Immer positiv bleiben

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Sport-Unterricht. Die Stunde beginnt mit einer zum Ritual gewordenen Begrüßung. Ich schreie. "Zum heutigen Sportunterricht begrüße ich meine sympathische, sportliche und unglaublich unglaubliche Klasse 3b mit einem dreifachen "S P O R T...". Die Kinder schreien ebenso: "...f r e e e e i i i i!" Noch lauter posaune ich springend und wild gestikulierend: "S S P P O O O O O R R T T..." Die Klasse wiederholt noch lauter: "...f r r r r r r r r e e e e i i i i!" Und ein drittes Mal gebe ich mein "Sport..." zum Besten, diesmal jedoch flüsternd und mit meinen Händen ein Piano-Spiel imitierend. Die Antwort der Klasse erfolgt schließlich ebenso flüsternd. "...frei." Ein Traum. Damit ist das Eis gebrochen.

Es kann losgehen. Moment, Manni* meldet sich: "Piano kommt aus dem Italienischen und bedeutet, neben der Bezeichnung für ein klassisches Tasteninstrument, nämlich dem Klavier, 'leise'." "Manni, ich danke dir für diese erhellenden Worte. Sollte ich einmal bei 'Wer wird Millionär' sitzen, dann bist du mein Telefonjoker." Manni grinst. Guter Mann. 

"Unser Plan für heute: erstens, zweitens und drittens. Fragen?" Bjarne* meldet sich. "Bjarne, schieß los!" "Hä?" Auf den Punkt. "Geht es noch jemandem so wie Bjarne?" Alle Hände oben. "Gut, dann habt ihr also aufgepasst. Wunderbar, wunderbar, wunderbar. Erstens: Erwärmung nach dem Pfiff. Zweitens: Hockey. Technik-Schulung." Alle grölen. "Drittens: Hockey. Turnierform." Erneutes Grölen. Wenn nur diese doofe Erwärmung nicht wäre. Ist eigentlich nicht wild. Einfaches Warmlaufen, ab und zu Armkreisen, Beine anwinkeln, bei Pfiff auf den Boden legen, wieder aufstehen, weiter rennen. Bei zwei Pfiffen auf den Boden legen, Liegestütz, schnell wieder aufstehen, weiter rennen. Bei drei Pfiffen auf einem Bein stehen, die Balance halten und, ganz wichtig, dabei still sein. Easy. Das vermutet man. Aber bereits nach zwei Minuten gehen die ersten anstatt zu laufen, nach vier Minuten keucht die halbe Klasse übertrieben, nach fünf verlangen sie ein Sauerstoffzelt. Da mache ich nicht mit. "Zeit für die Erwärmung: 10 Minuten." Alle seufzen beschwerend. "Wenn ihr die gestellten Aufgaben gut löst, dann gehe ich mit den Minuten nach unten, klappt es nicht, werden es mehr. Ganz einfach." Das sitzt. Nach sieben Minuten sind alle warm.

Bei der Technik-Schulung zeige ich jedem Kind einzeln, wie man das Sportgerät richtig anfasst, wie man damit umgeht und ganz wichtig, dass der Schläger beim Ausholen maximal auf Kniehöhe sein darf. "Sonst gibt es Tränen. Wollt ihr nicht. Will ich nicht. Will niemand." Ich baue einen kleinen Parcours auf, den die Schülerinnen und Schüler mit Ball und Schläger bewältigen sollen. Abschließend wird der Torschuss erprobt. Klingt machbar. Ist es aber mitunter nicht. Manni schießt los als gäbe es kein Morgen mehr, verliert die Kontrolle über den Ball und über sich. Den Ball hat er schnell aus den Augen verloren. Er stürzt beim Umsehen und sucht anschließend Blickkontakt. "Manni, das passiert, aufstehen, weiter geht's. Alles gut." Gesagt, getan. Jasmin* ist an der Reihe. Sie ist noch recht unsicher und geht auf Nummer sicher. In Zeitlupe. "Jasmin, das kann man so machen, muss man aber nicht. Etwas Training mit Schläger und Ball und du wirst durch die Halle flitzen." Jasmin lächelt. Das ist das Wichtigste. Max* startet zu weit weg von der Grundlinie und verfängt sich samt Schläger im Tornetz. Auch er stürzt. "Max, beim nächsten Mal startest du einfach dort, wo auch alle anderen starten. An der Grundlinie. Dann wird alles gut." Immer positiv bleiben. Das wird schon.

Bei der anschließenden Turnierform machen alle mit, nach bestem Wissen und Gewissen. Das sieht zu Beginn zwar mitunter noch so aus, als würde ein Rudel knuffiger Hundewelpen einem Ball hinterher jagen, aber es bewegen sich alle. Und darum geht es ja schließlich. IMMER SCHÖN POSITIV BLEIBEN.

*Namen geändert