Online-Antisemitismus im Unterricht begegnen – mit dem RESPOND!-Material für Schulen

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Wie können Pädagoginnen und Pädagogen junge Menschen darin stärken, Antisemitismus im Netz zu erkennen und ihm entschlossen zu begegnen? Die nachfolgend vorgestellten Unterrichtsmaterialien – entwickelt im Forschungs- und Bildungsprojekt "RESPOND! Nein zu Judenhass im Netz" – bieten Ihnen dafür konkrete, praxisnahe Unterstützung.

Mit den RESPOND!-Unterrichtsmaterialien auf respond-training.de erhalten Sie ein schlüssiges Gesamtpaket: acht didaktisch durchdachte Module mit klarem Ablaufplan, Aufgabenblättern, Präsentationsunterlagen, audiovisuellen Materialien und Anregungen für Diskussion und Reflexion. Das Material hilft Ihnen, antisemitische Inhalte und Mechanismen in sozialen Medien im Unterricht zu thematisieren, Diskussionen sicher zu moderieren und Schülerinnen und Schüler zu einem reflektierten und handlungsorientierten Umgang im digitalen Raum zu befähigen.

Zugang zu den Materialien

Alle Materialien stehen auf der Webseite kostenlos zur Verfügung. Für den Zugriff auf den Materialbereich wird das Passwort „notohate“ benötigt; ein persönlicher Account ist nicht erforderlich. Pädagoginnen und Pädagogen können die Materialien online präsentieren, herunterladen oder direkt mit ihren Schülerinnen und Schülern teilen. Vorausgesetzt wird lediglich ein Internetzugang.

Das etwas andere Training gegen Online-Antisemitismus

Das RESPOND-Training durchbricht die übliche Verknüpfung von Judentum und Antisemitismus, indem es zunächst die jüdische Sozialethik als positive kulturelle und ethische Grundlage vermittelt. Es basiert auf sozialpsychologischen Mechanismen wie Perspektivübernahme, Empathie- und Selbstwirksamkeitsförderung, statt auf reiner Wissensvermittlung und arbeitet mit aktuellen Beispielen aus sozialen Medien, die Lernende zur Reflexion ihrer eigenen Online-Umgebung anregen. Gleichzeitig sensibilisiert RESPOND! für unterschiedliche Ausprägungen von Antisemitismus in sozialen Medien, besonders für subtile, schwer erkennbare Formen. Pädagoginnen und Pädagogen erhalten Anregungen, wie sie ihre Klassen zu verantwortungsbewusstem RESPONDEN ermutigen können.

Schon gewusst? RESPOND! gehört zu den ersten wissenschaftlich evaluierten Trainings gegen Online-Antisemitismus in Deutschland, das in einer Vorher-Nachher-Kontrollgruppenstudie nachweislich Empathie, Responder-Identität und Handlungskompetenz stärkt und antisemitische Einstellungen reduziert.

 

Zentrale Ansätze: Vom Schweigen zum Verstehen

Viele junge Menschen tun sich schwer damit, Antisemitismus in sozialen Medien zu erkennen oder offen zu benennen. Häufig wissen sie zwar, dass bestimmte Aussagen oder Memes problematisch sind, zögern aber, sie als antisemitisch zu bezeichnen – auch, weil das Thema in Deutschland emotional aufgeladen und gesellschaftlich tabuisiert ist. Nicht selten ziehen sie sich aus der Diskussion zurück, um Unsicherheit oder mögliche Konflikte zu vermeiden.

Die RESPOND-Unterrichtsmaterialien setzen genau hier an: Sie machen diese Vermeidungsstrategien sichtbar und eröffnen Lernräume, in denen Unsicherheiten ausgesprochen und reflektiert werden dürfen – mit folgenden zentralen Ansätzen:

  1. Wertfreies Spiegeln solcher Muster, um Bewusstsein zu schaffen und das Vertrauen in eigene kritische Intuitionen zu stärken – insbesondere bei subtilen Formen von Antisemitismus.
  2. Dekonstruktion mehrdeutiger oder verschlüsselter Botschaften in Lerngruppen, um Sprache, Symbolik und Kontexte antisemitischer Kommunikation zu analysieren und verdeckte antisemitische Bedeutungen offenzulegen.
  3. Förderung von Ambiguitätstoleranz, indem Unsicherheiten anerkannt und das Ausloten von Grauzonen geübt werden.

So verwandelt RESPOND! passive Distanzierung in aktive Auseinandersetzung und kritisches Bewusstsein – eine Voraussetzung für Zivilcourage im digitalen Raum.

Steuerung und Flexibilität für Pädagoginnen und Pädagogen

Die acht RESPOND!-Module sind vielseitig und flexibel einsetzbar. Lehrkräfte können komplette Unterrichtseinheiten übernehmen oder einzelne Übungen gezielt in bestehende Themenblöcke einbauen – zum Beispiel in Diskussionen über Medienethik, Diskriminierung oder gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Module sind fächerübergreifend anschlussfähig – etwa für Politik, Geschichte, Ethik oder Medienkunde – und lassen sich durch thematische Querverweise und Medienbeispiele leicht miteinander verbinden.

RESPOND!-Module können zur Vertiefung laufender Unterrichtsthemen, zur Projektarbeit oder für Workshops im Rahmen von Aktionstagen gegen Diskriminierung genutzt werden. Das Training wurde in der Sekundarstufe II erprobt – dort, wo Jugendliche beginnen, gesellschaftliche und mediale Phänomene kritisch zu hinterfragen. Gleichzeitig sind die Materialien auch für die Sekundarstufe I geeignet, da sie inhaltlich und methodisch so gestaltet sind, dass sie an das jeweilige Alter und Vorwissen der Lernenden angepasst werden können.

Damit entsteht ein Angebot, das wissenschaftliche Validität, aktuelle gesellschaftliche Fragen und pädagogische Gestaltungsfreiheit vereint und verlässliche Impulse für einen reflektierten, handlungsorientierten Unterricht bereitstellt.

Über RESPOND!

RESPOND! basiert auf einem vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (ehemals Bundesministerium für Bildung und Forschung) geförderten Forschungs- und Bildungsprojekt. Beteiligt sind die Touro University gGmbH Berlin, die Universität Potsdam, die Hochschule Bielefeld und die Jüdische Gemeinde zu Berlin.

Das Team bringt Fachkompetenzen aus Medien-, Beratungs- und politischer Psychologie, inklusiver Bildung, Geschichte, Sozialarbeit und Linguistik ein. Diese Vielfalt prägt die Bildungsstrategie, die in den Schulungen umgesetzt wird.

Projektverantwortliche & Mitwirkende

Touro University gGmbH Berlin:
Prof. Dr. Özen Odağ (Projektleitung)
Prof. Larisa Buhin-Krenek, Ph.D. (Projektleitung)
Agata Maria Kraj (Projektkoordination)

Universität Potsdam:
Prof. Linda Juang, Ph.D. (Verbundpartnerin)
Jannis Niedick (wissenschaftlicher Mitarbeiter)

Hochschule Bielefeld:
Prof. Dr. Gudrun Dobslaw (Verbundpartnerin)
Justine Kohl (wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Jüdische Gemeinde zu Berlin:
Sigmount Königsberg

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In Kooperation mit

RESPOND!

Dieser Beitrag ist ein Angebot des Verbundprojekts „RESPOND! Nein zu Judenhass im Netz!“, das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert wird. Das Projekt wird von der jüdisch-amerikanischen Touro University gGmbH Berlin geleitet und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Bielefeld – University of Applied Sciences and Arts, der Universität Potsdam sowie der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Lizenzinformation

Frei nutzbares Material
Die von Lehrer-Online angebotenen Materialien können frei für den Unterricht genutzt und an die eigene Zielgruppe angepasst werden.