Erfahrungen aus dem Unterricht

Beim Einführen neuer Unterrichtsmethoden muss zunächst mit ablehnenden Reaktionen gerechnet werden. Diese blieben auch beim Centering nicht aus.

Die Auswertung der Unterrichtsreihe beruht auf eigenen Beobachtungen und Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler, die im Fragebogen und Blitzlicht am Ende der Unterrichtseinheiten notiert wurden.

Anfängliche Reaktionen auf das Centering

Die Konzentrationsphasen waren für die Schülerinnen und Schüler sehr ungewohnt. In der ersten Entspannungsphase kam bereits nach 3 Minuten Unruhe auf. Hier wurde von einem Schüler in der Tasche gefummelt, dort wurde mit dem Nachbarn geflüstert oder sogar der Rechner gebootet. Viele Schüler schlossen aber bereits in der 2. Entspannungsphase auf meine Aufforderung hin die Augen und ließen sich auf die Phase ein. Dennoch war die Situation und auch der Text des Centerings für die Schüler noch immer so ungewohnt, dass einzelne Schüler kicherten oder leise alberten. Hierdurch wurde auch die Konzentration derer gestört, die sich auf die Entspannung einlassen wollten. Ich sprach den Text jedoch trotz zunehmender Unruhe ruhig zu Ende.

Zunehmende Akzeptanz

In der 3. Unterrichtseinheit hatte der Anteil derer, die sich auf die Entspannung einließen, deutlich zugenommen (90% der Schüler). In der 4. Unterrichtseinheit ließen sich alle Schüler auf das Centering ein, aber wieder unterschiedlich tief. Albernheiten waren in dieser Stunde nicht mehr aufgefallen. In dieser Stunde fühlte ich mich erstmals beim Sprechen des Centerings selbst sehr wohl.

Positiver Einstieg in die Stunde

Wie sinnvoll der Start einer Unterrichtseinheit mit einer Konzentrationsphase ist, merkte ich bereits in der ersten Unterrichtseinheit. Obwohl die Schülerinnen und Schüler kaum fünf Minuten Ruhe ausgehalten hatten, war mein Einstieg in die Stunde im Anschluss an die Entspannungsphase so ruhig und konzentriert wie nie zuvor.

Ein Schüler löste nach einer Konzentrationsphase blitzartig eine Rechenaufgabe. Auf Nachfrage, wie er nach der Entspannung so schnell den Gesamtpreis ausgerechnet hätte, antwortete der Schüler: "Man denkt dann einfach besser".

Die Rückmeldung der Schüler zu den Entspannungsphasen war am Ende sehr positiv.

Wahrnehmung der Sprüche

Die Peripheren Stimuli wurden von allen Schülern wahrgenommen. Mir fiel positiv auf, dass die Schülerinnen und Schüler öfters über den Sinn der Sprüche diskutierten. Auch im Blitzlicht äußerten sich viele Schüler positiv über die Sprüche, die immer mal Anlass zu Diskussionen geben würden.

Auswirkung auf die Lernatmosphäre

Die Lernatmosphäre wurde locker, heiter und entspannt. Es war zudem eine Tendenz zu erkennen, dass die Schülerinnen und Schüler mit mehr Abwechslung im Unterricht besser oder leichter lernen konnten. Mich überraschte eine Schülerin, die unaufgefordert die Ergebnisse eines Puzzles auf eine Overhead-Folie mit der leeren Tabelle schrieb und kurz vorstellte. Die Schüler hatten auch keine Hemmungen ihre Poster mit der WENN-Bedingung gemeinsam vor der Klasse zu präsentieren.

Eine Schülerin gab in den Anmerkungen auf dem Fragebogen an: "Ich fand den Unterricht sehr schön, kreativ und entspannend...". Im Blitzlicht bemerkte eine Schülerin: "Ich mag eigentlich nicht gerne am Computer arbeiten, aber so war der Unterricht o.k.!"

Lautstärkeregulierung durch Musik

Die Musik in den Übungsphasen bewirkte, dass die Schülerinnen und Schüler auch laut arbeiteten. Die Hintergrundmusik diente aber immer als Lautstärkeregulierung. Dadurch, dass alle die Musik hören wollten, durfte eine bestimmte Lautstärkebarriere nicht überschritten werden. Etwas Übung bedarf sicherlich das Gefühl für die richtige Regelung der Musiklautstärke. Ein Schüler bemerkte: "Man konnte mit musikalischer Einwirkung eine entspannte Atmosphäre untereinander entwickeln". Im Blitzlicht gab ein Schüler an: "....man fühlt sich nicht so wie in der Schule, wenn hier Musik läuft, sondern mehr wie zu Hause...".

Ein Problem war natürlich der unterschiedliche Musikgeschmack der Schüler.

Autorin

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Gisela Wallraf

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