Genderaspekte einer Unterrichtseinheit mit Google Earth

In der Kombination aus technischen Anforderungen zur Bedienung der Software Google Earth und dem interessanten und sinnvollen Anwendungszusammenhang bei der Fernerkundung liegen die Chancen der Unterrichtseinheit "Mit Google Earth Mittelgebirgslandschaften erforschen", gendergerechten Unterricht zu gestalten.

Computer im Fachunterricht

Medienkompetenz als Bildungsaufgabe

Die Computernutzung im Schulunterricht ist in Deutschland zwar in den vergangenen Jahren angestiegen, sie ist allerdings angesichts der Anforderungen der Wissensgesellschaft, der in der Freizeit deutlich gestiegenen Mediennutzung Jugendlicher und der relativ guten Ausstattung von Schulen mit Hardware als unzureichend zu betrachten. In der Wissensgesellschaft, in der Prozesse der Informations- und Wissensaneignung zunehmend mit digitalen Medien stattfinden, muss die Schule ihre Bildungsaufgabe um eine in die Fächer integrierte Medienkompetenz erweitern.

Computer im Fachunterricht sinnvoll genutzt

Zu den Besonderheiten dieser Unterrichtseinheit gehört es, dass Sachverhalte mithilfe aktueller Software erschlossen werden. Mit Google Earth können das Interesse und die Motivation sowohl von Mädchen als auch Jungen angeregt werden, da fast alles auf der Erdoberfläche betrachtet werden kann, zum Beispiel auch die eigene Schule. Damit ist "Google Earth mehr als ein Freizeitspaß und stellt eine sinnvolle Ergänzung der geographischen Unterrichtsmedien dar" (Lößner, 2007: 38). Lernen mit Google Earth ist ein wichtiger Schritt, den Computer im Fachunterricht einzusetzen und damit gleichzeitig Medienkompetenz, die über die weit verbreitete Freizeitnutzung von Spielen oder Community-Plattformen hinausgeht, zu vermitteln.

Genderaspekte

Dies ist auch unter der Geschlechterperspektive ein wichtiger Aspekt: Im Freizeitverhalten ist nach wie vor eine Zuschreibung von Geschlechterrollen im Hinblick auf digitale Medien zu beobachten. Während Jungen sich tendenziell eher mit dem Medium selbst und seiner Technik identifizieren können, oft jedoch ohne entsprechende solide Fachkenntnis und adäquate Anwendungsvorstellungen, distanzieren Mädchen sich eher als "bloße" Nutzerinnen, die mit der Technik selbst nichts zu tun haben wollen. Die Einbettung digitaler Medien im Fachunterricht mit einer Anwendung wie Google Earth kann eine qualifizierte Nutzung für beide Geschlechter eröffnen, indem einerseits ein interessanter und sinnvoller Anwendungszusammenhang aufgezeigt, andererseits aber auch technische Kompetenz bewusst als Kompetenz von Jungen und Mädchen thematisiert wird. Indem die dabei zu erwerbende Medienkompetenz explizit auch benannt und eingeübt wird, kann vermieden werden, dass vorschnell (unzutreffende) Zuschreibungen wirksam werden.

Unterschiedliche Computerinteressen von Jungen und Mädchen

Die Kinder- und Jugendmedienstudien (wie KIM und JIM 2008) geben darüber Auskunft, dass Mädchen digitale Medien, Computer und Internet, in einem breiteren Spektrum und stärker auch in Lernzusammenhängen nutzen als Jungen. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Nutzung von Google Earth im Unterricht sowohl das Interesse von Mädchen als auch das von Jungen anspricht, gerade auch durch den deutlichen Bezug zu Nutzungsmöglichkeiten im Alltag. Um gleiche Ausgangsbedingungen für Mädchen und Jungen zu schaffen, ist einerseits beim konkreten Anwendungsbezug, der Erkundung von Mittelgebirgslandschaften, anzuknüpfen, andererseits aber auch das Interesse am Verstehen der Software und ihres Hintergrunds im Auge zu behalten. Lehrkräfte sollten sicherstellen, dass alle Jungen und Mädchen Google Earth kennen lernen, seine Rolle und Entstehung sowie breitere Alltagsnutzungsmöglichkeiten einschätzen und die Software selbst sicher benutzen und darüber sprechen können.

Computerkompetenzen von Jungen und Mädchen

Jungen zeigen nach außen häufiger eine überzogene Einschätzung ihrer Computerkompetenzen. Trotz eigener Unsicherheiten neigen sie eher dazu, sich als Technikexperten generieren zu müssen, die sich keine Blöße geben dürfen, beispielsweise durch Nachfragen. Lassen Sie sich dadurch nicht beeindrucken oder verunsichern. Begeben Sie sich auch selbst in die Rolle der Fragenden und Erkundenden. Machen Sie es dadurch sowohl Jungen als auch Mädchen leichter, Unsicherheiten zugeben zu dürfen und sich auf das Wissen anderer zu stützen. Lehrkräfte, die sich diese Frage-Haltung erlauben, haben es auch selbst beim Unterrichten mit Medien leichter. Es ist im Bereich des Computerwissens selbst für Personen mit fortgeschrittenen Kenntnissen nötig, sich bei speziellen Anwendungen auf die Kenntnisse erfahrenerer Nutzerinnen und Nutzer zu stützen.

Handlungsempfehlungen

Erforderliche Vorkenntnisse

Vor der Unterrichtseinheit sollten Sie die Themen "Relief" und "Flächennutzung" mit ihren Schülerinnen und Schülern wiederholen, damit genug Zeit zum Ausprobieren mit Google Earth bleibt und die Lernenden alle den gleichen fachlichen Wissensstand haben. Achten Sie darauf, ob die Schülerinnen und Schüler "Luft- und Satellitenbilder auswerten können" (Lößner, 2007: 38). Für Lernende der fünften Klassenstufe ist das schwierig.

Gruppenzusammensetzung

Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Wissensstand der Kinder und stellen Sie die Gruppen entsprechend zusammen, damit die Lücken gefüllt werden können. Nehmen Sie sich Zeit die Gruppen zusammenzustellen, die gemeinsam am Projekt arbeiten. Achten Sie sowohl auf das Geschlechterverhältnis als auch auf die Fachkompetenz der Schülerinnen und Schüler und wählen Sie die Gruppen so, dass möglichst alle auch emotional zufrieden sind. Versuchen Sie beiden Geschlechtern gleiche Aufmerksamkeit zu widmen. Lassen Sie Jungen und Mädchen abwechselnd zu Wort kommen und eine Ausarbeitung vor der Klasse vorstellen.

Methodisches

Formulieren Sie zu Beginn der Stunde klare Aufgaben beziehungsweise verteilen Sie das in der Unterrichtseinheit vorgeschlagene Arbeitsblatt und gehen Sie dieses mit Ihren Schülerinnen und Schülern durch. Die Aufgaben sollten klar verstanden sein. Da Google Earth viele interessante Aspekte bietet, die die Schülerinnen und Schüler möglicherweise von der Lösung der gestellten Aufgaben ablenken, könnten Sie zu Beginn der Stunde darauf hinweisen, dass alle, die die Aufgaben gelöst haben, sich eigenständig weiter mit der Software beschäftigen und ihre Erfahrungen und Nutzungsweisen in der Klasse vorstellen können.

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