlehrkraft. Die App wird weiter unten unter Lautleseverfahren genauer beschrieben. Lesekonzepte Nordrhein-Westfalen In Nordrhein-Westfalen hat das Schulministerium als Konsequenz aus den schlechten Leseergebnissen der IQB-Bildungsstudie den Schulen vor den Sommerferien "3 x 20 Minuten" lesen vorgeschrieben. An mindestens drei Tagen – besser mehr – in der Woche wird in allen Klassenstufen für 20 Minuten gelesen. Dies soll möglichst mit einer Laut-Lese-Methode geschehen. Wie die Lesezeit in den Schulen genau umgesetzt wird, muss jede Schule selbst entscheiden. Gelesen wird nicht ausschließlich im Deutschunterricht. Auch in anderen Fächern muss gelesen werden, damit der Deutschunterricht ungekürzt stattfinden kann. Eine "Leseplattform" LeoN ist in Nordrhein-Westfalen in Vorbereitung. Systematische Leseförderung bedeutet auch: Diagnostik vor und nach dem systematischen Leseunterricht. Je regelmäßiger, desto besser. Lesen mit BiSS in Hamburg In Hamburg hat bereits vor etwa zehn Jahren unter der Federführung von Prof. Dr. Steffen Gailberger von der Universität Wuppertal das Projekt BiSS begonnen. Das sogenannte "Leseband" soll an 5 Tagen und jeweils 20 Minuten pro Tag das flüssige Lesen trainieren. Eingesetzt wird das weiter unten beschriebene Lautleseverfahren. Das Hamburger Konzept ist sehr erfolgreich und wird in dieser oder ähnlicher Form nun von anderen Bundesländern und Städten adaptiert. Ausführliche Informationen zum Lautleseverfahren und andere Methoden findet man kostenlos zum Download auf der Projektseite. biss-sprachbildung.de Lesen in Bayern Bayern hat im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern im Lesen gut abgeschnitten. Das Portal u.a. mit Material zum digitalen Lesen findet man unter dem u.a. Link. Wie auch bei den Beispielen der beiden anderen Bundesländer wird die Wichtigkeit des Lautlesens auch hier herausgestellt. lesen.bayern.de Lautleseverfahren Beim Lautleseverfahren liest eine kompetente Leserin beziehungsweise ein kompetenter Leser mit einer schwächeren Leserin oder einem schwächeren Leser gemeinsam einen Text. Die schwächere Leserin beziehungsweise der schwächere Leser kann sich am Gehörten orientieren und leise mitlesen. Gelesen wird im Lesetandem zu zweit, in der Gruppe abwechselnd oder aber in der Klasse. Bei der zuletzt beschriebenen Methode liest die Lehrkraft laut vor und die anderen lesen mit. Beliebt ist auch das Hörbuchlesen. Texte, die zum Beispiel von der Lehrkraft aufgenommen wurden, werden vom Leser mitgelesen. Die Leser orientieren sich am Hörbuch. Ebenso wird spielerisch mit einem Würfel in der Gruppe gelesen. Der Würfel entscheidet, wer liest. Kinder erstellen eigene Hörbücher mit der App BookCreator Die auf Lehrer-Online vorliegende Unterrichtseinheit zum Thema "MuxBooks" bringt Schülerinnen und Schülern das Konzept von multimedialen Büchern näher und regt zur eigenen Erstellung an. Die Einheit wurde im Kontext des von der Deutschen Telekom Stiftung geförderten Programms "Digitales Lernen Grundschule" entwickelt. Gearbeitet wird zum Beispiel mithilfe der App "Book Creator" . Die App "Buddy Bo" Mit der App "Buddy Bo", entwickelt vom Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein, üben die Kinder das laute Lesen im Tandem in digitaler Form. Sie melden sich in der App an und können ihr Gelesenes aufnehmen. Die Lehrkraft kann sich das Gelesene anhören, den Fortschritt feststellen und ein höheres Level freigeben. Der Lernfortschritt kann von der Lehrkraft notiert und in die Leistungsbewertung mit einbezogen werden. Buddy Bo kann von jedem genutzt werden und ist kostenlos. Buddy Bo im App Store Nachhaltig Lesen – so macht Lesen Spaß Am Anfang sollte das systematische Lesenlernen stehen. Die Kinder müssen in der Lage sein, einen Text flüssig und sinnentnehmend lesen zu können. Von Jahr zu Jahr werden die Texte umfangreicher und komplexer. Die Kinder lesen Geschichten, Bücher, aber auch Sachtexte und Arbeitsanweisungen, Konstruktionsanleitungen und so weiter. Damit das Lesenlernen nachhaltig ist und Kinder "echte Lesende" werden, sollten an den Schule beispielsweise Lesepatenschaften, Klassen- und Schulbüchereien und einschlägige Lesungen etabliert sein und fest zum Leseförderkonzept einer jeden Schule gehören. Besonders Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen das Lesen keine Rolle hat, also Lesevorbilder fehlen, benötigen Anregungen, um auch zukünftig am Ball zu bleiben! Checkliste "Systematischer Leseunterricht" Wie sieht der Lese(förder)unterricht an Ihrer Schule aus? Mithilfe der unten herunterladbaren, auf den Inhalt dieses Artikels zugeschnittenen Checkliste, die beliebig erweiterbar ist, können Sie ermitteln, was bereits getan wird und was vielleicht noch getan werden muss.

  • Deutsch / Kommunikation / Lesen & Schreiben
  • Primarstufe

Schulprojekt "Mehr bewegen – besser essen"

Unterrichtseinheit

Als Projekttag für Grundschulen konzipiert, steht beim Projekt "Mehr bewegen – besser essen" der Themenkomplex "Ernährung, Bewegung, Verantwortung" im Fokus. Auf diese Weise sollen die Kinder ermuntert und befähigt werden, auf sich selbst, eine vernünftige Ernährung und auch auf die Umwelt zu achten. In der heutigen oft schnelllebigen Gesellschaft ist es wichtig, schon frühzeitig ein Bewusstsein für gesunde und abwechslungsreiche Ernährung zu schaffen. Fehlen im häuslichen Umfeld die Vorbilder, ist es von großer Bedeutung, Kindern Alternativen aufzuzeigen und sie für eine bewusste Ernährung zu begeistern. Genau hier setzt das Projekt "Mehr bewegen - besser essen" an. Es regt Grundschulkinder der 3. und 4. Klasse dazu an, sich theoretisch und praktisch mit Ernährung, Essen und dem eigenen Wohlbefinden auseinanderzusetzen. Durch das Erkennen von Zusammenhängen sollen die Schülerinnen und Schüler ein Bewusstsein für gesündere Ernährung entwickeln. Mit Unterstützung von Fachexperten entwickelt In intensiver Zusammenarbeit mit Fachleuten wie Grundschullehrkräften, Expertinnen und Experten des Edeka Ernährungsservice sowie der Naturschutzorganisation WWF (Word Wide Fund For Nature) entwickelte die Edeka Stiftung das Projekt "Mehr bewegen - besser essen" und das damit einhergehende umfassende Maßnahmenpaket zur kindgerechten Wissensvermittlung rund um das Themendreieck Ernährung, Bewegung und Verantwortung. Dieses wird den Kindern durch geschulte Mitarbeiter der Edeka Stiftung und mithilfe verschiedenster Lehrmaterialien auf interaktive Weise nahegebracht. Themenkomplexe Ernährung, Bewegung und Verantwortung Ab acht beziehungsweise neun Jahren lernen Jungen und Mädchen zunehmend die Orientierung in unserer Welt. Das Ich-Bewusstsein wächst und ebenso wachsen die Kompetenzen, sich mit der unmittelbaren Lebensumgebung auch kritisch auseinanderzusetzen. Genau das richtige Alter, um Schülerinnen und Schülern der 3. und 4. Klassen die Themen Ernährung, Bewegung und Verantwortung näherzubringen. So kann das Projekt als Ergänzung oder Türöffner für die entsprechenden Themenkomplexe im Fachunterricht betrachtet werden. Inhalte und Ablauf des Projekttages Der Projekttag "Mehr bewegen - besser essen" gliedert sich in die drei Themenschwerpunkte Ernährung, Bewegung und Verantwortung. Inhalte und Ablauf werden hier vorgestellt. Materialien zur Lernvertiefung und Hintergrundinfos Damit das vermittelte Wissen am Ende eines Projekttages nicht im Klassenraum bleibt, wurde neben einem vertiefenden Arbeitsheft ein interaktives, digitales Lernspiel entwickelt. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich theoretisch und praktisch mit Ernährung, Essen und dem eigenen Wohlbefinden auseinander. entwickeln durch das Erkennen von Zusammenhängen ein Bewusstsein für gesündere Ernährung. erleben im handlungsorientierten Bewegungsmodul die Freude an der Bewegung. lernen wichtige gesundheitsrelevante Aspekte körperlicher Aktivität kennen. werden dazu angehalten, Sport in ihren Alltag zu integrieren. werden ermuntern, auch für ihre Umwelt ein Stück Verantwortung zu übernehmen. erhalten am Beispiel "Nachhaltige Fischerei" Denkanstöße und werden in ihrer Meinungsbildung gefördert. Selbstverständlich legen die Schulen in Abstimmung mit der EDEKA Stiftung das Datum für ihren Projekttag fest, um ihn möglichst sinnvoll mit dem schulischen Unterricht koordinieren zu können. Ebenso benennen die teilnehmenden Schulen individuell "ihre" Klasse. Auf Wunsch sind auch spezielle inhaltliche Modifizierungen möglich. Interessierte Grundschullehrkräfte können sich jährlich von September bis Februar bewerben . Hintergrund Die EDEKA Stiftung widmet sich seit Jahrzehnten gemeinnützigen Zwecken. Seit ihrer Gründung unterstützt die Stiftung bedürftige Menschen und Einrichtungen mit einmaligen oder auch laufenden Zahlungen. Die Finanzierung erfolgt im Wesentlichen aus Spenden des Edeka-Verbunds und von Dritten. Seit 2008 liegt ein besonderer Schwerpunkt der Stiftungsarbeit auf der Initiative "Aus Liebe zum Nachwuchs" mit den Projekten "Gemüsebeete für Kids" für Vorschulkinder und "Mehr bewegen - besser essen", das sich an Grundschulkinder wendet. Das Projekt "Mehr bewegen - besser essen" ist Teil von "IN FORM - Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung". Diese wird getragen durch die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft sowie für Gesundheit. Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten stärken Im Themenschwerpunkt "Ernährung" geht es darum, das Bewusstsein der Kinder für die eigenen Möglichkeiten zu stärken. Ob ständig genascht oder auch mal zum Apfel gegriffen wird, ob nur Pommes oder auch frisches Gemüse auf den Teller kommen - in diesem Rahmen können Schulkinder Entscheidungen treffen. Das Nachdenken und Philosophieren über "Was tut mir gut" soll deshalb schon früh initiiert und gefördert werden. Praktische Auseinandersetzung mit Lebensmitteln Beim Projekttag "Mehr bewegen - besser essen" spielt die praktische, der kindlichen Erlebniswelt angepasste Auseinandersetzung mit Lebensmitteln und ihrer Erzeugung eine entscheidende Rolle. Gemeinsam kochen und essen, Ernährungstheorie, der Weg der Nahrung durch den Körper und eine Portion Tisch- und Esskultur stehen auf dem abwechslungsreichen Stundenplan zum Thema Ernährung - und machen Appetit auf mehr. Die meisten Kinder bewegen sich zu wenig Kinder bewegt vieles - aber die meisten bewegen sich inzwischen viel zu wenig. Schade, denn Bewegung ist ein angeborenes Grundbedürfnis. Sich mal so richtig auszutoben, dieser Drang steckt wohl in jedem Kind. Doch viel zu häufig bleiben die Jungen und Mädchen stattdessen vor dem PC oder dem Fernseher sitzen. Kinder, die sich nicht genug bewegen, haben Muskel- und Haltungsschwächen. Sie leiden unter Koordinationsstörungen, ihre Wahrnehmungsfähigkeit ist beeinträchtigt, was zum Beispiel die Orientierung im Raum erschwert. Freude an Bewegung vermitteln Dabei ist bekannt, dass Bewegung Stress abbaut und Einfluss auf die Entwicklung der kognitiven Fähigkeiten hat. Am Projekttag geht es aber in erster Linie darum, Freude an der Bewegung zu vermitteln. In der aktiven Bewegungseinheit steht das gemeinsame Erlebnis im Vordergrund, gleichzeitig werden spielerisch verschiedene motorische Fähigkeiten angesprochen. Zusammen rennen, hüpfen, Einsatz zeigen, den Körper spüren und merken: "Das fühlt sich gut an." Ziel ist es, den Kindern Anregungen und Motivation zu vermitteln, regelmäßig Bewegung ins Spiel zu bringen. Kinder machen sich Gedanken über die Umwelt Kinder machen sich Gedanken über die Welt und haben durchaus ihre eigenen, oft überraschenden Ansichten dazu. Eine repräsentative Umfrage (Quelle: Eltern family, 2010) unter Kindern von neun bis zwölf Jahren kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler Angst vor der Zerstörung der Umwelt haben. Aber sie tun auch etwas dagegen in ihrem Alltag. Dieses Interesse und den Tatendrang der Kinder gilt es zu bestärken und zu fördern. Bewusstsein für die Eigenverantwortung fördern Zusammen mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) wurde der Themenschwerpunkt "Verantwortung" entwickelt. Er zielt darauf ab, im altersgemäßen Rahmen das Bewusstsein für die Eigenverantwortung und die wachsende Verantwortung im gesellschaftlichen Kontext zu fördern. Der respektvolle und nachhaltige Umgang mit unserer Umwelt und deren Ressourcen steht dabei im Vordergrund, beispielhaft dargestellt an den Themen "Gefährdung der Meere" und "Nachhaltige Fischerei". Denn ein adäquates und bewusstes Konsumverhalten jedes Einzelnen ist aktiver Umweltschutz für unseren größten Nahrungsmittellieferanten: die Natur. Arbeitsheft Am Projekttag erhält jedes Kind ein Arbeitsheft, in dem die Themen mit unterschiedlichen didaktischen Mitteln aufbereitet und vertieft werden. Ein Heft, das den Selbstlernprozess unterstützt und zugleich den Lehrerinnen und Lehrern Material für den Unterricht zur Verfügung stellt. Immer neue Anstöße sorgen dafür, dass das Thema nie langweilig wird und präsent bleibt. Interaktives Lernspiel und Animationsfilm Um die Freude am Lernen zu fördern und zur wiederholenden Auseinandersetzung mit dem Thema Ernährung anzuregen, stehen in der Mediathek auf der Homepage der EDEKA Stiftung das interaktive Lernspiel "Die Jagd nach dem Feueropal" - eine aufregende Reise durch den menschlichen Körper - sowie ein Animationsfilm für die Schülerinnen und Schüler zum Download bereit. Während der verschiedenen Stationen des Spiels können die Kinder ihre eigenen Themenschwerpunkte setzen und ihr Wissen erweitern, im individuellen Tempo und zu Hause. "Aus Liebe zum Nachwuchs." ist eine Initiative und zugleich Programm für das soziale Engagement der EDEKA Stiftung. Das Projekt "Gemüsebeete für Kids." stattet seit 2008 deutschlandweit Kindertagesstätten (Kitas) und Kindergärten mit modularen Hochbeeten, Erde, Saatgut, Setzlingen und begleitendem Lernmaterial aus. Die Idee dahinter: Wenn schon kleine Kinder ihr eigenes Gemüse großziehen und ernten, verändert das ihre Einstellung zu Lebensmitteln und verbessert nachhaltig ihre Ernährungsgewohnheiten. Die hohe Akzeptanz der Aktion, die Freude der Kinder sowie die großen und kleinen Erfolge haben die Stiftung "Aus Liebe zum Nachwuchs." bewogen, den nächsten, folgerichtigen Schritt zu tun. Mit einem neuen, altersgemäßen Konzept sollen nun Grundschulkinder für eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung und die Verantwortung für sich selbst und ihre Umwelt sensibilisiert werden. Für die EDEKA Stiftung eine echte Herzensangelegenheit. Gerade der respektvolle Umgang mit den natürlichen Ressourcen und wertvollen Lebensmitteln kann nicht früh genug geübt werden.

  • Biologie / Ernährung und Gesundheit / Natur und Umwelt / Sport / Bewegung / Technik / Sache & Technik
  • Primarstufe

Einbürgerungstest in Deutschland

Unterrichtseinheit

Anfang des Jahres 2006 war die Empörung groß. Die Immigranten und Immigrantinnen müssen 30 Fragen beantworten, unter anderem nach ihrer Haltung zu Homosexuellen, Frauen als Vorgesetzte und Gewalt in der Familie. Der ursprünglich nur für Muslime geltende "Gesinnungstest" in Baden-Württemberg, gilt mittlerweile für alle Ausländer, die die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen wollen.Während die Fragen dieses "Gesinnungstests" aus Baden-Württemberg bundesweit auf breite Ablehnung stießen, sprang der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) seinen baden-württembergischen Parteifreunden zur Seite. Als die Hessen ihren Fragenkatalog Mitte März 2006 der Öffentlichkeit präsentierten, erntete die Landesregierung viel Spott und ungläubiges Augenreiben. Die Fragen, die einbürgerungswillige Ausländer und Ausländerinnen beantworten sollen, waren für die beliebte TV-Quizshow "Wer wird Millionär?" bestens geeignet. Selbst hoch gebildete Prominente, beispielsweise der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki, bekannten freimütig, dass sie den hessischen Test nur teilweise beantworten könnten. Hier tauchen nämlich Fragen auf, auf die selbst "Einheimische" nur dann die Antwort wissen, wenn sie über eine gute Allgemeinbildung verfügen. So fragen die Hessen beispielsweise nach dem deutschen Arzt, der die Erreger von Cholera und Tuberkulose entdeckte.Die Schülerinnen und Schüler sollen in die Themen Migration und Einbürgerung eingeführt werden und diese reflektieren. den Einbürgerungstest durchführen und bewerten. Texte bearbeiten sowie in Gruppen Argumente sammeln und präsentieren. eine gelenkte Diskussion zum Thema führen. Informationen über das Internet recherchieren und diese kritisch bewerten. interkulturelles Zusammenleben an Alltagsbeispielen erörtern (Schulklasse). Thema Einbürgerungstest in Deutschland Autor Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, ab Klasse 8 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung 1-4 Stunden Medien je ein Computer mit Internetnutzung für 2 Schülerinnen und Schüler Der hessische Innenminister Volker Bouffier (CDU) unterstützt seinen Chef: "Die gegenwärtige Praxis sei nicht klug, weil Ausländer eingebürgert würden, die sich öffentlich eben nicht zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekennen." Bouffier will einbürgerungswillige Ausländer und Ausländerinnen daher zu einem Integrationskurs mit anschließendem Wissens- und Wertetest sowie zu einem Loyalitäts-Eid verpflichten. Es sei nämlich ein Fehler gewesen, im Zuwanderungsgesetz nur Mindeststandards vorzuschreiben. Wer die deutsche Staatsbürgerschaft haben wolle, der müsse sich auch mit dem "Wissens- und Wertekanon Deutschlands" beschäftigen, betonte der hessische Innenminister. Grundlegende Debatte um die Integration von Ausländern Die Diskussion behandelt die Frage, wie Deutschland die Migration zukünftig regelt, wie Integration verbessert und Fehler der Vergangenheit vermieden werden können. Wie werden Fremde zu Mitbürgern? Deutschland diskutiert, wie man die Integration verbessern kann. Es wächst die Erkenntnis, dass Integration eine Querschnittsaufgabe ist. Prozess um den Mord an Hatun Sürücü Beim "Ehrenmord-Prozess" verhandelte das Landgericht Berlin die Tat eines zum Zeitpunkt des Verbrechens 18-Jährigen: er hatte seine ältere Schwester erstochen, weil sie ihr Leben nicht mehr nach den Regeln und Wertvorstellungen der Familie gestaltete: Hatun Sürücü war nach ihrer Zwangsheirat aus dem kurdischen Teil der Türkei nach Berlin zurückgekehrt, holte hier ihren Schulabschluss nach, machte eine Ausbildung und erzog ihren Sohn alleine. Ihr Bruder empfand ihren Lebensstil als Kränkung der Familienehre. Der mittlerweile 19-jährige Täter wurde Mitte April 2006 zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Seine beiden ebenfalls angeklagten Brüder wurden aus Mangel an Beweisen vom Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes freigesprochen. Allerdings ist das Urteil nicht rechtskräftig, die Staatsanwaltschaft legte unmittelbar nach Urteilsverkündung Revision ein. Gewalt und Chaos an der Rütli-Schule Das Kollegium der Rütli-Schule, eine Hauptschule in Berlin-Neukölln, beklagt sich über die katastrophalen Zustände geprägt von "Aggressivität, Respektlosigkeit und Ignoranz". Als wichtige Ursache sehen sie den Umstand, dass der Anteil der Schüler mit arabischen und türkischen Migrationshintergrund in den letzten Jahren massiv gestiegen sei. Mittlerweile betrage der Gesamtanteil der Jugendlichen nicht deutscher Herkunft 83,2 Prozent. Auch von deren Eltern könne man keine Hilfe erwarten: Gesprächstermine würden nicht wahrgenommen und Telefonate würden am mangelnden Sprachverständnis scheitern. Ihre Schlussfolgerung: die Hauptschule sei in eine Sackgasse geraten, aus der es keine Wendemöglichkeit mehr gebe. Chaos als Folge mangelnder Integration? Diese zwei Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs. Auch an anderen Orten tauchen immer häufiger Probleme auf: vor allem in den Großstädten haben sich "Ghettos" gebildet, in denen Ausländer und Ausländerinnen, sowie Eingebürgerte auf engstem Raum leben. Hier bleiben sie meist unter sich und andererseits suchen auch die Deutschen keinen Kontakt zu ihnen. Integration fand in den letzten Jahrzehnten nicht statt, beide Seiten lebten nebeneinander her und interessierten sich in der Regel nicht füreinander. Dagegen haben viele Kommunen in den letzten Jahren erfolgreiche Integrationskonzepte entwickelt. Die Bertelsmann-Stiftung hat gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium im Juni 2005 Kommunen und Kreise mit einem Preis für ein herausragendes Integrationskonzept im Rahmen eines Wettbewerbs ausgezeichnet, an dem sich über 100 Kommunen und Kreise beteiligt hatten. Deutschland ist ein Einwanderungsland Bundespräsident Horst Köhler hat es im Rahmen eines Gespräches mit Spätaussiedlern im sächsischen Weißwasser Ende April 2006 folgendermaßen ausgedrückt: Deutschland habe die Integration "verschlafen". Man habe zu lange geglaubt, das regele sich alles von alleine, analysiert das Staatsoberhaupt. Es gebe leider erst spät eine intensive Diskussion über Integration. Jetzt stelle man fest, dass sich bestimmte Menschen in Deutschland nicht mehr wohl fühlten, und ihre eigenen Traditionen auslebten. Das betrachte er aber nicht als schlimm, sagte Köhler. Die Werte der Einwanderer Schlimm sei dagegen, dass man nicht zur Kenntnis genommen habe, was andere Menschen auch aus der muslimischen Welt denken und wie sie fühlen. Deutschland werde am Ende viel gewinnen, wenn es andere Kulturen als etwas akzeptiere, was in unserer Gesellschaft seinen Platz habe. Deutschland sei ein Einwanderungsland. "Wir müssen uns dazu bekennen, dass wir die Menschen, die schon lange hier sind, ob als Spätaussiedler aus Russland oder aus anderen Ländern, gerne hier haben wollen, und dass wir auch etwas tun müssen, damit sie sich hier wohlfühlen", sagte Köhler. Zuwanderungsgesetz 2004 Diese Einsicht war, wie Köhler selbst zugibt, keine Selbstverständlichkeit. Lange Jahre bekräftigten vor allem die Unionsparteien, dass Deutschland kein Einwanderungsland sei und gestalteten ihre Politik entsprechend. Im Jahr 2004 stimmten CDU/CSU nur widerwillig dem Zuwanderungsgesetz der rot-grünen Bundesregierung zu, beziehungsweise rangen der damaligen Regierung einige Kompromisse ab. Denn auch der Bundesrat, in dem die unionsgeführten Länder damals eine Mehrheit hatten, musste das Gesetz verabschieden. Die Einsicht: Deutschland als Einwanderungsland Doch mittlerweile setzt sich in der Union immer mehr die Einsicht durch, dass diese Haltung falsch war. Achim Laschet (CDU), der nordrhein-westfälische Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration, gab das im Rahmen der "Kölner Migrationsgespräche" Mitte März 2006 offen zu. Die Unionsparteien hätten lange gebraucht, um Deutschland als Einwanderungsland anzuerkennen. Doch das werde mittlerweile nicht mehr angezweifelt: "Deutschland ist ein Einwanderungsland", bekannte Laschet in seiner Rede. Konferenz der Länder-Innenminister Auf der Konferenz der Länder-Innenminister am 4./5. Mai 2006, haben sich die 16 Länder über bundesweit einheitliche Einbürgerungs-Standards beraten und konnten sich auf einen Kompromiss einigen. Zukünftig müssen Ausländer, die einen deutschen Pass haben wollen, ausreichende Sprachkenntnisse nachweisen und über ein gewisses staatsbürgerliches Grundwissen verfügen. Dazu wollen die Innenminister spezielle Einbürgerungskurse einführen, in denen die Einbürgerungswilligen in Themenfeldern wie "Demokratie" oder "Konfliktlösungen in der demokratischen Gesellschaft" unterrichtet und anschließend auch geprüft werden. Die Kurse sind zwar nicht verpflichtend, allerdings müsse in jedem Fall eine Prüfung abgelegt werden. Das Bundesamt für Migration (BAMF) soll die Kurse und die Standards für die Prüfungen entwickelt. Am Ende des Einbürgerungsprozesses wird wahlweise ein Eid oder ein staatsbürgerliches Bekenntnis stehen. Die Einwanderungsdiskussion in der SPD Nicht nur die Konservativen haben sich in der Integrationsfrage bewegt, auch die Linke sieht Handlungsbedarf. So sind sich beide politische Lager grundsätzlich einig, dass einbürgerungswillige Ausländer und Ausländerinnen gewisse Standards erfüllen müssen. Allerdings unterscheiden sich die Vorstellungen noch im Detail. So kritisiert SPD-Fraktionsgeschäftsführer Olaf Scholz, dass einige Länder erst einmal von ihren eigenwilligen Vorstellungen abrücken müssen. "Sehr missglückt finde ich die Ressentiments in den Fragebögen in Baden-Württemberg und die Tests in Hessen, wo quasi das Abitur zur Voraussetzung für die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft gemacht wurde. Das war nicht besonders schlau", sagte Scholz der Zeitung "Die Welt". Am wichtigsten sei es jetzt, eine bessere und lange vor der Einschulung einsetzende Bildung zu garantieren. Dazu gehörten Spracherwerb, Kenntnisse über unsere Kultur und die Rechtsordnung. Ein Statement aus dem grünen Lager Ralf Fücks, Vorstand der grün-nahen Heinrich Böll Stiftung, war Mitglied der Zuwanderungskommission der rot-grünen Bundesregierung. In einem Beitrag auf der Webseite der Heinrich Böll Stiftung gibt er zu, dass das links-grüne Milieu lange ein "rosarotes Bild von "Multikult" gemalt" habe, das die Vorzüge einer "bunt gemischten Einwanderungsgesellschaft beschwor und ihre Konflikte, Reibungspunkte und Zumutungen" ignorierte. Die Zeit des "naiven Multikulturalismus" und der "Schwärmerei von offenen Grenzen" sei allerdings schon Jahre vorbei. Integration als Querschnittsaufgabe der Politik Deutschland diskutiert derzeit, wie man die Integration verbessern und Ausländer und Ausländerinnen besser integrieren kann. Dabei wächst die Erkenntnis, dass Integration eine Querschnittsaufgabe ist, die sich durch verschiedene Politikfelder zieht und viele unterschiedliche Maßnamen erfordert. So bekommt seit der Reform des Staatsbürgerschaftsrechts im Jahr 2000 jedes in der Bundesrepublik geborene Kind automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft, wenn ein Elternteil seit acht Jahren legal in der Bundesrepublik lebt. Dennoch führt dies nicht dazu, dass sie sich automatisch besser in die deutsche Gesellschaft integrieren. Sprache und Bildung als Grundvoraussetzungen für Integration Experten sind sich einig, dass eine erfolgreiche Integration bereits im Kindergarten beginnen muss. Daher hat sich Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) kürzlich für eine Kindergarten-Pflicht ausgesprochen: "Für ganz wichtig halte ich, dass ausländische Kinder vor der Einschulung den Kindergarten besuchen", zitiert der WDR. Dies verbessere die Sprachkenntnis und das Gruppenverhalten. Es könne sogar sinnvoll sein, mittelfristig das letzte Kindergartenjahr in ganz Deutschland verpflichtend einzuführen. Allerdings stieß sie damit bei den Landesregierungen auf wenig Gegenliebe: 13 von 16 Bundesländern halten eine derartige Regelung für nicht notwendig. Statement der Kommunen Auch die Kommunen, die die Kindertagesstätten zum Großteil finanzieren, sind skeptisch; allerdings nicht aus integrationspolitischen Gründen, sondern aus rein finanziellen. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, betonte gegenüber dem Norddeutschen Rundfunk, dass er das Kindergarten-Pflichtjahr nur bei einer Finanzierung durch den Bund für machbar halte. "Die Kommunen geben schon jetzt etwa 13 Milliarden Euro pro Jahr für Kindergärten aus" und angesichts der "dramatischen Situation" sehe er keinen Spielraum, "dass wir auch noch die Vorschule für alle finanzieren können". Dass ein derartiges Pflichtjahr im Kindergarten einen Integrationsgewinn brächte, sei aber zweifellos richtig. Bildungsproblematik bei der Einwanderung Nicht nur Unionspolitiker betonen, dass Immigranten und Immigrantinnen sich dem Grundgesetz verpflichten und die deutsche Werteordnung achten müssen. Ralf Fücks ist der Meinung, dass erfolgreiche Integration von Migranten und Migrantinnen kein Selbstläufer sei, sondern bewusste Bemühungen auf beiden Seiten erfordere. Das gelte insbesondere, wenn es sich - wie in Deutschland - mehrheitlich um die Zuwanderung bildungsferner Schichten handele, oft aus ländlichen Gebieten, die als billige Arbeitskräfte ins Land geholt wurden und große Probleme haben, Anschluss an die moderne Wissensgesellschaft zu finden. Er betont, dass es nicht darum gehe, die Bindungen der Einwanderer und Einwanderinnen zu ihrem Herkunftsland, seiner Sprache und Kultur zu kappen. Aber man müsse sie für das Land gewinnen, in dem sie jetzt leben: "Erfolgreiche Integration bedeutet die Verwandlung von Fremden in Bürger".

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Kinderbetreuung in Deutschland

Unterrichtseinheit

Viele Verbände und Prominente melden sich beim Thema Kinderbetreuung zu Wort - ob Ursula von der Leyen, Bischof Mixa oder die ehemalige Tagesschau-Sprecherin Eva Herman. Leider werden die Profis für dieses Thema, nämlich Mütter, Väter, Erzieherinnen und Erzieher, selten gehört.Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte Anfang Februar 2007 in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" an, bis zum Jahr 2013 zusätzliche 500.000 Betreuungsplätze für Kleinkinder unter drei Jahren in ganz Deutschland einrichten zu wollen. Damit trat sie eine zum Teil heftig geführte Debatte los, in deren Verlauf sie ihr Vorhaben gegen massive Kritik verteidigen musste. In den folgenden Texten werden Ist-Stand, die verschiedenen Positionen und der Ausblick und Perspektiven beschrieben.Die Schülerinnen und Schüler sollen Zahlen zur Kinderbetreuung in Deutschland recherchieren, auswerten und interpretieren. die Unterschiede in Ost- und Westdeutschland darstellen und Gründe hierfür benennen. Argumente für das Pro und Contra bei der Diskussion um die Krippenplätze sammeln und in zwei Schülergruppen vorstellen und diskutieren. ein Rollenspiel zum Thema vorbereiten, in dem verschiedene Positionen (Verbände, Kirchen, Politiker) von verschiedenen Lernenden übernommen werden, zum Beispiel nach dem Vorbild einer Talksendung (Sabine Christiansen). die Veränderungen der Erwerbstätigkeit von Frauen früher und heute darstellen und diskutieren. Erfahrungen von Eltern und Bekannten aus dem eigenen Umfeld beschreiben. Tendenzen und Perspektiven für die Zukunft erörtern. das Internet als Informations- und Recherchemedium nutzen. Thema Kinderbetreuung in Deutschland - Streit um die Krippenplätze Autor Michael Bornkessel Fach Politik, Sozialwissenschaften Zielgruppe Sek I und II, Klasse 8-10 Zeitaufwand je nach Intensität und Schwerpunktsetzung 1-4 Stunden Medien je ein Computer mit Internetzugang für 2 Schülerinnen und Schüler Niedrige Geburtenrate Hintergrund des Vorschlages von Ministerin von der Leyen ist, dass die Geburtenrate in Deutschland seit Jahrzehnten konstant zu niedrig ist: Im statistischen Durchschnitt bringt jede Frau 1,36 Kinder zur Welt - für den Fortbestand der Bevölkerungsgröße wären hingegen 2,1 Kinder erforderlich. Die schwache Geburtenrate resultiert unter anderem daraus, dass immer mehr Paare auf Kinder verzichten, weil für sie Familie und Beruf nicht miteinander zu vereinbaren sind. Das heisst, es müssen oder wollen beide Partner arbeiten, um den Lebensunterhalt zu sichern - für die Erziehung von Kindern bleibt dann keine Zeit mehr. Maßnahmen für eine bessere Betreuung Um dieses Problem zu lösen und für mehr Nachwuchs zu sorgen, hat die Bundesregierung im letzten Jahr verschiedene Gesetze verabschiedet: So wurde beispielsweise das Elterngeld eingeführt oder die Ausgaben für Kinderbetreuung steuerlich begünstigt. Nun will die Familienministerin mit ihrem Vorschlag dafür sorgen, dass Eltern, die beide arbeiten wollen oder müssen, bessere Möglichkeiten haben, ihr(e) Kind(er) in entsprechenden Betreuungseinrichtungen unterzubringen. Denn bislang sind Krippenplätze für unter Dreijährige eher Mangelware. Betreuungsangebot Daten und Zahlen zur Betreuung und Tagespflege und Vergleich mit EU-Staaten: Wo steht Deutschland bei der Kinderbetreuung zur Zeit? Pro und Contra: Krippenbetreuung In einem Pro und Contra werden hier die verschiedenen Positionen der Politik, von Institutionen und Personen, gegenüber gestellt. Perspektiven und Ausblick Die Frage der hier nachgegangen wird, behandelt die Perspektiven für die Zukunft. Politische Entscheidungen benötigen Zustimmungen. Betreuung in Kinderkrippen Zur Zeit kann im Bundesdurchschnitt nur jedes zehnte Kind unter drei Jahren in einer Krippe betreut werden. Das Statistische Bundesamt hat im März 2007 neue Zahlen über die Kindertagesbetreuung in West- und Ostdeutschland vorgestellt. Dabei kam heraus, dass es immer noch deutliche Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern gibt. Unterschiede in Ost und West Nach den vorläufigen Ergebnissen, es liegen noch nicht aus allen Ländern Daten vor, haben im Jahr 2006 die Eltern von rund 285.000 Kindern unter drei Jahren Angebote der Kindertagesbetreuung in Anspruch genommen. Der Anteil der Kinder in Tagesbetreuung an allen Kindern dieser Altersgruppe (Besuchsquote) belief sich in Deutschland damit auf rund 13,5 Prozent. Deutliche Unterschiede zeigen sich im Vergleich der neuen Bundesländer und des früheren Bundesgebietes (jeweils ohne Berlin): Während in Ostdeutschland bei rund 40 Prozent der unter Dreijährigen Tagesbetreuung ergänzend in Anspruch genommen wurde, betrug die Besuchsquote für diese Altersgruppe in Westdeutschland rund acht Prozent. Differenzierung der Pflegeverhältnisse Am Stichtag (15. März 2006) besuchten bundesweit rund 251.000 Kinder unter drei Jahren eine Kindertagesstätte, rund 33.500 Kinder waren in Tagespflege bei Tagesmüttern oder -vätern. Hierbei hat das Statistische Bundesamt aber nur die mit öffentlichen Mitteln durch die Jugendämter geförderten Tagespflegeverhältnisse gezählt. Darüber hinaus bestehende Tagespflegeverhältnisse auf rein privater Basis, bei denen kein Jugendamt in die Vermittlung oder Förderung eingeschaltet war, hat diese Statistik nicht erfasst. Statistisches Bundesamt: Kindertagesbetreuung Die Daten und Zahlen zum Thema können Sie in dieser Broschüre nachlesen. Damit hat Deutschland im europäischen Vergleich einen nicht unerheblichen Nachholbedarf: In Deutschland sei die Möglichkeit der Betreuung von Kleinkindern in Krippen "im Vergleich zu anderen Ländern eher beschränkt", sagte der EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla dem "Tagesspiegel". Die auf dem EU-Gipfel von Barcelona im März 2002 beschlossenen Kriterien zur Betreuung von Kleinkindern würden in Deutschland "nicht erfüllt", so Spidla weiter. Die EU-Staaten haben sich nämlich verpflichtet, bis zum Jahr 2010 für mindestens 90 Prozent der Kinder zwischen drei Jahren und dem Grundschulalter die Möglichkeit zu schaffen, einen Kindergarten- oder Hortplatz in Anspruch zu nehmen. Dem Gipfel-Beschluss zufolge sollen außerdem 33 Prozent der unter dreijährigen Kinder in den EU-Staaten bis zum Jahr 2010 einen Krippenplatz beanspruchen können. Plädoyer der Ministerin Ursula von der Leyen orientiert sich mit ihrem Vorschlag an Frankreich und den skandinavischen Staaten: "Die Kinder dort sind wohlauf, sie leben seltener in Armut, und in Bildungsvergleichen schneiden sie oft besser ab als Kinder aus der Bundesrepublik", sagte von der Leyen im SZ-Interview. Zudem würden dort mehr Kinder geboren - und zugleich seien mehr Mütter erwerbstätig. "Das sollte uns zu denken geben", sagte die Familienministerin. Die Bindungsforschung der letzten Jahre habe gezeigt, dass ein Kleinkind in der Tat verlässliche Beziehungen brauche. "Doch das heißt nicht, dass ein und dieselbe Person 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr zur Stelle sein muss", betonte die Familienministerin. Modernisierung und Familienwunsch Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) führt auf seiner Internetseite aus, dass die Entscheidung für Familie, für Kinder und für ihre Betreuung immer individuell und privat sei. Der Staat könne und wolle jungen Eltern nichts vorschreiben. Allerdings seien heute rund 90 Prozent aller Frauen, in dem Alter in dem sie typischerweise in Deutschland ihr erstes Kind bekommen, berufstätig. Daher stehe der Staat in der Pflicht, "Bedingungen zu schaffen, die jungen Paaren helfen, in einer modernen Welt noch ihre Familienwünsche zu verwirklichen, ohne dabei in einen Zwiespalt zu geraten." Bedeutung von Betreuung und Bildung Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert, dass der Ausbau der Krippen und Kindergärten durch einen "Dreiklang aus Rechtsanspruch, Gebührenfreiheit und eine höhere Qualität" unterfüttert werden müsse. Norbert Hocke, für Jugendhilfe- und Sozialarbeit verantwortliches GEW-Vorstandsmitglied, betonte, dass es nicht reiche, irgendwie irgendwelche Kita-Plätze zu schaffen. "Wir brauchen keine Verwahranstalten für Kinder, sondern Bildungseinrichtungen. Wer lediglich ein pädagogisches Stundenhotel einrichten will, damit stressgeplagte Eltern das Diktat flexibler Arbeitszeiten besser erfüllen können, springt viel zu kurz", so Hocke in einer Pressemitteilung. Uneinigkeit in der CDU Der sächsische Kultusminister Steffen Flath (CDU) sagte der in Würzburg erscheinenden "Tagespost", die Ministerin sei "auf einem Irrweg". Sie müsse sehr aufpassen, dass sie nicht auf einem Modernisierungskurs sei, der die Kernkompetenz der CDU verletze. Es sei "nicht zukunftsfähig, wenn sich der Staat zunehmend in eine Rolle begibt, die Familien zu ersetzen." Die Diskussion erinnere ihn an "gewisse Fehlorientierungen in der DDR". Kein Handlungsbedarf im Osten Für Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) ist es eine "West-Diskussion". In Sachsen gebe es für 40 Prozent der unter Dreijährigen und für 100 Prozent der über Dreijährigen Kita-Plätze, so Milbradt im Fernsehsender "N24". Sachsen brauche also keinen weiteren Ausbau. In der Diskussion müsse zudem deutlich gemacht werden, dass Wahlfreiheit herrsche und beide Lebensmodelle akzeptiert würden. Vor allem müsse immer das Kindeswohl im Vordergrund stehen. Kritik der katholischen Kirche Heftige Kritik erntete Ursula von der Leyen vom Augsburger Bischof Walter Mixa. Ihre Initiative sei "schädlich für Kinder und Familien und einseitig auf eine aktive Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern mit Kleinkindern fixiert", sagte Mixa. Die Familienpolitik der Ministerin diene nicht in erster Linie dem Kindeswohl oder der Stärkung der Familie, sondern sei "vorrangig darauf ausgerichtet, junge Frauen als Arbeitskräfte-Reserve für die Industrie zu rekrutieren". Dies sei kinderfeindlich. Die Doppelverdiener-Ehe werde von der Ministerin geradezu zum "ideologischen Fetisch" erhoben, bemängelte der Bischof. Wer aber mit staatlicher Förderung Mütter dazu verleite, ihre Kinder bereits kurz nach der Geburt in staatliche Obhut zu geben, degradiere die Frau zur "Gebärmaschine". Auch Prominente mischen sich ein Der Verein "Familien e. V.", den die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin Eva Herman unterstützt, warnt sogar vor einer "gesellschaftlichen Katastrophe", die Ursula von der Leyen zu verantworten habe. Man zitiert Prof. Dr. Johannes H. Pechstein, den ehemaligen Chef des Kinderneurologischen Zentrums Mainz: "Krippen sind weiterhin nur Nothilfe-Einrichtungen und können keine allgemeinen Erziehungseinrichtungen werden". Studien zeigten, dass vor allem kontaktschwache Kinder sich im Verlaufe des Krippenaufenthalts immer mehr zurückzögen. Föderale Strukturen Am 2. April 2007 hat sich Ursula von der Leyen mit Vertretern der Bundesländer und der Kommunen zusammengesetzt und darüber beraten, wie groß der Bedarf an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige überhaupt ist. Die Länder sind nämlich für die Kinderbetreuung politisch zuständig und die Kommunen müssen nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städtetages, Dr. Stephan Articus, "schon heute den Löwenanteil der Ausgaben für Kinderbetreuung" tragen. Europäisches Niveau als Ziel Nach dem "Krippengipfel" sagte von der Leyen, dass es im Jahr 2013 rund 750.000 Kinderbetreuungsplätze geben solle - darauf habe man sich geeinigt. Um dieses Ziel zu erreichen müsse allerdings der Ausbau der Kinderbetreuung beschleunigt werden. Ziel ist, dass bereits ab 2008 für jedes fünfte Kind unter drei Jahren ein Krippenplatz oder eine Tagesmutter bereitstehen solle, ab 2013 dann für jedes dritte Kind. Damit werde Deutschland bei den Betreuungsangeboten "europäisches Niveau" erreichen. Eine Versorgungsquote von 35 Prozent sei dabei "kein starres Gebilde", so von der Leyen. Die Nachfrage werde sicherlich in Städten größer sein als auf dem Lande. Woher kommen die Mittel? "Wir müssen schneller vorankommen. Die Wartelisten sind zu lang", betonte die Ministerin. Dafür seien alleine im Jahr 2008 rund eine Milliarde Euro und im Jahr 2013 rund drei Milliarden Euro zusätzlich notwendig. Bund, Länder und Kommunen wollen "diese Kraftanstrengung" gemeinsam schultern, so von der Leyen. Sie selbst will sich "vehement dafür einsetzen", dass sich der Bund an den Kosten des Ausbaus der Kinderbetreuung beteiligt. Beteiligung des Bundes Allerdings konnte man sich nicht über den genauen Finanzbedarf und die Details der Finanzierung verständigen. Der Deutsche Städte- und Gemeindetag betonte im Vorfeld des Treffens, dass der Ausbau der Kinderbetreuung auf 750.000 Plätze für Kinder unter drei Jahren jährlich mindestens sechs Milliarden Euro kosten würde. Christian Ude (SPD), der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindetages, sagte nach dem "Krippengipfel", dass der Bund sich an den Kosten des Ausbaus der Kinderbetreuung beteiligen werde. Ude sprach gegenüber der "Frankfurter Rundschau" von einem "Milliardenbetrag", den der Bund bis 2013 beisteuern müsse, sonst würde er seiner Verantwortung nicht gerecht werden. Irene Vorholz, die Jugendbeigeordnete des Deutschen Landkreistages, forderte im "Handelsblatt", den Anteil der Gemeinden an den Mehrwertsteuereinnahmen zu erhöhen. Dies wäre ein guter Weg, um den Bund an den Kosten zu beteiligen. Abstimmung in der Koalition Nach Ostern soll eine Arbeitsgruppe über die Finanzfragen beraten, so die Ministerin. Am 16. April will von der Leyen dem Koalitionsausschuss von CDU/CSU und SPD ihr Konzept zum Ausbau der Kinderbetreuung inklusive einem Finanzierungsvorschlag vorlegen.

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