Wie erkennt man Plagiate aus dem Internet?

Auch wenn die Menge der vorhandenen Informationen im Internet enorm sein mag und Schülerinnen und Schüler zu vertuschen suchen, dass sie abgeschrieben haben, kann man Abschriften auf die Spur kommen.

Original und Kopie: Fremde Spuren entdecken

Sind Quellenangabe zum Referat nicht oder offensichtlich unvollständig vorhanden, stellt sich das Problem, die Übernahme aus dem Internet zu erkennen. Einige Kriterien können darauf hinweisen:

  • Stilbrüche zwischen den eigenen Texten der Schülerinnen und Schüler und den Passagen aus dem Internet,
  • auffällige Änderungen in der Anzahl der Rechtschreib- oder sonstigen Fehler im Vergleich zu anderen Texten der Schülerinnen und Schüler, speziell auch die Nutzung der alten Rechtschreibung,
  • unpassende oder ungewöhnliche Formatierungen im Text (Texte in Tabellenform, unpassende Kapitelnummerierungen, fehlende Gliederungspunkte, freigelassene Stellen für Bilder, plötzlich auftretende Änderungen der Formatierung wie andere Einzüge, Zeilenabstände oder Schriftarten, unpassende Silbentrennungen durch die Übernahme von Texten aus Tabellen ...),
  • gute Bilder oder Grafiken, die makellos in den Text eingepasst sind.

Plagiat: Viele Unstimmigkeiten

Die Anzahl der möglichen Merkmale lässt erahnen, dass nur versierte Schülerinnen und Schüler mit hohem Engagement und entsprechendem Arbeitsaufwand in der Lage sind, diese Gesichtspunkte allesamt zu berücksichtigen. In der Regel werden bei einem Plagiat gleich mehrere dieser Punkte zutreffen und das Referat als einen Text "outen", der weitgehend auf einer Internet-Vorlage basiert.

Wer suchet, der findet

Die Originaltexte im Internet

Oft führt die Suche nach gängigen Themen, wie zum Beispiel im IT-Bereich, zu einer riesigen Anzahl von Suchergebnissen. Vertrauen Sie ruhig auf die Bequemlichkeit der Schülerinnen und Schüler: Oft findet sich der gesuchte Text direkt in einem der ersten Treffer-Ergebnisse. Gesuchte Texte sind schneller zu finden, wenn man auf die von den Jugendlichen benutzte Suchmaschine zurückgreift, da die Reihenfolge der Fundstellen in den diversen Suchmaschinen unterschiedlich ist. Meine Beobachtung geht dahin, dass oft klassenweise alle Schülerinnen und Schüler dieselbe Suchmaschine nutzen. Gegebenenfalls können Sie die Klasse auffordern, die benutzte Suchmaschine zusammen mit den Internetquellen anzugeben.

Kombinierte Suche

Einfacher, als die Fundstellen des Themas der Reihe nach durchzusehen, ist die kombinierte Suche. Dabei sucht man nach den Titeln, Untertiteln, Kapitelüberschriften oder speziellen Formulierungen aus dem Referattext. Da die Suchmaschinen nach verschiedenen im Text vorhandenen Wörtern suchen, lohnt sich die Suche nach einer Kombination mehrerer im vorliegenden Text stehenden Wörter. Um die Trefferquote überschaubar zu halten, sollten Sie vor allem nach ungewöhnlichen Ausdrücken und Wort-Kombinationen zu suchen. Wird man fündig und handelt es sich nur um einen Teil aus dem vorliegenden Referat, sollte man bedenken, dass auch im Internet zahlreiche (Teil-)Kopien von Original-Texten als Sekundärquellen erscheinen. Weitere Hinweise gibt es womöglich in den Quellenangaben der gefundenen Stellen.

Suche nach Bildern und Grafiken

Da die Einbindung von Bildern und Grafiken auch auf die Nutzung des Internets schließen lässt, ist die Suche nach Bildern ebenfalls ein guter Ansatzpunkt. Trotz der kleinen und umfangreichen "Bildergalerien" der Suchmaschinen lassen sie sich meist schneller in der Menge wiedererkennen. Auch hier sollten Sie bedenken, dass Bilder gerne für wiederum andere Quellen kopiert werden und daher, genau wie Texte, mehrfach im Netz zu finden sind.

Referatsbörsen im Internet

Hilfreich ist die Kenntnis der "üblichen" Referatbörsen im Netz. Sie finden dazu in der Rubrik "Zusatzinformationen" eine Liste mit Internetressourcen. Weil Schülerinnen und Schüler gerne auf "bewährte" Quellen und Tipps zurückgreifen, finden sich innerhalb einer Klasse oft die gleichen Quellen für die Referate eines Themenbereichs. Solche Referatsbörsen sollten Lehrerinnen und Lehrer nicht nur zur Kenntnis nehmen, sondern sich diese Quellen auch einmal anschauen. Das ist recht hilfreich, wenn man abschätzen will, welcher Umfang, Inhalt und Stil erwartet werden kann und wie weit die qualitative Bandbreite der zu findenden Referate reicht.

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Wolfram Händel

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