Umfrage-Ergebnisse: Nachhaltiger Digitalisierungsschub an Schulen durch Corona?

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veröffentlicht am 06.02.2023

Während der coronabedingten Schulschließungen mussten Lehrkräfte in kürzester Zeit von klassischen auf digitale Unterrichtsformate ausweichen. Doch blieb es bei einer aus der Not geborenen Eintagsfliege oder haben Homeschooling und Wechselunterricht einen nachhaltigen Digitalisierungsschub in Schule und Unterricht bewirkt? In einer bundesweit durchgeführten Umfrage hat Lehrer-Online Lehrkräfte befragt, ob und inwiefern sie ihren Unterricht nun digitaler gestalten als vor dem Beginn der Pandemie. An der Umfrage beteiligten sich zwischen Ende Oktober und Anfang Dezember 2022 insgesamt 769 Lehrkräfte aller Schulformen, -stufen und -fächer.

Umfrage von Lehrer-Online: Einsatz digitaler Medien im Unterricht bleibt weiterhin ausbaufähig

Der Einsatz digitaler Unterrichtsformate, -methoden und -tools scheint sich an deutschen Schulen selbst nach den langen und wiederkehrenden Phasen des Distanz- und Wechselunterrichts nicht nachhaltig durchgesetzt zu haben, wie die von Lehrer-Online durchgeführte Erhebung unter rund 800 Lehrkräften verdeutlicht. Zwar haben sich – auch durch die Fördermöglichkeiten des DigitalPakt Schule – die technischen Rahmenbedingungen an vielen Schulen in den letzten Jahren vielerorts verbessert. Jedoch scheint der Einsatz digitaler Medien durch Lehrerinnen und Lehrer im regulären Unterricht noch immer nicht der Regelfall zu sein.

Ein Blick auf die Umfrage-Ergebnisse zeigt, dass 20 Prozent der befragten Lehrkräfte angeben, ihr Unterricht sei inzwischen wieder so analog wie vor Corona. Bei 43 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist der Unterricht inzwischen immerhin ein bisschen digitaler als vor der Pandemie. Lediglich 37 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer geben an, dass sie ihren Unterricht weiterhin wesentlich digitaler gestalten als zuvor. Diejenigen Lehrkräfte, bei denen sich der Digitalisierungsschub der Corona-Schuljahre nachhaltig auf ihr Unterrichtsgeschehen auswirkt, treten damit deutlich in den Hintergrund gegenüber den aufsummierten 63 Prozent der Lehrkräfte, die inzwischen wieder verstärkt auf analoge Unterrichtsmethoden und -materialien zurückgreifen.

Parallelen zu Umfrage unter Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern

Die Ergebnisse der Umfrage von Lehrer-Online decken sich dabei weitestgehend mit den Ergebnissen einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach, das im Herbst 2022 im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung eine Erhebung unter Schülerinnen und Schülern sowie deren Eltern durchführte. Hinsichtlich der Frage, wie 10- bis 16-Jährige lernen, wurden rund 1.000 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen fünf bis zehn sowie rund 500 Eltern mit Kindern dieser Altersgruppe befragt. Mit Blick auf den Einsatz digitaler Medien stellt ein Drittel der befragten Kinder und Jugendlichen fest, dass der Unterricht wieder genauso stattfindet wie vor Pandemiezeiten. Nur 44 Prozent gaben an, dass es "noch einige digitale Angebote" an ihrer Schule gibt.

Ableitbare Handlungsimplikationen für das deutsche Bildungssystem

Die Umfrage von Lehrer-Online unter Lehrkräften sowie die Umfrage im Auftrag der Deutsche Telekom Stiftung unter Jugendlichen und deren Eltern legen nahe, dass sich Impulse für die Digitalisierung von Schule und Unterricht, die sich durch die Corona-Pandemie ergeben haben, offenbar nicht dauerhaft auf das Unterrichtsgeschehen auswirken. Thomas de Maizière (Vorsitzender der Deutsche Telekom Stiftung) merkt an, dass viele junge Menschen aufgrund von Schulschließungen und Wechsel-Unterricht nun über einen geübteren Umgang mit digitalen Medien verfügen. Doch könne das entsprechende Potenzial der Lernenden nicht ausgeschöpft werden, wenn digitales Lehren und Lernen nicht nachhaltig an deutschen Schulen verankert werden. Die derzeit vorhandene Technik reiche an vielen Schulen für gute Bildung nicht aus, so de Maizière.

Die Ergebnisse der Umfrage von Lehrer-Online, die die Perspektive der Lehrkräfte auf das Thema ergänzt, verstärkt den Eindruck, dass alleine das Vorhandensein technischer Infrastuktur an Schulen und die Erfahrung mit digitalen Unterrichtsformaten im Rahmen der Corona-Pandemie nicht ausreichen, um Schule und Unterricht nachhaltig zu digitalisieren. Vielmehr braucht es auch ein Bewusstsein für das Potenzial von Digitalisierung für Lehr- und Lernprozesse sowie konkrete, praxisorientierte Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte.

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