Umgang mit "abweichendem Verhalten"

Jakob Hein, heute Schriftsteller, beschreibt die Unterdrückungen aufgrund seines „abweichenden Verhaltens“ als Punk Ende der 1980er-Jahre

Langsam änderte sich unser Aussehen, die Haare wurden bunter und länger, die Stiefel höher und dreckiger. […] [M]ir [wurde] von einem Angehörigen der Volkspolizei das ehrenhafte Prädikat „unsozialistisches Aussehen“ verliehen. […] Andauernd wurden wir auf der Straße kontrolliert […] oder wurden von der Transportpolizei auf einem Bahnhof so lange festgehalten, bis unser Zug zum Punkkonzert abgefahren war. […] Ansammlungen von mehr als drei Personen konnte als „Zusammenrottung“ geahndet werden. Die offizielle Form der Festnahme hieß „Zuführung“. […] Meistens fuhren wir dann auf irgendein Polizeirevier und mussten uns dort ausziehen, damit unsere Sachen genau geprüft werden konnten. Alles Geschriebene wurde gründlich studiert und jede Kassette wurde abgehört, während wir mehr oder weniger nackt danebenstanden.

(Rock! Jugend und Musik in Deutschland hrsg. v. Stiftung Haus der Geschichte der BRD, Berlin: CH.Links Verlag 2005, S.102, bearb. d. Verf.)