Genderaspekte der Unterrichtseinheit 3D-DNA

Die Unterrichtseinheit "Die Struktur der DNA - virtuelle Moleküle in 3D" kann als eine vorbildlich gestaltete geschlechtergerechte Unterrichtseinheit betrachtet werden.

Das Thema entspricht Jungen und Mädchen

Die Wahl von Leistungskursen wird - so zeigen Umfragen - fast ausschließlich von den Interessen der Schülerinnen und Schüler bezüglich des Faches und des Gegenstandes bestimmt (vergleiche Stürzer et al., 2003: 135f.). Es kann also davon ausgegangen werden, dass in dieser fortgeschrittenen Phase der Schullaufbahn ein großes und selbst gewähltes Interesse an den Fächern Biologie und Chemie bei den Schülerinnen und Schülern, die dieses Fach gewählt haben, besteht. Im Fach Biologie sind die geringsten Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen im Hinblick auf die Fächerwahl in den Naturwissenschaften zu finden. Die Unterrichtseinheit "Die Struktur der DNA - virtuelle Moleküle in 3D" kann als eine vorbildlich gestaltete geschlechtergerechte Unterrichtseinheit betrachtet werden.

Gute Verbindung: Chemie und Biologie

Jungendomäne klassische Naturwissenschaften?

Klassische Naturwissenschaften wie Chemie und Physik und auch Mathematik und Technik werden als Jungendomäne klassifiziert, weil Jungen häufiger neben besseren Leistungen auch eine höhere Motivation und ein besseres Selbstkonzept für diese Fächer aufweisen. Lehrpersonen und auch Eltern erwarten von Jungen bessere Leistungen in den sogenannten harten Naturwissenschaften. Die Kompetenzen der Mädchen hingegen werden in diesem Bereich geringer eingeschätzt und eingefordert.

Biologie ist attraktiv für Mädchen und Jungen

Biologie gilt in dem Sinne nicht als "harte" Naturwissenschaft und wird teilweise sogar als "Mädchenfach" innerhalb der Naturwissenschaften bezeichnet. Aus einigen Studien (unter anderem aus "The Third International Mathematics and Science Study") geht hervor, dass Mädchen bessere Leistungen in Biologie erzielen als Jungen. Aus der Studie "GENUS - Geschlechtergerechter Naturwissenschaftlicher Unterricht in der Sekundarstufe I" (Faulstich Wieland et al., 2008) geht hervor, dass für Mädchen "das Fach Biologie mit Abstand das attraktivste naturwissenschaftliche Fach [ist], gefolgt von Chemie. (…) Für die männlichen Jugendlichen stehen die Fächer Biologie und Naturwissenschaften/Technik zu gleichen Anteilen an erster Stelle, dann folgen die Fächer Chemie und Physik" (Läzer, 2008: 95). Biologie ist also sowohl für Mädchen wie auch für Jungen das attraktivste naturwissenschaftliche Fach, was einen guten Anknüpfungspunkt auch für die Weckung oder Verstärkung von Interesse an Chemie bietet.

Die (neue) Rolle der Lehrkraft

Kriterien einer geschlechtergerechten Unterrichtsgestaltung

Wie in der Unterrichtseinheit beschrieben wird, braucht diese Unterrichtseinheit keine direkte Instruktion durch die Lehrkraft. Vielmehr stehen die Lehrpersonen beratend und helfend den Schülerinnen und Schülern zur Seite. Bei soviel "Freiraum" und "Freiheit" der Unterrichtsgestaltung ist es besonders wichtig, zu Beginn über Kriterien einer geschlechtergerechten Gestaltung nachzudenken, da nur zu Beginn der Unterrichtseinheit Lehrende und Lernende in ihren Rollenbezügen aufeinander treffen.

Gleiche Ausgangsbedingungen schaffen

Als Lehrkraft sollten Sie deshalb darauf achten, dass zu Beginn der Unterrichtseinheit gleiche Ausgangsbedingungen für alle Schülerinnen und Schüler bestehen. Erklären Sie die Software und geben Sie eine Einführung in Jmol. Schärfen Sie Ihre "Gender-Brille" bei der Bildung der Lerngruppen, damit ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis innerhalb einer Gruppe anzutreffen ist.

Beobachten und Reflektieren

Die Arbeit mit den dynamischen Arbeitsblättern und den Aufgaben, die bearbeitet werden sollen, können beobachtet werden. Wer bedient den Computer, wer reflektiert die Beobachtung? Wie arbeitet die Gruppe zusammen? Sind Geschlechterstereotype ersichtlich? Nutzen Sie als Lehrperson die Zeit, während die Schülerinnen und Schüler mit den dynamischen Arbeitsblättern experimentieren und verschaffen Sie sich einen Überblick über mögliche geschlechtsspezifische Arbeitsverteilungen, Zuschreibungen et cetera innerhalb der Schulklasse. Reflektieren Sie als Lehrperson selbst, ob Sie bewusst oder unbewusst einigen Schülerinnen und Schülern Merkmale zuschreiben, die mit Gender-Klischees verbunden sind.

Verbindung von Lebens- und Schulwelt

Die thematische Verbindung von Schule und Alltag birgt Möglichkeiten, das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu wecken. Durch die Einführung der DNA in ihrem Bezug zu Alltags- und Lebensphänomenen - dass alle Lebewesen Träger einer DNA sind - können das Interesse der Lernenden geweckt und ihre Motivation gesteigert werden. Die Möglichkeiten zum selbstständigen Arbeiten der Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude wie auch am heimischen Computer ist positiv zu sehen, denn: "Eigenes Handeln und spielerisches Ausprobieren von Wirkungen und Möglichkeiten wecken Entdeckerfreude und Verständnis. Praktische Arbeit wirft Fragen auf, lässt Zusammenhänge erkennen, und attraktive Produkte, die zuhause vorgezeigt werden können, motivieren zur Mitarbeit" (Uhlenbusch, 1992: 119). Die Lernenden werden mit spannenden Darstellungen der 3D-Arbeitsblätter durch das Material geleitet und angeregt, auch sich auch darüber hinaus mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die 3D-Arbeitsblätter entsprechen dem neuen Design und regen dazu an, auch im häuslichen Umfeld zu zeigen, was und wie in der Schule gelehrt wird.

Unterrichtsbegleitende Dokumentation

Lerntagebuch

Die Führung eines Lerntagebuchs beziehungsweise eines Portfolios zur Reflexion des Lernprozesses ist ein Bestandteil der Unterrichtseinheit. Als Lehrkraft sollten Sie von Anfang an darauf achten, dass alle Schülerinnen und Schüler wissen, was in dem Lerntagebuch beziehungsweise Portfolio von ihnen erwartet wird. Durch klare Aussagen zu Umfang, Inhalt sowie Art und Weise der Aufmachung können gleiche Bedingungen für die Lernenden geschaffen werden.

Schreiben am Computer

Häufig sind es Mädchen "die von sich aus sagen, sie wollen bei einem Experiment die Schreibtätigkeit übernehmen" (Freese, 2008: 66). Schreiben, Reflektieren, kreativ sein sind Eigenschaften, die Mädchen zugeschrieben werden und der selbstbewusste Umgang mit dem Computer gilt eher als jungenspezifisch. Achten Sie darauf, dass Sie solche Zugänge einerseits ernst nehmen als Motivation, achten sie andererseits aber auch darauf, dass ein Wechsel in den Tätigkeiten stattfindet und das Lerntagebuch von allen Schülerinnen und Schülern geführt wird, unabhängig davon, ob in Gruppen oder Einzeln gearbeitet wurde, und dass die Arbeit am Computer rotiert.

Lizenzinformation

Frei nutzbares Material
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