Kinder recherchieren im Netz: Fünf Handlungsmuster

Anhand von fünf wesentlichen, regelmäßig auftretenden Handlungsmustern bei der Internetrecherche von Grundschulkindern werden Hinweise für eine sinnvolle Begleitung gegeben.

Orientieren

Rechercheinteressen beachten

Beim Orientieren im Internet geht es darum, dass die Schülerinnen und Schüler den eigenen Standpunkt verorten, die jeweilige Internetseite nach interessanten Inhalten durchsuchen und auf nützliche Informationen aufmerksam werden. Eine gute Vorbereitung hierfür ist bereits die genaue Abklärung der eigenen Fragestellungen und Interessen zu Beginn der Recherche. Besonders wichtig ist, diese Fragen auch während des Recherchierens zu beachten. Dies ist eine - auch für Erwachsene - nicht geringe Anforderung. Daher werden die Fragen und Interessen notiert und neben den Computer gelegt. Außerdem erhalten die Kindern die Anregung, auf diese Notizen immer wieder zurückzukommen und ihre Treffer auf den Zusammenhang mit dem eigentlichen Rechercheinhalt zu überprüfen.

Kindersuchmaschinen einsetzen

Das Einüben des Recherchierens dauert sicher eine Weile. Es geht darum, bei den Kindern eine Sensibilität dafür zu wecken, dass es im Internet sehr leicht möglich ist, von der eigentlichen Suche abzukommen. Interessante Websites können während der Orientierungsphase bereits in einem dafür angelegten Ordner als "Favorit" abgespeichert werden, um später darauf zurückzukommen. Um das Orientieren zu erleichtern bietet sich die Arbeit mit Suchmaschinen speziell für Kinder an (zum Beispiel Blinde-Kuh, Helles Köpfchen, Milkmoon, Kindernetz-Suche). Diese Kindersuchmaschinen sind für zahlreiche, jedoch nicht für alle Recherche-Themen sinnvoll. Sollten die Ergebnisse bei einem Thema wenig ergiebig sein, kann man natürlich auch mit gängigen Suchmaschinen wie beispielsweise Google oder Yahoo recherchieren.

Aneignen

Inhaltliche Auseinandersetzung

Beim Aneignen der Seiteninhalte geht es darum, Websites nicht nur zu überfliegen, sondern sich mit relevanten Themen ausführlich auseinander zu setzen. Dies kann bedeuten, dass ein Text (laut oder leise) gelesen wird, dass ein Online-Spiel gespielt oder ein Video angeschaut wird. Wichtig ist, insbesondere für die schulische Internetrecherche, dass diese vertiefende Auseinandersetzung auch tatsächlich mit relevanten Inhalten geschieht. Hier lohnt sich auch ein Blick der Lehrkraft auf den Computer und eine damit verbundene Frage, ob das jeweilige Schulkind noch immer auf der Spur seines eigentlichen Interesses ist.

Rechercheinteresse im Blick

Die Lehrkraft kann auch dazu anregen, sich mit bestimmten Website-Inhalten ausführlicher auseinander zu setzen. Der generelle Hinweis an die Schülerinnen und Schüler - vor und während der Recherchesitzung - ihre Rechercheinteressen nicht zu vergessen, ist auch hier wichtig. Zudem sorgt eine vorherige Absprache dafür, dass besonders wichtige Inhalte (Bilder, Texte, Audiodateien ...) abgespeichert oder ausgedruckt werden. Gerade dieses Handlungsmuster ist für die schulische Internetrecherche besonders bedeutsam, da hier Inhalte angeeignet und vertieft werden und es dabei zu einem Wissenszuwachs kommt.

Verständigen

Abstimmung auf der Metaebene

Das Handlungsmuster "Verständigen" kennzeichnet die Teile der Kommunikation, bei denen es um eine Abstimmung mit dem Arbeitspartner geht und bei dem auf der Metaebene über das Vorgehen bei der Internetrecherche nachgedacht wird. Wenn zwei Kinder in Partnerarbeit recherchieren, müssen im Laufe der Recherchearbeit immer wieder Entscheidungen getroffen werden. Diese Entscheidungen können inhaltlicher Art sein (welchen Inhalten wird besonders viel Aufmerksamkeit gewidmet?) oder das Vorgehen betreffen (wird die aktuelle Seite verlassen, gibt es eine neue Sucheingabe?). Dieses - bei Partnerarbeit immer vorkommende - Handlungsmuster bietet auch genügend Spielraum zur Verbesserung der sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.

Hilfen für die Partnerarbeit

Bei Kindern im Grundschulalter kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie bereits Partnerarbeit beherrschen, auf die Wünsche des anderen eingehen und auch genügend Selbstbewusstsein zur Formulierung eigener Wünsche mitbringen. Hier sollte von der Lehrkraft angeregt werden, auf gegenseitige Wünsche einzugehen und Wege zur einvernehmlichen Lösung von Konflikten zu finden. Es können auch Mitschüler als Streitschlichter eingesetzt werden, wenn eine Recherche besonders konfliktreich abläuft. Zudem weist dieses Handlungsmuster darauf hin, dass ein Nachdenken über das Vorgehen während der Recherche - ob in Partner- oder Einzelarbeit - zum Erfolg der Internetrecherche beiträgt und ein bloßes "Dahintreiben" von Link zu Link verhindert.

Verstehen und Nutzen von Technik

Erforderliche Vorkenntnisse

Für die Internetrecherche sollten die Kinder über grundlegende Internetkenntnisse verfügen. Darunter versteht man beispielsweise den Mausklick zum Öffnen von Links, die Handhabung des Scrollbalkens, das Ausfüllen von Eingabeformularen (zum Beispiel bei Suchmaschinen), das Ausfüllen der Adresszeile des Browsers oder das Bedienen des "Zurück"-Buttons. Zusätzlich zu einer guten Vorbereitung vor Beginn der Internetrecherche können hier entsprechende Hilfezettel, die neben dem Computer liegen, sehr nützlich sein.

Beispiel: Suchmaschine Blinde-Kuh

Auf einem Hilfezettel wird beispielsweise Schritt für Schritt der Zugang zum Internet beschrieben. Eine weitere Anleitung gibt es für ein oder zwei Suchmaschinen. Ein solcher Hilfezettel beschreibt in einfachen Stichworten die notwendigen Schritte:

  • Gib die Adresse www.blinde-kuh.de ins Adressfeld des Browsers ein.
  • Drücke dann auf die Eingabetaste.
  • Oben in der Mitte siehst du jetzt ein langes leeres Feld. Klicke dort hinein.
  • Gib deinen Suchbegriff ein und klicke auf 'Suchen'.
  • Um alle Ergebnisse zu sehen, kannst du langsam den Scrollbalken nach unten ziehen.
  • Wenn du ein Ergebnis näher anschauen möchtest, klickst du einfach darauf.

An diesem Beispiel ist zu sehen, dass einige Begriffe (Browser, Eingabetaste, Scrollbalken) vorher schon abgeklärt sein sollen. Bei zahlreichen eigens beobachteten Internetrecherchen in der Grundschule hat sich gezeigt, dass die Mädchen und Jungen mit den Hilfezetteln gut arbeiten können.

Suchen und Geben von Hilfe

Dieses Handlungsmuster tritt in Kraft wenn Probleme auftauchen. Die häufigsten Probleme sind technischer Art. Durch eine gute Vorbereitung der Schulkinder, durch Hilfezettel und durch Ausbildung von fortgeschrittenen Mädchen und Jungen zu "Internet-Helfern" kann einer Vielzahl von Problemen gut entgegengewirkt werden. Eine ausführliche inhaltliche Vorbereitung und eine gute Absprache der Arbeitspartner wirken aufkeimenden Problemen ebenfalls gut entgegen. Die Lehrerin oder der Lehrer sollte nur eingreifen, wenn es unbedingt erforderlich ist. Denn gerade durch die Bewältigung problematischer Situationen lernen die Schülerinnen und Schüler Neues hinzu. So soll eine Hilfestellung durch andere Schulkinder oder die Lehrkraft immer aus Tipps und Hinweisen bestehen, aber möglichst nicht aus der Übernahme der eigentlichen Handlung.

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Dr. Sibylle Seib

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