Inklusion in Jugendherbergen

Fachartikel

Im Bildungsbereich wird derzeit viel über Inklusion diskutiert. Lehrerinnen und Lehrer mit inklusiven Klassen werden nicht nur im Unterricht, sondern auch auf Klassenfahrten vor besondere Herausforderungen gestellt.

Die Suche nach geeigneten barrierefreien Unterkünften, die Gewährleistung, dass alle Schülerinnen und Schüler am Programm teilhaben können und sich wohlfühlen sowie der Umgang mit unerwarteten oder schwierigen Situationen stellt Lehrkräfte häufig auf die Probe. Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) ist seit mehr als 100 Jahren Bildungspartner der Schulen und mit den pädagogischen Programmen seiner bundesweit rund 500 Jugendherbergen größter Anbieter von Klassenfahrten. Welchen Stellenwert hat Inklusion in Jugendherbergen? Welche Unterstützung können Lehrerinnen und Lehrer auf Klassenfahrt erwarten?

Barrierefreie Klassenfahrt

Grundlage für eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung ist eine möglichst umfassend barrierefrei gestaltete Umwelt – das gilt auch auf einer Klassenfahrt.

Wie barrierefrei sind die Jugendherbergen?

Grundsätzlich heißen alle Jugendherbergen in Deutschland inklusive Schulklassen oder Behindertengruppen als Gäste gern willkommen. Rund die Hälfte aller Jugendherbergen sind beispielsweise besonders auf die speziellen Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern eingestellt. Dieses Angebot wird sukzessive ausgebaut. 

Jede Jugendherberge ist einzigartig, deshalb sind die Voraussetzungen verschieden. Um sicherzugehen, dass die Wunschjugendherberge für den Aufenthalt der Gruppe geeignet ist, ist eine vorherige individuelle Beratung direkt bei der Jugendherberge empfehlenswert.

Gibt es spezielle Klassenfahrtenprogramme für inklusive Klassen?

Durch eine frühzeitige Rücksprache mit den pädagogischen Programmreferenten ist es in vielen Jugendherbergen möglich, die Klassenfahrtenprogramme so zu modifizieren, dass sich alle aktiv beteiligen. So können zum Beispiel auch leicht körperlich behinderte Schülerinnen und Schüler auf der Slackline balancieren oder einen Kletterbaum bewältigen.

Welche Unterstützung kann ich von Jugendherbergen erwarten?

Die Mitarbeiter der Jugendherbergen sind auf Gäste mit Behinderung eingestellt und bieten in allen Fragen ihre Mithilfe an. Je besser und frühzeitiger sie im Vorhinein über die Gruppe, ihre individuellen Bedürfnisse und Vorhaben informiert sind, desto besser können sie sich auf den konkreten Bedarf einstellen.

Tipps zur Vorbereitung einer inklusiven Klassenfahrt

  • frühzeitige, detaillierte Vorbereitung und Absprache mit der Hausleitung (unter anderem Art der Anreise, Anzahl beeinträchtigter Schülerinnen und Schüler, Art der Behinderung, spezielle Bedürfnisse der Gruppe, konkrete Vorhaben vor Ort)
  • detaillierte Information über Ausstattung der Unterkunft (wie Zimmergröße, Türbreite, Lage der Zimmer, Fahrstühle, Tischhöhe im Speisesaal et cetera)
  • frühzeitige Rücksprache mit Programmpädagogen zwecks Klärung auf Eignung des Wunschprogramms und etwaiger Modifizierungen
  • Klärung der Infrastruktur vor Ort (Entfernung von Parkplätzen, Anbindung an öffentlichen Nahverkehr, weitere Transportmöglichkeiten)
  • frühzeitige Information hinsichtlich Allergien/Lebensmittelunverträglichkeiten, damit sie bei der Verpflegung berücksichtigt werden können
  • Klärung der ärztlichen Versorgung vor Ort (Entfernung Arzt, Krankenhaus)
  • Information über spezielle behindertengerechte Einrichtungen
  • Information über Zusatzangebote für Rollstuhlfahrer

Integrationsbetrieb Jugendherberge

Jugendherbergen Leer und Aurich in Ostfriesland/Niedersachsen

Viele Jugendherbergen beschäftigen Menschen mit Behinderung. Die Jugendherberge Leer ist der erste unabhängig geprüfte Integrationsbetrieb des DJH. Seit dem Umbau 2014 wird auch die Jugendherberge Aurich als anerkannter Integrationsbetrieb geführt. Behinderte wie nicht behinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in alle Arbeitsabläufe integriert. Weitere Integrationsbetriebe werden folgen.

Die neue Jugendherberge Bayreuth / Bayern 

Mit ihrer Eröffnung geht die erste Integrations-Jugendherberge Bayerns in Betrieb. Sie gilt als weiterer Meilenstein: Architektur und Ausstattung wurden von vorherein für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Beeinträchtigung konzipiert. Die Arbeitsplätze sind direkt auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten.

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In Kooperation mit

Deutsches Jugendherbergswerk

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit dem DJH.

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