Der Fall Opel

In einem zweiten Schritt untersuchen die Lernenden, wie Opel in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und was das Ergebnis der Rettungsbemühungen ist.

Der Staat greift ein

Opel und General Motors

Die Automobilindustrie, nicht nur in Deutschland, muss bereits seit mehreren Monaten große Absatzeinbrüche verkraften. Opel ist dabei ein besonderer Fall, denn der Konzern ist eine Tochterfirma des amerikanischen Mutterkonzerns General Motors (GM). Diesem geht es ganz besonders schlecht, bereits Ende 2008 drohte ihm die Pleite - und damit auch der deutschen Tochter Opel. Deshalb haben Politiker und Konzernmanager aus Deutschland und den USA in den letzten Wochen intensiv darüber beraten, wie man Opel helfen und möglichst viele Arbeitsplätze in Deutschland erhalten kann.

Keine direkte staatliche Beteiligung

In den ersten Monaten des Jahres 2009 wurde immer deutlicher, dass GM grundlegend saniert werden muss und dabei die europäischen Werke aus dem Konzern herausgelöst werden sollen. Allerdings schloss Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Ende März 2009 eine direkte staatliche Beteiligung aus. Die Bundesregierung könne aber durchaus eine Kreditbürgschaften geben, falls sich ein Investor für Opel interessiere und das Unternehmen übernehmen wolle.

Investoren gesucht - und gefunden

Im Mai 2009 begann die heiße Verhandlungsphase: Drei Investoren legten GM und der Bundesregierung ihre Konzepte zur Übernahme von Opel vor. Langwierige Verhandlungen begannen und endeten vorerst am frühen Morgen des 30. Mai. Nach einem rund zehnstündigen Krisengipfel unter Leitung der Bundeskanzlerin stand fest: Der kanadische Autozulieferer Magna wird, so der Plan, zusammen mit der russischen Sberbank einen Mehrheitsanteil von Opel übernehmen. Zudem werden der Bund und die Länder für einen Überbrückungskredit in Höhe von zunächst 1,5 Milliarden Euro bürgen. Diese Bürgschaft soll in den nächsten Jahren auf insgesamt 4,5 Milliarden Euro erweitert werden.

Verträge müssen noch ausgearbeitet werden

Allerdings ist die Rettung noch nicht in trockenen Tüchern. GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster, der mit am Verhandlungstisch saß, betonte: "Das heißt aber noch nicht, dass wir unterschriftsreife Verträge haben." Diese würden jetzt ausgearbeitet. "Wir haben den ersten Schritt getan in eine neue Zukunft, aber die Zukunft ist noch nicht da, wir müssen noch harte Arbeit leisten", wird Forster von Spiegel Online zitiert.

Nach der vorläufigen Rettung

Große Erleichterung bei Opel

Dennoch sind die Opel-Beschäftigten froh, dass eine Insolvenz vorerst abgewendet wurde. "Da ist ein Riesenstein von uns gefallen. Das war natürlich ein unglaublicher Druck über ein halbes Jahr hinweg", sagte Opel-Gesamtbetriebsrat Klaus Franz dem Audiodienst der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Allerdings sei dennoch nicht zu vermeiden, dass die Zahl der Beschäftigten reduziert werden müsse. "Es wird ohne Personalabbau nicht gehen", sagte Franz. Die Bundesregierung geht davon aus, dass in Deutschland rund 2.600 der insgesamt 26.000 Arbeitsplätze abgebaut werden und europaweit etwa 11.000 Opel-Beschäftigte ihre Arbeit verlieren.

Wirtschaftsminister drohte angeblich mit Rücktritt

Dagegen lehnte Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der selbst mit am Verhandlungstisch saß, das Übernahmeangebot von Magna bis zuletzt ab und favorisierte eine "geordnete Insolvenz". Nach Angaben der "Berliner Morgenpost" drohte er während des nächtlichen Krisengipfels zur Opel-Rettung angeblich sogar mit seinem Rücktritt. "Bei der Bewertung der Risiken des vorliegenden Konzepts kam ich zu einer anderen Einschätzung als meine Kollegen", sagte Guttenberg der Berliner Morgenpost.

Kritik an Staatshilfen wächst

In Politik und Wirtschaft wird die Frage, inwiefern der Staat weiteren Unternehmen helfen soll, inzwischen kontrovers diskutiert. So warnte Martin Kannegiesser, der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, eindringlich vor einer unkontrollierten Ausweitung staatlicher Hilfen. Zwar habe es Hilfen des Staates zu allen Zeiten gegeben, aber "jetzt haben wir das Gefühl, als ob alle Dämme brechen", sagte Kannegiesser der Berliner Zeitung. Denn nach der Opel-Rettung war es nun der vor der Insolvenz stehende Warenhauskonzern Arcandor, der den Staat um Hilfe anbettelte.

Anregungen für Arbeitsaufträge

Diese Leitfragen können als Ansatzpunkte für Arbeitsaufträge genutzt werden.

  • Exkurs: Der Opel-Mutterkonzern GM hat am 1. Juni 2009 in den USA Insolvenz angemeldet. Recherchiert dazu weitere Einzelheiten und vergleicht das Handeln der US-amerikanischen Regierung bei GM mit dem Eingreifen der deutschen Bundesregierung bei Opel.
  • Fasst den Weg der vorläufigen Rettung von Opel mit eigenen Worten zusammen.
  • Recherchiert weitere Einzelheiten über die neuen Opel-Eigentümer. Stellt diese in kurzen Unternehmensprofilen vor.
  • Martin Kannegiesser spricht davon, dass "alle Dämme brechen." Diskutiert, was er damit meint.
  • Was bedeutet eine Insolvenz für ein Unternehmen? Schreibt ein Experten-Interview, das die zentralen Fragen rund um das Thema "Insolvenz" aufwirft und beantwortet.

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