Mündliche Kompetenzen von Grundschulkindern bewerten

Fachartikel

In diesem Fachartikel rund um die mündliche Beteiligung erhalten Lehrkräfte Tipps zur gezielten Schülerbeobachtung hinsichtlich ihrer Aktivitäten neben den schriftlichen Leistungen. Außerdem liefert er eine Liste mit Kriterien zur Notenfindung der Mitarbeit (Kopfnote im Zeugnis) sowie der mündlichen Note in einem Fach.

 

Definition Mitarbeit

Bei der Mitarbeit handelt es sich um die Quantität der mündlichen Äußerung beziehungsweise die Bereitschaft zu mündlicher Aktivität, also beispielsweise wie oft ein Kind sich meldet. Die Leistungen fließen in die Kopfnoten (Verhalten und Mitarbeit) ein, die es in einzelnen Bundesländern (noch) gibt. Andernfalls wird die Mitarbeit eines (Grundschul-)Kindes in seiner Verbalbeurteilung beschrieben.

Mündliche Beteiligung: Anforderungsbereiche

Mündliche Beteiligung bezieht sich auf die Qualität der mündlichen Äußerungen, also ob diese zum Thema passen, inhaltlich richtig sind oder den Unterricht vorantreiben. Man kann die mündliche Kompetenz auch in verschiedene Anforderungsbereiche einteilen:

  • Anforderungsbereich I: Wiedergeben oder beschreiben: Die Schülerinnen und Schüler können bekannte beziehungsweise erlernte Informationen wiedergeben sowie einfache Sachverhalte beschreiben.
  • Anforderungsbereich II: Zusammenhänge herstellen, Anwenden und Strukturieren: Die Schülerinnen und Schüler können ihnen bekannte Sachverhalte begründen, sie mit anderen Informationen in Beziehung setzen oder auf andere Sachverhalte übertragen (Transferleistung).
  • Anforderungsbereich III: Reflektieren und beurteilen: Die Schülerinnen und Schüler können sich neue Sachverhalte (mit teils unbekannten Problemstellungen) erschließen, sie gelangen zu eigenen Urteilen, Verallgemeinerungen und entwickeln Lösungsstrategien oder Ansätze davon.

Geeignete mündliche Formate für Grundschülerinnen und Grundschüler sind Präsentationen, Referate oder auswendig gelernte Gedichte. Die mündliche Beteiligung geht in die jeweilige Fachnote ein.

Beispiele:

  • S. meldet sich im Sachunterricht sehr häufig (gute Mitarbeit). Allerdings wiederholt er in eigenen Worten oft nur das, was zuvor schon gesagt wurde. In einer Präsentation zum Thema "Ritter" spricht er nach zwei Wochen Vorbereitung in sehr kurzen Sätzen (befriedigende mündliche Leistung).
  • L. meldet sich in Deutsch nur selten, zeigt also eine mäßige Mitarbeitsleistung. Sie kann aber nach Aufrufen eine passende Antwort geben und setzt Fachbegriffe wie "Verb" oder "Präsens" souverän ein. Gibt es ein Gedicht auswendig zu lernen, so trägt sie dies fehlerfrei und betont vor. Mündlich wird sie also gut bewertet.

Gewichtung der mündlichen Kompetenzen

Es gibt keine allgemeingültige Regelung, in welchem Verhältnis die mündliche Note in die Fachnote eingeht. Im Optimalfall gibt es schulinterne oder fachspezifische Absprachen, damit lehrkraftunabhängig gleich bewertet wird.

Ist dies nicht der Fall, empfiehlt sich die Orientierung an der Anzahl der vorgeschriebenen Klassenarbeiten in einem Fach. In Mathematik, Deutsch oder den Fremdsprachen, wo viele Klassenarbeiten geschrieben werden, ist ein Verhältnis der schriftlichen zur mündlichen Note von 70:30 angebracht. In Fächern wie dem Sachunterricht, wo es Klassenarbeiten gibt, aber auch in anderen Unterrichtsformen wie Projektarbeit gelernt wird, sollte es 60:40 sein. In wenig...

 

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