Auf der Suche nach dem nächsten Timo Boll

Blog

Sport-Unterricht. Mein Plan: Grob- und Feinmotorik trainieren. Das geht total gut mit Tischtennis-Schläger und -Ball. Das dachte ich jedenfalls...

Nach der Erwärmung sollen sich die Kids an einer Linie am Hallenende aufstellen. Nebeneinander. Das klappt schon mal prima. Anschließend bekommt jeder einen Tischtennis-Ball in die Hand. Toll, ein Ball. Das läuft.

Erste Übung: einfaches Prellen mit Ball und gleichzeitigem Geradeaus-Laufen zum anderen Hallenende und zurück. "Boah, Herr Klafki! Das ist viel zu einfach!" Ja, das dachte ich auch. Pustekuchen.

"Auf los geht's los! LOS!" Und schwupps, der Erste stolpert. Manni hat Schwierigkeiten mit dem Geradeaus-Laufen. Dafür prellt er den Ball aber relativ sicher. Darauf kann man aufbauen. Vincent hat die Aufgabe nicht verstanden und flitzt einfach auf Verdacht los. Natürlich mit dem Ball in der Hand. Ohne Prellen. Hauptsache Erster. Erster sein ist immer gut. Max versucht zu prellen, verliert aber sofort den Kontakt zum Ball und vollführt in der Folge eine besondere Art des Ausdruckstanzes. Stets auf der hastenden Suche nach dem Ball kriecht er durch die Halle, um nach eben jenem zu greifen. Mit beiden Händen. Erfolglos. Blöder Ball. Was rollt der auch so unvorhersehbar durch die Halle? Justin ruft "Schau mal, Herr Klafki, ich kann das total gut!" Er rennt zu mir, um mir sein Können zu demostrieren. Er prellt einmal. Zweimal. Und zack, weg ist der Ball. Und Justin auch. Vorführeffekt. Karl weint. Ich eile zu ihm: "Was ist denn passiert? Warum weinst du?" "Weil Tischtennis-Bälle das Schwierigste sind, was je erfunden wurde auf dieser Welt!" Ich tröste. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Beim zweiten Durchgang klappt das alles schon deutlich besser. Ich wage es und gebe jedem Kind für den dritten Durchgang einen Schläger. "Wer die Übung erfolgreich beendet, bekommt einen Stempel." Einfaches Prellen mit Ball und Schläger. Nach fünf Minuten "Training" sind vier Bälle und zwei Schläger kaputt. Prima. Spaß hat es aber allen gemacht. Fast allen. Nur Karl nicht. Karl bockt. Er sitzt mit verschränkten Armen beleidigt auf der Bank. Aber das wird schon noch. Auch bei ihm. Das reicht fürs Erste in Sachen Sensibilisierung für den Tischtennis-Sport.

Den Abschluss der Stunde bildet eine Ausdauer-Übung. Die Kinder sollen zunächst im gemäßigten Tempo joggen. Bei einem Pfiff heißt es: "Schnell flach hinlegen, sofort wieder aufstehen und weiterrennen!" Bei zwei Pfiffen: "Hinlegen, ein Liegestütz, sofort aufstehen und weiterrennen!" Und bei drei Pfiffen: "Auf der langen Geraden sprinten!" Nach zehn Minuten sind alle platt. Aber glücklich. Einen Stempel bekommt jeder. Verdient.

Aber am Thema Tischtennis bleibe ich dran. Das wird schon noch. Eins nach dem anderen. Man weiß es schließlich nicht: Vielleicht ist ja doch ein neuer Timo Boll unter meinen Schülerinnen und Schülern.

Die Namen wurden von der Redaktion geändert.