Schulnetz: Das Internet als Festplatte nutzen

In herkömmlichen Schulnetzen speichern Schülerinnen und Schüler ihre Daten auf einem zentralen Fileserver in der Schule. Der Austausch mit anderen Personen, beziehungsweise der Zugriff von zu Hause auf diese Daten, ist meist umständlich und für die Schule auf jeden Fall mit administrativem Aufwand und Kosten verbunden.

Verschiedene Möglichkeiten des Datenaustauschs

Kostenlose Online-Dienste und professionelle Provider

Online-Dienste wie mydrive.ch, getdropbox.com oder steekr.com liegen im Moment im Trend und bieten kostenlosen Speicherplatz und Online-Tauschlaufwerke für Schülerinnen und Schüler. Der mögliche Einwand, dass bei externen Providern der Datenschutz und die Datensicherheit nicht gewährleistet sind, trifft gerade nicht zu. Bei professionellen Providern wird Sicherheit groß geschrieben, ist notwendiges Know-how 24 Stunden am Tag vorhanden und wird mit entsprechenden Verschlüsselungstechniken ein hohes Maß an Sicherheit zur Verfügung gestellt.

Entsprechende Internetbandbreite in den Schulen notwendig

Die Nutzung des Internets als Festplatte setzt eine entsprechende Internetbandbreite in den Schulen voraus. Während ländlich gelegene Schulen hier noch Geduld aufbringen müssen, bieten in NRW bereits mehrere Provider in vielen Städten Up- und Downloadraten an, die durchaus bezahlbar sind und sich bei Bedarf auch bündeln lassen. Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg in Neuss haben zudem die Möglichkeit, ihre Dateien auf USB-Stick, dem Handy, einem schuleigenen FTP-Server oder auf einer Lernplattform abzulegen.

Lernplattformen

PM-Wiki

Lernplattformen sind Softwaresysteme, die neben einer Dokumentensammlung im Internet verschiedene Dienste wie Benutzerverwaltung, Kursverwaltung, Kommunikation, Datenaustausch und Evaluations- beziehungsweise Bewertungshilfen anbieten. Am Berufskolleg in Neuss traf man die Entscheidung, ein möglichst einfaches System als Lernplattform zu adaptieren. Mit der Software PM-Wiki wird eine auf schulische Belange abgestimmte Wiki-Softwarelösung als virtuelle Lernplattform eingebunden, die auf der Seite www.wikidaktik.de dokumentiert ist. Die Lehrperson wird zudem beim PM Wiki nicht als zentrale Schaltstelle benötigt.

Pädagogische Oberfläche

Kontroll- und Steuerungsinstrumente notwendig

Professionelle Schulnetze erfordern angeblich eine pädagogische Oberfläche, über die die Lehrkraft das Unterrichtsgeschehen steuern kann. Auch wenn es fraglich ist, ob eine Steuerung des Unterrichtsgeschehens durch eine Kontrolle über die Schülercomputer erreicht werden kann, wie Rüddigkeit und Schlagbauer anmerken, muss in einem schlanken Schulnetz nicht auf solche Kontroll- und Steuerungsinstrumente verzichtet werden.

OpenSource-Lösungen schließen Funktionslücken

Die von vielen Schulen eingesetzten Protektorlösungen (etwa die Wächterkarte von Dr. Kaiser) beinhalten meist schon gängige Funktionen wie Internetsperre, Bildschirmsperre oder zentrales Starten und Herunterfahren der Rechners. Andere eventuell wünschenswerte Funktionen, etwa die Übertragung des eigenen Bildschirms auf andere Monitore, kann durch OpenSource Software wie iTALC kostenfrei realisiert werden.

Eigenes Tool im Einsatz

Um Klassenarbeiten in einer sicheren Arbeitsumgebung ohne Fingerabdruck zu schreiben, wurde am Berufskolleg in Neuss ein einfach zu bedienendes und sicheres Klassenarbeitstool entwickelt. Lokale Tauschlaufwerke können per Mausklick freigegeben oder gesperrt werden. Zudem können alle pädagogischen Funktionen, die der Lehrkraft zur Verfügung stehen, direkt vom Desktop des Lehrkraft-Rechners ausgeführt werden.

Flächendeckendes W-LAN

Trend zu mobilen Geräten

Wie bei der Telefonie geht auch bei Computern der Trend zu mobilen Geräten. Im dritten Quartal 2008 wurden weltweit erstmals mehr Note- und Netbooks als Computer verkauft. In Zukunft werden Notebooks/Netbooks zum ständigen Lernwerkzeug für Schülerinnen und Schüler. Aktuell wurde daher am Berufskolleg Neuss Weingartstraße das Projekt "flächendeckendes W-LAN" gestartet.

Welche Konzepte für die "Generation Internet"?

Doch interessanter als die Frage der technischen Realisierung ist die Frage, mit welchen methodischen und didaktischen Konzepten Pädagoginnen und Pädagogen der "Generation Internet" begegnen werden.

Filterlösungen

"Time for Kids" im Einsatz

Am Berufskolleg Neuss kommt die Internetfilterlösung (Contentfilter) "Time for Kids" zum Einsatz. Ein Contentfilter wird zur Filterung bestimmter Inhalte in einem Netzwerk oder einem Computer eingesetzt. Illegale, anstößige oder jugendgefährdende Websites werden gesperrt, und die bisherigen Erfahrungen mit dieser Software sind durchaus positiv.

Zukünftig noch sinnvoll?

Fraglich ist jedoch, ob diese Einschränkungen künftig überhaupt noch sinnvoll sind und Wirkung zeigen. Immer mehr Kommunen und Institutionen richten offene W-LANs ein, und mit Handys der neusten Generation sind Schülerinnen und Schüler 24 Stunden (auch unter der Schulbank) vom Internet umgeben.

Autor

Avatar
Wilhelm Drossart

Zum Profil

Lizenzinformation

Frei nutzbares Material
Die von Lehrer-Online angebotenen Materialien können frei für den Unterricht genutzt und an die eigene Zielgruppe angepasst werden.