UNESCO-Projektschule: Albert-Schweitzer-Schule Hofgeismar

Fachartikel

Die Albert-Schweitzer-Schule in Hofgeismar, eine gymnasiale Oberstufenschule, ist seit 1956 UNESCO-Projektschule. Sie war eine der ersten UNESCO-Schulen Deutschlands. Das 60. Jubiläumsjahr im Jahr 2016 feierte sie mit dem "Fest der Kulturen" im Rahmen einer Projektwoche.

An der Albert-Schweitzer-Schule sind die Ziele der UNESCO zentrale Themen im Unterricht sowie in verschiedenen schulischen Veranstaltungen: Menschenrechte, Toleranz, Friedenserziehung, interkulturelle Bildung, Umweltschutz, internationale ökologische Verantwortung und Denkmalschutz werden im Unterricht besonders behandelt und in Form von regelmäßiger Projektarbeit vermittelt.

Beispiele aus dem Schulalltag

Unter dem Jahresthema der UNESCO findet in jedem Schuljahr mindestens ein Projekt in der Projektwoche statt. Hinzu kommt ein Fortbildungsprojekt am internationalen UNESCO-Tag, unter der Leitung hochkarätiger Referentinnen und Referenten: 

Im Jahr 2017 wird zum Beispiel Dr. Marcel Berlinghoff von der Universität Osnabrück über die Geschichte der Migrationswellen referieren und mit den Schülerinnen und Schülern über die Aktualität des Themas diskutieren. 2016 leitete Uwe Jakubczyk, Verantwortlicher für die Jugendbildungsarbeit bei der Evangelischen Akademie Hofgeismar mit der Unterstützung von Herbert Dohlens das Fortbildungsprojekt zum Thema "Flucht und Asyl als Herausforderung". Herbert Dohlens ist Filmemacher und Fotograf aus Göttingen und für den deutschen Entwicklungsdienst (DED) in Chile im Bereich "Naturschutz sowie nachhaltige Naturwaldbewirtschaftung" tätig. 2015 fand eine Diskussion mit der Europa-Abgeordneten Martina Werner von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) über das Thema Europa statt. Zum UNESCO-Tag 2014 debattierte Oshidori Mako, eine japanische Journalistin, mit den Schülerinnen und Schülern über die Fukushima-Katastrophe und deren Folgen.

Bei der Aktualität des Themas "Migration" in den letzten zwei Jahren fühlte sich die Albert-Schweitzer-Schule aufgefordert, die Thematik aus verschiedenen Blickwinkeln mit ihren Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten. In diesem Rahmen hat sich 2015 ein Erdkunde-Grundkurs auf vielfältige Weise in Form einer Projektarbeit mit Disparitäten in Europa und dem Thema "Flüchtlingsmigration" befasst und ausgewählte Ergebnisse in einer Ausstellung präsentiert. Dieses Projekt hatte unter anderem zum Ziel, internationale Migrationsbewegungen in ihrem Kontext und ihrer Reichweite verstehbar zu machen und sowohl für die Hintergründe als auch die damit verbundenen Probleme und Konflikte im Herkunfts- und Zielgebiet beziehungsweise auf der Flucht zu sensibilisieren.

Willkommenskultur ist keine Worthülse

Eine zentrale Rolle spielte dabei der Begriff der "Willkommenskultur" im Allgemeinen, aber auch in der Schule und im Lebensumfeld ihrer Schülerinnen und Schüler. Da Hofgeismar inzwischen vielen Flüchtlingen eine Übergangsheimat beziehungsweise eine neue Heimat bietet, hatten viele Schülerinnen und Schüler bereits Berührungspunkte mit Flüchtlingen vor Ort.

Auch 2016 wurden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, sich mit dem Thema Migration im Rahmen des Italienaustausches zu beschäftigen. Sie besuchten, gemeinsam mit ihren italienischen Austauschpartnerinnen und -partnern, die Flüchtlingsunterkunft "Villa Cristina" in Vacciago (Piemont) und verbrachten zusammen mit den Flüchtlingen einen typischen Tag im Heim. Dieser Tag, der sehr emotional war, hat den Schülerinnen und Schülern eine neue und konkretere Sicht auf die Situation gegeben.

Erziehung zur Nachhaltigkeit

Erziehung zur Nachhaltigkeit spielt in der Schule eine besondere Rolle. Einmal im Schuljahr findet ein Tag der Nachhaltigkeit statt, an dem Projekte zum Thema vorgestellt werden. In Kooperation mit dem Tierpark Sababurg fördern Schülerinnen und Schüler durch die Übernahme einer Tier-Patenschaft Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind.

Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit internationalen Forschungseinrichtungen wie "Blue World" in Losinj (Kroatien) und dem Ökozentrum "Caput Insulae" in Cres (Kroatien). Auch das Projekt "Junge Riesen" in Zusammenarbeit mit der Universität Kassel und den Landkreisbehörden zur Förderung alter Bäume aus der Region wird weiter mit Erfolg durchgeführt. Die Zusammenarbeit mit "Hessen Forst" zum Thema "Ökosystem Wald" wird schon im dritten Jahr weitergeführt. Außerdem nehmen Schülerinnen und Schüler mit selbstgebauten Solar-Mobilen am jährlich in Kassel stattfindenden "Hessischen Solarcup" teil.

Toleranz und demokratische Erziehung

Toleranz und demokratische Erziehungwerden durch das breite Angebot an Fremdsprachen an der Albert-Schweitzer-Schule gestärkt, durch Projekte wie "POL&IS" und regelmäßige Austausche mit Partnerschulen in Italien, England und den USA. Neue Formen von personalisiertem Lernen entwickelt die Albert-Schweitzer-Schule unter dem Schwerpunkt "Heterogenität" und unterstützt sie durch das Angebot an Kompensationskursen in den Hauptfächern, durch eine spezielle Mathe-Abitur-Vorbereitung, durch das Moodle System und die Peer-Evaluation.

Erinnerungskultur

Auch die "Erinnerungskultur" hat in der Schule einen besonderen Platz: Jedes Schuljahr, am 27. Januar, dem Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus, gestaltet ein Leistungskurs im Fach Geschichte eine Gedenkveranstaltung, an der die ganze Schulgemeinde teilnimmt.

Weltkulturerbe

Das Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler für das UNESCO-Weltkulturerbe wird besonders gestärkt. An einem jährlichen "Kulturtag" nehmen alle Schülerinnen und Schüler an einer Exkursion teil, die unter anderem zu Weltkulturerbestätten führt.

2015 und 2016 konnten sechs Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule bei einem Projekt Weltkulturerbestätten im Ausland erkunden: Sie absolvierten ein Auslandsberufspraktikum in der sizilianischen Gemeinde Palazzolo Acreide (seit 2002 UNESCO-Weltkulturerbe).

Interkulturelles Lernen

Interkulturelles Lernen spielt an der ALbert-Schweitzer-Schule eine große Rolle: durch das breite Angebot an Fremdsprachen, unter anderem auch Italienisch, durch Projektangebote und durch internationale Austausche.

Zu Beginn eines jeden Schuljahres gibt es eine zentrale interkulturelle Veranstaltung, an der Eltern sowie Schülerinnen und Schüler teilnehmen und bei der die interkulturellen Schwerpunkte und Angebote der Schule vorgestellt werden. In diesem Rahmen berichten Schülerinnen und Schüler und Ehemalige der Schule über ihren Erfahrungen im Ausland.

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