Umfrage-Ergebnisse: Lehrergesundheit, Belastungserfahrungen und Unterstützungsbedarfe

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veröffentlicht am 26.02.2024

Um vertiefte Einblicke in die Gesundheit, Belastungserfahrungen und Unterstützungsbedarfe von Lehrerinnen und Lehrern zu erhalten, führte Lehrer-Online in Kooperation mit dem Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin (ASU) der Universitätsmedizin Mainz von März bis August 2023 eine Online-Umfrage mit 1.027 Lehrkräften an allgemein- und berufsbildenden Schulen durch. Dieser Artikel fasst die zehn wichtigsten Ergebnisse der Umfrage zusammen.

In unserer Wissensgesellschaft, in der gut ausgebildete Menschen eine der wichtigsten Ressourcen ausmachen, spielen Lehrkräfte eine Schlüsselrolle (vgl. Köstner et al. 2022). Gleichzeitig werden ihre beruflichen Anforderungen jedoch immer komplexer und ambivalenter. Globale Krisen, sozialer Wandel, digitale Technologien, Flucht und Migration sind nur einige der täglichen Herausforderungen, denen sie im Schulalltag begegnen. Erschwerende Rahmenbedingungen wie steigende Klassengrößen oder der generelle Mangel an Personal und Ressourcen tragen zusätzlich dazu bei, dass Lehrkräfte häufig überfordert und infolgedessen langfristig gesundheitlich beeinträchtigt sind (vgl. Schaarschmidt & Kieschke 2013).

1. Allgemeiner Gesundheitszustand

Mehr als zwei Drittel der Lehrkräfte schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand negativ ein

In den letzten Jahrzehnten häufen sich die wissenschaftlichen Belege dafür, dass der Lehrberuf mit erheblichem psycho-sozialen Stress verbunden ist (vgl. Münchhausen et al. 2021; Wesselborg & Bauknecht 2022). Wird dieser Stress chronisch, führt er oftmals zu hohen Burn-Out-Raten und vorzeitigen Pensionierungen (vgl. Münchhausen et al. 2021). Bereits jetzt sind Lehrpersonen häufiger von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen betroffen als Erwerbstätige in anderen sozialen Berufen (Wesselborg & Bauknecht 2022).

Die vorliegende Umfrage spiegelt diese erschreckenden Tendenzen wider: Auch die hier befragten Lehrkräfte bewerteten ihren allgemeinen Gesundheitszustand am häufigsten als "nicht ganz zufriedenstellend" (39%). Insgesamt schätzten mehr als zwei Drittel (68%) der Befragten die eigene Gesundheit negativ ("nicht ganz zufriedenstellend", "schlecht" oder "sehr schlecht") ein. Die Antwortkategorie "sehr gut" wurde hingegen von nur knapp 2% der Befragten gewählt.

2. Art der Beschwerden

Mehr als 80% der Lehrkräfte berichten von psychischen Belastungen, über die Hälfte von körperlichen Beschwerden

Die insgesamt schlechte Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes der befragten Lehrkräfte bezieht sich dabei sowohl auf die körperliche als auch auf die psychische Dimension. Während mehr als die Hälfte der Befragten (54%) angab, in den letzten vier Wochen stark von körperlichen Gesundheitsbeschwerden beeinträchtigt gewesen zu sein, litt mehr als ein weiteres Drittel (35%) an einzelnen Tagen der letzten zwei Wochen zudem unter psychischen Beschwerden. Fast die Hälfte der Befragten (45%) fühlte sich im gleichen Zeitraum durch depressive Verstimmungen und Ängste beeinträchtigt. Lediglich 18% gaben an, in den letzten Wochen "überhaupt nicht" von depressiven Verstimmungen betroffen gewesen zu sein.

Während jüngere Lehrkräfte während der Covid-19-Pandemie im Vergleich zu ihren älteren Kolleginnen und Kollegen noch stärker unter depressiven Symptomen litten (vgl. Köstner et al. 2022), gab es in der vorliegenden Befragung keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Altersgruppen, wenn es um depressive Stimmungen an einzelnen Tagen ging. Weibliche Lehrkräfte (14%) gaben gegenüber ihren männlichen Kollegen (11%) etwas häufiger an, in den letzten zwei Wochen "beinahe jeden Tag" von depressiven Verstimmungen beeinträchtigt gewesen zu sein; bei den Lehrkräften, die bei der Frage nach ihrem Geschlecht die Antwortmöglichkeit "divers" angegeben haben, lag der Wert jedoch insgesamt am höchsten (30%). Über die verschiedenen Schulformen hinweg verteilen sich die psychischen Gesundheitswerte ähnlich, wobei Lehrkräfte an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (18%) sowie an Grundschulen (17%) am häufigsten angaben, "beinahe jeden Tag" von depressiven Verstimmungen betroffen gewesen zu sein.

3. Stärkster Belastungsfaktor

Nahezu 90% der Lehrkräfte fühlen sich durch hohes Arbeitspensum in Verbindung mit Zeitdruck stark belastet

Während das hohe Arbeitspensum und der einhergehende Zeitdruck im Deutschen Schulbarometer (Deutsches Schulportal 2023) noch auf Platz zwei der größten Herausforderungen des Lehrberufs landeten, wurden sie in der vorliegenden Befragung am häufigsten als Stressfaktor benannt: Nahezu 90% der Befragten empfanden den im Arbeitsalltag erlebten Zeitdruck und das hohe Arbeitspensum als "eher stark" oder "sehr stark" belastend. Zudem stimmten insgesamt 76% der Lehrkräfte der folgenden Aussage zu: "Ich habe das Gefühl, immer mehr Aufgaben erledigen zu müssen". Für die befragten Lehrkräfte, die an Grundschulen unterrichten, lag der Zustimmungswert zu dieser Aussage am höchsten (84%), während Teilnehmende von Beruflichen Schulen am seltensten – und dennoch in mehr als der Hälfte der Fälle (68%) – der Aussage zustimmten.

Überraschend sind diese Werte kaum: Nicht nur nimmt Deutschland im EU-Vergleich eine führende Position hinsichtlich der Anzahl der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung von Lehrkräften ein (vgl. Deutsches Schulportal 2020). Noch dazu umfasst der Lehrberuf viele zeitintensive Zusatzaufgaben wie Unterrichtsplanung, Korrekturen, Elternkontakte oder Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben. Letztere belegen in der Umfrage Platz zwei der am häufigsten als "eher stark" oder "sehr stark" belastend empfundenen Aspekte des Lehrberufs (84%).

4. Work-Life-Balance

Fehlende Erholungsphasen und schlechte Trennbarkeit von Arbeit und Freizeit sind ein starker Belastungsfaktor, vor allem für Lehrkräfte mittleren Alters

In der öffentlichen Wahrnehmung hält sich hartnäckig das Bild des Lehrberufs als Halbtagsjob, der sich ausschließlich während der vormittäglichen Unterrichtszeiten abspielt (vgl. Deutsches Schulportal 2020). In Realität jedoch verfügen Lehrpersonen über einen geteilten Arbeitsplatz: Viele ihrer zusätzlichen Tätigkeiten werden nach offiziellem Unterrichtsende von zu Hause aus fortgesetzt. Es überrascht daher wenig, dass ganze 81% der Befragten fehlende Erholungsphasen in ihrem Beruf als „"eher stark" oder sogar "sehr stark" belastend empfinden. Für die schlechte Trennbarkeit von Arbeit und Freizeit liegt dieser Wert sogar bei 83%. Während die Zustimmung ("eher stark" oder "sehr stark") in allen Altersgruppen in der Stichprobe bei über 80% liegt, fühlten sich Lehrkräfte zwischen 36 und 50 Jahren von diesem Konflikt am häufigsten "sehr stark" belastet (61%). Besorgniserregend sind diese Befunde auch deshalb, weil aus der Lehrkräfteforschung bekannt ist, dass die persönliche Distanzierungsfähigkeit einen der wichtigsten Resilienzfaktoren für Lehrerinnen und Lehrer zum Schutz vor Stress darstellt (vgl. Wesselborg & Bauknecht 2022).

5. Schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Teilzeit-Arbeit wirkt für Lehrkräfte kaum entlastend

Auch die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf bewertete über die Hälfte der Befragten (55%) als "eher stark" oder "sehr stark" belastend. Dass diese Einschätzung von Teilzeit- und Vollzeittätigen in etwa gleichem Maße getroffen wurde, mag zunächst überraschen, wird aber schnell verständlich, wenn man die Besonderheiten von Teilzeitarbeit im Kontext des Lehrberufs berücksichtigt: Denn obwohl das Unterrichtsdeputat (Anzahl der Unterrichtsstunden) im Teilzeitmodell reduziert wird, verteilen sich die verbleibenden Zusatztätigkeiten weiterhin gleichmäßig auf das gesamte Kollegium (vgl. Deutsches Schulportal 2020). Auch an Konferenzen, Elternabenden, Klassenfahrten etc. nehmen Teilzeit-Lehrkräfte im gleichen Umfang teil wie ihre Kolleginnen und Kollegen, die in Vollzeit arbeiten.

Obwohl weibliche Lehrkräfte, die häufiger in Teilzeit arbeiten und oft stärker in die Haus- und Care-Arbeit involviert sind (vgl. Köstner et al. 2022; Deutsches Schulbarometer 2023), üblicherweise größere Konflikte zwischen ihrem Berufs- und Privatleben erleben, gaben Frauen (28%), Männer (29%) und Personen, die sich der Geschlechtskategorie "divers" zuordnen oder bezüglich ihres Geschlechts keine Angabe machen wollten (20%), in der vorliegenden Befragung etwa gleich häufig an, "sehr stark" von dieser Unvereinbarkeit belastet zu sein. In Bezug auf das Alter stimmte die Gruppe der 36 bis 50-Jährigen knapp am häufigsten zu, sich durch die schlechte Vereinbarkeit von Familie und Beruf "sehr stark belastet" zu fühlen (jeweils 34%).

6. Heterogene Lerngruppen

Umgang mit Leistungsheterogenität stellt für vier von fünf Lehrkräften eine starke Belastung dar – es fehlen passende Unterrichtsmaterialien

Auf Rang vier der als besonders ("eher stark" oder "sehr stark") belastend empfundenen Faktoren steht für 83% der Befragten die Leistungsheterogenität ihrer Lerngruppen. Insbesondere an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (61%) sowie an Grundschulen (59%) gaben die befragten Lehrkräfte an, sehr stark unter diesem Faktor zu leiden.

Ein Grund für diese hohen Zustimmungswerte besteht möglicherweise auch darin, dass Lehrkräfte an Regelschulen nach eigenen Angaben häufig auch Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichten, sie sich meist jedoch nur unzureichend auf diese Aufgabe vorbereitet fühlen (vgl. Deutsches Schulbarometer 2023).

Die Ergebnisse der vorliegenden Befragung legen nahe, dass es oftmals bereits an den grundlegenden Voraussetzungen zur Umsetzung von Inklusionsansprüchen sowie an Angeboten zum Umgang mit Leistungsheterogenität fehlt: 70% der Befragten gaben am, den Mangel an Materialien zur individuellen Förderung ihrer Lernenden als "eher stark" oder "sehr stark" belastend zu empfinden. Fehlendes Unterrichtsmaterial im Allgemeinen wurde bereits von 55%, also mehr als der Hälfte der Befragten, als "eher stark" oder "sehr stark" belastend empfunden.

7. Zusammenhang zwischen Gesundheitszustand und beruflichen Rahmenbedingungen

Eine eindeutige Verbindung zwischen Berufsbelastung und körperlicher Gesundheit besteht bereits bei jungen Lehrkräften

Die Forschung auf dem Gebiet der Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern gibt starke Hinweise darauf, dass der schlechte Gesundheitszustand von Lehrkräften im deutschen Schulsystem nicht auf den Zufall, sondern in der Tat auf ihre beruflichen Belastungen zurückzuführen ist. Auch in der vorliegenden Befragung wird diese Erkenntnis bestätigt: Hier stimmten vier von fünf Lehrkräften (80%) der Aussage, dass ihre beruflichen Belastungen sich negativ auf die körperliche Gesundheit auswirken, zu oder "eher" zu.

Besonders auffällig ist, dass nicht nur von Lehrkräften höheren Alters, sondern gleichermaßen schon in den jüngeren Altersgruppen negative Auswirkungen der beruflichen Belastung auf die körperliche Gesundheit wahrgenommen wurden. Dass Lehrkräfte körperliche Beschwerden also offenbar bereits in jungen Jahren mit ihren beruflichen Rahmenbedingungen in Verbindung bringen, ist alarmierend – nicht nur im Hinblick auf die Lebensqualität der rund 800.000 bis 850.000 hierzulande tätigen Lehrkräfte (vgl. Köstner et al. 2022), sondern auch mit Blick auf die akuten Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und Bindung qualifizierter Fachkräfte im Schuldienst.

8. Tendenzielle Negativentwicklung

Die zusätzlichen Belastungen für Lehrkräfte überdauern die Corona-Pandemie – Lehrkräfte an Grund-, Haupt-, Real- und Gesamtschulen sind am stärksten betroffen

Wissenschaftliche Studien zeigen auf, dass die Covid-19-Pandemie das Stress- und Belastungserleben von Lehrkräften in den letzten Jahren noch deutlich verschärft hat (vgl. Köstner et al. 2022). Doch obwohl Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Pandemie im April 2023 in Deutschland offiziell für beendet erklärt hat, sind die damit verbundenen Veränderungen für Lehrkräfte in ihrem Berufsalltag nach wie vor spürbar: Ganze 81% von ihnen stimmten zu oder "eher" zu, seit Beginn der Corona-Pandemie mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert zu sein.

Aber auch abseits solcher Extrem- und Sondersituationen stimmte der überwiegende Teil der Befragten (88%) der Aussage zu oder "eher" zu, dass sich ihre beruflichen Rahmenbedingungen kontinuierlich verschlechtern. Während die insgesamt hohen Zustimmungswerte über die verschiedenen Arbeitszeitmodelle hinweg galten, wurde die Antwortkategorie "stimme zu" in der vorliegenden Stichprobe am häufigsten von Grundschullehrkräften (76%) und von Lehrpersonal an Haupt-, Real-, und Gesamtschulen (68%) ausgewählt.

9. Angebote für Lehrkräfte zur Gesundheitsförderung

Lehrkräfte haben hiermit bisher nur wenig Erfahrung, äußern aber eine positive Einschätzung

Angesichts der alarmierenden Datenlage zur Gesundheitssituation von Lehrkräften haben sich in den vergangenen Jahren verschiedene Ansätze zur Gesundheitsförderung etabliert, die meist entweder auf organisationaler oder individueller Ebene ansetzen (vgl. Wesselborg & Bauknecht 2022). In Bezug auf die Angebote zur Stärkung ihrer persönlichen Schutzfaktoren waren den in der vorliegenden Umfrage befragten Lehrkräften Meditation, Atem- und Entspannungsübungen dabei bisher am häufigsten bekannt: 63% von ihnen gaben an, damit bereits Erfahrung gemacht zu haben. Diese Zahl liegt deutlich über den Werten für alle weiteren Ansätze der Gesundheitsförderung für Lehrkräfte. Hingegen war Supervision nur 26% der Befragten bekannt, während bislang lediglich 22% von ihnen mit Coaching, 12% mit Gesundheitssport und nur 10% mit spezieller Burnout-Prävention in Berührung gekommen waren.

Hatte eine Lehrkraft ein Präventionsangebot in der Vergangenheit bereits genutzt, wurde sie zusätzlich dazu befragt, wie hilfreich sie dieses einschätzte. Mit 73% wurde Coaching dabei am häufigsten als nützlich bewertet, und das obwohl nur etwa jede fünfte Lehrkraft Erfahrungen damit hatte. Insgesamt wurden alle Ansätze zur Gesundheitsförderung von jeweils über 60% der Befragten als hilfreich eingeschätzt.

10. Hohes Interesse an Unterstützungsangeboten

Lehrkräfte wünschen sich Angebote zur Gesundheitsförderung

Obwohl die befragten Lehrerinnen und Lehrer mit den Angeboten zur Förderung ihrer Gesundheit bislang in der Regel nur begrenzt in Berührung gekommen waren, bekundeten sie ein beachtliches Interesse an derartigen Unterstützungsangeboten: Über zwei Drittel (69%) gaben an, grundsätzlich "eher" oder "sehr" an Angeboten im Bereich der Lehrkräftegesundheit interessiert zu sein, die eigenständig außerhalb des Schulalltags umsetzbar sind.

Während sich dabei weder hinsichtlich des Arbeitszeitmodells noch in Bezug auf die Schulform wesentliche Einstellungsunterschiede zeigten, belegten Lehrkräfte in Brandenburg und Sachsen mit jeweils 76% den Spitzenplatz in Bezug auf die Antwortkategorien "eher interessiert" und "sehr interessiert".

Zusammenfassung der Ergebnisse und Fazit

Die vorliegende Studie erweitert die empirische Datenbasis zur Lehrkräftegesundheit in Deutschland und verdeutlicht die drängende Gesundheitskrise im Lehrberuf: Eine hohe Arbeitsbelastung, zeitintensive Verwaltungsaufgaben, fehlende Work-Life-Balance und mangelnde Ressourcen zum Umgang mit Leistungsheterogenität haben gravierende Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern. Zusätzlich verweisen die Ergebnisse auf eine tendenzielle Verschlechterung des beruflichen Belastungserlebens im Laufe der letzten Jahre, spätestens jedoch seit Beginn der Corona-Pandemie.

Gleichzeitig offenbart die Umfrage aber auch, dass Lehrkräfte positiv auf Angebote zur individuellen Gesundheitsförderung reagieren, und ein deutliches Interesse daran signalisieren, erlernte Methoden eigenständig umzusetzen. Neben der unbestrittenen Notwendigkeit der strukturellen Entlastung von Lehrkräften auf bildungspolitischer Ebene (im Sinne einer Verhältnisprävention) können aus Sicht der Befragten also auch individuelle Coaching- und Fortbildungsangebote (im Sinne einer Verhaltensprävention) zu ihrer Erholungs- und Distanzierungsfähigkeit beitragen. Die Befähigung von Lehrkräften zu Selbstfürsorge- und Entspannungstechniken, aber auch die Bereitstellung von hochwertigen Arbeits- und Unterrichtsmaterialien, besonders Materialien zur individuellen Förderung in leistungsheterogenen Lerngruppen, können aus Sicht der Betroffenen wirksame Werkzeuge zur Bewältigung beruflicher Herausforderungen darstellen. Langfristig tragen diese Maßnahmen somit zur Attraktivität des Lehrberufs bei – und somit zur Bekämpfung des Lehrkräftemangels.

 

* Zur Zusammensetzung der befragten Stichprobe:

Schulform: 15% der befragten Lehrkräfte gaben an, an einer Grundschule zu unterrichten, 29% an Haupt-, Real- und Gesamtschulen, 27% an Gymnasien, 16% an Berufsschulen und 13% an "sonstigen" Schulformen.

Arbeitszeitmodell: 61% gaben dabei an, in Vollzeit zu arbeiten, während 39% angaben, in Teilzeit zu arbeiten.

Bundesland: Hinsichtlich der Bundesländer, in denen sie unterrichten, teilen sich die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer wie folgt auf: Baden-Württemberg 11%, Bayern 14%, Berlin 4%, Brandenburg 4%, Bremen 1%, Hamburg 2%, Hessen 8%, Mecklenburg-Vorpommern 2%, Niedersachsen 11%, Nordrhein-Westfalen 23%, Rheinland-Pfalz 5%, Saarland 1%, Sachsen 4%, Sachsen-Anhalt 3%, Schleswig-Holstein 5%, Thüringen 2%.

Alter: Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden war 49 Jahre; auf die Altersgruppe "bis 35 Jahre" entfielen dabei 13%, auf die Altersgruppe "36-50 Jahre" entfielen 33% und auf die Altersgruppe "über 50 Jahre" 54% der befragten Lehrkräfte.

Geschlecht: 16% der befragten Lehrkräfte ordneten sich dem männlichen Geschlecht zu, 82% dem weiblichen Geschlecht und 2% wählten die Angabe "divers" aus.

Literaturverzeichnis

  • Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung (2020). "Lehrergesundheit. Was den Lehrerberuf so stressig macht." (Interview mit Bildungsforscherin Bärbel Wesselborg). Online verfügbar.
  • Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung (2023). "Lehrkräftebefragung. Die zehn wichtigsten Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers." Online verfügbar.
  • Köstner, C., Eggert, V., Dicks, T., Kalo, K., Zähme, C., Cietz, P., Letzel, S. & Beutel, T. (2022). "Psychological burdens among teachers in Germany during the SARS-CoV-2 Pandemic – Subgroup analysis from a nationwide cross-sectional online survey". In: International Journal of Environmental Research and Public Health, 19. Online verfügbar.
  • Münchhausen, S., Bräuning, M, Pfeifer, R., Göritz, A., Bauer, J., Lahmann, C. & Wuensch, A. (2021). "Teacher self-efficacy and mental health – Their intricate relation to professional resources and attitudes in an established manual-based psychological group program." In: Frontiers in Psychology, 12. Online verfügbar.
  • Schaarschmidt, U. & Kieschke, U. (2013). "Beanspruchungsmuster im Lehrerberuf. Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus der Potsdamer Lehrerstudie". In: M. Rothland (Hrsg.), Belastung und Beanspruchung im Lehrerberuf. Wiesbaden: Springer Fachmedien. 81-97.
  • Wesselborg, B. & Bauknecht, J. (2022). "Belastungs- und Resilienzfaktoren vor dem Hintergrund von psychischer Erschöpfung und Ansätzen der Gesundheitsförderung im Lehrerberuf." In: Prävention und Gesundheitsförderung,18(2). 282-289. Online verfügbar.

Alle Ergebnisse der Lehrkräfte-Befragung zum Download

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