Wellness im alten Rom

Unterrichtseinheit

Sanus Per Aquam – ob in den prächtigen Wellness-Tempeln der Kaiserzeit oder den kleinen Privatbädern – die alten Römer pflegten eine ausgeprägte Badekultur, die heutigen Erlebnisbädern nicht nachsteht. Ausgeklügelte Technik, großartige Architektur und pompöse Ausgestaltung lassen erahnen, welche Bedeutung vor allem die großen Thermenanlagen der Kaiserzeit sowohl als gesellschaftlicher und politischer Treffpunkt als auch Gesundheits-, Freizeit-, Beauty- und Kultur-Hotspot hatten.

  • Latein
  • Sekundarstufe I, Sekundarstufe II
  • 6 bis 8 Unterrichtsstunden
  • Ablaufplan
  • 11 Arbeitsmaterialien

Beschreibung der Unterrichtseinheit

Ihre berühmte Badekultur übernahmen die alten Römer von den Griechen. Dort existierten bereits öffentliche Gemeinschaftsbäder und Sitzwannen, aber auch Duschen, Pools und Saunaräume. Die ersten antiken Bäder in Süditalien (balnea) waren ganz im Gegenteil zu den pompösen späteren kaiserzeitlichen Thermenanlagen dunkel und schmucklos.

Nach der Eroberung Griechenlands 146 vor Christus durch Scipio änderten sich die römischen Badeverhältnisse schlagartig. Bis Ende des 1. Jahrhunderts war die Badekultur fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in Rom und Stätte vergnüglicher Unterhaltung.

Aufbau der römischen Thermen (griech. thermon loutron – warmes Bad)

Nach dem Zeugnis antiker Quellen (zum Beispiel Vitruv) und den teilweise gut erhaltenen Überresten waren die Thermenanlagen architektonisch durch ein immer gleiches System von Räumen gekennzeichnet, die den zentralen Badetrakt bildeten:

  • das Caldarium (Heißbad)
  • das Tepidarium (Lauwarmbad)
  • das Frigidarium (Kaltbad ohne Heizung)
  • die Palaestra (Sportplatz).

Die drei erstgenannten Baderäume lagen innerhalb des Gebäudes, letzterer im Freien. In der Kaiserzeit entwickelten sich diverse Badetypen, die sich durch die Anlage der Räume unterschieden.

Das römische Wellness-Angebot

  • Der Thermenbesucher begab sich nach Zahlen des Eintrittspreises an einen Bediensteten (capsarius) ins Apodyterium, den Umkleideraum, wo es Bänke und Ablagefächer gab. Gegen ein Trinkgeld übernahm dieser die Bewachung der Garderobe und mitgebrachten Gegenstände vor Dieben.
  • Der Badegast war meist unbekleidet bis auf ein Leintuch und Holzsandalen, die dem Schutz der Füße vor der heißen Bodentemperatur im Caldarium diente.
  • Der zwei- bis dreistündige Aufenthalt in den Thermen begann oft mit Fitnessübungen (vor allem Ballspielen wie Trigon) in der Palaestra.
  • Anschließend betrat der Römer das Sudatorium, den Schwitzraum, vergleichbar einer heutigen Sauna.
  • Daraufhin wechselte er in das Caldarium, einen sehr heißen humiden Raum mit alvei, teilweise in den dicken Estrichboden eingelassene Wannen.  
  • Danach ging man ins Tepidarium. Es sollte, da es als Abschwitzraum diente, mit der Restwärme des Caldariums gespeist werden.
  • Schließlich folgte der reinliche Römer dem Rundgang ins Frigidarium, das entweder mit einem Kaltwasserbecken ausgestattet war oder als Durchgang zur Piscina (Natatio) im Freien fungierte.
  • Zum römischen Wellness-Programm gehörten zudem Beauty- und Kultur-Angebote:
    • eine Massage durch Masseure und Salber (unctores)
    • eine Friseur- oder Arztbehandlung
    • eine Kosmetikbehandlung mit Haarauszupfen
    • entspanntes Lesen in der Bibliothek
    • Vorträge, Musikdarbietungen, Diskussionsrunden, Dichterlesungen
    • ein Besuch der Taverne (taberna).
  • Für Frauen gab es entweder eigene Frauenthermen oder Gemeinschaftsbäder mit getrennten Badezeiten â€“ Frauen vormittags, Männer nachmittags – bei doppeltem Eintritt.
  • Badefreaks wiederholten den Rundgang durch die Baderäume bisweilen mehrfach am Tag.

Unterrichtsablauf

Inhalt
Sozial- / Aktionsform

Didaktisch-methodischer Kommentar

In den modernen Latein-Lehrbüchern finden sich fast überall Lese- und Informationstexte zu den römischen Thermen. Aber auch wenn keine entsprechenden Stücke im Lehrbuch vorhanden sind, bietet sich eine Möglichkeit, die römische Badekultur im Unterricht zu behandeln, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Thema „Sport und Spiel“. In Ergänzung dazu kann sie als beliebte römische Freizeitgestaltung anhand von Internet-Informationen und Sach- und Jugendbüchern (zum Beispiel Res Romanae) gewinnbringend integriert werden.

Das Erstellen eines Glossars und eines Thermen-Lexikons dient der Erweiterung des Wortschatzes und macht die Lernenden mit Fachbegriffen aus dem Thermen- und Bäderbereich vertraut. Abwechslungsreich ist dabei eine bilinguale Variante mit englischem und/oder französischem Vokabular je nach Sprachkenntnissen und zur Verfügung stehender Zeit.

Ein Vergleich der antiken Thermen mit den modernen Wellness- oder Erlebnisbädern bietet sich geradezu an. Erfahrungsgemäß stößt eine derartige Aufgabenstellung bei den Lernenden auf großes Interesse.

Des Weiteren macht ein Arbeitsblatt zu heutigen europäischen Thermal-Kurorten mit römischer Vergangenheit die kulturbildende Wirkung der Antike auch in der Gegenwart lebendig.

Bereits in der Spracherlernung ist ein kurzer Originaltext zur Übersetzung zeitsparend gut integrierbar. Das Grabepigramm „Balnea, vina, Venus“ eignet sich zudem ausgezeichnet zur Übung von Stilmitteln.

Für fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler sind zwei berühmte Seneca-Briefe an Lucilius (ep. 56 und 86) in Ausschnitten bzw. adaptierter Form sehr gut in arbeitsteiliger Paararbeit als Beispiele zeitgenössischer Thermenkritik im Unterricht umsetzbar. Der Unterschied der republikanischen zur Kaiserzeit wird so literarisch greifbar.

Weitere antike Originaltexte zu den römischen Thermen (z. B. Plinius, Vitruv, Martial) finden sich in diversen online-Bibliotheken und öffnen den Blick für verschiedene Sichtweisen zum römischen Badekult. Die jeweilige deutsche beziehungsweise fremdsprachige Übersetzung der gewünschten Stellen im Internet ermöglicht eine zeitsparende bilinguale Lektüre im Lateinunterricht und ist so schon in der Spracherlernungsphase realisierbar.

Eine wertvolle Ergänzung zur Behandlung der römischen Badekultur ist eine Exkursion zu Überresten römischer Thermen oder einer Rekonstruktion des Badetrakts einer Villa (zum Beispiel in Perl-Borg). Ebenfalls sehr motivierend ist der Nachbau eines Thermen- oder Hypokaustmodells in Gruppen- oder Paararbeit in einer AG oder im Rahmen einer Projektwoche. Dies kann unter anderem auch im Rahmen einer Teilnahme beim Wettbewerb „Schüler experimentieren“ oder „Jugend forscht“ geschehen.

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Vermittelte Kompetenzen

Fachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • lernen die Römer ganz leger bei Freizeitaktivitäten in privaten oder öffentlichen Thermenanlagen kennen.
  • vergleichen die römische Badekultur mit modernen Erlebnisbädern.
  • werden durch die Lektüre zweier berühmter Seneca-Briefe in adaptierter Form mit einer kritischen Sichtweise zur kaiserzeitlichen Badekultur bekannt.

Medienkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • nutzen Online-Wörterbücher zur Recherche nach Fachbegriffen aus dem Thermen-Bäder-Bereich und erweitern so ihr Vokabular.
  • suchen im Internet heutige Heil- und Kurbäder römischer Herkunft.

Sozialkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler

  • erfahren die großen Thermenanlangen als gemeinschaftsstiftenden Hot-Spot der römischen Antike.
  • erkennen das breitgefächerte Angebot der antiken Thermen im Freizeitbereich.

Autorin

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Christine Groß

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