Migrationshintergrund: Lernbiografien mit Fluchterfahrungen

Fachartikel

In diesem Fachartikel zum Thema Flucht und Lernbiografien werden einige wichtige Faktoren vorgestellt, die in den Lernbiografien von geflüchteten Jugendlichen für den weiteren Schulbesuch unter anderem im DaF-/DaZ-Unterricht eine Rolle spielen können.

 

Betrachtet man Lernbiografien von geflüchteten Jugendlichen in Deutschland, ist zunächst zu beachten, dass jede Lernbiografie individuell ist. Dieser Artikel soll daher keineswegs dazu einladen, pauschalisierende Vorannahmen über Geflüchtete unterschiedlichster geografischer und sozialer Herkunft zu fördern. Ziel ist es vielmehr, die Lehrkraft im Vorfeld für die Möglichkeiten zu sensibilisieren und Problemlösungsstrategien zu erörtern, um ihr beispielsweise im Unterricht von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache zu helfen.

Schulunterricht im Herkunftsland

Viele Jugendliche mit Fluchthintergrund kennen aus ihrem Herkunftsland frontalen Schulunterricht, in dem vor allem reproduktive Fertigkeiten geschult werden. Das Mitlesen im Chor, die Alphabetisierung über das Auswendiglernen des Alphabets und das Fehlen von Partner- und Gruppenarbeit charakterisieren die Unterrichtserfahrung vieler Schülerinnen und Schüler. Mit kooperativen und eigenverantwortlichen Lernformen umzugehen, muss daher teilweise erst geübt werden.

Erfahrungen mit neuen Lernformen

Die Praxis zeigt jedoch, dass sich Jugendliche schnell auf neue Unterrichtsformen einlassen können, wenn sie den Lernerfolg erkennen. Zu Anfang eines Schuljahres bieten sich daher spielerische, stark aktivierende Unterrichtseinheiten an, bei denen die Schülerinnen und Schüler den effektiven Lerngewinn nach jeder Einheit klar vor Augen haben. Auch offene Diskussionen in der Klasse, bei denen Schülerinnen und Schüler von ihren Lernerfahrungen erzählen, regen zur Reflexion an. Die Lehrkraft kann in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass die Schülerinnen und Schüler eigenverantwortlich lernen. Sie werden nicht von der Lehrkraft mit Wissen gefüllt, sondern eignen sich Fertigkeiten und Kenntnisse selbst an. Dabei hilft es, aktiv zu sein, was allerdings für viele Flüchtlingskinder neu ist und erst geübt werden muss.

Erfahrungen mit körperlichen Strafen in der Schule

Im Zusammenhang mit den bisher erlebten Unterrichtsmethoden steht auch die Anwendung von Gewalt durch die Lehrkraft. Je nach Herkunftsland und besuchtem Schultyp, teilweise auch abhängig von einzelnen Lehrkräften, bringen viele Schülerinnen und Schüler Erfahrungen von körperlicher Gewalt und Demütigungen vor der Klasse mit. Klassische Bestrafungsmethoden bestehen neben Schlägen auch darin, dass Schülerinnen und Schüler in anstrengenden und demütigenden Positionen verharren müssen. Wenn sie sich bewegen, weil sie sich abstützen oder anders entlastende Positionen einnehmen wollen, werden sie noch zusätzlich bestraft. Das passiert normalerweise vor den Augen der Klasse. Gründe für Bestrafungen können mangelnde Konzentration, eine falsche Antwort oder auch nur ein unangespitzter Bleistift sein.

Vermittlung von Sicherheit vor körperlichen Strafen im Unterricht

Eine zielführende Methode, um die Angst vor Strafen im Unterricht abzubauen, ist ein Klassengespräch über die Rechtslage in Deutschland. Es sollte nicht in den allerersten Stunden eines...

 

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Arwen Schnack

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