Generation Golf

Der 1971 geborene Zeithistoriker und Journalist Florian Illies schrieb 2000 in seinem Buch „Generation Golf“ über sein Leben als Jugendlicher und die damalige Generation.

Mein Leben, wie das von allen Generationsmitgliedern, ist ja dadurch ausgezeichnet, dass nichts passiert ist. Wir haben keine Biografie. Und das haben wir alle erlebt. Wenn wir ehrlich gewesen wären – was wir nie waren – hätten wir über uns gesagt, wir schämen uns eigentlich für das, was mit uns passiert ist – nämlich nichts bislang. Wir sind aufgewachsen in einem sehr behüteten westdeutschen Milieu, relativ sorgenfrei, angstfrei, und es war eigentlich alles gut, es ging immer weiter, man musste sich nicht mehr politisch engagieren, es gab da einen Helmut Kohl, der alles abhielt, man beschäftigte sich immer mehr mit sich selber. […] Wir haben Lehrer gehabt, die uns warnten vor dem Atomkrieg, die uns warnten vor den Raketen, die bald kommen würden, und vor der täglich bevorstehenden Apokalypse. Wir haben vielleicht zeitweilig daran geglaubt, aber dann gemerkt, eigentlich musste einem die Zeit zu schade sein sich zu ärgern und sich in Depressionen hineinzusteigern. Man geht dann lieber Tennis spielen oder ins Freibad und man sieht am nächsten Tag: Die Welt steht immer noch und es geht immer weiter.

(Christoph Schmitz: „Generation Golf. Eine Inspektion“, Deutschlandfunk, 28. August 2000, https://www.deutschlandfunk.de/generation-golf-eine-inspektion.700.de.html?dram:article_id=79893)