Der Klassenhut

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Deutsch-Unterricht. Neue Woche, neues Glück. Thema diese Woche: das H. Zur Einführung in den Laut brauche ich eine Freiwillige oder einen Freiwilligen. Alle Hände oben. So muss das sein.

Ich platziere Justin an einem Einzeltisch und verbinde ihm die Augen. Den anderen Kids zeige ich nun einen Gegenstand, den ich aus einer Kiste hole. Es ist ein Hammer. Diesen platziere ich auf Justins Tisch. Er soll den Gegenstand ertasten und so erraten, was er da in den Händen hält. Er fühlt. Er greift. Er vermutet: "Ist das eine Luftpumpe?" Alle lachen. Justin lacht mit. Ich antworte: "Sehr kreativ, lieber Justin, aber eine Luftpumpe ist es nicht. Fühle weiter. Beschreibe einfach, was du fühlst." "Also, das ist hart." "Super Justin, das ist richtig. Fühlst du noch mehr?" Justin ist voll konzentriert. "Ja, ist da ein Griff? Und was Spitzes?" "Ja, das kann man so sagen." "Ist das ein Hammer?" Die ganze Klasse im Chor: "JAAAAAAAAAAAAA!" Ein Länderspiel. "Wer möchte das Wort Hammer mit Hilfe an die Tafel schreiben?" Alle Hände oben. Tafel und Hilfe, das sind Signalwörter. Da will jeder ran. "Lisa, los geht's!" Das klappt prima.

So, neuer Gegenstand. "Wer will nochmal?" Natürlich: alle Hände oben. "Jamie, komm du doch bitte nach vorne." Ein Zischen und zack, er sitzt. Die anderen Kinder leiden schon fast. "Wir wollen auch!" Dürfen sie. Einer nach dem anderen. Jamies Augen werden verbunden und der neue Gegenstand wird der Klasse gezeigt. Ein Handtuch. Jamie tastet. Er stellt sofort klar: "Das ist weich. Und aus Stoff." "Klasse Jamie, völlig richtig." Er knetet das Handtuch richtig durch. Jetzt geben die anderen Kinder Tipps: "Jamie, das nutzt die Mama im Urlaub, um sich ihren Platz am Strand zu sichern." Ich lache mich schlapp. "Sehr guter Hinweis, Chantalle." "Ja, und manchmal steht dein Name drauf." Was bitte sind das für kreative Hinweise? Jamie erkundet blind weiter. "Ich hab's! Ein Handtuch!" Alle jubeln. Manni darf das Wort Handtuch an die Tafel schreiben. Natürlich mit Hilfe. Das kriegen wir hin.

"Wer möchte nun raten?" "Iiiiiiiiiiiiiiiich!" Im Chor. "Amy, du bist dran." Amy grinst wie verrückt und rennt nach vorne. Augen verbinden und los geht's. Ich zaubere einen Hut aus der Kiste. Es ist ein Hut im 20er-Jahre-Stil. Amy tastet sich langsam vor. Ziemlich schnell errät sie den richtigen Begriff. "Das ist ein Hut!" Alle wollen in der Folge diesen Hut aufsetzen. Ich schlage eine Abmachung vor: "Vorschlag, liebe 1b: Ab heute darf das Kind, welches am besten mitgearbeitet hat, sich brav verhalten oder es sich anderweitig besonders verdient hat, diesen Hut für einen Tag mit nach Hause nehmen. Was haltet ihr davon?" Und alle: "JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!!!"

Der weitere Tag verlief ohne Zwischenfälle. Alle haben fleißig mitgearbeitet. Alle waren brav. Aber ein Kind hatte dieses ganz besondere Glänzen in den Augen, wenn es um den Hut ging. Und so durfte Amy den Hut mit nach Hause nehmen. "Keine Sorge, liebe Kinder, morgen ist jemand anderes dran. Mal sehen, wer es wird!" Ich bin gespannt auf morgen. Und ich freue mich auf eine lernwillige, ruhige und Hut-mit-nach-Hause-nehmen-wollende Klasse.

Alle Namen der Schülerinnen und Schüler wurden geändert.