Video-Tasks statt Arbeitsblätter: Lernende drehen Aufgabenfilme

Die Nutzung multimedialer Tools kann den Lernerfolg positiv beeinflussen. Bekannt ist der Einsatz moderner Kommunikationstechnologien auch unter dem Namen AILE - Anchored Interactive Learning Environments.

Anchored Instruction und aktive Video-Arbeit

Aktives Lernen ist erfolgversprechend

Video-Tasks nach dem didaktischen Prinzip der "Anchored Instruction" ermöglichen Schülerinnen und Schülern Aktivitäten auf vielen Ebenen. Der Anchored-Instruction-Ansatz gehört zu den im Rahmen der kognitionspsychologisch begründeten, konstruktivistischen Lerntheorie-Debatte entwickelten Situated-Cognition-Ansätze. Er versucht dem Befund der Analyse von Lehr-Lernprozessen zu begegnen, dass abstrakt gelerntes Wissen als passives und träges Wissen in realen Problemsituationen nicht angewandt wwerde.

Probleme zu lösen motiviert

Der Lösungsvorschlag des maßgeblich von John Bransford am Cognition and Technology Center des Peabody College der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee (USA), bereits zu Beginn der 1970er Jahre entwickelten, in Deutschland zwar rezipierten, aber noch kaum umgesetzten Anchored-Instruction-Ansatzes, ist die Einbettung der durch den Lernenden zu lösenden Problemsituation in einen komplexen, realitätsnahen Makrokontext in narrativer Form. Durch diese spezifische Form der Instruktion wird dem Lernenden ein "Anker" geboten, der sein Interesse weckt und ihm die Möglichkeit bietet, anhand einer möglichst realitätsnahen Situation eigenständig, explorativ und kreativ Probleme zu erkennen, zu definieren und zu lösen. Besonders das narrative Format spielt eine wichtige Rolle für den Transfer, für die Verknüpfung von Wissen mit "Geschichten".

Einsatz im berufsbildenden Bereich

Berufsnahe und authentische Aufgabensettings

Im Rahmen der amerikanischen Lehrer-Fortbildung wurde der Ansatz 1995 durch Nutzung multimedialer Tools weitergeführt. Die Evaluation des Multimedia-Einsatzes bei den Problemlösungsstrategien ergab eine überaus positive Einschätzung des Lernerfolgs und das Konzept wurde an moderne Kommunikationstechnologien unter dem Namen AILE - Anchored Interactive Learning Environments angepasst. "English for Glass Professionals" nutzt diese Forschungsergebnisse: Video-Aufgaben vom Typ der Anchored Instruction ergänzen als Lernauslöser die klassischen Print-Aufgaben. Es handelt sich hierbei um problemorientierte, berufsnahe und authentische Aufgabensettings in narrativem Format.

Authentizität einer beruflich plausiblen Handlungssituation

Die Video-Tasks sind von Lehrenden wie Lernenden selbst entwickelt worden: Drehbuch, Dialoge und Aufgaben-Settings haben Lehrerinnen und Lehrer sowie die Teams der Lernenden gemeinsam geschrieben, "geschauspielert" und in den Glas-Werkstätten der Schule gefilmt - ein Personal-Broadcasting-Projekt, für das die Lernenden eine hohe intrinsische Motivation mitgebracht haben. Der Vorteil: Die mediale Präsentationsform erhöht die Authentizität einer beruflich plausiblen Handlungssituation und initiiert hoch motivierte Lernprozesse, die durch das distanzierende Printformat erfahrungsgemäß nicht auszulösen sind.

Technische Vorausetzungen

Was wird benötigt? Eine Digitalkamera mit Videofunktion oder eine Videokamera sowie ein Film-Bearbeitungsprogramm, zum Beispiel der Moviemaker von Microsoft oder QuickTimePro von Apple, sind nötig. Die nach Anchored Instruction entstandenen Video-Tasks können online genutzt werden, zum Beispiel im Rahmen einer Lernplattform oder eines Online-Hypertexts, funktionieren aber offline genauso gut: Entweder man produziert und bearbeitet sie im Unterricht oder lädt sie ins Intranet der Schule hoch.

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Dr. Stephanie Merkenich

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