Mathematik oder Lego bauen?

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Pausenaufsicht. Das Wetter ist schlecht und so verteilen sich die Kinder der Grundschule auf ihre Klassenräume und den Hort-Bereich. Ich widme mich letzterem, betrete den Saal und erblicke fünf eifrig konstruierende Lego-Ingenieure um einen großen Spieltisch vereint. Kinder lieben Lego. Und aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass das bei so manch Erwachsenem nicht anders ist.

Taucht man einmal ein in die Welt der kleinen Steine, spielt man nicht nur, man erschafft Weltbewegendes: Raumgleiter, Häuser, Wehranlagen, Autos, Schiffe, Portale und und und. Mich packt die Baulust und so setze ich mich neben die Kids. Ich verhalte mich erst einmal still und lausche den Experten-Gesprächen sowie dem meditativ anmutenden Rascheln der Legosteine durch gezielt suchende Kinderhände.

Manni* blickt in die Runde: "Ich suche einen schwarzen Vierer für meinen Düsenantrieb! Hat einer von euch einen für mich?" Max* entgegnet: "Such mal in der Kiste, ich habe keinen, nur Sechser." Ich fühle mich sofort an meine Kindheit zurückerinnert. Ein Traum. Auch ich fange an zu bauen. Ein Raumgleiter soll es werden. Grundlage bildet ein zwei mal vier großer Stein. "Manni, schau mal, ich hab hier einen Legostein. Hat der einen Namen?" "Na klar, Herr Klafki. Das ist ein Achter!" Herrlich. Wie früher. "Wenn ich einen halb so großen Stein haben möchte, welchen brauche ich dann?" Wie aus der Pistole geschossen antwortet Manni: "Einen Vierer! Ist doch ganz klar!" Ich bin begeistert. "Manni, klasse. Was ist also acht minus vier?" Manni schaut mich verdutzt an und zählt mit den Fingern ab. Erst acht, dann zieht er langsam vier wieder ab. Unsicher antwortet er: "Vier?" Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen und sage: "Na klar, Manni. Das hast du doch eben schon ausgerechnet, nur mit Legosteinen." "Ja eben! Da ging es um Legosteine!" Ich schaue ihn aufmunternd an und sage: "Richtig. Mein Fehler."

Wir bauen weiter. Oles* Auto nimmt Formen an, Jakobs* Haus bekommt Fenster und auch mein Raumgleiter nimmt Gestalt an. "Cool, Herr Klafki! Dürfen wir damit dann auch spielen, wenn du fertig bist?" "Na klar dürft ihr. Verratet mir nur noch eins: Wenn ich einen Zweier habe und an den noch zwei Zweier dran baue, was habe ich dann?" Die Kinder schauen mich verwundert an. Jakob konstatiert: "Herr Klafki, nimm doch nicht drei Zweier, die sind eh so selten. Nimm doch gleich einen Sechser! Davon sind noch ganz viele da." Einsichtig gebe ich Jakob recht, vollende meinen Gleiter und überlasse ihn den Kindern zum Spielen.

Alle Namen der Schülerinnen und Schüler wurden geändert.