Kreativität von Grundschulkindern

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Es bringt einen immer wieder zum Staunen, zu welch akrobatischen Denkvorgängen Grundschulkinder fähig sind und was Ungeahntes dabei herauskommt, wenn sie einfache Arbeitsaufträge erhalten. So auch bei der Auseinandersetzung mit dem Berufswunsch oder den Werken von Picasso.

Berufswunsch: Wissenschaftler. Oder doch lieber Superstar?

Fragt man Kinder nach ihren Berufswünschen, so erhält man mitunter kreative Antworten. "Also ich möchte Wissenschaftler werden! Ich werde eine Maschine erfinden, mit der man in die Vergangenheit reisen kann, um alles, was man falsch gemacht hat, richtig zu machen!" Wow. Und das sicher vorgetragen von einem sechsjährigen Kind.

Ich reagiere begeistert, lobe, entgegne aber: "Mensch, da hast du dir ja wirklich viel vorgenommen. Wunderbar! Dann ist also Mathematik eines deiner Lieblingsfächer, oder? Mathematik ist nämlich sehr wichtig, um so eine Art von Wissenschaftler zu werden. Toll, dass dir Mathe so gut gefällt!"

Das Kind entgegnet mir: "Weißt du, ich habe zwei Gehirnhälften... Eine ist für Deutsch, da ist wenig drin. Und eine ist für Mathe, da ist noch vieeeel weniger drin! Hm. Dann werde ich doch lieber Superstar und bezahle diejenigen, die Mathe können dafür, dass sie meine Maschine erfinden!" Problem erkannt. Problem gelöst. So einfach ist das.

 

Picasso kann einpacken!

Wenn dich Kinderaugen anblicken, sagen sie: "Hilf mir, es selbst zu tun. Zeige mir, wie es geht. Tue es nicht für mich. Ich kann und will es allein tun."

In diesen Worten Maria Montessoris steckt soviel Wahrheit. Ihren Gehalt spürt man täglich. Kinder wollen. Kinder können. Kinder tun es.

Kunst-Unterricht. Die Klasse ist ruhig und voll freudiger Erwartung. Die Stunde eröffne ich mit einer kurzen Einführung und stelle folgende Frage: "Wisst ihr, wie man es mit nur ganz wenigen Pinselstrichen schafft, ein Küken zu malen?" Die Klasse antwortet chorisch: "Zeig mal, Herr Klafki!" Ich berufe mich auf Picassos berühmte Tierskizzen und zeichne mit wenigen Kreidestrichen: "Seht her, ganz einfach! Strich hier, Strich da und fertig ist Küken Kunigunde." Die Kinder lachen und wollen auch sofort loslegen.

"Ihr könnt das aber vieeeeel besser als Picasso, wenn ihr nur Farbe mit ins Spiel bringt! Überlegt euch ein Motiv. Es kann ein Vogel sein, ein Pferd, eine Blume... Was immer ihr wollt... Zeichnet mit Bleistift vor und dann füllt das Blatt mit Farbe. Zeigt es Picasso: Was der kann, könnt ihr schon lange!"

Es bedurfte keiner weiteren Erklärung. Die Kinder waren voll in ihrem Element. Und die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Wozu Kinder mit sechs oder sieben Jahren bereits fähig sind, ist bemerkenswert, wunderbar. Picasso kann einpacken!