Berufliche Erstausbildung im Virtuellen Berufsbildungswerk

Fachartikel

Im Rahmen eines Modellprojekts wurden schwerstkörperbehinderte Menschen im virtuellen Berufsbildungswerk nahezu vollständig virtuell via E-Learning und Telearbeit zu Bürokaufleuten ausgebildet.

Das Modellprojekt "Aufbau eines virtuellen Berufsbildungswerkes zur Erstausbildung von schwerstkörperbehinderten Menschen" lief über drei Jahre; insgesamt 19 schwerstkörperbehinderte Menschen nahmen -inklusive IHK-Prüfung- daran teil. Hintergrund des Virtuellen Berufsbildungswerks (VBBW) ist die Problematik, dass die berufliche Erstausbildung schwerstkörperbehinderter Menschen oftmals selbst in den Berufsbildungswerken nicht geleistet werden kann. Schwerstkörperbehinderten Menschen bleibt der Zugang zu einer beruflichen Erstausbildung und somit zu einer späteren Berufsausübung oftmals verwehrt, weil

  • sie aufgrund medizinischer Behandlungen während der Kernarbeitszeiten (montags bis freitags, 08.00-16.00 Uhr) zeitweilig verhindert sind.
  • ihre physische Belastbarkeit eingeschränkt ist.
  • sie behinderungsbedingt das häusliche Umfeld kaum verlassen können und eine spezielle medizinische Betreuung benötigen, die auch in einem Berufsbildungswerk nicht geleistet werden kann.

Nutzen des Innovationspotenzials neuer Medien

Vor diesem Hintergrund wurde im VBBW das pädagogische Innovationspotenzial der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien in zweifacher Hinsicht zum Wohle behinderter Menschen genutzt:

  • Die Ausbildung wurde nahezu vollständig virtuell via E-Learning und Telearbeit abgewickelt, so dass die Auszubildenden vom heimischen Arbeitsplatz aus an der Ausbildung teilnehmen konnten. Somit konnten die Lern- und Arbeitszeiten flexibel gestaltet und Pflegemaßnahmen individuell im häuslichen Umfeld organisiert werden.
  • Weitergehend wurden die Auszubildenden auf eine spätere Berufsausübung via Telearbeit vorbereitet, um die berufliche Mobilität bei gleichzeitiger Beibehaltung des Wohnortes zu gewährleisten.

Die vom Autor wahrgenommene wissenschaftliche Begleitung des Modellprojekts beinhaltete die theoretische Fundierung und Entwicklung der Grundlagen des virtuellen Ausbildungskonzepts, die Beratung der Berufsbildungswerke hinsichtlich der Implementierung des Ausbildungskonzepts sowie die Evaluation der virtuellen Ausbildung in Verbindung mit der Entwicklung von Vorschlägen zur Verbesserung und Weiterentwicklung des Ausbildungskonzepts.

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Dr. Rudolf Schröder

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