Die Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl 2009: Köhler, Schwan und Sodann

Wer sind die drei Kandidaten, und wer hat sie aus welchen Gründen zur Wahl gestellt?

Die Kandidatenkür

Köhler macht den ersten Schritt

Der amtierende Bundespräsident Horst Köhler hatte Ende Mai 2008 verkündet, sich der Wiederwahl stellen zu wollen. In einer Presseerklärung betonte er, dass er "den Prozess von Bewahren und Wandel in Deutschland weiter begleiten und fördern" möchte. "Die Bürgerinnen und Bürger haben mir in den vergangenen Jahren viel Unterstützung gegeben. Darüber habe ich mich gefreut, und auch ihre Kritik hat mir geholfen. Deutschland, unser Land, ist vorangekommen in den vergangenen Jahren", so Köhler. Die Unionsparteien forderten daraufhin von der SPD, auf einen eigenen Kandidaten zu verzichten und Horst Köhler zu unterstützen.

Gesine Schwan zieht nach

Doch der SPD-Vorstand ließ sich nicht auf diese zum Teil sehr scharf vorgetragenen Forderung ein und stellte wenige Tage später eine altbekannte Gegenkandidatin auf: Gesine Schwan. Die Politikwissenschaftlerin war bis Oktober 2008 Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Sie trat bereits bei der Wahl im Jahr 2004 an, musste sich damals aber dem damaligen IWF-Präsidenten geschlagen geben. Nach ihrer Nominierung sagte sie zum Abschluss des SPD-Zukunftskonvents in Nürnberg, sie wolle die Zeit bis zur Wahl nutzen, um für mehr Demokratie in der Gesellschaft zu werben und eine Debatte über Grundwerte in Deutschland in Gang zu bringen. Dabei betonte Schwan ausdrücklich, dass es zur Demokratie gehöre, miteinander streiten zu können: "Ich finde, dass wir uns wieder daran gewöhnen müssen, dass Politik kontrovers sein kann, ja muss."

Peter Sodann mischt auch mit

Doch Schwan hätte nur eine Wahlchance gehabt, wenn ihre Kandidatur von der Partei "Die Linke" unterstützt worden wäre. Die Union sah darin ein Zeichen, dass die SPD nach der Bundestagswahl 2009 eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei anstrebe - doch dies bestritt die SPD-Führung energisch. Der Partei "Die Linke" wurde die Diskussion um die Unterstützung der SPD-Kandidatin schließlich zu viel, und so nominierte man den ehemaligen "Tatort"-Kommissar Peter Sodann im Oktober 2008. In einer Pressemitteilung betonte die Partei, er sei "als Repräsentant für die Bundesrepublik Deutschland in mehrfacher Hinsicht besonders geeignet". Sodann wird bei der Wahl im Mai 2009 aber keine Chance haben. Weil er nach seiner Nominierung umstrittene Interviews gab - so hatte er der "Sächsischen Zeitung" unter anderem gesagt, Deutschland sei keine Demokratie - wurde er in den Medien als "Klamauk-Kandidat" bezeichnet und scharf kritisiert.

Die Kandidaten

Zur Person: Horst Köhler

Horst Köhler wurde 1943 geboren und war lange Jahre als politischer Berater für Finanz- und Wirtschaftsfragen für die Regierung von Helmut Kohl tätig. Als Staatsekretär verhandelte er unter anderem mit der damaligen DDR-Führung über die deutsch-deutsche Währungsunion und in Moskau über den Abzug der sowjetischen Truppen aus der ehemaligen DDR. Anschließend wurde er Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (1993) und 2000 schließlich Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF). In der Politik stand er bis zu seiner Wahl 2004 nie in der ersten Reihe parteipolitischer Auseinandersetzungen - heute wie damals nicht die schlechteste Voraussetzung für das Amt des Bundespräsidenten.

Zur Person: Gesine Schwan

Gesine Schwan wurde 1943 geboren. Die Politologie-Professorin trat 1970 in die SPD ein und wird dem konservativen Flügel der Partei zugeordnet. Sie scheute sich nicht, auch einmal offen gegen den Kurs der Parteiführung anzutreten. Gesine Schwan hat wie Köhler internationale Erfahrung, denn sie arbeitete auch an Universitäten in den USA. Die Professorin, die fließend Polnisch spricht und sich seit den 1970er Jahren für die Aussöhnung mit Polen einsetzt, ist durch ihren beruflichen Werdegang auch Expertin für Bildungsfragen. Von Oktober 1999 bis Oktober 2008 war sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder.

Zur Person: Peter Sodann

Peter Sodann wurde 1936 in Meißen geboren und absolvierte zunächst eine Lehre als Werkzeugmacher. Er fing ein Jura-Studium an, wechselte 1959 aber an die Theaterhochschule Leipzig. Hier leitete er das Studentenkabarett "Rat der Spötter". Dessen Programm wurde 1961 als konterrevolutionär eingestuft und das Kabarett aufgelöst. Sodann wurde verhaftet und zu zwei Jahren Haft verurteilt sowie aus der SED ausgeschlossen. Nach einigen Monaten im Gefängnis wurde das Urteil zu vier Jahren Bewährung umgewandelt. 1963 setzte er sein Studium in Leipzig fort. Im Laufe der Zeit folgten Engagements an verschiedenen Theatern. Seit 1980 lebt und arbeitet er in Halle an der Saale, zunächst als Schauspieldirektor des Landestheaters, und bis zum Juli 2005 als Intendant des "neuen theaters". Bundesweite Berühmtheit erlangte er als "Tatort"-Kommissar Bruno Ehrlicher, den er von 1991 bis 2007 spielte.

Anregungen für Arbeitsaufträge

Die folgenden Arbeitsaufträge können als Anregungen für die unterrichtliche Weiterarbeit genutzt werden.

  • Recherchiert im Internet, warum die CDU/CSU die SPD aufgefordert haben, die Kandidatur von Horst Köhler zu unterstützen.
  • Skizziert den Ablauf der Kandidatenaufstellung mit eigenen Worten.
  • Vergleicht die Biografien der drei Kandidaten: Wo sind Unterschiede, wo Gemeinsamkeiten?
  • Was haltet ihr davon, einen TV-Star als Präsidentschafts-Kandidaten aufzustellen? Begründet eure Meinung anhand von Zitaten aus dem Text.

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Michael Bornkessel

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