Kombinierte Klassen an Grundschulen

Fachartikel

In diesem Fachartikel zum Thema Kombinierte Klassen werden die Besonderheiten dieser Klassenform und ihre Aktualität in der derzeitigen Bildungslandschaft erklärt. Lehrkräfte, die zum ersten Mal in einer Kombiklasse unterrichten, erhalten hilfreiche Tipps zur Unterrichtsorganisation.

 

Begriffsklärung "Kombiklasse"

In einer Kombiklasse werden zwei Jahrgangsstufen zu einer Lerngruppe zusammengefasst. Meistens sind das die ersten beiden Grundschulstufen (jahrgangsgemischte Schuleingangsstufe), teilweise auch Dritt- und Viertklässler. In Berlin werden die Klassen 1 bis 3 und 4 bis 6 kombiniert.

Geschichtlicher Hintergrund

Im Zuge der reformpädagogischen Bewegung entstand ein alternatives Lernkonzept, das besagt, dass das Wissen und Können von Kindern nicht an ein bestimmtes Alter gebunden ist. Auch heute noch ist jahrgangsübergreifendes Lernen Unterrichtsprinzip in Montessori- und Jenaplanschulen. In ländlichen Gebieten gab es angesichts geringer Kinderzahlen schon immer altersheterogene Klassen.

Aktualität von Kombiklassen

Unter dem Motto "Kurze Wege für kurze Beine" wurden in etlichen Bundesländern (zum Beispiel Saarland, Rheinland-Pfalz, Brandenburg) Klassen zusammengelegt, um trotz rückläufiger Schülerzahlen und steigenden Lehrermangels Schulschließungen zu verhindern und eine wohnortnahe Beschulung (Erreichbarkeit der Schule mit dem Bus in maximal 30 Minuten) zu gewährleisten.

Die Lernerfolge in jahrgangsgemischten Klassen in Skandinavien sind seit der PISA-Studie bekannt. Im Zuge dessen wurden auch in Deutschland mancherorts Kombiklassen eingeführt. In Berlin waren sie in den Jahrgangsstufen 1/2 zwischen 2005 und 2009 sogar verpflichtend. In Berlin, Hamburg und zuletzt in Bayern fanden wissenschaftlich begleitete Schulversuche durchweg positive Ergebnisse. Im Jahr 2017 wurden bundesweit 20 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler altersgemischt unterrichtet.

Vorteile für Schülerinnen und Schüler in einer Kombiklasse

Alle Kinder lernen zeitgleich im selben Raum auf unterschiedlichen Niveaus. Jede und jeder bearbeitet den Lernstoff, der dem eigenen Lernvermögen entspricht. Schulanfängerinnen und Schulanfänger in einer Kombiklasse haben eine geringe Eingewöhnungszeit in den Schulalltag. Sie schauen sich vieles von den Älteren ab und übernehmen vorhandene Rituale und Regeln ganz selbstverständlich.

Beim gemeinsamen Lernen von älteren und jüngeren Kindern mit unterschiedlichen kognitiven Fähigkeiten werden die sozialen Fähigkeiten wie beispielsweise Rücksichtnahme und gegenseitige Hilfe trainiert. Da in Kombiklassen häufig mit Wochenplänen oder in Werkstattarbeit gearbeitet wird, verlangt dies von den Schülerinnen und Schüler einiges an Selbständigkeit und Eigenverantwortung. (Hoch-)begabte Kinder können ganz unproblematisch zwei Schuljahre in einem durchlaufen, indem sie den Lernstoff der höheren Klassenstufe absolvieren. Ein Kind, das Mühe beim Lernen hat, kann relativ unbemerkt die Klasse wiederholen, denn es muss hierzu weder den Klassenraum noch die Lehrkraft wechseln.

Problemfelder in einer Kombiklasse

Die Leitung einer Kombiklasse ist eine deutliche Herausforderung für die Lehrkraft. Sie muss das Lernpensum von zwei Schuljahren in einer Klasse mit einer sehr breiten Leistungsschere parallel...

 

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