Erwachsenwerden in Pandemiezeiten

Fachartikel

Dieser Fachartikel zeigt auf, wie Jugendliche die Covid-19-Pandemie erleben und was die Einschränkungen vieler Lebensbereiche für das Erwachsenwerden bedeuten. Der Artikel beschreibt, wie sich die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz in Pandemiezeiten verändern, und gibt Hinweise, wie Erwachsene (Lehrkräfte, Eltern) dabei Unterstützung geben können.

 

Eigentlich wollte ich...

Fragt man Jugendliche, wie sie die Corona-Pandemie erleben, beginnen die Antworten meistens mit dem Wörtchen "eigentlich": Eigentlich wollte ich eine große Party zum 18. Geburtstag feiern / in diesem Schuljahr ein Praktikum absolvieren / nach dem Abi eine lange Reise machen / ein Gap Year im Ausland verbringen / von zu Hause ausziehen / ein Studium beginnen ...

Nicht nur solche Zukunftspläne, sondern auch alltägliche Gewohnheiten werden durch die Corona-Pandemie in Frage gestellt. Die Infektionsschutz-Regeln schränken Jugendliche in vielem ein, was auf dem Weg zum Erwachsenwerden wichtig ist: sich mit Freunden treffen, die erste Liebe, erste Sexualkontakte erleben, von den Eltern unabhängig werden, Berufsfelder erkunden und so weiter. Die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz müssen unter diesen Bedingungen etwas anders gelöst werden.

Entwicklungsaufgabe: eine "Peer Group" bilden

Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben besteht darin, sich ohne Vermittlung der Eltern einen eigenen Freundeskreis aufzubauen. Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Abstandsgebot, geschlossene Freizeiteinrichtungen und so weiter reduzieren die Möglichkeiten, sich eine Peer Group zu schaffen und mit ihr beispielsweise Feste, Ausflüge, Konzertbesuche zu erleben. Zum Glück gibt es Internet, Smartphone und Co.! Sie ermöglichen, dass man mit Freundinnen und Freunden weiterhin kommunizieren kann. Vielleicht gelingt es online sogar besser, Menschen außerhalb des eigenen Umkreises von Schule und Wohnbezirk kennenzulernen oder an Mitschülerinnen und Mitschülern unbekannte Seiten zu entdecken?

Tipps zur Umsetzung

Fordern Sie Ihre Schülerinnen und Schüler auf, auch neue Kontakte innerhalb der Klasse, des Kurses oder der Schulstufe zu knüpfen, um gemeinsam etwas zu unternehmen: einen virtuellen Museumsbesuch planen und durchführen, einen Chor / ein Musikensemble per Videokonferenz bilden, zu einer vereinbarten Zeit ein Theaterstück (zum Beispiel eine Brecht-Aufführung des Berliner Ensembles) ansehen und in der Theaterpause – bei einer Cola und einem Snack – im Chat darüber plaudern.

Entwicklungsaufgabe: Veränderungen des eigenen Körpers akzeptieren

In der Pubertät erleben Jugendliche Veränderungen ihrer körperlichen Erscheinung. Das Training in Sportvereinen und Fitnessstudios hilft vielen dabei, diese Veränderungen anzunehmen und sie zu gestalten, beispielsweise durch gezieltes Krafttraining. Auch im Lockdown können solche Aktivitäten weitergeführt werden, das Angebot an Workouts im Internet ist unerschöpflich. Man muss nicht einmal einsam vor dem Bildschirm trainieren, sondern kann sich mit anderen verabreden und per Videokonferenz gemeinsam trainieren. Genauso wie im "wirklichen" Leben sorgen Terminabsprachen für Verbindlichkeit.

Auch Ess- und Schlafverhalten ändern sich durch die Pubertät, unter Corona-Bedingungen ganz besonders stark. Durch Schulschließungen, Quarantäne oder hybriden Unterricht fallen die gewohnten Aufsteh-, Essens-...

 

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Claudia Mutter

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