Hertie-Stiftung: Alternativen zum Studium prüfen

News
veröffentlicht am 29.07.2016

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung ist der Meinung, dass Abiturientinnen und Abiturienten auch Alternativen zum Studium prüfen sollten und Gymnasien stärker über duales Studium oder Ausbildung informieren müssen.

Viele Abiturientinnen und Abiturienten stehen aktuell vor der Herausforderung, sich beruflich zu orientieren. Die große Mehrheit beginnt ein Studium ohne Alternativen näher zu prüfen. Aus Sicht der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung könnte ein duales Studium oder eine Ausbildung für viele Absolventinnen und Absolventen zielführender sein und Enttäuschungen im Studium vermeiden. Dazu sollten auch Gymnasien verstärkt einen Beitrag leisten.

Wie geht es nach dem Abitur weiter?

Das Studium ist für viele die erste Wahl

Mit der Vergabe der Abiturzeugnisse unmittelbar vor den Sommerferien hat für viele Abiturientinnen und Abiturienten die Zeit der beruflichen Orientierung erst begonnen. Für die große Mehrheit ist ein Studium nach wie vor erste Wahl: Fast die Hälfte der Studienberechtigten beginnt bereits im Jahr des Schulabschlusses mit dem Studium. Demgegenüber bricht fast jeder vierte Studierende sein Studium ohne Abschluss vorzeitig ab.

Alternativen prüfen

Aus Sicht der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, die sich für einen guten Übergang von der Schule in die berufliche Bildung engagiert, sollten Abiturientinnen und Abiturienten intensiver auch Alternativen zum Studium prüfen. „Viele Abiturienten beginnen vorschnell ein Studium und setzen sich erst danach mit dem Thema Berufswunsch auseinander. Ein häufiges Wechseln der Studienfächer ist dabei programmiert, immer öfter führt die mangelnde Auseinandersetzung mit den eigenen beruflichen Vorstellungen vor Studienbeginn auch zum Studienabbruch“, sagt John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung. Vielen Studierenden fehle vor allem der Praxisbezug zu späteren beruflichen Einsatzfeldern. Hier könnten stärker praxisorientierte Ausbildungswege eine gute Alternative sein.

Das duale Studium

Mit einem dualen Studium lassen sich Theorie und Praxis gut verbinden, ebenso mit einer Ausbildung, die auch einem Studium vorgeschaltet werden könnte. Sowohl für ein duales Studium als auch für eine Ausbildung ist eine erfolgreiche Bewerbung bei einem Unternehmen Voraussetzung. Das Ausbildungsjahr beginnt in den Unternehmen normalerweise zwischen dem 1. Juli und dem 1. September. Wer ein duales Studium beginnen möchte, muss sich daher vorher informieren, welche Unternehmen diesen Ausbildungsweg anbieten. In der Regel ist sowohl für eine Bewerbung um ein duales Studium als auch um eine Ausbildung ein Vorlauf von einem Jahr einzukalkulieren. In Ausnahmefällen können Ausbildungsplätze auch kurzfristig noch vergeben werden. „Während die Vorlaufzeit für den Erhalt eines Studienplatzes relativ kurz ist, müssen sich die an einem dualen Studium oder an einer Ausbildung Interessierten frühzeitig informieren und bewerben. Wer beispielsweise ein freiwilliges soziales Jahr nach dem Abitur anstrebt, sollte die Zeit bis zum Antritt des sozialen Jahres für mögliche Bewerbungen bei Unternehmen nutzen“, erklärt John-Philip Hammersen. Abiturientinnen und Abiturienten, die nach dem Abitur direkt mit einem dualen Studium oder einer Ausbildung beginnen möchten, sollten schon während der Schulzeit aktiv werden.

Berufliche Orientierung in der Schulzeit

„Es ist wichtig, dass schon in der Schule Impulse für die berufliche Orientierung gegeben werden. Insbesondere Gymnasien sind verstärkt gefordert, den Schülern Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung zu bieten und über die verschiedenen Möglichkeiten der beruflichen Ausbildung zu informieren. Dies geschieht bislang nur unzureichend. An Gymnasien herrscht nicht nur Nachholbedarf bei der allgemeinen Berufsorientierung und der Vernetzung mit Unternehmen – Ausbildungswege jenseits des Studiums werden zu häufig fast vollständig ausgeblendet“, sagt Hammersen. „Neben die Abschlussorientierung muss bei Gymnasien gleichberechtigt die Anschlussorientierung treten. Diesen Anschluss müssen Schulen nicht allein organisieren, aber sie können in Kooperation mit außerschulischen Partnern beispielsweise durch Praktika, Mentoring- und Coaching-Modelle oder Bewerbungstrainings einen wichtigen Beitrag dazu leisten“, erklärt Hammersen. Schulen – vor allem Gymnasien – sollten ihre Bemühungen um eine gute Berufsorientierung daher verstärken, gleichzeitig aber auch möglichst neutral über die verschiedenen Wege in den Beruf informieren – sei es eine Ausbildung, ein Studium oder auch ein duales Studium.