Smartphones im Unterricht? Schüler zeigen, was möglich ist!

Fachartikel

Handys im Unterricht? - an vielen Schulen noch verboten. Warum kann das Potenzial von Smartphones nicht sinnvoll im Klassenzimmer eingesetzt werden? In einem Projekt haben Schülerinnen und Schüler über 60 Experimente mit dem Smartphone für den MINT–Unterricht erarbeitet und online veröffentlicht.

Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Pädagogischen Hochschule Freiburg erforschten 16 Schülerinnen und Schüler des Physik-Leistungskurses des Friedrich-Gymnasiums Freiburg, wie viel Mathematik und Naturwissenschaft mit dem Smartphone möglich ist. Die verschiedenen Experimente wurden am 13. Mai 2015 im Rahmen einer Ausstellung an der PH Freiburg präsentiert, im Anschluss überarbeitet und online auf der Projekthomepage veröffentlicht.

Experimente mit dem BYOD-Konzept

Die Smartphone-Experimente stehen für das Konzept von BYOD (Bring Your Own Device), sind mit keinen oder nur geringen Kosten verbunden, integrieren den Alltagskontext der Schülerinnen und Schüler in den Unterricht, funktionieren unabhängig vom Internet und können mit verschiedenen Betriebssystemen durchgeführt werden. Dieser Mehrwert kann nur durch das Smartphone erreicht werden.

Experimente mit acht Smartphone-Sensoren

Beim Projekt erarbeiteten sich die Schülerinnen und Schüler in acht Partnergruppen Experimente zu je einem Smartphone-Sensor. Zum Einlesen in das Thema bekam jede Schülergruppe eine Mappe mit didaktischer Literatur zum gewählten Sensor. Einige Gruppen versuchten zunächst, Experimente aus der Literatur nachzustellen, um im Anschluss eigene experimentelle Ideen zu entwickeln. Wie bei Konferenzen üblich, musste von jedem Team für die Ausstellung ein wissenschaftliches DINA0-Poster erstellt werden. Die Messungen und Erklärungen der Schülerinnen und Schüler sind nicht perfekt, bieten aber vielfältige Ideen und Vorschläge zur Umsetzung im eigenen Unterricht. Viele der Experimente können auch vereinfacht oder erweitert werden - hier ist Ihre Kreativität gefragt.

WLAN und Smartphones im Unterricht

Nach Abschluss des Projekts wurde in einer Gesamtlehrerkonferenz entschieden, dass im Schuljahr 2015/16 Smartphones im Unterricht am Friedrich-Gymnasium Freiburg probeweise zugelassen werden. Zur Vermeidung von Missbrauch und Unklarheiten wurden mit der Schulleitung "Regeln zum WLAN-Einsatz im Klassenzimmer" und "Regeln zur Smartphone-Nutzung im Unterricht" erarbeitet. Zum sinnvollen Einsatz von Smartphones im Schulgebäude erfolgte die Installation von stationären WLAN-Geräten in allen Fachräumen. Für die Klassenzimmer stehen variable WLAN-Geräte in tragbaren Kisten im Lehrerzimmer zur Verfügung. Im Juli 2016 wird der Schulversuch evaluiert und anschließend über die endgültige Nutzung von Smartphones im Unterricht entschieden.

Forschendes Lernen und Smartphone-Einsatz

Aufgrund verschiedener Smartphone-Modelle, Betriebssysteme und Apps können zu den Versuchen keine experimentellen "Kochrezepte" vorgegeben werden. Die Formulierung der Smartphone-Aufgabenstellung sollte daher möglichst offen und forschend erfolgen: Schülerinnen und Schüler stellen eigene Fragen, formulieren Hypothesen, planen Versuche mit Smartphones, führen diese durch, finden Erklärungen und kommunizieren die Ergebnisse. Ein solch forschender Arbeitsauftrag kann mit dem Smartphones nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch im Alltag der Schülerinnen und Schüler und zu Hause durchgeführt werden.

Differenzierung und Individualisierung mit Smartphones

Mit einer offen formulierten Smartphone-Aufgabenstellung können in heterogenen Lerngruppen sowohl leistungsschwache als auch leistungsstarke Lernende entsprechend ihres Vorwissens und ihres Leistungsvermögens gefördert werden. Schülerinnen und Schüler erleben dabei einen hohen Grad an Handlungsorientierung und Selbstbestimmung. Die Verbindung von Smartphones und forschendem Lernen leistet somit einen wichtig Beitrag zur Individualisierung und Differenzierung im Unterricht.

Kooperation zwischen Schule und Hochschule

Die Schülerausstellung war eine Kooperationsveranstaltung zwischen Schule und Hochschule. Die Ideen für die Schülerversuche bei der Ausstellung gehen auf die Entwicklungs- und Forschungsarbeit von Dr. Patrik Vogt (Abteilung für Physik, PH Freiburg) zurück, der das Unterrichtsprojekt unterstützt hat. Das EU Projekt mascil unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Katja Maaß (IMBF, PH Freiburg) förderte die Ausstellung mit über 1.500 Euro und half bei der Organisation.

In Kooperation mit

PH Freiburg

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der PH Freiburg.

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Patrick Bronner

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